Nahverkehr in LübeckDer Nahverkehr in Lübeck besteht aus den Stadtbuslinien der Stadtwerke Lübeck Mobil, den Regionalbuslinien von DB Regio Autokraft, Dahmetal und NAHBUS Nordwestmecklenburg sowie dem Schienen-Personennahverkehr der Bahn in der Region Lübeck. HistorischesLübeck wurde 1851 mit der Bahnstrecke Lübeck–Lüneburg erstmals an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Bis 1882 folgten die Bahnstrecken nach Hamburg, Kiel, Bad Kleinen und Travemünde; 1928 wurde die Bahnstrecke nach Neustadt (Holst) in Betrieb genommen. Durch diese Bahnstrecken wurden erstmals einige der zahlreichen ländlichen Stadtteile Lübecks an den Nahverkehr angebunden. Von einem Stadtverkehr im eigentlichen Sinn kann dabei aber keine Rede sein, denn in der eigentlichen Kernstadt gab es mit dem Hauptbahnhof nur eine Zugangsmöglichkeit zur Eisenbahn. Somit bestand nur die Möglichkeit, aus weit außerhalb gelegenen Stadtteilen wie etwa Niendorf oder Travemünde mit der Bahn die Innenstadt zu erreichen. Die Geschichte des eigentlichen Lübecker Stadtverkehrs begann mit der Eröffnung der Pferdestraßenbahn am 30. April 1881. Im Jahr 1894 wurden die Strecken der Pferdestraßenbahn elektrifiziert und fortan ein elektrischer Straßenbahnbetrieb auf 1100 mm Spurbreite durchgeführt. Die erste Omnibuslinie auf Lübecker Stadtgebiet wurde 1924 zwischen Lübeck und der (damaligen) Lübecker Exklave Nusse eingerichtet. Bald folgten weitere Linien, etwa zwischen der Straßenbahn-Endhaltestelle Kücknitz und Travemünde, von Lübeck nach Ahrensbök, nach Utecht oder der „Luftbus“, eine Zubringerlinie, die in den 1920er Jahren vom Lübecker Hauptbahnhof zum damaligen Flugplatz auf dem Priwall verkehrte.[1] Ab 1935 kamen erstmals Busse auch im Stadtverkehr zum Einsatz. Mit ihrer Einführung verdrängten sie erstmals eine Straßenbahnstrecke: Sie ersetzten die Straßenbahn in der Breiten Straße. Fortan wurde das Stadtbusnetz kontinuierlich zulasten der Straßenbahn ausgebaut. Nach einer kurzen „Blüte“ im Zweiten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit (die vorhandenen Busse wurden zum Teil anders gebraucht, Kraftstoff und Reifen waren knapp, daher wurden zum Teil wieder Straßenbahnstrecken reaktiviert) schrumpfte das Straßenbahnnetz immer mehr. Ende 1955 verkehrten noch sechs Straßenbahnlinien und acht Stadtbuslinien.[2] Am 16. November 1959 schließlich war die Umstellung der Straßenbahn auf Busverkehr vollendet.[3] →siehe: Straßenbahn Lübeck Somit bestand der Lübecker Stadtverkehr fortan aus den Buslinien der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG, zwischen Lübeck und Travemünde) und der Stadtwerke Lübeck. Eine Besonderheit in Lübeck war der Kleine Grenzverkehr, im Rahmen dessen es ab 1973 eine Linienverbindung der Stadtwerke Lübeck über die innerdeutsche Grenze gab. Eine Neuerung erfuhr der Nahverkehr in Lübeck mit der Gründung der Tarifgemeinschaft Lübeck (TGL) 1992. Damit gab es erstmals eine Tarifgemeinschaft zwischen Buslinien der Stadtwerke und der LVG. Bis dahin war es nicht möglich, aus Travemünde (das nur von der LVG bedient wurde) mit einem Fahrschein über die Innenstadt hinaus zu fahren. 1993 trat die DB der TGL mit der Eisenbahnlinie Lübeck Hbf – Travemünde Strand bei. Die TGL bestand bis 2011 und wurde dann in den Schleswig-Holstein-Tarif integriert. EisenbahnverkehrLübeck wird seit 1851 auf dem Bahnweg erreicht. Von Lübeck aus gibt es heute Bahnlinien in alle Himmelsrichtungen. Der größte und wichtigste Bahnhof ist der Hauptbahnhof, der auch von ICs und ICEs angefahren wird. Der Regionalbahn kommt eine nicht unbeträchtliche Rolle im Lübecker Stadt- und Vorortverkehr zu. Insgesamt gibt es zehn Bahnstationen im Stadtgebiet. Die Regionalbahn vom Lübecker Hauptbahnhof nach Travemünde verläuft ausschließlich auf Lübecker Stadtgebiet.
BusverkehrDas Gebiet der Stadt Lübeck und direkt angrenzender Orte (Region Lübeck) wird durch das Busnetz der Stadtwerke Lübeck Mobil abgedeckt. Daneben gibt es zehn Regionalbuslinien, die die Stadt mit dem Umland verbinden und auch im Stadtgebiet genutzt werden können. Eine Sonderstellung nimmt die Linie 8720 ein, die zwar reine Regionalbuslinie ist, aber zugleich den als einzigen Stadtteil nicht an das Stadtbusnetz angebundenen Stadtteil Kronsforde bedient. Zentraler Knotenpunkt ist der ZOB mit 20 Bussteigen (Zentraler Omnibus-Bahnhof). Hier treffen sich fast alle Stadt- und Regionalbuslinien in Lübeck. Auch Fernbusse halten hier. Er wurde 1973 direkt südlich vom Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Außerdem kann man am Kohlmarkt, mitten in der Altstadt, in fast alle Linien umsteigen. StadtbusseDie Stadtwerke Lübeck befördern mit ihrer Verkehrsgesellschaft SWLmobil mit 29 Buslinien und 2 Fährlinien im Lübecker Ballungsraum jährlich insgesamt rund 30 Millionen Fahrgäste. Die Stadtbuslinien verkehren täglich zwischen circa 04:30 Uhr und 00:30 Uhr, davon werden neun Linien in die Stadtteile Kücknitz und Travemünde von der integrierten Tochtergesellschaft LVG übernommen. Einige Stadtbuslinien bedienen auch die Nachbargemeinden Stockelsdorf, Bad Schwartau, Sereetz, Selmsdorf, Herrnburg, Groß Grönau, Krummesse und Klein-Wesenberg (diese bilden mit der Stadt Lübeck die Tarifregion Lübeck)[4] sowie Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Warnsdorf. Die Taktfrequenz der Linien beträgt montags bis freitags zwischen 07 und 20 Uhr (Hauptverkehrszeit) 10/15/20/30/60 Minuten, davor und danach in der Schwachverkehrszeit 30/60/120 Minuten. Die Stadt Lübeck als Aufgabenträger für den kommunalen ÖPNV hat mit dem Regionalen Nahverkehrsplan (RNVP) zum Fahrplanwechsel 2024 beim Stadtbusverkehr der SWLmobil, auf Grundlage eines Integralen-Takt-Fahrplans, die Ausweitung eines 10-Minuten-Taktes auf allen radialen Streckenachsen durch Kombinationen von zwei oder drei Linien beschlossen. An Haltestellen mit diesem "Lübeck-Takt" fährt Montag bis Freitag zwischen 07 und 20 Uhr mindestens alle zehn Minuten ein Bus. Im Liniennetzplan sind diese Strecken fett dargestellt[5]. Der Spätverkehr nach 20 Uhr wird am ZOB als Treffpunktsystem abgewickelt. Einen Nachtlinien-Verkehr gibt es nicht, dafür das On-Demand Angebot LÜMO. Die Schnellbusse der Linien 30, 40, 50 halten nicht an allen Haltestellen in der Travemünder Allee. In den Randzeiten bietet die SWLmobil in Lübeck seit 2018 das Ridepooling-Angebot „LÜMO“.[6] Die eingesetzten Elektro-Kleinbusse fahren innerhalb der Kernstadt jeden Freitag, Samstag und vor Feiertagen von 20 bis 04 Uhr, sonntags bis donnerstags von 20 bis 01 Uhr. Fahrgäste zahlen für die Nutzung den üblichen Basispreis bar oder bargeldlos (Einzelticket, Zeitkarteninhaber nicht) und lediglich einen Euro Zuschlag je Person. Diese Sammel-Rufbusse haben keine festen Haltestellen und sind über die LÜMO-App buchbar.[6]
LinientaxiAuf einigen schwach frequentierten Linienabschnitten verkehren in Lübeck Linientaxis, d. h., anstelle eines Busses wird ein Großraumtaxi eingesetzt. Teils stößt dies auf Kritik, da in einigen Fällen die Taxis voll besetzt waren und weitere wartende Fahrgäste nicht mitnehmen konnten.[7] Erstmals wurde das Linientaxi 2006 auf der damaligen Linie 12 zwischen Schlutup Markt und Selmsdorf eingeführt.[8] Bis heute verkehrt die Linie außerhalb des Schülerverkehrs als Linientaxi, allerdings mittlerweile zwischen Gothmund Normannenweg und Selmsdorf An der Trave als Linie 24. Nach diesem Vorbild wurde 2007 die Bad Schwartauer Stadtlinie 18 zum Linientaxi, nach einer großen Liniennetzreform und Takt-Ausdünnung im Jahr 2012 folgte die jetzige Linie 10 zwischen Bad Schwartau und Groß Parin an Wochenenden. Als einziges Linientaxi verkehrt die Linie 35 auf dem Abschnitt Teutendorfer Weg – Teutendorf als Anruf-Sammel-Taxi (AST) nur nach vorheriger Anmeldung.[9] RegionalbusseLübeck wird von zehn Regionalbuslinien aus dem Umland angefahren, wobei einige dieser Fahrten nicht bis ins Stadtzentrum führen, sondern bereits an einer Umsteigehaltestelle zum Stadtverkehr in einem Vorort enden. Die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn, südlich der Lübecker Stadtgrenze, sind Bestandteil des NahSH und des HVV (vierstellige Liniennummern). Einige der Regionalbusse verkehren nicht mehr im Spätverkehr. Zusätzlich zu den hier genannten Linien gibt es in der Region noch werktäglichen Schulbusverkehr.
FährenDie Stadtwerke Lübeck Mobil GmbH betreibt neben den Buslinien auch zwei Fährverbindungen über die Untertrave von Travemünde zur Halbinsel Priwall. Die (nördliche) Personenfähre fährt dabei nur im Sommerhalbjahr täglich zwischen 08:00 und 22:30 Uhr, während die (südliche) Auto- und Personenfähre das ganze Jahr hindurch täglich durchgehend alle 10–15 Minuten verkehrt. Die Fähren sind nicht in den regulären Stadtbustarif integriert, Zeitkarten der Stadtwerke Lübeck Mobil berechtigen nur eingeschränkt zur Nutzung der Fähren. Ebenso wird für Fahrgäste der Linie 38, die die Fähre auf ihrem Weg vom Gneversdorfer Weg zum Priwall nutzt, ein Fähraufschlag fällig.[10] CarsharingIn Lübeck gibt es mit Stattauto HL ein gut ausgebautes Carsharing-Angebot. In der Region Lübeck gibt es dabei über 140 Fahrzeuge an Standorten in Lübeck und Bad Schwartau. Auch wenn Stattauto HL und Stadtwerke Lübeck Mobil voneinander völlig unabhängige Unternehmen sind, kooperieren sie miteinander. Um als Ergänzung zum ÖPNV-Angebot attraktiv zu sein, gewährt Stattauto HL Abo-Kunden der SWLmobil einen Preisnachlass.[11] TarifeLübeck liegt im Geltungsbereich des Verkehrsverbundes NAH.SH mit dem Schleswig-Holstein-Tarif (SHT). In diesen Verbund sind alle Stadtbus- und Regionalbuslinien sowie die Regionalzüge integriert. Es werden weitreichende Übergangstarife zum Hamburger Verkehrsverbund (HVV) angeboten. Innerhalb des Schleswig-Holstein-Tarifs gelten die Tarife für die Region Lübeck, zu der seit April 2024 auch die Gemeinden Herrnburg und Selmsdorf in Nordwestmecklenburg gehören.[12] Es gibt drei Preisstufen. Fahrausweise sind beim Fahrpersonal der Busse, in Vorverkaufsstellen, an Automaten in Bahnstationen jeweils bar oder bargeldlos sowie digital über die NahSH-App und DB Navigator-App erhältlich. Sie gelten in allen Bussen und Regionalbahnzügen innerhalb der Region Lübeck und berechtigen auch zum Umsteigen zwischen den Verkehrsmitteln. PlanungenEs gibt Planungen, in Lübeck ab 2030 ein Regio-S-Bahn-System auf den vorhandenen Eisenbahnstrecken nach Hamburg, Travemünde, Neustadt, Malente, Büchen und Bad Kleinen im jeweils Halbstunden-Takt einzuführen.[13] Der landeseigene Nahverkehrsverbund NAH.SH als Aufgabenträger und die Stadt Lübeck planen, dafür auf allen bestehenden Linien der Regionalbahn in der Hauptverkehrszeit einen Halbstunden-Takt zu verstetigen. Langfristig sollen nach 2030 weitere Haltepunkte in der Region hinzukommen:[14] Lübeck-Waldhusen, Lübeck-Buntekuh/Genin, Skandinavienkai-Terminal, Lübeck-Karlstraße, Pogeez, Ratekau und Techau. Die Zukunft der heutigen Bäderbahn nach Neustadt bleibt nach Fertigstellung der Neubau-Strecke Richtung Fehmarn ungewiss. Beim Stadtbusverkehr sind, vorbehaltlich der Finanzierung, weitere Taktverdichtungen, eine mögliche neue tangentiale Verbindung sowie die Optimierung der Umsteigeverknüpfungen der Stadtbusse mit den Regionalbussen und Regionalbahnen in Aussicht gestellt. Weblinks
Einzelnachweise
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