Liste der historischen Expeditionen nach ÄgyptenÄgypten übt seit jeher auf die Menschheit eine ungeheure Faszination aus. Kulturschätze, geographische Besonderheiten und Gedächtnisorte mit unterschiedlicher Gruppenbezogenheit haben das Land am Nil, insbesondere seit Herodot, zu einem „Wunder- und Reiseland“ schlechthin gemacht. Dieser Artikel listet und beschreibt deshalb Historische Expeditionen nach Ägypten. Ich gehe dazu über, ausführlich über Ägypten zu berichten, weil es sehr viele Merkwürdigkeiten aufweist und im Vergleich zu jedem anderen Land sich dort unbeschreiblich große Kunstwerke finden. Dies ist der Grund für die ausführlichere Darstellung (Herodot: Die Bücher der Geschichte I-IV. Übertragung, Einleitung und Anmerkungen von Walther Sontheimer. Stuttgart 1999, hier II, S. 79) Reisen nach ÄgyptenDiese Sehnsucht nach Ägypten findet auch in der Odyssee ihren unverwechselbaren Ausdruck: Dann packte mich das Verlangen, Schiffe mit göttergleichen Gefährten auszurüsten und nach Aigyptos zu fahren ... Wir erreichten den herrlichen Strom Aigyptos am fünften Tage und legten in ihm vor Anker die doppelt geschweiften Schiffe. ... Sieben Jahre verweilte ich dort und sammelte Schätze unter dem Volk der Aigypter; ein jeder ließ mich verdienen. (Homer: Odyssee, hrsg. von Dietrich Ebener, Bd. 2, Berlin und Weimar, 4. Aufl. 1992, XIV. Gesang, Vers 246ff., S. 219f.) Seit Herodot reißt der Strom der Reisenden nach Ägypten nicht ab. Nach ihm kommen oder pilgern unzählige Scharen aus dem Abendland zum Land am Nil. Von einigen sind Reisebeschreibungen überliefert. Dank der Schriften der Antike – Herodot, Manetho, Diodor von Sizilien, Strabo, Plutarch, Ptolemäus und Plinius der Ältere haben mit ihren Schriften das Ägyptenbild des Abendlandes maßgeblich beeinflusst –, dank der Pilgerberichte des 1. Jahrtausends u. a. von Egeria (um 400), Hieronymus (404), Pilger von Piacenza (570), Arculf (um 680) oder Bernardus Monachus (865) und dank der Reiseschriften des Mittelalters, aber vor allem dank der Bibel gerät Ägypten im kollektiven Gedächtnis des Abendlandes niemals in Vergessenheit. Darüber hinaus ist Ägypten immer Thema in der Literatur gewesen, wie in der Historia von D. Johann Fausten, in der Continuatio von Grimmelshausens Simplicissimus, in Friedrich Schillers Gedicht Das verschleierte Bild zu Sais, in Novalis’ Lehrlinge zu Sais oder auch bei Karoline Günterode, Thomas Mann, Robert Musil, Rainer Maria Rilke und Ingeborg Bachmann, um nur einige Namen zu nennen. Auch wenn D. Fausten Ägypten wegen seiner Größe und Hochkultur bereist, so weiß er jedoch auch zu berichten, dass im Paradies „die Vier wasser So auss dem Brunnen / der Mitten jm Paradeiß steet / entspringen / als Ganges oder Phison, Gion oder Nilus, Tigris vnnd Euphrates“. In diesen zwei Textstellen sind bereits zwei Komponenten der Erinnerung an Ägypten im Abendland angesprochen. Während die eine auf den Diskurs der Ägyptomanie, der Begeisterung für die ägyptische Kultur, verweist, ist die andere dem Diskurs der Bibel zugeordnet, den wir im Kontext der Pilgerfahrt zu den Heiligen Stätten antreffen. Abgesehen von den nicht sehr zahlreichen Kriegsgefangenen und Sklaven waren die Motivationen der meisten Reisenden bis ins 18. Jahrhundert hinein dabei religiöser, kaufmännischer oder diplomatischer Natur. Der wissenschaftliche und der (abenteuerlich-)touristische Reisende gehören als neue Typen von Reisenden eher in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts und beherrschen vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Szene. Zu der neuen Gruppe der touristischen Reisenden können beispielsweise Ida von Hahn-Hahn und Fürst von Pückler-Muskau zugerechnet werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebt die Rezeption Ägyptens in Europa ihre zweite Blüte – die erste findet in der Renaissance statt und ist u. a. mit Namen wie Athanasius Kircher und Hermes Trismegistos verbunden –, die ihren Ausdruck in den verschiedensten Kulturbereichen findet und die in der französischen Invasion Ägyptens 1798 gipfelt. Besonders mit der sog. ägyptischen Expedition der Franzosen gerät Ägypten wieder verstärkt in das europäische Bewusstsein. Und dank der fremdenfreundlichen Öffnungs- und Modernisierungspolitik Mohamed Alis und seiner Nachfolger rückt Ägypten näher an Europa und wird den Europäern zugänglicher als je zuvor. Im Bezug auf den deutschsprachigen Kulturraum stellt diese Zeit den Anfang einer neuen Phase der gegenseitigen Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten dar, die bis heute dauern. In diesem Kontext repräsentiert der Reisebericht des deutschen Arabienforschers Carsten Niebuhr eine markante Zäsur. Die als dänische Arabienreise (1761–1767) bekannt gewordene Expedition bezeichnet den Beginn der wissenschaftlichen Reise in den Orient, und Niebuhrs Reisebeschreibung steht für den neuen Typus dieses wissenschaftlichen Reiseberichts. Der Hauptgrund der dänischen Arabienreise ist dabei weder diplomatischer noch wirtschaftlicher Natur, wie noch die Reise des Adam Olearius im 17. Jahrhundert, sondern im Mittelpunkt steht nun die wissenschaftliche Erkundung und Erschließung Arabiens, vor allem von Jemen. Betrachtet man die Reisen eines Alexander von Humboldt oder eines Richard Lepsius, des Vaters der deutschen Ägyptologie, der zwischen 1842 und 1845 die erste preußische ägyptologische Expedition in Ägypten leitet und mit seinem Reisebericht das Ende des pseudowissenschaftlichen Interesses an Ägypten, also der phantastischen Ägyptomanie markiert, als wissenschaftliche Reisen, so ist Niebuhrs Arabienreise jedoch keine ‚rein’ wissenschaftliche Reise im eigentlichen Sinne, da sie noch im Dienste der kritischen Bibelexegese steht. Die zweite Hälfte des 18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen in den gegenseitigen Beziehungen zwischen Europa und Ägypten den wichtigsten Zeitabschnitt dar, in den die Neuentdeckung Ägyptens durch Deutsche und Europäer einerseits und der Anfang einer freundlichen sowie feindlichen Annäherung zwischen beiden Weltteilen andererseits fällt. Reisende aus dem deutschsprachigen KulturraumVor allem ist es für die Nachwelt solche Reisende von Bedeutung, die Reiseberichte über ihre Reiseerlebnisse und -erfahrungen hinterlassen haben.
Vom Mittelalter bis 1499
Das 16. Jahrhundert
Das 17. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert
Siehe auchLiteratur
Weblinks
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