Michael Degen war ein Sohn von Jakob Degen (1900–1940) und dessen Frau Anna (1906–1975). 1933 zogen sie mit ihm und seinem älteren Bruder Adolf (1924–1967), später Arie genannt,[6] von Chemnitz nach Berlin-Tiergarten. Im Winter 1939/40 wurde sein Bruder über Dänemark und Schweden nach Palästina geschickt, um ihn wegen seiner jüdischen Herkunft vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu retten.[7] Im September 1939 deportierte die Gestapo seinen Vater. Dieser überlebte zwar das Konzentrationslager Sachsenhausen trotz schwerster Verletzungen, starb aber kurz nach seiner Freilassung an den Folgen der erlittenen Folter im April 1940.[8]
Ungefähr 1941 ließ seine Mutter für Michael Degen einen gefälschten, auf den Namen Max Gemberg lautenden, deutschen Postausweis mit dem Geburtsdatum 31. Januar 1932 anfertigen. Dies diente neben der Verschleierung seiner jüdischen Herkunft dazu, ihn vor der Einberufung zum Kriegsdienst zu schützen. Erst nach seinem Tod wurde öffentlich, dass Degen bereits 1928 geboren war.[4]
Michael Degen besuchte die jüdische Schule bis zu ihrer Schließung im Jahr 1942.[9] Angesichts von Zwangsräumungen ihrer Nachbarn durch die Gestapo im Jahr 1943 beschloss seine Mutter spontan, sich und ihren Sohn vor dem Zugriff zu retten. Acht Mal mussten sie auf ihrer Flucht unter falscher Identität das Versteck wechseln,[10] bis sie in einer Laubenkolonie bei nichtjüdischen Freunden, den Kommunisten Marie-Luise und Carl Hotze,[11] im Berliner Ortsteil Kaulsdorf bleiben und überleben konnten.[12] Das Ehepaar Hotze wurde im November 1943 verhaftet. Während Marie-Luise 1944 ermordet wurde,[13] erlebte Carl Hotze die Befreiung aus dem KZ Mauthausen. 2019 wurden zwei Stolpersteine vor dem Wohnhaus der Familie Hotze in der Straße An der Wuhle 41 verlegt.[14]
Privates
Degen wurde Vater von je zwei Kindern aus zwei Ehen. Eine Tochter aus seiner ersten Ehe mit der Künstlerin Sarah Eckel[15] ist die Schauspielerin Elisabeth Degen(Aimée & Jaguar). 2009 waren beide gemeinsam im Kurzfilm Kriegerstock und 2017 im Film Winterjagd[16] zu sehen. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass es noch ein fünftes Kind gibt, einen 1999 geborenen Sohn.[17][18]
Michael Degen war in dritter Ehe mit der Journalistin Susanne Sturm verheiratet und lebte mit ihr in Hamburg, wo er am 9. April 2022 starb.[19]
Während dieser Zeit fand er auch seinen älteren, im Krieg verwundeten Bruder Adolf Degen in einem Lazarett wieder und lernte mit dessen Hilfe Neuhebräisch. Danach war er an den Kammerspielen in Tel Aviv engagiert und spielte in Klassikern von Shakespeare oder Molière auf Hebräisch. Nach zwei Jahren verließ er Israel und kehrte nach Deutschland zurück. Er wollte wieder in deutscher Sprache auf der Bühne stehen.[22]
Künstlerische Laufbahn in Deutschland und Österreich
Vielen Fernsehzuschauern blieb er durch Diese Drombuschs (ab 1989), eine der populärsten Serien der späten 1980er Jahre, wo er an der Seite von Witta Pohl und Günter Strack spielte, in Erinnerung. Ab der im Oktober 2000 ausgestrahlten Pilotfolge Vendetta war er an der Seite von Joachim Król und Uwe Kockisch in der ARD-Krimireihe Donna Leon in der durchgehenden Serienhauptrolle des Vice-Questore Patta zu sehen. 2018 stand er für die vorletzte Folge Ewige Jugend, die im April 2019 gesendet wurde, in einer kurzen Szene letztmals vor der Kamera. In Margarethe von Trottas Spielfilm Hannah Arendt aus dem Jahr 2012 verkörperte er die Rolle des Kurt Blumenfeld.[22]
Autorentätigkeit
Ab 1999 trat Michael Degen auch als Schriftsteller in Erscheinung. Degens Autobiografie Nicht alle waren Mörder (1999) wurde 2006 für die ARD verfilmt. In Zusammenarbeit mit Degen verfasste Jo Baier das Drehbuch und führte Regie. Seine letzte literarische Veröffentlichung war 2015 der Roman Der traurige Prinz über die wahre Begegnung mit seinem Schauspielerkollegen Oskar Werner, der sein einstiges Vorbild war. Er erzählt von einem Nachtgespräch 1983 in Vaduz, nachdem er Werners letzten Auftritt in der Titelrolle von Kleists Drama Prinz von Homburg gesehen hatte.
Filmografie (Auswahl)
1966: Die Geschichte des Rittmeisters von Wuthenow (Fernsehspiel)[23]
Die ARD-Hörspieldatenbank enthält für den Zeitraum von 1956 bis 2022 (Stand: Juni 2022) insgesamt 137 Datensätze, bei denen Michael Degen als Sprecher geführt wird.
Der traurige Prinz. Roman einer wahren Begegnung. Rowohlt Verlag, Berlin 2015, gebunden, ISBN 978-3-87134-768-9, Roman über Degens Begegnung mit Oskar Werner.[29]
Sonstige Veröffentlichungen
Nackt geschält. In: Amadeus Gerlach (Hrsg.): Inszenierungen in Moll. Der Regisseur Rudolf Noelte. Rudolf Noelte zum 75. Geburtstag. Aufsatzsammlung. Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-210-8, S. 85 ff.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 130.
Christoph Tepperberg: Nicht alle waren Mörder. In Memoriam Michael Degen s. A. (1932–2022). In: David. Jüdische Kulturzeitschrift, 34. Jahrgang, Nr. 133, Juni 2022, S. 62f. (Online-Version).
↑Fernsehen und Radio. Dienstag 1. Aug.. In: Burgenländische Freiheit. Sozialdemokratisches Landesorgan / Burgenländische Freiheit. Landesorgan der sozialistischen Partei des Burgenlandes / BF. Die Zeitung für das Burgenland / BF. Die Burgenland-Woche / BF. Burgenland Freizeit, 28. Juli 1967, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/blf
↑Fernsehen und Radio. Mittwoch 2. Okt.. In: Burgenländische Freiheit. Sozialdemokratisches Landesorgan / Burgenländische Freiheit. Landesorgan der sozialistischen Partei des Burgenlandes / BF. Die Zeitung für das Burgenland / BF. Die Burgenland-Woche / BF. Burgenland Freizeit, 26. September 1968, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/blf