Die Fahrgastschiffe der Mikhail-Kalinin-Klasse (englische Transkription, teils auch als Mihail Kalinin,[1]russischМихаил Калинин, deutsche Transkription Michail Kalinin), welche auch als Projekt 101 oder Seefa 340[5] („Seefahrgastschiff für 340 Passagiere“) bekannt war, waren Seepassagiermotorschiffe kleiner Bauart. Die Klasse war benannt nach dem ersten Schiff der Klasse, das den Namen des sowjetischen Politikers Michail Iwanowitsch Kalinin trug.
Die Seefahrtschiffsserie Seefa 340 wurde von 1958 bis 1964 hergestellt. Die VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar in der DDR baute Schiffe eigenen Entwurfs, die den Ambitionen des Ministeriums der Seeflotte der UdSSR und der UdSSR im Ganzen in Chruschtschows Wettlauf auf der Erde, auf See und im Weltall nicht entsprachen. Den Vergleich mit westlichen Schiffen wie den britischenQueen Mary und Queen Elizabeth konnten sie nicht aufnehmen.[6] Daher wurde die größte Serie von Seefahrgastschiffen der UdSSR bereits 1964 durch die Ivan-Franko-Klasse, deutsche Bezeichnung Seefa 750,[7] ersetzt. Die Schiffe gingen an die sowjetischen Seereedereien: Schwarzmeerseereederei ЧМП (fünf Schiffe für Linien Venedig, Marseille, Nahost), Ostseereederei БМП (zwei Schiffe), Fernostseereederei ДВМП (acht Schiffe für Linien Wladiwostok-Petropawlowsk-Kamtschatski, Nachodka – Yokohama – Hongkong), Murmansker SeereedereiММП, Kamtschatsker Seereederei КМП. Ab 1969 wurden die Schiffe für den Einsatz als Kreuzfahrtschiffe modernisiert, wobei mehr Platz für Fahrgäste durch Minderung der Räume für Güter geschaffen wurde. Die Schiffe Litva, Latviya und Armeniya wurden 1969–1971 auf den Werften in Frankreich und Jugoslawien modernisiert.
Alle 1-, 2-, 3-, 4- und 6-Bettenkabinen auf vier Decks wurden im Rahmen der Modernisierung mit Dusche und WC ausgestattet. Drüber hinaus standen Musiksalon und Tanzfläche, Bar, Kiosk, Schwimmbasin, Bibliothek, Lazarett, Dienstleistungsraum und Kabine für Mutter und Kind zur Verfügung.
Liste der Schiffe Projekt 101/SeeFa 340
In der Liste ist der Ursprungsname der Schiffe angegeben, die anderen Namen stehen in Klammern in chronologischer Reihenfolge.
ex. Estoniya, 1997 verkauft an ein Abwrackunternehmen in Aliağa, Türkei,[14] verschrottet 2003
1960
108
Latvia
Schwarzmeer-Seereederei
Odessa
Sowjetunion → Lettland
5203920
ex. Latviya; Stapellauf 31. Dezember 1959, Lieferung an Chernomorskoye Parochodstvo Odessa/USSR: 26. August 1960;[15] letzte Reise auf dem Schwarzen Meer auf der Strecke Varna – Batumi – Varna; bis zum 1. April 1988 in der SchwarzMeerReederei-Liste, dann nach Riga versetzt, Hotelschiff in Riga, dann an eine Reederei an der Ostsee verkauft;[16] verkauft 1995 nach Aliağa, Türkei, zur Verschrottung[17]
ex. Khabarovsk, 1990 umbenannt in Sounds of Orients und übergeben an Tochtergesellschaft der FESCO, an Pacific Cruise Company, aufgelegt in Wladiwostok,[11] später verschrottet in China
ex. Nadezhda Krupskaya, Kuban (Sowjetische Marine);[20] 1992 nach Bulgarien verkauft, als Night-Club-Schiff; verkauft 1998 nach Aliağa, Türkei, zur Verschrottung[21]
ex. Bashkiriya, Odessa Song, Royal Dream, Silver Star, Nandini, Olviara, Ocean Princess; Wrack der Siritara Ocean Queen in Bangkok, Stand 28. Juli 2008[24]
↑M. Woitenko, The Maritime Gazette (М. Войтенко, Мореходная Газета), 5. Januar 2005: Artikel über Sowjetische Kreuzfahrtschiffe (Memento vom 21. Dezember 2006 im Internet Archive; russisch); Zitat: «В 1956 году в ГДР заложили первый лайнер из самой большой в СССР серии пассажирских судов типа "Михаил Калинин". Всего их было построено 19. Но амбиции ММФ и СССР в целом, эти лайнеры устроить никак не могли. Маловаты по размерам, не те внешний и внутренний вид, в общем, западным плавучим дворцам эти плавказармы конкуренции не представляли. А нашему руководству виделось что-то такое этакое, от чего всякие там Куин Элизабет или Куин Мэри покраснели-бы от стыда и утонули, не мешая нам зарабатывать валюту, крайне необходимую для дальнейшего расцвета социалистической экономики.» (deutsch: „1956 wurde in der DDR das erste Linienschiff aus der größten Serie von Passagierschiffen des Typs Mikhail Kalinin in der UdSSR auf Kiel gelegt. Insgesamt wurden 19 davon gebaut, aber den Ambitionen des MMF und der UdSSR insgesamt konnten diese Linienschiffe nicht gerecht werden. Diese schwimmenden Paläste waren klein, hatten nicht das gleiche äußere und innere Erscheinungsbild und konnten im Allgemeinen nicht mit westlichen schwimmenden Palästen konkurrieren. Aber unsere Führung sah etwas, das jede Queen Elizabeth oder Queen Mary vor Scham erröten und ertrinken lassen würde, ohne uns daran zu hindern, Devisen zu verdienen, die für das weitere Gedeihen der sozialistischen Wirtschaft unerlässlich waren.“)