Während seiner Amtszeit in Weimar in den Jahren 1712 bis 1717 komponiert Johann Sebastian Bach eine Sammlung choralgebundener Orgelstücke (Choralvorspiele), bekannt als das Orgelbüchlein (BWV 599–644).
Aufgrund seines ausgezeichneten Rufs als Orgelgutachter wird Bach zur Begutachtung der Orgel in der Leipziger Paulinerkirche (Scheibe-Orgel) hinzugezogen.
05. August: Nachdem der bisherige Hofkapellmeister Augustin Reinhard Stricker seinen Posten in Köthen verlassen hat, unterschreibt Bach den Vertrag als dessen Amtsnachfolger, ohne jedoch vorher um seine Entlassung in Weimar gebeten zu haben. Er nimmt bei der Unterzeichnung des Vertrages eine Gebühr von 50 Talern entgegen. Insgesamt liegt sein Jahreseinkommen in der Funktion des Kapellmeisters bei 400 Talern. Hinzu kommt ein Mietzuschuss von zwölf Talern.
07. August: Bach wird in Köthen zum Kapellmeister und Director derer Cammer-Musiquen ernannt.
06. November: Als Bach in Weimar nachträglich um seine Entlassung bittet, erhält er seine Demission nicht, sondern wird wegen seiner „Halßstarrigen Bezeugung“ in der Landrichterstube in Haft genommen.
02. Dezember: Bach wird aus der Haft und in Ungnade aus dem Weimarer Dienstverhältnis entlassen.
Georg Friedrich Händel
Georg Friedrich Händel, der seit Oktober 1712 in London lebt und 1716 mit König Georg I. nach Deutschland reist, kehrt spätestens im Sommer nach Großbritannien zurück.
Nach seiner Rückkehr tritt er im Sommer als Hauskomponist in die Dienste des Earl of Carnarvon, des späteren Duke of Chandos. Hier versammelt sich ein progressiver Literatenkreis, dem auch John Gay und Alexander Pope angehören. Händels Werke, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware komponiert, werden die elf Chandos Anthems sowie die erste Fassung von Esther und die völlig neue englische Fassung von Acis and Galatea (Text: John Gay) umfassen. In Cannons vollendet Händel wahrscheinlich auch die 1720 im Selbstverlag veröffentlichten Suites de Pièces pour le Clavecin (1. Sammlung), die unter anderem die bekannten Variationen enthalten, denen man später den Namen The Harmonious Blacksmith („Der harmonische Grobschmied“) geben wird. Außerdem beginnt er während seines Aufenthalts mit der Komposition des Chandos Te Deum.
17. Juli: Auf einer Lustfahrt des britischen Königs Georg I. auf der Themse wird die zweite Suite der Wassermusik (Water Musick, HWV 348, 349 und 350) von Georg Friedrich Händel erstmals aufgeführt, die er im Auftrag des Königs komponiert hatte. Der König ist von der Musik so begeistert, dass er einige Teile mehrfach spielen lässt. Die Aufführung der beiden anderen Suiten lässt sich nicht genau datieren.
Alessandro Scarlatti
Alessandro Scarlatti, der in Neapel als Kapellmeister der Cappella Reale tätig war, hält sich ab dem Jahr 1717 (bis 1722) überwiegend in Rom auf. Hier wird er die Reihe seiner Opern mit mehreren Werken für das Teatro Capranica abschließen.
Seit 1713 ist Scarlatti außerdem maestro di capella an der Capella Giulia des Vatikan.
28. Januar: In einem merkwürdigen Dokument lässt sich Domenico Scarlatti offiziell Unabhängigkeit von seinem Vater Alessandro Scarlatti zusichern, der anscheinend allzu dominant seine Karriere und sein Leben steuern will.
Während seiner Zeit in Frankfurt komponiert Telemann neben den Kantaten Oratorien, Orchester- und Kammermusik, von der ein Großteil veröffentlicht wird, sowie Musik für politische Festakte und Hochzeitsserenaden. Allerdings findet er keine Gelegenheit, Opern zu veröffentlichen, wenngleich er weiterhin für die Leipziger Oper schreibt.
Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi ist musikalischer Leiter (maestro de’ concerti) des Orchesters des Ospedale della Pietà (eines von vier Heimen in Venedig für Waisenmädchen). Das Orchester erlangt bald einen für die damalige Zeit legendären Ruf und lockt zahlreiche Italienreisende an.
Weitere biografische Ereignisse
Als der Sohn des Kurfürsten August des Starken und spätere Kurfürst Friedrich August von Sachsen anlässlich seiner Grand Tour in Venedig weilt und dort die Musik von Antonio Lotti hört, nimmt er Verhandlungen mit ihm und dessen Frau Santa Stella auf, um sie an den Hof nach Dresden zu berufen, wo er die Absicht hat, eine italienische Oper zu gründen. Lotti und seine Frau zusammen erhalten eine Gage von 9975 Talern. Damit sind sie ähnlich hoch bezahlt wie später Primadonna Faustina Bordoni und ihr Mann Johann Adolph Hasse als Sächsischer Hofkapellmeister. Sein Debüt in Dresden gibt Lotti am 25. Oktober mit der Oper Giove in Argo.
Johann Georg Pisendel ist in Italien und verbringt in Venedig auf Kosten seines Fürsten ein Jahr bei Antonio Vivaldi, mit dem ihn bald eine herzliche Freundschaft verbindet. Vivaldi wird ihm vier Sonaten, fünf Konzerte und eine Sinfonia widmen. Diese entstehen vermutlich zwischen 1717 und 1720 und tragen die Widmung „fatte p. Mr. Pisendel“.
Der deutsche Komponist und Organist Johann Gotthilf Ziegler heiratet am 4. Mai Anna Elisabeth Krüger. Aus der Ehe werden fünf Kinder hervorgehen, darunter die Tochter Johanna Charlotte Ziegler (1725–1782), die als anakreontische Dichterin hervor tritt.
Domenico Zipoli beginnt im April gemeinsam mit 52 anderen Jesuitenmissionaren seine Reise nach Südamerika, wo er drei Monate später ankommt und sich bei Córdoba niederlässt. Neben der Fortführung seines Theologie- und Philosophiestudiums widmet er sich auch weiterhin der Musik. Seine Kompositionen werden unter den Missionsmitgliedern große Berühmtheit erlangen. Zeitgenössische Kopien finden sich in vielen Bibliotheken Lateinamerikas.
Der KastratGaetano Berenstadt besucht erstmals London, wo er in der Wiederaufnahme von Georg Friedrich Händels Oper Rinaldo die ursprünglich für den Bass Giuseppe Maria Boschi geschriebene Rolle des bösen Argante übernimmt. Berenstadt singt in der Folge auch in Pyrrhus and Dimetrius (UA am 2. Februar), in Francesco MancinisVincislao, re di Polonia (Wiederaufnahme der Uraufführung in Neapel 1714 am 14. März) und in der Uraufführung von Attilio AriostisTito Manlio am 4. April.
Eröffnungen
26. Dezember: Genau acht Monate nach Baubeginn findet im neu errichteten Teatro Regio Ducale in Mailand die erste Vorstellung statt, eine Aufführung des Stücks Costantino von Francesco Gasparini.
Uraufführungen
Bühnenwerke
Oper
00. Februar: Das Singspiel in fünf Akten Die durch Verstellung und Großmuth über die Grausamkeit siegende Liebe oder Julia von Reinhard Keiser auf das Libretto von Johann Joachim Hoë wird erstmals am Theater am Gänsemarkt in Hamburg aufgeführt.
00. Juli: Das Singspiel in drei Akten Die großmütige Tomyris von Reinhard Keiser wird am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt. Das Libretto stammt von Johann Joachim Hoë nach dem italienischen Libretto L'amor di figlio non conosciuto von Domenico Lalli.
25. Oktober: Die Oper Giove in Argo von Antonio Lotti auf das Libretto von Antonio Maria Lucchini wird in Dresden uraufgeführt.
04. November: Die Uraufführung der Oper Der die Festung Siebenbürgisch-Weißenburg erobernde und über die Dacier triumphirende Kayser Trajanus von Reinhard Keiser erfolgt am Theater am Gänsemarkt in Hamburg. Auch hier stammt das Libretto von Johann Joachim Hoë.
28. Dezember: Auch das Singspiel in drei Akten Das bey seiner Ruh und Gebuhrt eines Printzen Frolockende Lycien unter der Regierung des Königs Jobates und Bellerophon von Reinhard Keiser auf das Libretto von Johann Joachim Hoë wird am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt.
Antonio Maria Bononcini – La conquista del vello d’oro