Mehrere Seen des entstehenden Lausitzer Seenlands liegen teilweise oder ganz im Gemeindegebiet. Das Speicherbecken Lohsa I und der mit ihm in Verbindung stehende Silbersee sind die Restlöcher ehemaliger Braunkohletagebaue, deren Flutung im Februar 1971 begann. Nördlich von Lohsa entstand 2001 der Dreiweiberner See nach der Flutung des 1989 stillgelegten Braunkohlentagebaues Lohsa. Östlich von Weißkollm befindet sich mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee. Südlich des früheren Ortsteils Bärwalde schließt sich in geringer Entfernung zur Gemeindegrenze der Bärwalder See an.
Die Einwohnerzahlen der einzelnen Orte stammen vom Meldeamt Lohsa (Stand: 31. Dezember 2016) und weisen auf Grund unterschiedlicher Berechnungsvorschriften in ihrer Summe eine Abweichung zu den Einwohnerzahlen der Gemeinden auf, die vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen herausgegeben werden.
Aufgrund des Braunkohlenabbaus sind auf den heutigen Gemeindefluren folgende Dörfer teilweise oder ganz devastiert worden:
Der Ort Lohsa wurde erstmals 1343 unter dem Namen „Lose“ urkundlich erwähnt. 1346 wird die Lohsaer Kirche erstmals in einer Urkunde erwähnt und ist damit eine der ältesten Kirchen der nördlichen Oberlausitz.
Das Lohsaer Gut wird 1350 erstmals als Besitz derer von Pannewitz und Schreibersdorf in der Herrschaft Neschwitz erwähnt. Im Jahr 1470 wird Balthaser von Schreibersdorf als Besitzer von Lohsa, Friedersdorf und Weißkollm genannt. Im Jahre 1523 erwirbt Bernhard von Gersdorf das Gut Lohsa. 1547 kauft Christoph von Schreibersdorf zu Lohsa die Dörfer Litschen, Driewitz und Lippen. Vom Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts wechselt das Gut Lohsa mehrfach die Besitzer. Genannt werden die Familien von Dallwitz und von Muschwitz.[3]
Im frühen 19. Jahrhundert erwerben die Vorfahren der briefadeligen[4] Familie von Loebenstein, hier Robert Loebenstein (um 1780–1833), ursprünglich[5] aus Mähren stammend, und dann eine Bankiersfamilie in der Niederlausitz stammend und mit Gutsbesitz bei der Stadt Luckau ausgestattet, das Gut in Lohsa sowie Ober- und Nieder-Wartha; zu Beginn ist Wartha kurz das Hauptgut. Der Sohn, Robert Alexander von Loebenstein (1811–1855), bestimmt Lohsa zum Hauptwohnsitz[6] und nutzt Niederwartha, Lohsa mit Mortka, Ratzen mit Kolpen und Geislitz im Kreis Hoyerswerda als Nebengüter. 1839 wurde er in Preußen nobilitiert.[7] Der Rittmeister ist historisch interessiert und Mitglied er Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaft.[8] Namhaftester Vertreter der Familie in Lohsa und als Gutsherr[9] der Kirchenpatron war der Landrat Alfred von Loebenstein-Lohsa (1837–1886).[10] Er war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe stammte die Tochter Marie (1863–1947), die den Vetter Friedrich von Loebenstein (1855–1921) heiratete und der Gutsmitinhaber wurde. Deren gemeinsamer gleichnamiger Sohn Friedrich Victor von Loebenstein verkaufte Lohsa 1931. 1937 ist Braunkohlen- und Brikettfabrik Eintracht Aktiengesellschaft mit Sitz in Welzow der Eigentümer der Herrschaft Lohsa, 2589 ha. Als Güterdirektor[11] agiert Julius Haare mit Sitz in Schloss Wartha.
Dreiweibern und Ratzen gehören seit 1938 zu Lohsa. Im Jahr 1994 wurden fünf Gemeinden eingegliedert,[13] von denen Bärwalde 1998 nach Boxberg/O.L. umgegliedert wurde.[14] Lippen wechselte im Jahr 1996 von Uhyst nach Lohsa.[15] Die 1995 neu gebildete Gemeinde Knappensee[16] wurde 2005 aufgelöst. Ihre Ortsteile Groß Särchen und Koblenz kamen zu Lohsa.[17]
Ehemalige Gemeinde
Datum
Anmerkung
Bärwalde
1. Januar 1957 1. Januar 1978 1. Januar 1994 1. Januar 1998
Eingemeindung nach Merzdorf, Ausgliederung aus Merzdorf, Eingemeindung nach Lohsa, Umgliederung nach Boxberg/O.L.
Dreiweibern
1. April 1938
Driewitz
1. Januar 1957
Eingemeindung nach Litschen
Friedersdorf
1. Januar 1957
Eingemeindung nach Litschen
Groß Särchen
1. Oktober 1995 1. Januar 2005
Eingemeindung nach Knappensee, Umgliederung nach Lohsa
Hermsdorf/Spree
1. Januar 1994
Knappensee
1. Januar 2005
Eingemeindung nach Lohsa und Königswartha
Koblenz
1. Oktober 1995 1. Januar 2005
Eingemeindung nach Knappensee, Umgliederung nach Lohsa
Lippen
1. Mai 1974 1. Januar 1996
Eingemeindung nach Uhyst, Umgliederung nach Lohsa
Litschen
1. Januar 1994
Mortka
1. Januar 1957
Eingemeindung nach Litschen
Ratzen
1. April 1938
Riegel
1. Januar 1978
Eingemeindung nach Weißkollm
Scheibe
1. April 1938
Eingemeindung nach Riegel
Steinitz
1. Januar 1994
Weißig
1. April 1938 1945 1948
Eingemeindung nach Hermsdorf/Spree, Umgliederung nach Steinitz, Umgliederung nach Hermsdorf/Spree
Weißkollm
1. Januar 1994
Bevölkerung und Sprache
Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 467, darunter 432 Sorben (93 %) und 35 Deutsche.[18]Ernst Tschernik zählte 1956 in der Gemeinde Lohsa mit Ratzen und Dreiweibern einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von nur noch 37,3 %.[19] Seitdem ist der Gebrauch des Sorbischen im Ort weiter stark zurückgegangen.
Blasonierung: „In Silber über einer grünen und einer darüberliegenden blauen Welle eine grüne Kiefer, rechts begleitet von einem blauen Fisch und links begleitet von schwarzen Berghämmern.“[24]
Wappenbegründung: Die beiden Wellenlinien symbolisieren die den Ort früher umgebenden Sümpfe sowie die aus den ehemaligen Tagebauen Dreiweibern und Werminghoff II entstandenen Naherholungsgebiete. Der blaue Fisch stellt einen vorindustriellen Erwerbszweig der Gemeinde sowie die im Zuge der Renaturierung wieder entstandenen Fischteiche dar. Der Bergbau, der seit 1935 die Region prägt, wird mit Schlägel und Eisen dargestellt. Die Kiefer im Zentrum des Wappens steht für den Ortsnamen, der sich laut dem Volkskundler Jan Meschgangs auf eine Rodungssiedlung bezieht.
Tourismus
Die Gemeinde befindet sich im südlichen Teil des Lausitzer Seenlandes, welches aus gefluteten Tagebaurestlöchern entsteht. Der Silbersee (Slěborny jězor; Tgb. Werminghoff II; 315 ha; 1972), direkt südlich von Lohsa, Teil des Speicherbeckens Lohsa I, ist wegen Sanierungsarbeiten am Bahndamm gesperrt. Der Knappensee (Hórnikečanski jězor; Tgb. Werminghoff I; 286 ha; 1953) bei Groß Särchen / Koblenz wird bis mindestens 2030 wegen Sanierungsarbeiten der LMBV gesperrt.[25] Der Dreiweiberner See (Třižonjanski jězor; Tgb. Dreiweibern; 286 ha; 2002), direkt nördlich von Lohsa, wurde 2005 freigegeben. Östlich von Weißkollm entsteht mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee, der noch keinen richtigen Namen hat und vorrangig als Wasserspeicher dient.
Jedes Jahr im Spätsommer findet die Triathlonveranstaltung KnappenMan statt. Um die 1000 Teilnehmer absolvieren die verschiedenen Triathlonstrecken, wie die Langdistanz, Halbdistanz und Olympische Distanz.[26]
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Die Gemeinde Lohsa verfügt über eine Grundschule in Groß Särchen sowie eine Oberschule.
↑Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 3, Hrsg. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, Selbstverlag, Oberlößnitz/Görlitz 1919, S. 585 f. Online
↑Briefadel: Nach 1400 vom jeweiligen Landesherrn geadelt. Anerkennung in den Nachbarstaaten (Sachsen/Preußen beispielsweise) konventionell üblich.
↑Marcelli Janecki: Handbuch des Preußischen Adels, Band 1, Hrsg. Königliches Herolds-Amt, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 55 ff. Online
↑Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Erik Amburger, Ernst-Otto v. Dewitz, Friedrich Wilhelm Euler et al.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel) 1954. Band I, Band 9 der Gesamtreihe GHdA (1951 bis 2015), C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1954, S. 266–270.
↑F. G. Eduard Anders: Historische Statistik der Evangelischen Kirche in Schlesien. Neue Ausgabe. Regierungs-Bezirk Liegnitz, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1867, S. 543 f. Online
↑Walter v. Hueck, Erik Amburger, Ernst-Otto v. Dewitz, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel) 1986. Band XVII, Band 89 der Gesamtreihe GHdA (1951 bis 2015), C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1986, S. 231–236.
↑Güter-Adreßbuch Schlesien 1937. Nieder- und Oberschlesien, 15. Ausgabe, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1937, S. 450–451. Reprint Bod Norderstedt, Klaus D. Becker, Potsdam 2020. ISBN 978-3-88372-244-3. Auszug/Online
Reinhard Specht: 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werminghoff (Knappenrode) und Lohsa. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2014, ISBN 978-3-941908-55-0.
Weblinks
Commons: Lohsa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien