Manga de DokuhaManga de Dokuha (jap. まんがで読破, dt. „Durchlesen mit Manga/Comics“) ist eine Manga-Edition des Verlags East Press, in der bekannte Literaturwerke in Comicform umgesetzt sind. Zweck der Reihe ist wichtige literarische Werke einer Leserschicht näher zu bringen, die diese entweder sonst nicht lesen oder kennen würde. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Reihe damit, dass sie sich unter den literarischen Werken auch politische Werke wie der kommunistische Roman Kanikōsen, Karl Marx’ Das Kapital oder Adolf Hitlers Mein Kampf befinden. Einige Bände wurden auch ins Englische übersetzt. ÜberblickManga de Dokuha wurde von East Press gestartet, um junge Japaner an klassische Literatur mittels des Mangaformats heranzubringen. Die Einzeltitel werden von Maruo Kōsuke herausgegeben und geschrieben, vom Künstlerkollektiv Variety Art Works gezeichnet[1] und werden oft in convenience stores wie 7-Eleven verkauft. Bis Juli 2008 verkauften sich die ersten 17 Titel der Reihe über 900.000-mal.[2] Die durchschnittlichen Verkaufszahlen der einzelnen Titel waren etwa 35.000 Exemplare.[1] Die US-Mangaplattform JManga übersetzte 14 Titel von Manga de Dokuha ins Englische: Gezeichnet, Das Kapital, Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Ginga Tetsudō no Yoru, Gorin no Sho, Ich der Kater, Seton Dōbutsuki, Sutta Nipata, Tausendundeine Nacht, Die Verwandlung, Die Reise nach Westen, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Die Kunst des Krieges und Oku no Hosomichi.[3] Der US-Verlag One Peace Books veröffentlichte am 1. September 2012 Don Quijote, Der große Gatsby, Moby-Dick, Ulysses und Der Krieg der Welten als Teil seiner Reihe Manga Classic Readers.[4] Beim kanadischen Verlag Red Quill Books erschien 2012 ebenfalls eine englische Übersetzung des Manga zu Das Kapital.[5] Bedeutende TitelKanikōsen und Das KapitalEiner der ersten Titel der Reihe war Kobayashi Takijis Roman Kanikōsen von 1929, der auch mehrfach ins Deutsche übersetzt wurde – als Der 15. März 1928: Eine japanische Arbeiter-Erzählung im Jahr 1932, als Krabbenfischer in der DDR 1958 und zuletzt als Das Fabrikschiff 2012. Das Buch erzählt aus einem linken Blickwinkel von der Mannschaft eines Krabbenfischerschiffs und deren Ausbeutung durch Kapitalisten. Hatten sich von dem Roman zuvor etwa 5000 Exemplare pro Jahr verkauft, so wurde es 2008 zum 75. Todestag des Autors mit 507.000 Exemplaren ein unerwarteter Bestseller. Die Mangafassung von Manga de Dokuha erschien im Vorjahr und verkaufte sich mehr als 200.000-mal.[6] Als Reaktion auf den Erfolg des Kanikōsen-Manga mit seinem kommunistischen Thema entschied sich der Verlag ebenfalls Karl Marx’ Abhandlung Das Kapital als Manga zu adaptieren. In diesem werden die marxistischen und antikapitalistischen Prinzipien anhand des fiktiven Käsefabrikbesitzers Robin dargestellt, der sich schuldig fühlt seine Arbeiter ausgebeutet und die sozialistischen Prinzipien seines Vaters verraten zu haben. Herausgeber Maruo erklärte den Erfolg mit „Ich denke das die Menschen bei Marx nach Antworten zu den Problemen einer kapitalistischen Gesellschaft suchen. Offensichtlich legt die jüngste globale Krise nah, dass das System nicht ordentlich funktioniert.“ Die East-Press-Ausgabe von Das Kapital verkaufte sich in den ersten Tagen ihrer Veröffentlichung 6000-mal.[7] Der erneute Erfolg des Romans und Mangas zu Kanikōsen wie auch zu Das Kapital wurden oft zum Anstieg der Beliebtheit linkslastiger Literatur allgemein in Japan in Beziehung gesetzt, sowie der Weltwirtschaftskrise ab 2007 und dem Anstieg der Mitgliederzahlen der Kommunistischen Partei Japans.[6][8][9] Nach Toeda Hirokazu, Professor für Literatur an der Waseda-Universität, wird „Kanikōsen jedesmal diskutiert und analysiert, wenn ein kritisches soziales Problem auftauche − die gesellschaftliche Ungleichheit, schlechte Arbeitsbedingungen, falsche Produktangaben, willkürliche Tötungen. Dies ist ein Charakteristikum des ‚Kanikōsen‘-Booms und symbolisiert bzw. spiegelt all jene negativen Aspekte des modernen Japans wider.“[10] Der Gewerkschafter Asao Daisuke äußerte sich mit „die Situation der Arbeiter in dem Buch ähnelt sehr dem von modernen Zeitarbeitern: die kurzfristigen Verträge, das Arbeiten unter strenger Überwachung, Gewalt durch Vorgesetzte, die weitverbreitete sexuelle Belästigung und der Druck gegen gewerkschaftliche Organisation sind alles Dinge, die heutigen Japanern jeden Tag begegnen.“[8] Der Anti-Armuts-Aktivist Hashimoto Kosuke meint zur Beliebtheit des Buches: „Ich denke das viele jungen Menschen in Japan Angst vor der Zukunft haben, und das Angst manchmal zu Wut führt. Das Lesen von Comics könnte nur der Anfang sein.“[9] Nach Katada Kaori, Dozentin für Soziologie an der Hōsei-Universität, ist „Armut seit einiger Zeit ein wachsendes und sichtbares Problem, aber nun suchen die Menschen nach Antworten, warum sie zurückkehrt. Deswegen wenden sie sich an diese Bücher.“[9] Mein KampfDie Mangaversion von Adolf Hitlers Mein Kampf (jap. わが闘争, Waga Tōsō) wurde im Oktober 2008 veröffentlicht und war mit 45.000 verkauften Exemplaren ein kleiner kommerzieller Erfolg.[11] Es löste jedoch auch eine Kontroverse aus, da der Freistaat Bayern die Rechte an dem Ursprungswerk hält und verlautbaren ließ: „Es erscheint uns nur schwer vorstellbar, dass ein Comic das geeignete Mittel wäre, um sich mit den Inhalten von Adolf Hitlers ‚Mein Kampf‘ in der gebotenen Weise kritisch auseinanderzusetzen“, dass man aber wegen der japanischen Rechtslage nicht dagegen vorgehen könne.[12][11] Bayerns früherer Repräsentant in Japan, Obata Toshio, äußerte sich dazu mit „Selbst 60 Jahre nach dem Krieg ist der Nationalsozialismus ein sensibles Thema in Deutschland. Hat East Press vor der Veröffentlichung Diskussionen darüber angestrengt? Hat es die Unterschiede wie das Medium Manga in Japan und Deutschland gesehen wird berücksichtigt?“ Maruo verteidigte die Veröffentlichung mit „‚Mein Kampf‘ ist ein sehr bekanntes Buch, aber nur wenige haben es gelesen. Wir denken das dies einen Einblick über den Menschen Hitler liefert, seine Denkweise, die zu solch einer Tragödie geführt hat, obwohl er als ‚Monster‘ abgetan wird.“ Der Manga belebte in Deutschland wiederum die Debatte, ob das Quasiverbot des Buchs aufgehoben werden solle.[1] Spiegel Online kritisiert das im Gegensatz zu Tezuka Osamus Manga Adolf, in dem Hitler als „grölende[r] Fatzke, dessen monströs verzerrte Mimik abschreckend bis lächerlich wirkt“ karikiert werde, hier „die Zeichnungen Hitlers Eigenliebe [ungebrochen reflektieren] und […] das Bild aus[stellen], das er von sich selbst entwarf“ und Hitler „kaum dämonisch“, sondern als „sympathische Gestalt“ dargestellt werde.[12] Einzeltitel der Manga de DokuhaWeblinks
Einzelnachweise
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