Im Jahre 1687 wurde die WüstungHammonshausen zur Errichtung einer Kolonie für protestantische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) aus Frankreich ausgewiesen. Im September 1700 ersuchte die Gemeinde den Landgrafen Karl von Hessen-Kassel um eine Umbenennung, da der alte Ortsname für heidnisch gehalten wurde – wohl durch die Assoziation mit dem ägyptischen Gott Ammon. Zunächst wurde dabei an den Namen Sophienberg gedacht.[2] Die neue Siedlung erhielt dann noch im Jahre 1700 den Namen Louisendorf nach der Prinzessin Marie Luise von Hessen-Kassel.
Die Siedlung ist als Straßendorf mit 16 Parzellen angelegt. In der Mitte der Straße lagen die Schule (heute abgerissen und durch ein kleines Feuerwehrhaus ersetzt) und die Kirche einander gegenüber. Da der Dorflehrer eine kleine Landwirtschaft unterhielt, gehörte zur Schule eine Scheune, die erst im beginnenden 18. Jahrhundert errichtet wurde. Im Unterschied zu den ansonsten in nordhessischer Fachwerkbauweise errichteten Gebäuden griff man hier auf eine Feldstein-Bauweise zurück, wie sie im französischen Herkunftsgebiet der Siedler üblich war. Die Scheune wurde ab 2002 renoviert und dient nun als Standesamt.
Die Gemeinde musste anfangs einen mehr als einstündigen Fußweg zum Gottesdienst in der Kapelle des Klosters St. Georgenberg in Frankenberg in Kauf nehmen. Der Landesfürst Karl erteilte auf Bitte der Gemeinde im Jahr Juli 1699 die Genehmigung, in Louisendorf selbst eine Kirche zu errichten. Diese entstand ab 1700 in Eigenleistung der Gemeinde im auf Grund der günstigen Verfügbarkeit von Bauholz ortsüblichen Fachwerkstil und konnte im Oktober 1702 geweiht werden. Etwa 169 Jahre wurde in der Kirche französisch gepredigt, dann fand sich kein französischsprachiger Pfarrer mehr. Seit Juni 1871 wird in der Kirche auf Deutsch gepredigt. 1990 starb der letzte französischsprachige Bewohner des Ortes.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Louisendorf 126 Einwohner. Darunter waren 3 (2,4 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 21 Einwohner unter 18 Jahren, 51 waren zwischen 18 und 49, 30 zwischen 50 und 64 und 24 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 66 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 39 Haushaltungen leben keine Senioren.[11]
Einwohnerentwicklung
Louisendorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr
Einwohner
1834
146
1840
155
1846
135
1852
148
1858
132
1864
144
1871
134
1875
128
1885
134
1895
103
1905
107
1910
95
1925
92
1939
96
1946
152
1950
134
1956
106
1961
104
1967
107
1980
?
1990
?
2000
?
2010
?
2011
126
2016
131
2019
130
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [6]; nach 1970: Stadt Frankenau:[1]; Zensus 2011[11]
Sprache
Bis etwa 1965 wurde in Louisendorf Okzitanisch gesprochen.[12]
↑Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Frankenau
Einzelnachweise
↑ abcStadtprofil. In: Webauftritt. Stadt Frankenau, archiviert vom Original am 23. Oktober 2019; abgerufen im September 2020.
↑Schreiben vom 15. September 1700 an den Landgrafen von Hessen
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 3. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.109f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.