Michael war der Sohn des Schlettauer Bürgers und Kaufmanns Thomas Wendler (* 1572; † 19. Oktober 1616 in Schlettau) und dessen erster Frau Katharina Fleischer (Fischer?, * 1572; † 22. September 1612 in Schlettau). Da seine Mutter in jungen Jahren verstorben war, heiratete sein Vater erneut eine Frau namens Katharina Limmer (auch: Leiner,; † 1630). Er war somit ein Halbbruder des Regensburger Schulrektors und Pfarrers David Wendler (* 16. März 1616 in Schlettau; † 4. Mai 1677 in Regensburg).[1] Nach einem kurzen Besuch der kurfürstlichen Landesschule St. Afra in Meißen vom 16. Juni 1622 bis 28. Juni 1622,[2] schickte ihn seine Stiefmutter im Alter von dreizehn Jahren an die Schule in Annaberg. Am 6. Oktober 1628 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg, wo er sich zunächst auf philologische Studien bei Erasmus Schmid und den Mathematik- sowie Astronomieunterricht bei Ambrosius Rhode konzentrierte.
In Wittenberg erwarb er am 9. April 1633 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, erhielt am 3. September desselben Jahres die Erlaubnis, als Magister legens an Hochschulen unterrichten zu können, und wurde am 19. März 1638 als Adjunkt an die philosophische Fakultät aufgenommen. Danach wendete er sich dem Studium der Theologie zu, wobei er die Vorlesungen von Jakob Martini, Paul Röber, Wilhelm Leyser I. und Johann Hülsemann besuchte. Nach einer kurzen Weiterbildung an der Universität Helmstedt[3] wurde er am 3. Oktober 1640 Professor der Ethik an der Wittenberger Hochschule. Seine Vorlesungen zur praktischen Philosophie der Moral überschnitten sich immer mehr mit theologischen Themen, so dass er sich hierfür das nötige Rüstzeug erwerben musste. So avancierte er am 1. November 1649 zum Lizentiaten und promovierte am 12. November 1650 zum Doktor der Theologie. Er wurde im Jahr seiner Promotion außerordentlicher Professor der Theologie und 1666 Assessor der theologischen Fakultät. Während seiner Wittenberger Professurzeit beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Leucorea. In den Wintersemestern 1645, 1651, 1657, 1663 und 1669 war er Dekan der philosophischen Fakultät und in den Sommersemestern 1650 und 1666 Rektor der Alma Mater. 1661 hatte man ihm zudem die Aufgabe übertragen, die Wittenberger Universitätsbibliothek zu verwalten. Da er in zunehmendem Alter nicht mehr in vollem Umfang seinen Aufgaben nachkommen konnte, erhielt er mit Christian Röhrensee einen Substituten.
Familie
Wendler war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er am 7. Januar 1641 in Wittenberg mit Margaretha Körwitz (auch: Körbitz, * 22. Mai 1595 in Wittenberg; † 3. Februar 1648 ebd.), der Witwe des Wittenberger Goldschmieds und Ratsherrn Wilhelm Michaelis (* 24. März 1595 in Bosenwurth; † 4. September 1638 in Wittenberg), der Tochter des Wittenberger Bürgers Zacharias Körbitz und dessen Frau Margarethe NN. (Tochter des Pfarrers in Schlieben Joachim Engelhart?).[4] Die Ehe blieb kinderlos.
Seine zweite Ehe schloss er am 27. März 1649 in Aue mit Maria Dauth (* 1625 in Magdeburg; † 1683 in Wittenberg), der Tochter des Magdeburger Bürgermeisters und späteren bischöflichen bremischen Hofrates sowie Vizekanzlers Johann Dauth (* 9. März 1581 in Ochsenfurt; † 23. Februar 1634 auf der Reise nach Frankfurt/Main, begr. Verden) und dessen Frau Anna Lutherod (* 26. Januar 1602 in Magdeburg; † 25. November 1667 in Wittenberg). Aus der Ehe gingen fünf Söhne und fünf Töchter hervor, wovon allerdings nur zwei Söhne den Vater überlebten. Von diesen Kindern kennt man:
den Theologen in Kemberg David Wendler (* 30. August 1652 in Wittenberg; † 21. März 1693 in Kemberg) und
die Tochter Anna Maria Wendler, die 1685 den königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Appellationsrat sowie Stadtsyndikus zu Wittenberg, Johann Paul Schröter (1663–1729) heiratete.[6]
Werke (Auswahl)
Exercitatio phys. de magnetis nomine, principiis et affectione potissima. 1634 (Online)
Disp. polit. de distributione subditorum in certas classes, de collegio in genere, et in specie de Collegio Electorum et Electoribus. Wittenberg 1657 (Online)
Exercitatio pol. de summi magistratus circa religionem officio. 1658 (Online)
Ex Politicis, Utrum Tyranno, Impia Jubenti, Resistere Possint Subditi et Quomodo. Wittenberg 1658
Disp. polit. de magno Iudaeorum synedrio. 1659 (Online)
Disputatio Politica De Potestate ferendi Leges Civiles, Lege Civili, eiusdemq(ue) divisione communi. 1659 (Online)
Disputatio Politica De Collegio Canonicorum & Canonicis. 1659 (Online)
Disp. De Collegio Monachorum et Monachis. Wittenberg 1659
Disp. de idea boni principis. Wittenberg 1659
Disp. de Summi Boni Effeentia et Existentia. Wittenberg 1659
Disp. de intelligentia et lumine intellectus. Wittenberg 1661
Disp. ex philosophia mor., de sapientia. 1661 (Online)
Ethica, politica atque oeconomica. Wittenberg 1662
Practicam Philosophiam, h. e. Ethicam, Politicam atque Oeconomicam. Wittenberg 1662
Disp. de extrema provocatione. Wittenberg 1662
Thema politicum de summa postetate circa religionem. 1662 (Online)
Ex Philosophiâ Morali, De Virtute Heroicâ. 1662 (Online)
Ex Politicis Dissertationem De Schola. 1663 (Online)
Ex Morali Philosophiâ De Pietate atq[ue] iis omnibus, quae eidem annexae sunt. 1663 (Online)
De nobilitate Hungarorum diss. acad. 1664 (Online)
Disp. polit. de legibus fundamentalibus. Wittenberg 1665 (Online)
De Politico Historiarum Usu, & Potissimo ad illum Genere. 1667 (Online)
Exercitatio polit. de dominatu. Wittenberg 1668 (Online)
Johann Christoph Erdmann: Lebensbeschreibungen und litterarische Nachrichten von den Wittenbergischen Theologen seit der Stiftung der Universität 1502 bis zur dritten Säcularfeyer 1802, aus den Matrikulu und anderen glaubwürdigen Urkunden. Ein Beitrag zur Chursächsischen Reformations und Kirchengeschichte. Wittenberg 1804, S. 91 (Online)
Die Schlettauer Gelehrtenfamilie Wendler. In: Schlettau und Dörfel im Zschopautal. Amts- und Mitteilungsblatt. Jg. 24, August 2013 (Nr. 8 vom 31. Juli 2013) (Online PDF)
↑Afraner Album. Verzeichniss sämtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl. C. E. Klinkicht & Sohn, Meissen, 1876, S. 118
↑ Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke. 1560 - 1750. Boppard Rhein, Bd. 6, S. 198, R 5314
↑dep. 1. Mai 1666 Uni. Wittenberg, studiert 11. April 1679 ebd.
↑Till von Egidy: Die Vorfahren der Familien von Egidy und von Koppenfels, Ahnenliste für die Brüder Holm, Hans und Max von Egidy in: Studien zur Kultur und Geschichte - Band 2, Herausgeber: Lars-Arne Dannenberg und Matthias Donath, Verlag Zentrum für Kultur//Geschichte, Niederjahna 2016