Das Ensemble umfasst den polygonalen Wallfahrtsplatz mit der frei auf ihr stehenden Heiligen Kapelle, die Stiftspfarrkirche mit den anhängenden Kapellen und dem ehemaligen Propsteibau, Kirche und Kloster St. Magdalena mit dem Kongregationssaal, die ehemaligen Kanonikerhäuser, Gasthäuser, alle Wallfahrtsläden, das Rathaus und zwei freistehende Brunnen.
Der geschichtliche Rang des Kapellplatzes Altötting beruht auf den Anziehungskräften der Wallfahrt, sichtbar geworden zunächst in spätgotischer, neuinterpretiert dann in barocker Gestalt. Als Ort war Altötting freilich längst vor dem Einsetzen der Wallfahrt geschichtswirksam, wofür der Zentralbau der Heiligen Kapelle als ältestes aufgehendes Mauerwerk trotz umstrittener Datierung Zeuge ist. Die Verbindung von landesherrlichem Besitztum seit
agilolfingischer Zeit und dem 876/77 von Karlmann gegründeten und 1228 durch Ludwig den Kelheimer erneuerten (Pfalz-)Stift konnte Altötting, das erst 1898 Stadt wurde, vor dörflicher Belanglosigkeit bewahren und das geistige Umfeld bereiten, in welchem nach Aufstellung eines Marienbildes und nach einem ersten, 1489 bezeugten Wunder die Wallfahrt überraschend schnell emporwuchs. 1493 schon kamen Pilgerzüge aus Landshut, bald auch aus München. Die Opfergaben flossen so reichlich, dass die Stiftskirche im Jahre 1499 durch einen weitgehenden Neubau ersetzt werden konnte,
nachdem auch der Zentralbau der Heiligen Kapelle 1494 ein Langhaus erhalten hatte.
Das folgende 16. Jahrhundert sah Kapelle und Stiftskirche in einem Nebeneinander zweier sich zwar bedingender und ergänzender, aber doch selbständiger Gebilde. Erst die Berufung der Jesuiten durch Herzog Wilhelm V. und die von diesen mitgebrachten Zentralisierungsideen des beginnenden 17. Jahrhunderts banden die beiden in einen Platzraum ein und zwar so, dass der Wallfahrtskapelle die Rolle der sinngebenden Mitte, der Stiftskirche samt dem Anbau des Propsteigebäudes als axialer Verlängerung die Rolle der Südwand zugedacht wurde. Die konkrete Platzbildung begann 1593 an der Ostseite mit Kollegbau
und Kirche St. Magdalena der Jesuiten, setzte sich fort im Westen mit dem „Alten Chorherrenstock“ von 1619. Nach der notvollen Pause des Dreißigjährigen Krieges, in welcher Tilly und Maximilian I. die Zuversicht erkennen ließen, die von Altötting über den deutschen Süden ausstrahlte und die letztlich den Wittelsbachern die Herrschaft und den Altbaiern die Katholizität bewahrte, wurde um 1672 der junge Enrico Zuccalli entsandt, den Platz zu vollenden; er sollte das Herzstück der Heiligen Kapelle mit einem mächtigen Zentralbau überwölben. Von seinem Plan wurden allerdings nur die beiden stolzen Walmdachbauten des „Neuen Chorherrenstockes“ und der „Dechantei“ im Nordwesten ausgeführt. Die Baulücke zwischen diesem und dem alten „Hofwirt“ wurde erst 1908 mit dem neubarocken Rathaus gefüllt, damals jedoch nicht ohne Widerstand gegen die vorspringende Baulinie, die sich nicht an die zuccallische Polygonidee halten wollte. 1697/98 bauten die Jesuiten ihre Magdalenakirche neu: der Verzicht auf den bisherigen Westturm zugunsten einer Kuppel über der weiter entfernten Ostapsis brachte eine günstige Korrektur für das Platzbild; sie verringerte die Türmekonkurrenz und ergab zusammen mit dem 1696 ebenfalls von den Jesuiten erbauten Kongregationssaal eine breite Fassadenwirkung für die östliche Platzwand. Der 1637 westlich der Heiligen Kapelle durch Santino Solari im Auftrag des Salzburger Erzbischofs errichtete marmorne Marienbrunnen erinnert an die Verwahrung des Gnadenbildes 1632 im Salzburger Dom und damit an die Tatsache, dass Altötting ein offenes, unbefestigtes Dorf war, dass selbst der Kapellplatz vor der Errichtung der Zuccalli-Bauten im Norden nur durch einen
Bretterzaun abgeschirmt wurde und deshalb das Gnadenbild mit den Wallfahrtsschätzen nicht weniger als viermal an einen sicheren Ort verbracht werden musste. Dies ist zum einen ein Hinweis, dass der heutige Platz in seiner Größe und Gestalt nicht die Nachfolgeform eines alten Pfalzhofes sein kann, sondern eine einmalige, neue Leistung der Verbundenheit von Volk, Klerus und Wittelsbacher Hof darstellt; zum anderen beschäftigte der Mangel an Abschlussmöglichkeit schon Enrico Zuccalli, der daher wenigstens „6 Porten“ vorsah – die in der Hauptachse liegende westliche in der gehobenen Form einer „Galleria“, damit künftig die „Fuhrwerke“ und das „Hofmarksvieh“ abgehalten würden. Umgekehrt war es naheliegend, die außerhalb der Pfortenstellen gelegenen Zugangsbereiche mit besonderer Architektur zu besetzen: 1654–57 bauten die von Propst Franz Wilhelm von Wartenberg gerufenen Franziskaner im Westen Kloster und Kirche St. Anna (heute St. Konrad), 1734–37 die Englischen Fräulein im Nordosten ihr Institut und ihre Kirche, während die anderen Pfortenstellen im Laufe der Zeit mit Gasthäusern bestückt wurden, damit auch von diesen der Wallfahrt gedient würde.
Zweiteilige Anlage aus frühmittelalterlichem Zentralbau und spätgotischem Langhaus.
Oktogonaler Kernbau über kreisförmigem, innen achtseitigem Grundriss, mit Spitzdach, wohl um 1000 neu errichtet anstelle einer zur karolingischen Pfalzanlage gehörigen Vorgängerkapelle, dreijochiges Langhaus mit steilem Satteldach und Dachreiter 1494 angefügt, Umgestaltung des Inneren erste Hälfte 17. Jahrhundert, Sakristeianbau von 1686, überdachter Umgang mit Segmentbogenarkaden, um 1517; mit Ausstattung.
Josefskapelle, barock, mit Lichtkuppel, 1674; mit Ausstattung;
ehemaliges Jesuitenkolleg, jetzt Kapuzinerkloster, dreigeschossiger Satteldachbau, südöstlich an die Kirche anschließend, im Kern 17. Jahrhundert;
Ummauerung des Klostergartens, nördlicher und östlicher Abschnitt aus verputztem Ziegelmauerwerk, gartenseitig durch Blendarkaden gegliedert, um 1700, mit zwei offenen Kapellenanbauten und einer Rundkapelle, 19. Jahrhundert und um 1900, südlicher Mauerzug später erneuert.
Ehemaliges Chorherrenhaus, jetzt Wohn- und Geschäftshaus
Zweigeschossiger langgestreckter Traufseitbau mit drei Zwerchgiebeln, 1619 erbaut;
Westlich hinter Nr. 20, 22 und 24 Reihe von zweigeschossigen Satteldachbauten, 18. Jahrhundert;
Rückgebäude zu Nr. 18, Lichtspielhaus, langgezogener, dreigeschossiger Bau mit Walmdach, um 1955/1958 erbaut, mit Dioramenschau zur Wallfahrtsgeschichte im Untergeschoss.
Zweigeschossiger Satteldachbau mit teilweise gewölbtem Erdgeschoss, im Kern sogenanntes zweites Bruder- oder Armenhaus, erbaut von Maurermeister Christoph Zuccalli 1654, nach 1803 verändert.
Missions- und Provinzhaus der Schwestern vom Heiligen Kreuz, sogenanntes Kreszentiaheim
Dreigeschossiger Hauptbau mit Mittelrisalit und Segmentbogengiebeln, 1901, Zwischenbau, zweigeschossiger Mansard-Walmdachbau mit durchgehendem Balkon und Arkaden im Erdgeschoss;
Klosterkirche, Herz-Jesu-Anbetungskirche, Jugendstil, nach Plan von Michael Kurz, geweiht 1916; mit Ausstattung;
Stallgebäude des Kreszentiaheims, Satteldachbau mit Zwerchhäusern, 1925.
Hauptbau, stattlicher Walmdachbau, über älterer Grundlage Ende 17. Jahrhundert neu erbaut (Dachwerk bezeichnet mit dem Jahr 1691), mit Fassadengliederung des frühen 18. Jahrhunderts;
rückwärtig anschließend quer gelagerter Walmdachbau mit Durchfahrt und ehemals offenem Laubengang nach Osten, wohl 18. Jahrhundert;
nach Nordosten angebauter Trakt, im Erdgeschoss gewölbt, um 1880;
im Anschluss an die Durchfahrt nach Süden breiter Gebäudeabschnitt mit großem gewölbtem Erdgeschoss-Raum und flach geneigtem Satteldach, Mitte 19. Jahrhundert.
Rokoko-Saalkirche mit vertikal gegliederter Fassade, hohem rundbogigem Ziergiebel und Dachreiter, 1735–1737; mit Ausstattung
Kirchenbau eingefügt zwischen zwei dreigeschossige Gebäudetrakte unterschiedlicher Länge, im Kern 1721/1722, im 19. Jahrhundert überformt, südlich einbezogen älteres ehemaliges Stiftsgebäude, dreigeschossig mit Mezzanin und Walmdach, Anfang 18. Jahrhundert.
Franziskushaus, Stammhaus des Seraphinischen Liebeswerkes, heute mit Grund- und Hauptschule, Erziehungsheim und Kindergarten
Gegründet 1893, Abfolge verschiedener Bauten.
Altes Hauptgebäude, zweigeschossiger Zeltdachbau mit Mezzanin, italianisierend, 1889;
gotisierende, zweigeschossige Flügelbauten mit Mezzanin, Giebelrisalit und Satteldach, südlich und nördlich an den alten Hauptbau angeschlossen mittels eingeschossiger Verbindungstrakte, Ende 19. Jahrhundert;
weiter südlich dreigeschossiger Mansardwalmdachbau mit Zwerchhaus und polygonalen Erkern an der Südfront, Ende 19. Jahrhundert;
weiter nördlich dreieinhalbgeschossiger turmartiger Walmdachbau mit Putzdekor im Stil der 1920er Jahre;
neubarocker Mansarddachbau mit Rundbogenfenstern, um 1925/30;
nördlich freistehender zweigeschossiger Satteldachbau mit Segmentbogenfenstern, drittes Viertel 19. Jahrhundert;
Anstaltskirche von 1894, 1965 weitgehend erneuert;
Exerzitienhaus, dreigeschossiger Bau mit Mansarddach und nördlich mit neobarockem Ziergiebel, Anbau im Westen, wohl Ende 19. Jahrhundert.
langgestreckter zweigeschossiger Satteldachbau mit Stehgauben, flankierenden turmartigen Kopfbauten mit Zeltdach und Putzgliederung, im barockisierenden Heimatstil, nach Plänen von Hermann Selzer, 1921/22
Ehemaliges Kleinbauern- und Handwerkerhaus, sogenanntes Lichtmayr-Webergütl
Eineinhalbgeschossiger Blockbau mit zwei Eingängen (Eckfletzgrundriss) und Flachsatteldach, ursprünglich mit Giebelschrot, 1522/1538 (dendrochronologisch datiert).
Sanierung wurde 2018 mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet.[1]
Ehemaliges Stiftshaus des Klosters Au am Inn, ehemaliges Pfarrhaus
Stattlicher, freistehender barocker Walmdachbau mit Stuckgliederung, Portale mit gesprengtem Giebel an Nord- und Südseite, bezeichnet mit dem Jahr 1722.
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