Mäurer & Wirtz
![]() Mäurer & Wirtz, gegründet von Ernst Mäurer und Andreas August Wirtz 1845 als Seifenfabrik in Stolberg, ist ein Hersteller von Produkten im Duft- und Pflegebereich und seit 1990 eine eigenständige Tochtergesellschaft der Dalli-Werke. Das Familienunternehmen wird von den Geschäftsführern Stephan Kemen und Richard Espenhahn geleitet. Mäurer & Wirtz gilt als einer der größten Dufthersteller Deutschlands.[3] Sitz und Produktionsstandort ist Stolberg in der Städteregion Aachen mit ca. 300 Mitarbeitern. Neben eigenen Marken wie 4711, Tabac und Les Destinations, werden Lizenzmarken wie s.Oliver oder Tom Tailor betrieben.[3] Hauptmärkte sind Deutschland, die Schweiz, Österreich, die Benelux-Staaten, Zentral- und Osteuropa, Südostasien, China, Indien und der Nahe und Mittlere Osten. Vertriebspartner für ein flächendeckendes Distributionsnetz sind der Parfümerie- und Drogeriefachhandel, Kaufhäuser und Warenhäuser, Drogerie- sowie Verbrauchermärkte und der Online-Handel. Geschichte1845 bis 1883Die Geschichte des Familienunternehmens geht auf Michael Mäurer und seinen Stiefsohn Andreas August Wirtz zurück, die am 24. November 1845 eine Seifensiederei in Stolberg gründeten und am 19. Mai 1851 ihre Konzession für den Betrieb erhielten.[4] Zunächst wurden ausschließlich Schmierseifen, Kernseifen und Walkseifen für die Textilindustrie sowie Feinseifen in einer Kolonialwarenhandlung für den lokalen Markt verkauft. Mit der Zeit etablierten sich die Produkte aber auch im Rheinland und später ebenso im nahen Ausland (vor allem Benelux und Frankreich); 1867 wurde beispielsweise die Tuchfabrik Aachen mit Walkseife beliefert.[4] Zudem wurden kurz darauf Seifenprodukte mittels Lizenzvereinbarungen in Paris und in San Francisco vertrieben.[5] 1884 bis 1937Im Jahre 1884 begann die Produktion von Waschpulver, und um die Jahrhundertwende wurden dann erste Warenzeichen eingetragen;[6] so wurde beispielsweise die Marke „Dalli“ im April 1884 vom Kaiserlichen Patentamt bestätigt.[4] Andreas August Wirtz’ Witwe, Apollonia Wirtz, erwarb am 22. Dezember 1888 von der Stadt Stolberg ein größeres Areal mit dem ehemaligen Kupferhof Grünenthal. Mit einer neuen Fabrik außerhalb des Stadtzentrums leitete das Unternehmen 1889 den Wandel vom Handwerks- zum Industriebetrieb ein. Durch den neu erworbenen Platz konnten nun auch größere Siede- und Laugenkessel angeschafft werden, um die Produktion zu steigern. 1901 löste die neu entwickelte Dampfbeheizung die damaligen Siedekessel ab. Durch die Expansion des Unternehmens wurde das Betriebsgelände nach einiger Zeit zu eng. Aus diesem Grund wurden 1913 an einem neuen Standort Gebäude mit direktem Bahnanschluss errichtet, was die großbetriebliche Massenproduktion weiter vorantrieb. Zudem wurde ein Zweighaus in Düsseldorf eröffnet; 1925 beschäftigte das Unternehmen rund 400 Mitarbeiter.[4] 1938 bis 19451938 übernahm das Unternehmen den Berliner Seifenvertrieb Döring Werke AG sowie die Wiener Parfümerie Riva,[4] welcher daraufhin ebenfalls ein fester Produktionsstandort wurde.[5] Im Zuge des Zweiten Weltkriegs sollen in dem Betrieb in Stolberg auch Kriegsgefangene aus Osteuropa, Belgien und den Niederlanden Zwangsarbeit verrichtet haben.[7] Laut dem Historiker Thomas Müller unterhielten die Dalli Werke Mäurer & Wirtz in Stolberg auf ihrem Betriebsgelände in der Zweifaller Straße ein Zwangsarbeitslager. Dort waren etwa 30–40 sowjetische Kriegsgefangene interniert. Ein weiteres Lager gab es in der Zweifaller Straße 74 im Saal Ortmann. Dort befand sich ein Lager für 40 bis 70 zivile Zwangsarbeiter aus Belgien und den Niederlanden. Unklar ist, ob es sich um ein Lager handelte und wann es welchem Zweck diente. Möglich ist, dass es in wechselnder Funktion als Kriegsgefangenenlager und ziviles Zwangsarbeitslager diente. Denkbar sind aber auch zwei parallele Lager. In der Prämienstraße 93 wurde ein Zwangsarbeitslager für 70 bis 90 zivile Zwangsarbeiter aus Osteuropa unterhalten.[8][9] 1945 bis 1989Ab 1945 fanden, angestoßen durch den Geschäftsführer Jakob Chauvistré, Überlegungen zur Herstellung pharmazeutischer Präparate statt, welche im Labor der 1945 gegründeten Dalli-Werke weiterverfolgt wurden und im August 1946 zur Gründung der Pharmafirma Chemie Grünenthal führten.[10] 1950 hatten die Dalli-Werke mehr als 1000 Mitarbeiter.[4] Im selben Jahr entstanden unter dem Dach der Dalli-Werke Mäurer & Wirtz zwei eigenständige Geschäftsbereiche: Mäurer & Wirtz für Seifen und Körperpflege und Dalli für Waschpulver.[11] 1951 wurde die Herrenkosmetik-Marke Tabac veröffentlicht, welche zu den bekanntesten und erfolgreichsten Produkten von Mäurer & Wirtz zählt;[3][12][13] 1952 wurde der Beiname Original hinzugefügt. Nach Angaben der Tageszeitung Die Welt wurden mehr als 85 Millionen Flaschen dieses Herrenduftes vertrieben.[14] 1967 wurde eine neue Kosmetik- und Körperpflegeserie namens riar eingeführt,[4] welche später wieder eingestellt wurde. Seit 1990![]() 1990 entstand durch Umstrukturierung die Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG. als eigenständiges Tochterunternehmen der Dalli-Group.[15] Das Unternehmen stellte inzwischen neben Wasch- und Seifenartikeln hauptsächlich Duftwässer und Kosmetika her. Seit 1992 wurden Produkte zunehmend mittels Lizenz-Vereinbarung hergestellt – z. B. Betty Barclay,[16] Otto Kern und s.Oliver.[17] Im Jahre 2007 übernahm das Unternehmen die Parfümmarke 4711[18] inklusive des Kölner Stammhauses[19] vom amerikanischen Konsumgüterkonzern Procter & Gamble.[20] Während der Markenübernahme wurden auch die Rechte an den Parfümmarken Tosca, Sir Irisch Moos und Extase von Mäurer & Wirtz erworben.[15] Im November 2011 kam die Duftserie der Marken Baldessarini[21] sowie von Windsor hinzu, welche später eingestellt wurde.[22] Parallel dazu wurden auch weiterhin diverse Parfüm-Eigenmarken wie Les Destinations und Route 66 vom Unternehmen vertrieben.[23] Durch das Hochwasser 2021 musste die Produktion für mehrere Tage eingestellt werden.[24] Im Januar 2025 übernahm das Unternehmen die Markenlizenz der Parfümsparte von Tom Tailor.[25] Produkte und MarkenZu Mäurer & Wirtz gehören unter anderem die Eigenmarken 4711, Tabac Original, Tosca, Sir Irisch Moos und Nonchalance, Les Destinations, Hej:Pure und Route 66, für die jeweils ein Sortiment an Parfums und anderen Pflegeprodukten angeboten wird. Weiterhin produziert das Unternehmen Produkte für Fremdmarken, wie s.Oliver, Otto Kern, Betty Barclay und Baldessarini sowie White-Label-Produkte, welche in hohen Stückzahlen für Discounter hergestellt werden.[12] Mäurer & Witz vertreibt außerdem D2C- und Lifestyle-Marken wie Orodion, Thom by Thomas Rath und Noles.[3][26][27] UnternehmensstrukturDie Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG wurde 1990 in das Handelsregister eingetragen[28] und gilt als operative Gesellschaft von Mäurer & Wirtz. Geschäftsführer des Unternehmens sind Stephan Kemen (seit 2020)[24] und Richard Espenhahn (seit 2024). Das Unternehmen beschäftigt mehr als 300 Mitarbeiter[29] und erlöste im Geschäftsjahr 2023 rund 222 Mio. EUR.[1][2] Als Vertriebsunternehmen firmieren mehrere Gesellschaften, wie z. B. Théany Cosmetic GmbH, Cosmeurop Parfums GmbH, LC Luxury Cosmetics GmbH, s.Oliver Cosmetics GmbH, LC Lifestyle Cosmetics GmbH, Comma Cosmetics GmbH, M & W Parfums + Accessoires GmbH, Otto Kern Cosmetics GmbH und House of 4711 GmbH.[28] Die Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG gehört als eigenständiges Unternehmen zur Dalli-Group (Dalli-Werke GmbH & Co. KG) und veröffentlicht keinen eigenen Jahresabschluss, sondern wird konsolidiert im Konzernabschluss der Dalli-Group aufgeführt.[28][15] Auszeichnungen (Auswahl)
Literatur
WeblinksCommons: Mäurer & Wirtz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 50° 45′ 42,2″ N, 6° 13′ 56,6″ O |
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