Mußbach (Rehbach)
Der Mußbach, in der örtlichen Mundart Muschbach, im Osten des Pfälzerwalds und in der Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz) ist ein knapp 12 km langer Bach und ein linker Zufluss des Rehbachs. Nach ihm ist das Winzerdorf Mußbach benannt, das er durchfließt und das 1969 als Ortsteil in die Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet wurde. GeographieVerlaufIm MittelgebirgeWachenheimer Gemarkung
Die beiden Quellbäche des Mußbachs entspringen, nur 300 m voneinander entfernt, am Nordhang des Hinteren Stoppelkopfs (566 m) auf der Waldgemarkung von Wachenheim an der Weinstraße. Die rechte Hauptquelle im Zwerlebachtal liegt auf 360 m,[1] die linke Nebenquelle im Haseltal auf 370 m Höhe. Nach etwa 700 m fließen die Abläufe zusammen; 200 m vor der Vereinigungsstelle steht zwischen den beiden Bachläufen die Jagdhütte Haseltal. Der anfangs rasch fließende Mußbach tritt nun in die 70 Hektar große Freizeit- und Wildparkanlage Kurpfalz-Park ein, wo er im Nordwestteil auf 316 m Höhe das Wasser des Naturdenkmals Siebenröhrenbrunnen aufnimmt. Im Park fließt der Bach gut 1 km nach Osten, wobei er zwei schmale Stauweiher speist. Dann erreicht er die Senke der Lambrechter Verwerfung, die von Nord nach Süd verläuft. Den mit etwa 0,65 Hektar größten Stauweiher im Norden des Parks, auf dem der Parkbetreiber verschiedene Wasserfahrzeuge anbietet, füllt der von links kommende Bach vom Seekopf.[4] Nach dessen Einmündung biegt der Mußbach in der Senke nach rechts ab – geradeaus östlich am Parkeingang steht das Waldgasthaus und frühere Forsthaus Rotsteig – und verlässt 500 m weiter den Park in südlicher Richtung. Der Lambrechter Verwerfung folgt er noch – in kleinen Mäandern – etwa 300 m. Deidesheimer Gemarkung Mit dem Erreichen der Haardt, des östlichen Randgebirges des Pfälzerwalds, überquert der Mußbach die Grenze zur Waldgemarkung von Deidesheim, das bis um das Jahr 1800 zum Hochstift Speyer gehörte, und wechselt ins Silbertal, wo ihm von rechts der Silbertalbach zufließt. Beim Waldgasthaus Forsthaus Silbertal ( ) schwenkt der Mußbach nach Südost um und folgt dem Silbertal gut 2 km bis zu dessen Ende. Direkt unterhalb der gefassten Quaderhangquelle und nahe der hölzernen Pfälzerwaldhütte ( ), die Wanderern als Unterstand dient, mündet von links aus dem Benjental der Bach vom Schnokebrunnen.
Hier, am nach Südosten gerichteten Quaderhang des 477,1 m hohen Saulochköpfchens, laufen Silber- und Benjental zum Gimmeldinger Tal zusammen, auf dessen Sohle der Mußbach weiterfließt. Ungefähr 700 m unterhalb passiert er das frühere Forsthaus Benjental, das heute ebenfalls ein Waldgasthaus ist. Nach insgesamt 6 km seines Laufs verlässt er den Landkreis Bad Dürkheim und überquert beim Alten Jagdhaus Looganlage die Grenze zur Waldgemarkung des Neustadter Ortsteils Gimmeldingen. Die heutige Grenze ist identisch mit der bis um das Jahr 1800 geltenden zwischen dem Hochstift Speyer und der Kurpfalz. Gimmeldinger Gemarkung Direkt auf dieser Grenze zu Neustadt-Gimmeldingen mündet auf etwa 220 m Höhe von rechts der Bach vom Loosenbrunnen, der zwar nur 800 m lang, aber recht wasserreich ist. Er entspringt, gefasst im denkmalgeschützten Loosenbrunnen, in 458 m Höhe an der Nordostflanke des Weinbiets, dessen 554 m hoher Gipfel mit zwei markanten Türmen den Ostrand des mittleren Pfälzerwalds prägt. Von 1952 bis 1988 wurde Quellwasser aus dem Brunnen als Trinkwasser zum Ausflugslokal Weinbiethaus hochgepumpt.[5]
Im weiteren Verlauf des Gimmeldinger Tals fließt der Mußbach langsamer. Er nimmt das Wasser der Loog- sowie der Neumühlquelle auf und passiert die historische Talmühle, die zu einem Waldgasthaus umgebaut ist. Anschließend speist der Mußbach einen kleinen Stauweiher, während rechts einige Meter höher das aus dem Jahr 1899 stammende und denkmalgeschützte Wasserwerk Mußbach steht. Unterhalb des Weihers teilt sich der Mußbach in zwei Arme auf, die für gut 200 m im Abstand von etwa 30 m nahezu parallel nebeneinander herfließen und sich dann wieder vereinigen. In der EbeneMit dem Durchbruch durch die Haardt zwischen den Massiven von Weinbiet (rechts, 554 m) und Stabenberg (links, 496 m) verlässt der Mußbach das Mittelgebirge und erreicht die Vorderpfalz. Dort durchquert er zunächst die schmale Bruchzone am Westrand des Oberrheingrabens, wo sich in der hügeligen Rebenlandschaft beidseits der Deutschen Weinstraße die Wohngebiete von Gimmeldingen und Mußbach erstrecken. Kurz vor dem Talausgang wurde einst zur Versorgung einer Mühlenanlage der Altbach nach links abgeleitet. Er führte anfangs in östlicher, später südöstlicher Richtung mitten durch das Dorf, bis er nach etwa 1000 m am Ende der heutigen Altbachstraße nach rechts in den Mußbach zurückmündete. Die letzten Spuren des Altbachs wurden in den 1970er Jahren durch Verfüllung beseitigt; der Lauf ist nur noch durch angrenzende Wege und Pfade nachzuvollziehen.
Innerhalb der Mußbacher Wohnbebauung gehen die Hügel in die Rheinebene über. Der Mußbach fließt im Zentrum des Dorfs, teilweise verrohrt, durch den historischen Herrenhof. Der Name der rechts parallel verlaufenden Straße An der Bleiche erinnert daran, dass an einer längst verschütteten rechten Ableitung, die nach 1000 m wieder in den Mußbach zurückfloss, einst Wäsche gewaschen und getrocknet wurde. Zwischen den Straßen Zum Ordenswald und Silvanerweg ist der Bach auf einer Länge von etwa 700 m verrohrt; er verschwindet im Untergrund, um erst wieder im südöstlichen Wohngebiet kurz vor der Feldgemarkung zutage zu treten. Etwa 500 m nach der Siedlungsgrenze mündet er auf 128 m Höhe[2] von links in den Rehbach, den nördlichen Mündungsarm des Speyerbachs. Östlich der Mußbacher Wohnbebauung lassen die quer zum Gefälle verlaufenden Höhenlinien vermuten, dass der Unterlauf des Mußbachs früher mit der Abflusslinie des heutigen Langgrabens, und zwar dessen linken Mündungsarms, identisch war,[6] mithin der heutige Mußbach-Mündungsbereich künstlich geschaffen wurde. An zwei Wehren wurde bis in die 2010er Jahre unzulässigerweise ein Teil des Mußbachwassers nach links in den Langgraben abgeleitet, um Kleingartenanlagen zu bewässern. Deshalb ließ die Stadt Neustadt im März 2015 am nördlichen Wehr eine Metallplatte anbringen, um das Ableiten von Wasser zu verhindern. Da jedoch Unbekannte während der nächsten zwei Monate die Platte mehrmals entfernten, wurde das Verbindungsrohr mit einem Bagger ausgegraben und die Zuleitung zugeschüttet.[7] Der rechte Ast des Langgrabens erreicht 500 m unterhalb der Mußbachmündung das ehemalige Bachbett des Rehbachs; dieser wurde nämlich in den 1980er Jahren beim Ausbau des dortigen Teilstücks der Bundesstraße 38 von deren Nord- auf die Südseite verlegt. Im früheren Rehbach-Bett wird der rechte Mündungsast des Langgrabens noch 150 m weitergeführt bis zu seiner neuen Mündung ( ). Der linke Ast des Langgrabens mündet ( ) in den Rehbach etwa 1,5 km unterhalb der Mußbachmündung. Der etwa 12 km lange Lauf des Mußbachs endet 232 Höhenmeter unterhalb seiner Quelle, er hat somit ein mittleres Sohlgefälle von ungefähr 20 ‰. Zuflüsse und AbleitungenNachfolgend sind die Zuflüsse und Ableitungen des Mußbachs zwischen seiner Quelle und seiner Mündung aufgelistet mit orographischer Mündungsseite, Länge in km und Einzugsgebiet in km².[3]
Anmerkungen:
Quellen und BrunnenDer Mußbach nimmt entlang seinem Lauf das Wasser verschiedener Quellen und Brunnen auf. Zu ihnen gehören:
Ortschaften
GeschichteNameBereits im Mittelhochdeutschen hieß der Wasserlauf und nach ihm auch der vom Unterlauf durchflossene Ort „Muosbach“, was so viel wie „moosiger Bach“ im Sinne von „sumpfig“ bedeutet; denn Wasserläufe, die naturbelassen waren, mäandrierten damals und bewirkten in der Umgebung einen hohen Grundwasserspiegel. MühlenKarte mit allen Koordinaten der Mühlen am Mußbach: OSM Das Wasser des Baches diente früher zum Betrieb von zwölf Wassermühlen und Triebwerken. Die Deidesheimer Gemarkung gehörte bis 1794 zum Hochstift Speyer, Gimmeldingen und Mußbach waren der Kurpfalz zu Eigen.[8] Nachfolgend sind die Mühlen von der Mußbachquelle zur Mündung hin aufgelistet.[9] Deidesheimer Gemarkung
Gimmeldinger Gemarkung
Mußbacher Gemarkung
Niedergang des Mühlenwesens Der Mußbach war einst ein rauschendes Gewässer, das die Mühlen antreiben konnte;[15] dann allerdings begannen zunächst die Orte am Ausgang des Gimmeldinger Tals, Gimmeldingen und Mußbach, später auch Wachenheim, Deidesheim und Haardt, ihr Trinkwasser aus Quellen des Mußbachs für sich abzuleiten. Die stärksten der etwa 50 Mußbach-Quellen, die damals amtlich erfasst waren, wurden dadurch dem Bachlauf entzogen, so die Quaderhangquelle am Ausgang des Benjentals, die Trinkwasser für Deidesheim liefert. Zwar klagten die verbliebenen Mühlenbesitzer dagegen, konnten ihr Recht aber nicht durchsetzen und mussten schließlich aufgeben.[8] Tourismus
Sonstige BauwerkeIn Gimmeldingen standen im Mittelalter mehrere Wehranlagen: Nahe dem Ausgang des Gimmeldinger Tals war auf dem Ostsporn des Nebelbergs in gut 300 m Höhe vermutlich in karolingischer Zeit ein Ringwall angelegt worden ( ), der als Fliehburg geplant war und später in Verkennung seiner Entstehung Heidenburg genannt wurde. Von der Alten Burg ( ), die als Turmhügelburg auf dem Kieselberg links des Mußbachs errichtet war, haben ruinöse Reste überdauert, jedoch kein Name. Südöstlich davon in Lobloch war die Burg Lobloch ( ), eine Niederungsburg, als Wasserburg vom Mußbach umflossen. Sie gehörte den aus dem rheinhessischen Gabsheim stammenden Herren von Geispitzheim; von ihr sind keine Reste erhalten.[17] Etwa 100 m entfernt, ebenfalls in Lobloch, wurde in der Römerzeit am linken Hang des Mußbachs ein Mithras-Heiligtum errichtet. An seiner Stelle steht seit dem Mittelalter die katholische Nikolauskirche. In Mußbach fließt das Gewässer, teilweise verrohrt, durch den historischen Herrenhof, eine weitläufige und ausgezeichnet restaurierte Hofgutanlage, die seit dem 7. Jahrhundert als Weinbaubetrieb nachgewiesen ist.[18] Der Gutshof gehörte die meiste Zeit einer Ordensgemeinschaft, von deren geistlichen Herren der Name abgeleitet ist. Die wichtigsten Bauten des Ensembles dienen heute der Stadt Neustadt als Kulturgebäude.
ÖkologieIm 19. und bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Bach in Gimmeldingen und in der tiefergelegenen Osthälfte Mußbachs als Abwasserkanal verwendet. Auf dem Abschnitt dazwischen wurde das Bachwasser bis in die 1960er Jahre am Südwestrand von Mußbach in mehreren Betonbecken geklärt, um zum Betrieb des Mußbacher Schwimmbads ( ) verwendet zu werden. Das oberste der Klärbecken, direkt unterhalb der Grenze zwischen Gimmeldingen und Mußbach, wurde später zu einem Regenrückhaltebecken ausgebaut, die anderen sind verschwunden. Inzwischen ist der Bach teilweise renaturiert, teilweise aber auch noch verrohrt. 250 m nordöstlich der Mußbachmündung hat sich am Stentenwehr westlich der dort in Dammlage geführten Landesstraße 532 im Zuge der Straßenanlegung im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts ein 100 m langer und 30 bis 60 m breiter Stauweiher ( ) gebildet. Das Feuchtgebiet hat keine Verbindung zum Mußbach oder anderen Fließgewässern und wird nur vom Grundwasser gespeist.[19] Gegenüber der Mußbachmündung, zwischen dem Rehbach und dessen rechter Ableitung Rückgängergraben, erstreckt sich ein Naturschutzgebiet, das im Süden vom Ordenswald begrenzt wird. Etwa 500 m nordöstlich entfernt vom System Mußbach/Langgraben ist der Mußbacher Baggerweiher ( ) nördlich der ehemaligen Blockstation, den ebenfalls das Grundwasser speist. Samt seiner Umgebung ist er Bestandteil eines weiteren Naturschutzgebiets. VerkehrAuf dem größten Teil seiner Laufstrecke im Pfälzerwald wird der Mußbach von Straßen begleitet, die dem Kraftverkehr dienen. Ab dem Eingang des Kurpfalz-Parks verläuft neben dem Bach von Nordost nach Südwest die Kreisstraße 16 (Wachenheim–Lindenberg). Von dieser zweigt am Südostende des Parks, wo der Mußbach sich nach Südost wendet, nach links die einspurige ehemalige Kreisstraße 15 ab, die inzwischen zurückgestuft ist. Sie verläuft am Mußbach entlang durch das Silber- und das Gimmeldinger Tal. An der Grenze des Landkreises Bad Dürkheim zur Stadt Neustadt wird sie zur ehemaligen K 13, die ebenfalls zurückgestuft ist und als Hainstraße nach Gimmeldingen hineinführt. Ab dessen Ortsmitte orientieren sich keine weiteren Straßen am Lauf des Baches. Seine Mündung in den Rehbach liegt unmittelbar südlich der Bundesstraße 38, die er zuvor unterquert. Im Juni 2021 und im April 2022 kam es im Gimmeldinger Tal an der alten K 15 bzw. der K 13 zu wetterbedingten Erdrutschen, die an den betroffenen Stellen zu länger andauernden Straßensperrungen führten. Näheres → Gimmeldinger Tal. Literatur
Einzelnachweise und Anmerkungen
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