Mußbach (Rehbach)

Mußbach
Stauweiher im Kurpfalz-Park

Stauweiher im Kurpfalz-Park

Daten
Gewässerkennzahl DE: 237982
Lage Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Rehbach → Rhein → Nordsee
Quelle am Hinteren Stoppelkopf
49° 24′ 25″ N, 8° 4′ 33″ O
Quellhöhe 360 m ü. NHN[1]
Mündung bei Neustadt-Mußbach von links in den RehbachKoordinaten: 49° 21′ 33″ N, 8° 10′ 58″ O
49° 21′ 33″ N, 8° 10′ 58″ O
Mündungshöhe 128 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied 232 m
Sohlgefälle 20 ‰
Länge 11,9 km[3]
Einzugsgebiet 15,238 km²[3]
Durchflossene Stauseen • zwei Stauweiher im Kurpfalz-Park
• ein Stauweiher im Gimmeldinger Tal
Einzugsgebiet von Ober- und Mittellauf des Mußbachs (rot markiert) im Pfälzerwald

Einzugsgebiet von Ober- und Mittellauf des Mußbachs (rot markiert) im Pfälzerwald

Brücke über den Mußbach am Ausgang des Benjentals (Deidesheim)

Brücke über den Mußbach am Ausgang des Benjentals (Deidesheim)

Der Mußbach am südöstlichen Ortsrand von Gimmeldingen, links die Nordwand der Wiedemannschen Mühle

Der Mußbach am südöstlichen Ortsrand von Gimmeldingen, links die Nordwand der Wiedemannschen Mühle

Der Mußbach, in der örtlichen Mundart Muschbach, im Osten des Pfälzerwalds und in der Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz) ist ein knapp 12 km langer Bach und ein linker Zufluss des Rehbachs. Nach ihm ist das Winzerdorf Mußbach benannt, das er durchfließt und das 1969 als Ortsteil in die Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet wurde.

Geographie

Verlauf

Im Mittelgebirge

Wachenheimer Gemarkung

Die beiden Quellbäche des Mußbachs entspringen, nur 300 m voneinander entfernt, am Nordhang des Hinteren Stoppelkopfs (566 m) auf der Waldgemarkung von Wachenheim an der Weinstraße. Die rechte Hauptquelle im Zwerlebachtal liegt auf 360 m,[1] die linke Nebenquelle im Haseltal auf 370 m Höhe. Nach etwa 700 m fließen die Abläufe zusammen; 200 m vor der Vereinigungsstelle steht zwischen den beiden Bachläufen die Jagdhütte Haseltal.

Der anfangs rasch fließende Mußbach tritt nun in die 70 Hektar große Freizeit- und Wildparkanlage Kurpfalz-Park ein, wo er im Nordwestteil auf 316 m Höhe das Wasser des Naturdenkmals Siebenröhrenbrunnen aufnimmt. Im Park fließt der Bach gut 1 km nach Osten, wobei er zwei schmale Stauweiher speist. Dann erreicht er die Senke der Lambrechter Verwerfung, die von Nord nach Süd verläuft. Den mit etwa 0,65 Hektar größten Stauweiher im Norden des Parks, auf dem der Parkbetreiber verschiedene Wasserfahrzeuge anbietet, füllt der von links kommende Bach vom Seekopf.[4] Nach dessen Einmündung biegt der Mußbach in der Senke nach rechts ab – geradeaus östlich am Parkeingang steht das Waldgasthaus und frühere Forsthaus Rotsteig – und verlässt 500 m weiter den Park in südlicher Richtung. Der Lambrechter Verwerfung folgt er noch – in kleinen Mäandern – etwa 300 m.

Deidesheimer Gemarkung

Mit dem Erreichen der Haardt, des östlichen Randgebirges des Pfälzerwalds, überquert der Mußbach die Grenze zur Waldgemarkung von Deidesheim, das bis um das Jahr 1800 zum Hochstift Speyer gehörte, und wechselt ins Silbertal, wo ihm von rechts der Silbertalbach zufließt. Beim Waldgasthaus Forsthaus Silbertal (Welt-Icon) schwenkt der Mußbach nach Südost um und folgt dem Silbertal gut 2 km bis zu dessen Ende. Direkt unterhalb der gefassten Quaderhangquelle und nahe der hölzernen Pfälzerwaldhütte (Welt-Icon), die Wanderern als Unterstand dient, mündet von links aus dem Benjental der Bach vom Schnokebrunnen.

Hier, am nach Südosten gerichteten Quaderhang des 477,1 m hohen Saulochköpfchens, laufen Silber- und Benjental zum Gimmeldinger Tal zusammen, auf dessen Sohle der Mußbach weiterfließt. Ungefähr 700 m unterhalb passiert er das frühere Forsthaus Benjental, das heute ebenfalls ein Waldgasthaus ist. Nach insgesamt 6 km seines Laufs verlässt er den Landkreis Bad Dürkheim und überquert beim Alten Jagdhaus Looganlage die Grenze zur Waldgemarkung des Neustadter Ortsteils Gimmeldingen. Die heutige Grenze ist identisch mit der bis um das Jahr 1800 geltenden zwischen dem Hochstift Speyer und der Kurpfalz.

Gimmeldinger Gemarkung

Direkt auf dieser Grenze zu Neustadt-Gimmeldingen mündet auf etwa 220 m Höhe von rechts der Bach vom Loosenbrunnen, der zwar nur 800 m lang, aber recht wasserreich ist. Er entspringt, gefasst im denkmalgeschützten Loosenbrunnen, in 458 m Höhe an der Nordostflanke des Weinbiets, dessen 554 m hoher Gipfel mit zwei markanten Türmen den Ostrand des mittleren Pfälzerwalds prägt. Von 1952 bis 1988 wurde Quellwasser aus dem Brunnen als Trinkwasser zum Ausflugslokal Weinbiethaus hochgepumpt.[5]

Im weiteren Verlauf des Gimmeldinger Tals fließt der Mußbach langsamer. Er nimmt das Wasser der Loog- sowie der Neumühlquelle auf und passiert die historische Talmühle, die zu einem Waldgasthaus umgebaut ist. Anschließend speist der Mußbach einen kleinen Stauweiher, während rechts einige Meter höher das aus dem Jahr 1899 stammende und denkmalgeschützte Wasserwerk Mußbach steht. Unterhalb des Weihers teilt sich der Mußbach in zwei Arme auf, die für gut 200 m im Abstand von etwa 30 m nahezu parallel nebeneinander herfließen und sich dann wieder vereinigen.

In der Ebene

Mit dem Durchbruch durch die Haardt zwischen den Massiven von Weinbiet (rechts, 554 m) und Stabenberg (links, 496 m) verlässt der Mußbach das Mittelgebirge und erreicht die Vorderpfalz. Dort durchquert er zunächst die schmale Bruchzone am Westrand des Oberrheingrabens, wo sich in der hügeligen Rebenlandschaft beidseits der Deutschen Weinstraße die Wohngebiete von Gimmeldingen und Mußbach erstrecken. Kurz vor dem Talausgang wurde einst zur Versorgung einer Mühlenanlage der Altbach nach links abgeleitet. Er führte anfangs in östlicher, später südöstlicher Richtung mitten durch das Dorf, bis er nach etwa 1000 m am Ende der heutigen Altbachstraße nach rechts in den Mußbach zurückmündete. Die letzten Spuren des Altbachs wurden in den 1970er Jahren durch Verfüllung beseitigt; der Lauf ist nur noch durch angrenzende Wege und Pfade nachzuvollziehen.

Innerhalb der Mußbacher Wohnbebauung gehen die Hügel in die Rheinebene über. Der Mußbach fließt im Zentrum des Dorfs, teilweise verrohrt, durch den historischen Herrenhof. Der Name der rechts parallel verlaufenden Straße An der Bleiche erinnert daran, dass an einer längst verschütteten rechten Ableitung, die nach 1000 m wieder in den Mußbach zurückfloss, einst Wäsche gewaschen und getrocknet wurde. Zwischen den Straßen Zum Ordenswald und Silvanerweg ist der Bach auf einer Länge von etwa 700 m verrohrt; er verschwindet im Untergrund, um erst wieder im südöstlichen Wohngebiet kurz vor der Feldgemarkung zutage zu treten. Etwa 500 m nach der Siedlungsgrenze mündet er auf 128 m Höhe[2] von links in den Rehbach, den nördlichen Mündungsarm des Speyerbachs.

Östlich der Mußbacher Wohnbebauung lassen die quer zum Gefälle verlaufenden Höhenlinien vermuten, dass der Unterlauf des Mußbachs früher mit der Abflusslinie des heutigen Langgrabens, und zwar dessen linken Mündungsarms, identisch war,[6] mithin der heutige Mußbach-Mündungsbereich künstlich geschaffen wurde. An zwei Wehren wurde bis in die 2010er Jahre unzulässigerweise ein Teil des Mußbachwassers nach links in den Langgraben abgeleitet, um Kleingartenanlagen zu bewässern. Deshalb ließ die Stadt Neustadt im März 2015 am nördlichen Wehr eine Metallplatte anbringen, um das Ableiten von Wasser zu verhindern. Da jedoch Unbekannte während der nächsten zwei Monate die Platte mehrmals entfernten, wurde das Verbindungsrohr mit einem Bagger ausgegraben und die Zuleitung zugeschüttet.[7]

Der rechte Ast des Langgrabens erreicht 500 m unterhalb der Mußbachmündung das ehemalige Bachbett des Rehbachs; dieser wurde nämlich in den 1980er Jahren beim Ausbau des dortigen Teilstücks der Bundesstraße 38 von deren Nord- auf die Südseite verlegt. Im früheren Rehbach-Bett wird der rechte Mündungsast des Langgrabens noch 150 m weitergeführt bis zu seiner neuen Mündung (Welt-Icon). Der linke Ast des Langgrabens mündet (Welt-Icon) in den Rehbach etwa 1,5 km unterhalb der Mußbachmündung.

Der etwa 12 km lange Lauf des Mußbachs endet 232 Höhenmeter unterhalb seiner Quelle, er hat somit ein mittleres Sohlgefälle von ungefähr 20 ‰.

Zuflüsse und Ableitungen

Nachfolgend sind die Zuflüsse und Ableitungen des Mußbachs zwischen seiner Quelle und seiner Mündung aufgelistet mit orographischer Mündungsseite, Länge in km und Einzugsgebiet in km².[3]

  • Haseltalbach (links), 0,7 km und 0,3 km²
  • Bach vom Seekopf (links), 0,8 km und 0,7 km²
  • Graben vom Parkplatz (links), 0,2 km und 0,22 km²
  • Silbertalbach (rechts), 1,6 km und 1,36 km²
  • Bach vom Schnokebrunnen (links), 0,6 km und 1,7 km²
  • Bach vom Loosenbrunnen (rechts), 0,8 km und 1,0 km²[Z 1]
  • Altbach (auch Mühlbach, ehemalige Ableitung nach links und Wiedereinleitung, in Gimmeldingen), etwa 1,0 km[Z 2]
  • Langgraben (ehemalige Ableitung nach links, in Mußbach, Mündung in den Rehbach)[Z 3][7]

Anmerkungen:

  1. Länge und Einzugsgebiet geschätzt, da nicht im GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise).
  2. Der Altbach wurde in den 1970er Jahren verfüllt.
  3. Die Ableitung zum Langgraben wurde 2015 versperrt.

Quellen und Brunnen

Der Mußbach nimmt entlang seinem Lauf das Wasser verschiedener Quellen und Brunnen auf. Zu ihnen gehören:

Ortschaften

Geschichte

Name

Bereits im Mittelhochdeutschen hieß der Wasserlauf und nach ihm auch der vom Unterlauf durchflossene Ort „Muosbach“, was so viel wie „moosiger Bach“ im Sinne von „sumpfig“ bedeutet; denn Wasserläufe, die naturbelassen waren, mäandrierten damals und bewirkten in der Umgebung einen hohen Grundwasserspiegel.

Mühlen

Pfälzer Waldhaus (1907), früher Obere Mühle (Deidesheim)
Mühlstein und Reste des Mauerwerks der Unteren Mühle (Deidesheim)
Arndorffsche Mühle (Gimmeldingen)

f1 Karte mit allen Koordinaten der Mühlen am Mußbach: OSM

Das Wasser des Baches diente früher zum Betrieb von zwölf Wassermühlen und Triebwerken. Die Deidesheimer Gemarkung gehörte bis 1794 zum Hochstift Speyer, Gimmeldingen und Mußbach waren der Kurpfalz zu Eigen.[8] Nachfolgend sind die Mühlen von der Mußbachquelle zur Mündung hin aufgelistet.[9]

Deidesheimer Gemarkung

  • Lagebedingt trug die oberste Mühle am Mußbach den Namen Obere Mühle (Welt-Icon). Sie hat eine bewegte Geschichte: Wohl als Mahlmühle bestand sie bis 1656, wurde bis 1665 möglicherweise als Gienanthsche Wappenschmiede betrieben (deren genauer Standort zwar nicht überliefert ist, doch wurde sie als „Wappenschmiede im Silbertale“[10] bezeichnet) und 1699 als Sägemühle erwähnt. 1711 wurde sie auf den vorhandenen Grundmauern als Mahlmühle neu errichtet. Später wurde sie wiederum als Wappenschmiede betrieben, bis sie 1892 endgültig stillgelegt wurde. Die Gemeinde Mußbach, an die der letzte Eigentümer Johannes Koch das Anwesen 1904 veräußert hatte, richtete dort die Gastwirtschaft Pfälzer Waldhaus Wappenschmiede ein, die 1958 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde.[10]
  • Die Untere Mühle (Welt-Icon) wurde 1718 erbaut und ist seit einem Großbrand im Jahr 1886 Ruine. Ein Mühlstein und Mauerwerkreste sind erhalten.
  • Die Platzsche Mühle (Welt-Icon) wurde 1821 neu erbaut und 1900 stillgelegt.
  • Das 1874 errichtete Forsthaus Benjental (Welt-Icon) war früher eine Wappenschmiede, die sich des Mußbachwassers bediente, um den Eisenhammer anzutreiben.[10]

Gimmeldinger Gemarkung

  • Die Hintere Talmühle (Welt-Icon) oder Neumühle war die oberste Mühle auf Gimmeldinger Gemarkung.[11] Von ihr gibt es keine Reste.
  • Gebäudemäßig am besten erhalten ist rund 300 m unterhalb die (Vordere) Talmühle (Welt-Icon), die zur Gaststätte umgebaut wurde. Ihr früherer Namenszusatz diente der Unterscheidung von der vorgenannten Anlage.[11]
  • Die Holzmühle (Welt-Icon) an der linken Mußbach-Ableitung Altbach, heute Holzmühlstr. 28, ist seit 1476 als Mahl- und/oder Holzmühle nachgewiesen und wurde 1908 stillgelegt.[11]
  • Bereits zu fränkischer Zeit lag südlich der Nikolauskirche auf der Gemarkung des früheren Dorfes Lobloch eine Mühle. Sie wird von den Historikern für die Keimzelle des Dorfs gehalten, das 1751 im Nachbarort Gimmeldingen aufgegangen ist. Eine Nachfolgeanlage ungefähr an gleicher Stelle war die Arndorffsche Mühle (Welt-Icon), die 1812 von Jakob Heinrich Arndorff als Ölmühle gegründet und 1920 von seinem Enkel stillgelegt wurde.[11] Heute wird dort das Gästehaus eines örtlichen Hotels betrieben.
  • Die Hermannsche Ölmühle (Welt-Icon), heute Loblocher Str. 29–33, ist 1442 als Mahlmühle belegt und wurde um 1708 als Ölmühle neu aufgebaut.[11]
  • Die Wiedemannsche Mühle (Welt-Icon) im äußersten Südosten Gimmeldingens an der Grenze zu Mußbach ist mit der vormaligen Hahnenmühle identisch,[11] worauf auch ihre Lage am Hahnenweg hinweist. 1797 wurde sie im Gefolge der Französischen Revolution zum Staatseigentum erklärt und wenig später durch Johann Jakob Wiedemann ersteigert.[11] Sie war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Betrieb und wurde dann durch die Familie Hellmann/Vergé zu einem Weinbaubetrieb umgestaltet. Das ehemalige Mühlrad konnte noch in den 1960er Jahren bei Unterrichtsgängen besichtigt werden.

Mußbacher Gemarkung

  • Eine Krappmühle (Welt-Icon), früher unmittelbar oberhalb des Herrenhofs, heute An der Eselshaut 15, ist bereits im 10. Jahrhundert erwähnt und 1694 bezeichnet.[12][13]
  • Eine ehemalige Schaffelmühle (Welt-Icon), heute Kleingasse 16 a, deren Rad mit Wasserkästen („Schaffeln“) statt Schaufeln ausgestattet war, ist 1799 bezeichnet.[14]

Niedergang des Mühlenwesens

Der Mußbach war einst ein rauschendes Gewässer, das die Mühlen antreiben konnte;[15] dann allerdings begannen zunächst die Orte am Ausgang des Gimmeldinger Tals, Gimmeldingen und Mußbach, später auch Wachenheim, Deidesheim und Haardt, ihr Trinkwasser aus Quellen des Mußbachs für sich abzuleiten. Die stärksten der etwa 50 Mußbach-Quellen, die damals amtlich erfasst waren, wurden dadurch dem Bachlauf entzogen, so die Quaderhangquelle am Ausgang des Benjentals, die Trinkwasser für Deidesheim liefert. Zwar klagten die verbliebenen Mühlenbesitzer dagegen, konnten ihr Recht aber nicht durchsetzen und mussten schließlich aufgeben.[8]

Tourismus

  • Die zwölf alten Mühlenstandorte am Mußbach sind über einen Mühlenwanderweg verbunden, der 1976 auf Initiative des Gimmeldinger Heimatforschers Erich Metz geschaffen wurde.[15]
  • 1715 hatte die Kurpfalz am Mußbach bei der Looganlage zwischen dem Deidesheimer und dem Gimmeldinger Gebiet eine Zollgrenze eingerichtet.[10] Um dort Abgaben zu vermeiden, transportierten daraufhin die Deidesheimer Müller ihr produziertes Mehl nicht mehr auf Fuhrwerken talabwärts. Stattdessen eröffneten sie – fast ausschließlich auf Deidesheimer Gemarkung – eine Route durchs Gebirge nördlich des Stabenbergs, auf welcher der Mehltransport mittels Eseln erfolgte. Diese wurden bei den Mühlen gehalten, die der Volksmund nun als „Eselsmühlen“ bezeichnete.[8] Als 1794 nach der Eroberung der linksrheinischen deutschen Gebiete die französische Besatzungsmacht die Zollpflicht aufhob, wurde der Mehltransport über die Waldpfade eingestellt.[16] Heute ist auf der historischen Strecke zwischen dem Forsthaus Benjental und dem Ausgang des Mühltals vor Deidesheim ein Wanderweg als Eselsweg mit einem stilisierten Esel beschildert.

Sonstige Bauwerke

In Gimmeldingen standen im Mittelalter mehrere Wehranlagen: Nahe dem Ausgang des Gimmeldinger Tals war auf dem Ostsporn des Nebelbergs in gut 300 m Höhe vermutlich in karolingischer Zeit ein Ringwall angelegt worden (Welt-Icon), der als Fliehburg geplant war und später in Verkennung seiner Entstehung Heidenburg genannt wurde. Von der Alten Burg (Welt-Icon), die als Turmhügelburg auf dem Kieselberg links des Mußbachs errichtet war, haben ruinöse Reste überdauert, jedoch kein Name. Südöstlich davon in Lobloch war die Burg Lobloch (Welt-Icon), eine Niederungsburg, als Wasserburg vom Mußbach umflossen. Sie gehörte den aus dem rheinhessischen Gabsheim stammenden Herren von Geispitzheim; von ihr sind keine Reste erhalten.[17] Etwa 100 m entfernt, ebenfalls in Lobloch, wurde in der Römerzeit am linken Hang des Mußbachs ein Mithras-Heiligtum errichtet. An seiner Stelle steht seit dem Mittelalter die katholische Nikolauskirche.

In Mußbach fließt das Gewässer, teilweise verrohrt, durch den historischen Herrenhof, eine weitläufige und ausgezeichnet restaurierte Hofgutanlage, die seit dem 7. Jahrhundert als Weinbaubetrieb nachgewiesen ist.[18] Der Gutshof gehörte die meiste Zeit einer Ordensgemeinschaft, von deren geistlichen Herren der Name abgeleitet ist. Die wichtigsten Bauten des Ensembles dienen heute der Stadt Neustadt als Kulturgebäude.

Ökologie

Mußbacher Baggerweiher

Im 19. und bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Bach in Gimmeldingen und in der tiefergelegenen Osthälfte Mußbachs als Abwasserkanal verwendet. Auf dem Abschnitt dazwischen wurde das Bachwasser bis in die 1960er Jahre am Südwestrand von Mußbach in mehreren Betonbecken geklärt, um zum Betrieb des Mußbacher Schwimmbads (Welt-Icon) verwendet zu werden. Das oberste der Klärbecken, direkt unterhalb der Grenze zwischen Gimmeldingen und Mußbach, wurde später zu einem Regenrückhaltebecken ausgebaut, die anderen sind verschwunden. Inzwischen ist der Bach teilweise renaturiert, teilweise aber auch noch verrohrt.

250 m nordöstlich der Mußbachmündung hat sich am Stentenwehr westlich der dort in Dammlage geführten Landesstraße 532 im Zuge der Straßenanlegung im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts ein 100 m langer und 30 bis 60 m breiter Stauweiher (Welt-Icon) gebildet. Das Feuchtgebiet hat keine Verbindung zum Mußbach oder anderen Fließgewässern und wird nur vom Grundwasser gespeist.[19]

Gegenüber der Mußbachmündung, zwischen dem Rehbach und dessen rechter Ableitung Rückgängergraben, erstreckt sich ein Naturschutzgebiet, das im Süden vom Ordenswald begrenzt wird. Etwa 500 m nordöstlich entfernt vom System Mußbach/Langgraben ist der Mußbacher Baggerweiher (Welt-Icon) nördlich der ehemaligen Blockstation, den ebenfalls das Grundwasser speist. Samt seiner Umgebung ist er Bestandteil eines weiteren Naturschutzgebiets.

Verkehr

Ehemalige K 15 im Gimmeldinger Tal oberhalb des Forsthauses Benjental

Auf dem größten Teil seiner Laufstrecke im Pfälzerwald wird der Mußbach von Straßen begleitet, die dem Kraftverkehr dienen. Ab dem Eingang des Kurpfalz-Parks verläuft neben dem Bach von Nordost nach Südwest die Kreisstraße 16 (WachenheimLindenberg). Von dieser zweigt am Südostende des Parks, wo der Mußbach sich nach Südost wendet, nach links die einspurige ehemalige Kreisstraße 15 ab, die inzwischen zurückgestuft ist. Sie verläuft am Mußbach entlang durch das Silber- und das Gimmeldinger Tal. An der Grenze des Landkreises Bad Dürkheim zur Stadt Neustadt wird sie zur ehemaligen K 13, die ebenfalls zurückgestuft ist und als Hainstraße nach Gimmeldingen hineinführt. Ab dessen Ortsmitte orientieren sich keine weiteren Straßen am Lauf des Baches. Seine Mündung in den Rehbach liegt unmittelbar südlich der Bundesstraße 38, die er zuvor unterquert.

Im Juni 2021 und im April 2022 kam es im Gimmeldinger Tal an der alten K 15 bzw. der K 13 zu wetterbedingten Erdrutschen, die an den betroffenen Stellen zu länger andauernden Straßensperrungen führten. Näheres → Gimmeldinger Tal.

Literatur

  • Erich Metz, Alfred Sitzmann: Die ehemaligen Mahlmühlen am Mußbach. In: Reinhard Kermann, Alfred Sitzmann (Hrsg.): Gimmeldingen – Leben im Weindorf. Neustadt an der Weinstraße 2008.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b Mußbachquelle auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 29. Oktober 2020.
  2. a b Mußbachmündung auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 29. Oktober 2020.
  3. a b c GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise).
  4. Der Seekopf ist 531,8 m hoch.
  5. Pfälzerwald-Verein, Ortsgruppe Gimmeldingen: Vereinsgeschichte. pwv-gimmeldingen.de, abgerufen am 28. Oktober 2020.
  6. Langgraben-Ursprung auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 20. Juli 2022.
  7. a b Wolfgang Kreilinger (wkr): Mußbach: Mit dem Bagger gegen Wasserdiebe. In: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Mittelhaardter Rundschau. Nr. 106. Ludwigshafen 8. Mai 2015, S. 13.
  8. a b c Berthold Schnabel: Die ehemaligen Eselsmühlen im Benjental. In: Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung e. V. (Hrsg.): Heimatblätter Deidesheim und Umgebung. Nr. 17, 1975, S. 22.
  9. Erich Metz, Alfred Sitzmann: Die ehemaligen Mahlmühlen am Mußbach. 2008, S. 44–51.
  10. a b c d Eberhard Ref: Verzeichnis der pfälzischen Mühlen – Litera D. (Suchen: Deidesheim). eberhard-ref.net, abgerufen am 27. Juli 2022.
  11. a b c d e f g Eberhard Ref: Verzeichnis der pfälzischen Mühlen – Litera G. (Suchen: Gimmeldingen). eberhard-ref.net, abgerufen am 28. Juli 2022.
  12. Eberhard Ref: Verzeichnis der pfälzischen Mühlen – Litera M. (Suchen: Mußbach). eberhard-ref.net, abgerufen am 27. Juli 2022.
  13. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße. (Memento vom 4. Februar 2022 im Internet Archive) Mainz 2021[Version 2022 liegt vor.], S. 48 (PDF; 349 kB).
  14. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße. (Memento vom 4. Februar 2022 im Internet Archive) Mainz 2021[Version 2022 liegt vor.], S. 50 (PDF; 349 kB).
  15. a b Die Mühlenwanderung. www.gimmeldingen.de, 23. Mai 2018, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  16. Reinhard Kermann, Alfred Sitzmann: Weinbiet-Entdeckertouren. Hrsg.: Pfälzerwald-Verein – Ortsgruppe Gimmeldingen. 2017, ISBN 978-3-00-056836-7, S. 52.
  17. Jürgen Keddigkeit, Ulrich Burkhart, Rolf Übel: Pfälzisches Burgenlexikon. Hrsg.: Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Band 3, I–N. Kaiserslautern 2005, ISBN 3-927754-50-1.
  18. Otto Sartorius: Mussbach. Die Geschichte eines Weindorfes. Historischer Verein der Pfalz, Speyer 1959.
  19. Feststellungen vor Ort durch Benutzer Grünspecht2014 im Jahr 2014.