Max Lange (Mediziner)Max Lange (* 28. Juli 1899 in Dessau; † 23. Oktober 1975 in Solln) war ein deutscher Orthopäde und Hochschullehrer.[1] In der Nachkriegszeit in Deutschland gewann er internationales Ansehen.[2] Ausbildung1917 trat Lange als Kriegsfreiwilliger in das Deutsche Heer. Er studierte Medizin an der Universität Jena und der Universität Leipzig. Zur chirurgischen Vorausbildung war er in Leipzig bei Erwin Payr, der ihn mit seinen Gelenkeingriffen begeisterte.[3] 1923 promovierte er in Leipzig zum Dr. med.[4] Ab 1924 durchlief er die orthopädische Ausbildung in der Klinik seines Onkels Fritz Lange. Bei ihm habilitierte er sich 1929.[5] Als Oberarzt und apl. Professor schied er 1937 aus.
– A. N. Witt (1976)[3] NationalsozialismusNach Inkrafttreten des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses des NS-Regimes veröffentlichte Max Lange einen ausführlichen „Ratgeber“ für Ärzte und Erbgesundheitsgerichte.[6] Seine Empfehlungen waren selbst für damalige Verhältnisse extrem.[7] Beispielsweise empfahl er „beseelt vom nationalsozialistischen Geist“ die Sterilisierung von Menschen mit angeborener Hüftluxation (einem gut behandelbaren Leiden) und forderte die Umkehr der Beweislast zulasten der Betroffenen.[8] Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Lange beauftragt, in der Münchner Hohenzollernstraße ein Nachbehandlungslazarett zu errichten. Da für ihn die Nachbehandlung mit der Wiederherstellungschirurgie begann, wurde das Lazarett (wie später die Klinik in Bad Tölz) „eine der hervorragendsten wiederherstellungschirurgischen Arbeitsstätten“. Im Krieg und danach kamen Besucher aus aller Welt, um die neuen Arbeitsmethoden und die Behandlungserfolge der Klinik zu studieren.[3] Lange gehörte 1944 dem Beirat von Hitlers Begleitarzt Karl Brandt an.[9] NachkriegszeitNoch in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft stemmte Lange sich in Bad Tölz gegen den rüden Versuch der amerikanischen Militärregierung, das Reservelazarett mit den Schwerverletzten zu räumen. Schließlich drängte sie ihn, das Lazarett zum Krankenhaus für Kriegsversehrte zu machen. Es entstand das Staatliche Versorgungskrankenhaus Bad Tölz mit 600 Betten, eine medizingeschichtliche Leistung.[3] Wie schon im Lazarett seit 1943 war Alfred Nikolaus Witt dabei Langes große Hilfe. Das erste Versorgungskrankenhaus Bayerns wurde „für Jahrzehnte Anlaufpunkt und letzte Hoffnung für Tausende von Schwerstkriegsversehrten“. Trotz der immensen klinischen Arbeit blieb Lange wissenschaftlich tätig und war Herausgeber der Zeitschrift für Orthopädie.[10] Über viele Jahre war er Schriftführer der Deutschen Orthopädengesellschaft. Er begründete das Internationale Jahrbuch für Wiederherstellungschirurgie und Traumatologie und war ein hochangesehenes Mitglied der Société Internationale de Chirurgie Orthopédique et de Traumatologie (SICOT).[3] Erst als der Aufbau des VKH abgeschlossen war, folgte Lange 1954 dem Ruf der Ludwig-Maximilians-Universität München auf ihren Lehrstuhl für Orthopädie. Als Direktor sorgte er für die bauliche Erweiterung und Modernisierung der Klinik. 1968 wurde er emeritiert. Kein Ehrentitel ehrte Lange mehr als „Vater der Kriegsversehrten“.[11] Bei seiner Liebe zum Isarwinkel wurde er am 27. Oktober auf dem Friedhof von Lenggries beigesetzt.[2] RezeptionLanges Urenkelin, die Schriftstellerin Laura Lichtblau, setzt sich in ihrem Roman Sund (2024) mit Langes NS-Vergangenheit auseinander.[12] Veröffentlichungen (Auswahl)
Ehrungen
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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