Mingrelische GrammatikDieser Artikel beschreibt die Grammatik der mingrelischen (megrelischen) Sprache (Eigenbezeichnung: margaluri nina). Die wenigen schriftlichen Quellen zu dieser Sprache sind lückenhaft und teilweise sogar widersprüchlich, vielleicht beziehen sie sich auch stillschweigend auf unterschiedliche Dialekte; zweifelhafte Aussagen sind daher im Folgenden durch Fragezeichen gekennzeichnet. LautlehreDas Mingrelische ist keine Schriftsprache. Es kann mit dem georgischen Alphabet zuzüglich einiger Zusatzbuchstaben (zum Beispiel für 'j', entstanden aus 'l') niedergeschrieben werden. Weiterhin existieren verschiedene Arten der Umschrift mit lateinischen Buchstaben, die sich teilweise an solchen für andere kaukasische Sprachen orientieren; besonders die Schreibungen für Zischlaute und Halbvokale unterscheiden sich stark voneinander. Einige Varianten sind im Folgenden in Klammern beigefügt.
Aspirata und EjektiveStimmlose Plosive und Affrikata kommen entweder aspiriert oder ejektiv vor. Ejektive sind die einzigen Laute des Mingrelischen, die im Deutschen gar nicht vorkommen. Sie werden mit zusätzlichem Stimmlippenverschluss gesprochen; vor einem Vokal ist der Stimmlippenverschluss deutlich, gewissermaßen als kurze Unterbrechung zwischen Konsonant und Vokal, zu hören. Gekennzeichnet wird der Stimmlippenverschluss durch einen nachgestellten Apostroph (ʼ), manchmal auch durch einen Punkt über oder unter dem jeweiligen Buchstaben. Aspiriert Ejektiv p [ph] pʼ [pʼ] t [th] tʼ [tʼ] k [kh] kʼ [kʼ] ts [tsh] tsʼ [tsʼ] (andere Umschriften: c, 3) tsh [tʃh] tshʼ [tʃʼ] (andere Umschriften: č, ç) Der Laut qʼ [χʼ] ist das ejektive Gegenstück zu x. Sonstige Konsonanten
KonsonantenclusterVon besonderer Gewöhnungsbedürftigkeit sind lange Konsonantencluster:
Mingrelisch kennt die 5 Grundvokale a, e, i, o, u, und zusätzlich ə (Schwa), welches jedoch nur im Nordwestdialekt vorkommt (?); am Wortende wird es häufig gar nicht ausgesprochen.
Hörbeispiele zur Lautlehre: siehe Weblinks Nominale Wortarten und Deklination
Mingrelisch verfügt über ein System von 9 Kasus, für die zum Teil unterschiedliche Bezeichnungen existieren.
Das Pluralinfix -ep- (das nach einem Zahlwort nicht nötig ist) wird zwischen Stamm und Kasusendung eingeschoben, wobei es in einigen Kasus zu Assimilationen kommt:
(?) Stammauslautendes -l, das bei den betreffenden Substantiven im Singular abgefallen ist, wird im Plural wieder eingefügt. Daher: skua/xe „Sohn/Hand“ > skualepi/xelepi „Söhne/Hände“ usw. Mingrelisch ist eine erweiterte Split-Ergativ-Sprache. Je nachdem, in welchem Screeve ein finites Verb steht, erscheinen Agens, Patiens usw. in unterschiedlichen Kasus (Näheres siehe im Abschnitt 'Screeves'). Zuordnung nach Tuite:[1] Zu einem finiten Verb gehören maximal drei Nominalphrasen: # NP1: etwa Subjekt (Agens, Quelle, Thema, Patiens) # NP2: etwa indirektes Objekt (Adressat, Rezipient, Experiencer, Benefaktor) # NP3: etwa direktes Objekt (Patiens, Ziel, Instrument) NP1 NP2 NP3 TAM I, IV Nominativ Dativ Dativ TAM II Ergativ Dativ Nominativ TAM III * ** Nominativ *: Nominativ bei Verben der 1. und 3. Klasse, sonst Dativ **: wird mit einer Postposition umschrieben Zuordnung nach Rostovtsev-Popiel[2]: TAM I,IV TAM II TAM III Konjugation A Subjekt (v-) Nominativ Ergativ Dativ Objekt (m-) Dativ Nominativ Dativ Konjugation B Subjekt (v-) Nominativ Ergativ Dativ Konjugation C Subjekt (v-) Nominativ Ergativ Nominativ Konjugation D Ursache (v-) Nominativ Ergativ Nominativ Experiencer (m-) → Dativ ← Subjekt und VerbFür die Subjekt-Verb-Kongruenz nach einem Zahlwort gilt:
Bei einem unbelebten Subjekt im Plural steht das Verb im Singular (z. B. dzhalepi kotshʼans (Baum-PL-NOM stehen:3.SG) „die Bäume stehen“). (?) Bei mehreren Verben zu einem Pluralsubjekt (auch belebt) kann das erste von ihnen auch im Singular stehen. Anscheinend hängt die Numeruskongruenz mit der Topikalität zusammen. Attribute zu einem Nomen
AdjektiveAdjektive können wie Nomen dekliniert werden (s. aber den Abschnitt 'Attribute zu einem Nomen'). Ableitungen aus Adjektiven beinhalten keine Steigerungsformen; die Bildung von Adverbien ist gemeinhin aus dem Adverbialis oder Dativ entstanden: Positiv: mangar-i „stark“, tshkar-i „schnell“ Adverb: mangar-o „auf starke Weise“, tshkar-as „bald“ utsha „schwarz“ > mo-utsh-e „schwärzlich“ ZahlenKardinalzahlen1 art-i 2 zhir-i 3 sum-i 4 otx-i 5 xut-i 6 amshv-i 7 shkvit-i 8 (b)ruo 9 tshxoro 10 viti 11 vit-a-art-i 20 etsh-i 30 etsh-do-vit(i) (20 und 10) 40 zhar-n-etsh-i (2-mal 20) 50 zhar-n-etsh-do-vit(i) (2-mal 20 und 10) 60 sume-n-etsh-i (3-mal 20) 70 sume-n-etsh-do-vit(i) (3-mal 20 und 10) 80 otxo-n-etsh-i (4-mal 20) 90 otxo-n-etsh-do-vit(i) (4-mal 20 und 10) 100 osh-i 200 zhir-osh-i 300 sum-osh-i 400 otx-osh-i 500 xut-osh-i 600 ansh-osh-i 700 shkvit-osh-i 800 bru-osh-i 900 tshxor-osh-i 1.000 antas-i 2.000zhir-antas-i 10.000 vit-antas-i 100.000 osh-antas-i Ordinalzahlen1. pʼirveli „der erste“ 2. ma-zhir-a „der zweite, ein anderer“ 3. ma-sma 4. ma-otx-ani 5. ma-xut-a 6. ma-mshv-a 7. ma-shkvit-a 8. ma-(b)ruo 9. ma-tshxor-a 10. ma-vit-a 20. ma-etsh-a PronomenPersonalpronomen
Demonstrativpronomen
KonjugationMingrelisch ist eine Split-Ergativ-Sprache mit der besondere Eigentümlichkeit, dass nicht mehr zwischen transitiven und intransitiven Verben unterschieden wird. Der Ergativ als Subjekt dient also lediglich noch als Aorist-Marker. VerbklassenZuordnung nach Tuite[1]:
Zuordnung nach Rostovtsev-Popiel[2]:
AffixeIm Mingrelischen können sich zahlreiche Affixe in fester Reihenfolge um eine Verbwurzel herum gruppieren; es gibt im Prinzip kein bedeutungsloses Element für unbesetzte Stellen.[2] In der folgenden Aufzählung wird die Verbwurzel mit '0' bezeichnet, die Präfixe mit negativen, die Suffixe mit positiven Zahlen: -5 Affirmativ / Negation -4 Präverb -3 Imperfektivierendes Präverb -2 Subjekt / Objekt -1 Versionalisierer 0 Wurzel 1 Kausativ 2 Inchoatives Passiv 3 Serien-Markierung 4 Imperfekt 5 Subjunktiv 6,7 Subjekt 8 Konditional Affirmativ und NegationAus den mingrelischen Wörtern ko „ja“ und var „nein“ sind Affirmativ- und Negationspräfixe abgeleitet, die an Position -5 stehen.[4]
Subjekt und ObjektPersonal-Präfixe stehen in Position −2, Personal-Suffixe in Position 6 bzw. 7 (Plural-Marker). Das Subjekt wird durch folgende Suffixe und Präfixe gekennzeichnet:
Das Objekt bekommt ebenfalls Personalaffixe: OBJEKT 1. Person 2. Person Singular m- g/r-
Zu beachten ist:
Versionalisierer und SerienmarkierungDer Versionalisierer (-a/i/o/u-) steht direkt vor der Verbwurzel, die Serienmarkierung (-an/en/in/un-) an Position 3.[2] Beide erfüllen verschiedene Aufgaben: Neutral: -tshʼar-un-s „X schreibt [etwas]“ Lokal: o-tshʼar-un-s „X schreibt [seine Signatur] auf [etwas]“ (+Dativ) Subjektiv: i-tshʼar-un-s „X schreibt etwas an/für sich selbst“ Objektiv: u-tshʼar-un-s „X schreibt etwas an/für Y“ Passiv: i-tshʼar-u(n) „es wird geschrieben“ Potentialis: i-tshʼar-e(n) „es kann geschrieben werden“ Rel. Passiv: a-tshʼar-u(n) „es wird von (für ?) X geschrieben“ Rel. Potentialis: a-tshʼar-e(n) „es kann von (für ?) X geschrieben werden“ Die Serienmarkierung steht nur in TAM I. Daher: Aorist: tshʼar- u „er/sie schrieb“ Optativ: tshʼar-a-s „er/sie möge schreiben“ Konditional II: tshʼar- u-kʼon „(?)“ usw. KausativDas Kausativsuffix steht direkt nach der Verbwurzel, das Kausativobjekt steht im Dativ.[2]
o-tshʼar-apu-an-s „er/sie lässt schreiben, hilft zu schreiben“ o-tshʼar-apu- -u „er/sie ließ schreiben, half zu schreiben“ u-tshʼar-apu-an-s „er/sie lässt für Z schreiben, hilft für Z zu schreiben“ i-tshʼar-apu-an-s „er/sie lässt für sich schreiben, hilft für sich zu schreiben“ Vano Ninos gantsxadebas otshʼarapuans (Vano:NOM Nino:DAT Petition:DAT schreiben:lässt) „Vano lässt Nino eine Petition schreiben“
a-tkual-apu-apu „er/sie kann nicht anders als es zu sagen/erzählen“ a-tkual-apu-apu-d-u „er/sie konnte nicht anders als es zu erzählen“ ImperfektDas Suffix des Imperfekts ist -d- (Position 4): -tshʼar- „schreiben“: tshʼar-un-d-u „er/sie schreibt“ SubjunktivDer Subjunktiv hat das Suffix -a- (Position 5): -tshʼar- „schreiben“: tshʼar-a-s „er/sie möge schreiben, auf dass er/sie schreibt“ p-tshʼar-a-t „lasst uns schreiben, auf dass wir schreiben“ KonditionalGemeinsames Suffix der Konditionalformen ist -kʼon (Position 8; entstanden aus der Debitivpartikel okʼo): -tshʼar- „schreiben“: tshʼar-un-d-u-kʼon „er/sie würde schreiben“ Suffigiertes PassivEin suffigiertes Passiv -d- ist nur eingeschränkt vorhanden, z. B. -tan- „erleuchten“ > go-tan-du „es wurde hell“, tshʼita „rot“ > tshʼito-n-d- „rot werden“ > go-tshʼiton-du „er/sie/es wurde rot“. Zeiten, Aspekte und ModiEine Unterteilung in Zeiten, Aspekte und Modi ist im Mingrelischen (und anderen Kaukasussprachen) nicht sinnvoll. Stattdessen verwendet man ein System aus 21 'Screeves'. Die Screeves werden in 4 Tense-Aspekt-Modi-Gruppen (TAMs) unterteilt (je nachdem, in welchem TAM ein Screeve enthalten ist, stehen Subjekt und direktes Objekt in unterschiedlichen Kasus). Gliederung in TAMs(Quelle: [5]) TAM I: Präsens [PRÄS] Imperfekt [IMPF] Habitualis [HAB] Subjunktiv [SUBJ] I Präsens/(?) Futur Konditional [KOND] I Präsens/(?)Imperfekt/(?)Futur Futur [FUT] (?)Imperfekt/Perfekt TAM II: Aorist [AOR] Subjunktiv II (Optativ [OPT]) Konditional II TAM III: Resultativ [RES] 1 (= Perfekt) Resultativ 2 (= Plusquamperfekt ?) Subjunktiv III Konditional III TAM IV: Resultativ 3 Resultativ 4 Subjunktiv IV Konditional IV (Eine vollständige Konjugationstabelle s.u. bei den Beispielen.) Verwendung einzelner Screeves(Quelle: [5])
dzhgiro ordat! (gut:ADV wart) „Leben Sie wohl!; Auf Wiedersehen!“
osurs buneba uxantʼu(n) (Frau:DAT Landschaft:NOM gemalt:hat) „Die Frau hat offensichtlich die Landschaft gemalt“
(mudrosət) tina tshkinda kimishu-n, art suratis doxantʼundu ((wenn) jene uns:ALL kommt:HAB-KJ, ein Bild:DAT malt:HAB) „Jedes Mal, wenn sie kam, um uns zu sehen, malte sie ein Bild“ gogʼa tik tsʼerili dotshʼarukʼon, amdgʼa mibgʼendit (gestern jener Brief:NOM geschrieben:hätte:COND.II, heute wir:erhalten:HAB) „Hätte er gestern den/einen Brief geschrieben, hätten wir ihn heute erhalten“ Infinite Formen(Quelle: [5]) Partizipien
te surati-sh ma-xant’-ali k’otshi kobzhiri (dies [Bild-GEN malend Mann:NOM] sah:AOR) „Ich sah den Mann, der das Bild gemalt hatte“ momets’onu ti-sh na-xant’-a suratik (mochte:AOR [er:GEN gemalt Bild:ERG]) „Ich mochte das Bild, das er gemalt hat“
midartu tsʼqʼarish magʼalusha (ging:AOR [Wassers:GEN zu:holend:ALL]) „Er ging, um Wasser zu holen“ boshik getshʼopu kʼalami kagʼardish otshʼaralo (Junge:ERG nahm:AOR Stift:NOM [Briefes:GEN zu:schreibend:ADV]) „Der Junge nahm den Stift, um einen Brief zu schreiben“
tena zhneli ogurapal sagani re = tena zhneli ogurapu sagani re (dies schwierig zu:studierend Thema ist = dies schwierig Studieren Thema ist) „Dies ist ein schwieriges Studienthema“ VerbalsubstantiveZur Bildung der beiden Verbalsubstantive (masdars) oder Infinitive wird der Verbstamm durch eines der Suffixe -(u)al-, -ap-, -op-, -eb- erweitert, woran dann entweder das Suffix -(u)a angehängt wird, das wohl georgischen Ursprungs ist, der um den erweiterten Stamm die Affixe o- -u gestellt werden, die für die ursprünglichen Verbalsubstantive der Zan-Sprache gehalten werden: kʼeteba ~ okʼetebu „tun / das Tun“ tsʼamalua ~ otsʼamalu „heilen / das Heilen“ In der Verwendung sind die beiden Verbalsubstantive häufig austauschbar. Auf Ausnahmen wird im Folgenden hingewiesen. Beide Verbalsubstantive werden wie ein normales Substantiv dekliniert.
mopʼtsʼons skʼvamas tshʼarua (mag schön:ADV Schreiben:NOM) „Ich mag es, schön zu schreiben“ apʼirens ʼudesh tshkaras shenebas (beabsichtigt Hauses:GEN schnell:ADV Bauen:DAT) „Er beabsichtigt, das Haus schnell zu bauen“
mopʼtsʼons Ninosh skʼvami tshʼarua (mag Ninos:GEN schönes Schreiben:NOM) „Ich mag es, wie Nino schön schreibt“
itshʼqʼans fizikash gurapas / ogurapus (beginnt:PRÄS Physik:GEN Studieren:DAT) „Er/sie beginnt Physik zu studieren“ ditshʼqʼu fizikash gurapa / ogurapu (begann:AOR Physik:GEN Studieren:NOM) „Er/sie begann zu studieren“ tsdilens gurapas (versucht Studieren:DAT) „Er versucht zu studieren“
osurs okʼo betshʼedi (Frau:DAT will Ring:NOM) „Die Frau will einen Ring“ Daher: osurs okʼo bunebash xantʼua (Frau:DAT will Landschaft:GEN Malen:NOM) „Die Frau will eine Landschaft malen“ mopʼtsʼons Ninosh skʼvami tshʼarua (mag Ninos:GEN schön:NOM Schreiben:NOM) „Ich mag es, wie Nino schön schreibt“ mopʼtsʼons skʼvamo tshʼarua (mag schön:ADV Schreiben:NOM) „Ich mag es, schön zu schreiben“
itshʼqans gurapas = ogurapus „er fängt an zu studieren“ atens kʼeteba = okʼetebus „er hört auf zu tun“
tena zhneli ogurapu sagani re = tena zhneli ogurapal sagani re (dies schwierig Studieren Thema ist = dies schwierig zu:studierend Thema ist) „Dies ist ein schwieriges Studienthema“ Unflektierbare WörterDas Mingrelische kennt folgende Wortarten ohne Flexion:
Satzbau
Fragesätze
… reko? „Bist du...?“ … gokʼonano? „Wollen Sie...?“ … gitshkuno? „Weißt du...?“ … gitshkunano? „Wissen Sie...?“ tshkimda kuggagebeno? (?) „Verstehen Sie mich?“ martalovo? „Stimmt das?“ Margaluro ragadanto? (?) „Sprechen Sie Mingrelisch?“ Vanok mortuo? „Ist Vano gekommen?“
mi? „wer?“ mu/so? „was?“ mudros? „wann?“ mutshʼo? „wie?“ mot? „warum?“ sowreshe?, son? „woher?“ hangi? „welcher?“ tena mu re? „Was ist das?“ te kʼotshi mi re? „Wer ist dieser Mann?“ tina mudros komurs? „Wann wird er/sie kommen?“ mutshʼo rek? „Wie geht es dir?“ nam saat re? „Wieviel Uhr ist es?“ si sowreshe gitshku margaluri? „Woher kannst du Mingrelisch?“ Adjunkte
marans didi lagvanepi rdə gʼvinishi epsha (Keller:DAT groß:NOM Krüge:NOM waren Weines:GEN voll) „Es gab große Weinkrüge im Keller“ NebensätzeMingrelisch kennt nur wenige Konjunktionen.[5] Am häufigsten ist der Subordinator ni, der auch als Suffix -ni / -n / -i vorkommt und verschiedene Aufgaben hat: mitshku megobark kalaksha kəmortuni (wusste:AOR Freund:ERG Stadt:ALL kam:AOR-KJ) „Ich wusste, dass (mein) Freund in die Stadt [ALL] kam [AOR]“ gitshkun-o tina mudros kəmorsən(i)? (weißt-? jener wann kommen:wird:FUT-KJ) „Weißt du, wann er kommt?“ KonzessivsätzeKonzessivsätze werden mit tumtsa am Nebensatzanfang gebildet: Alek tena gakʼetu, tumtsa mitin ve-eludu tes (Ale:ERG dies tat:AOR, obwohl jemand nicht-erwartete:IMPF dies) „Ale tat es, obwohl niemand es erwartete“ Kausalsätze
Vanok vedu diarasha, dus glaxat grzhnendu tisheni „Vano ging nicht zur Hochzeit, weil er sich nicht wohl fühlte“
Ale dakʼinebuli rdu do tishen va-mortu >> Alek va-mortu dakʼinebuli rdu tisheni „Ale war beschäftigt und deshalb kam er nicht >> Ale kam nicht, weil er beschäftigt war“ Substitutive SätzeSubstitutive Sätze werden durch tish mangiero gebildet, das im Nebensatz ein finites Verb im Konditional II oder III verlangt: tish mangiero gakʼvetili gukʼetebudukʼon, ezosha idu olaʼapusha (sein anstatt-dass Hausaufgaben machen:würde:COND.III, Garten:ALL ging:AOR spielen:ALL) „Anstatt seine Hausaufgaben zu machen, ging er in den Garten spielen“ Konditionalsätze
ase tina tsʼerils tshʼarunsəda, utsbas kəgebgent (Präsens – Präsens) (jetzt jener:NOM Brief:DAT schreibt-falls, sofort herausfinden:werden:wir:FUT) „Falls er gerade einen Brief schreibt, werden wir es herausfinden“ Vano kəmursəda, domizhaxi (Futur – Imperativ) (Vano:NOM kommen:wird:FUT-falls, mich:riefst:AOR) „Falls Vano kommt, ruf mich!“ lexi doskʼidu, tsʼamals kumugʼankin(i) (Futur – Futur) (Kranker sich:erholen:wird:FUT, Medizin bringen:wirst:FUT-KJ) „Der Kranke wird sich erholen, wenn du ihm Medizin bringst“ amser tina tsʼerils dotshʼarunsəda, tshʼume mibgʼent (Futur – Futur) (heuteNacht jener:NOM Brief:DAT schreiben:wird:FUT-falls, morgen empfangen:werden:wir:FUT) „Falls er den Brief heute Nacht schreibt, werden wir ihn morgen empfangen“ gʼoronti kʼos kaakʼetendasu ni, sashverk musheni ve-eʼuu? (Optativ – Aorist) (Gott:NOM Mann:DAT macht:OPT KJ, Erleichterung:ERG warum nicht-war:AOR?) „Falls Gott den Menschen schuf, warum gab es keine Erleichterung?“
shuro tshʼitshʼes geshunsida, biras kiditshʼqans „Auch wenn er nur wenig trinken wird, wird er zu singen anfangen“ ma tes gebgendi, si shuro mutun va-gitkualudukʼon(i) „Ich hätte es herausgefunden, auch wenn du mir nichts erzählt hättest“ shuro va-gokʼodasin(i), ishen okʼo midarte (sogar nicht-wollest:SUBJ.I-KJ, gleichwohl will du:gehest:OPT) „Sogar wenn du nicht willst, musst du (gleichwohl) gehen“
Ale kəmurs, ti shemtxvevas omushebel kishuda „Für den Fall, dass er Arbeit findet, wird Ale kommen“
ase tina tsʼerils tshʼarundukʼon, tes utsbas gebgendit (COND.I Präsens) (jetzt er:NOM Brief:DAT schreiben:würde, dies:DAT sofort herausfinden:wir:HAB) „Würde er jetzt einen Brief schreiben, würden wir es sofort herausfinden“ gogʼa tik tsʼerili dotshʼarunkʼon, amdgʼa mibgʼendit (COND. II) (gestern jener:ERG Brief:NOM geschrieben:hätte, heute empfangen:wir:HAB) „Hätte er gestern den/einen Brief geschrieben, hätten wir ihn heute empfangen“ amser tik tsʼerili dotshʼarukʼon, tshʼume mibgʼendit (COND.I Futur) (heuteNacht jener:ERG Brief:NOM schreiben:würde, morgen empfangen:wir:HAB) „Wenn er heute Nacht einen Brief schreiben würde, würden wir ihn morgen empfangen“ FinalsätzeEs gibt mehrere Möglichkeiten, um Finalsätze zu bilden:
tik mdinaresha idu, tshxomi otsh’opasin(i) (jener:ERG Fluss:ALL ging, Fisch fange:OPT-KJ) „er ging zum Fluss, um zu fischen“
boshik getshʼopu kʼalami tsʼerilish otshʼaralo (Junge:ERG nahm:AOR Stift:NOM Briefes:GEN zu:schreibend:ADV)
midartu tsʼqʼarish magʼalusha (ging:hin Wassers:GEN holend:ALL) „Er ging Wasser holen“
boshik midartu xantuʼuash ogurapusha (Junge:ERG ging:hin Malens:GEN zum:Studieren:ALL) „Der Junge ging weg, um das Malen zu studieren“ tik mdinaresha idu, tshxomish otshʼopusha (jener:ERG Fluss:ALL ging, Fisches:GEN zum:Fangen:ALL) „er ging zum Fluss, um zu fischen“ kʼotshk kədoxodə otshʼkʼomalish otshʼkʼomus (Mann:ERG setzte_sich:AOR Speise:GEN Essen:DAT) „Der Mann setzte sich hin um zu essen“ TemporalsätzeGleichzeitigkeit wird ausgedrückt durch:
giidzhinu ni, ʼude kozhiru (herumschaute:AOR KJ [Haus sah:AOR]) „Als er sich umschaute, gewahrte er ein Haus“ mutshʼoti kigegones tena skualenkə ni, sumixolok mindomes ogurapusha ula (wie:INS hörten:AOR dies:NOM Söhne:ERG KJ, alle:drei:ERG wollten:AOR Studieren:ALL gehen:NOM) „Als die Söhne das hörten, wollten sie studieren gehen“
Vanok kəmortu, mudrosətə dzhimalenk mdinare ginilesə(n) (Vano kam:AOR zu jener Zeit [Brüder-ERG Fluss überquerten:AOR-(KJ)]) „Vano kam, als seine Brüder den Fluss überquerten“ Nachzeitig wird ausgedrückt durch:
gebgi te ambe, tik ʼutsha kəmortuni ukʼul (herausfand:AOR jene Nachrichten [er heim kam:AOR-KJ nachdem]) „Ich fand etwas über die Nachrichten heraus, nachdem er nach Hause gekommen war“ Vorzeitigkeit wird ausgedrückt durch:
gebgi te ambe, soishax tik ʼutsha kəmortuni / tina ʼutsha kimishuni (herausfand:AOR jene N. [bevor er heim kam:AOR-KJ / er:NOM heim kam:HAB-KJ]) „Ich fand etwas über die Nachrichten heraus, bevor er nach Hause gekommen war“
gebgi te ambe, tish ʼutsha mula-sha(-xə) (herausfand:AOR jene Nachricht, er:GEN heim kommen-ALL-bis) „Ich fand etwas über die Nachrichten heraus, bevor er nach Hause gekommen war“ AdverbialsätzeAdverbialsätze werden mit einem Subordinator am Nebensatzanfang und zusätzlich mit ni gebildet:
kimigʼi ate gʼvini, mutshʼotə ma gitsʼini! „Bring den Wein, wie ich dir sagte!“
ma okʼo tena kobzhire, radgan si tash ragadankini „Ich muss es sehen, da du es so gesagt hast“
tish garda tina qʼurzhens, miʼonansini laitʼis tasundas iʼi „Abgesehen davon, dass er Weintrauben wachsen lässt, wird er Mais säen“
si tek dorxvaduk, sodetə gogʼa vorditini „Ich werde dich da treffen, wo wir gestern waren“ Komplementsätze und indirekte Rede
vnanenk Ninok va-mortuni (kommentativ) (bedaure:ich, [Nino:ERG nicht-kam:AOR-KJ]) „Ich bedaure, dass Nino nicht gekommen ist“ Vanos utshʼku Nino gʼvins va-shunsin(i) (wissen/erfahren) (Vano:DAT weiß [Nino:NOM Wein:NOM nicht-trinkt-KJ]) „Vano weiß, dass Nino keinen Wein trinkt“
Desideratives Matrixverb im Präsens: mokʼo Ninok kəmortasin(i) (will [Nino:ERG komme:OPT-KJ]) „Ich will, dass Nino kommt“ Desideratives Matrixverb im Imperfekt: mokʼodu Ninos kəmurtumudukʼon(i) (wollte [Nino:DAT kommen:würde:KOND.III-KJ]) „Ich wollte, dass Nino kommt“ Manipulatives Matrixverb im Präsens: Vano aizhulens Ninos metʼi gʼvin(i) geshvasin(i) (Vano zwingt Nino:DAT, [mehr Wein:NOM trinke:OPT-KJ]) „Vano zwingt Nino, mehr Wein zu trinken“ Manipulatives Matrixverb im Aorist: Vanok aizhulu Ninos metʼi gʼvin(i) geushumudukʼoni (Vano zwang Nino:DAT, [mehr Wein:NOM trinken:würde:KOND.III-KJ]) „Vano zwang Nino, mehr Wein zu trinken“ Die Konjunktion nam(u)da „dass“ am Nebensatzanfang wird fast nur für die indirekte Rede verwendet, in welcher an das Verb im Nebensatz sowohl -ni als auch ein Zitier- bzw. Quotativsuffix [QUOT] (-maki bzw. -a) angehängt wird: Ein Sprecher in der 1. Person wird zitiert: ma gitsʼi, namda Nino va-murs-i-maki (ich dir:erzählte:AOR, dass Nino:NOM nicht-kommen:wird:FUT-KJ-QUOT) „Ich erzählte dir, dass Nino nicht kommen würde“ Ein Sprecher in der 3. Person wird zitiert: mumak mitsʼu, namda Nino va-murs-i-a (Vater:ERG mir:erzählte:AOR, dass Nino:NOM nicht-kommen:wird:FUT-KJ-QUOT) „Der Vater erzählte mir, dass Nino nicht kommen würde“ RelativsätzeRelativsätze werden 1. mit -ni oder 2. mit dem Relativpronomen namu-KASUS-[i]t gebildet.[6] Im ersten Fall können Relativsätze vor- oder nachgestellt werden: 1. Mit -ni: vezirepi laʼapis udzhinedesni (Wesir:Pl:NOM Spiel:DAT sahen:IMPF-KJ) „die Wesire, die das Spiel sahen“ gʼorontisha idənini ti kʼotshi (Gott:ALL gehen:AOR-KJ dieser Mann:NOM) „dieser Mann, der zu Gott ging“ 2. Mit namu-ti: almasi, namu--ti gʼir sumi sopeilishave (Diamant:NOM, welcher:NOM wert drei Dorf:ALL) „der Diamant, der drei Dörfer wert ist“ kʼotshi, namu-shen-it ma pikrendi, dogʼuru = dogʼuru kʼotshi, namu-shen-it ma pikrendi (Mann:NOM, welchen-ABL ich dachte:IMPF, starb:AOR) „der Mann, an den ich gedacht habe, ist gestorben“ Ndiik mitxuu kʼotshi, namu-k-it tina gakʼurtsxinuni (Div:ERG fragte:AOR Mann:NOM, welcher:ERG jenen:NOM wecken:KAUS:PLUSQ) „der Div fragte den Mann, wer ihn geweckt hat“ BeispieltabellenDeklinationBeispiele für die einzelnen Kasus: oxvame-s (Dativ) „in der Kirche“ bolo-s (Dativ) „zum Schluss“ tsʼqʼar-isha (Allativ) „ins Wasser“ kalak-sha (Allativ) „in die Stadt“ otshʼopu-sha (Allativ) „um zu fangen“ xviratʼe-she (Ablativ) „aus dem Loch“ Paradigmen[7] mit den Substantiven tqʼa- „Wald“ und kʼotsh- „Mann“ sowie mit den Adjektiven tshʼita „rot“ und did- „groß“ (Zahlwörter werden wie Adjektive dekliniert); die Reihenfolge entspricht der Tabelle im Abschnitt ‚Kasus und Numerus‘. Deklinationstyp I (vokalisch): << tqʼa, tqʼak, tqʼas, tqʼashi, tqʼat, tqʼasha, tqʼashe, tqʼashot, tqʼat. << kʼotshi, kʼotshik, kʼotshis, kʼotshish(i), kʼotshit(i), kʼotshisha, kʼotshishe, kʼotshishot, kʼotsho. << tshʼita, tshʼitak, tshʼitas, tshʼitash, tshʼitat, tshʼitasha, tshʼitashe, tshʼitashot, tshʼitat Deklinationstyp II (konsonantisch); Unregelmäßigkeiten sind unterstrichen: << kʼotsh(i), kʼotsh(ə)k, (kʼotshs)/kʼos/kʼoc, kʼotshish, kʼotshit, kʼotshisha, kʼotshishe, kʼotshishot, kʼotsho << did(i), didik/ditk, didis/dis, didish, didit, didisha, didishe, didishot, dido Beispiel für Gruppenflexion (art- „eins“, skvam- „schön“, shkiru- „grau“): Nominativ: art(i) skvam(i) shkiru geri „ein schöner grauer Wolf“ Genitiv: art(i) skvam(i) shkiru gerish „eines schönen grauen Wolfes“ Dativ-Akk.: art(i) skvam(i) shkiru gers „einem/n schönen grauen Wolf“ usw. Konjugation(Quelle: [2]) TAM IIndikativ: -tshʼar[un]- „schreiben“: btshʼarunk, tshʼarunk, tshʼaruns/tshʼarunts, btshʼarunt, tshʼarunt, tshʼaruna(n) „ich schreibe, du schreibst, er/sie schreibt...“ „sein“: vorek, (o)rek, (o)ren, voret, ret, renan; rdu „ich bin, du bist, er/sie ist, wir sind, ihr seid, sie sind; er/sie war“ Experiencer im Dativ: „wissen“: mitshʼku „ich weiß“, gitshʼku „du weißt“, utshʼku „er/sie weiß“ „wollen“: mokʼo „ich will“, gokʼo „du willst“, okʼo „er/sie will“, gokʼonan „ihr wollt“ „lieben“: miʼors „ich liebe (ihn/sie)“, ma si miʼork „ich liebe dich“ Sonstiges: matsiens „mir ist kalt“ pshkirens „ich habe Hunger“ voxek „ich sitze“ Subjunktiv: „schreiben“: btshʼara, tshʼara, tshʼaras, btshʼarat, tshʼarat, tshʼaran „sodass ich schreibe, sodass du schreibst, sodass er/sie schreibt...“ „gehen“: ibda, ida, idas, ibdat, idat, idan „sodass ich gehe, sodass du gehst, sodass er/sie geht...“ TAM II-tshʼar- „schreiben“: btshʼari, tshʼari, tshʼaru/tshʼarə, btshʼarit, tshʼarit, tshʼares „ich schrieb, du schriebst, er/sie schrieb...“ -kʼat- „sammeln“: bkʼate, kʼate, kʼatu, bkʼatet, kʼatet, kʼates „ich sammelte, du sammeltest, er/sie sammelte...“ „sehen“: bzhiri „ich sah“ mitsʼi „du sagtest mir“, mitsʼu „er/sie sagte mir“, gitsʼi „ich sagte dir“ Kasus für Subjekt und ObjektBeispiel für Subjekt und Objekt in TAM I bis IV (osur- „Frau“, buneba- „Landschaft“, xantʼ- „malen“)[5]: TAM I: osuriNOM bunebasDAT xantʼunsPRÄSENS „Die Frau malt eine Landschaft“ TAM II: osurkERG bunebaNOM doxantʼuAORIST „Die Frau malte eine Landschaft“ TAM III: osursDAT bunebaNOM uxantʼu(n)RES. 1 „Die Frau hat (offensichtlich) eine L. gemalt“ TAM IV: osuriNOM bunebasDAT noxantʼueduRES. 4 „Die Frau hatte (offensichtlich) eine L. gemalt“ ScreevetabelleDie mingrelischen Screeves am Beispiel xantʼ- „malen“[5] und tshʼar- „schreiben“[8]:
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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