LatènekulturDen archäologischen Kulturbegriff Latènekultur, auch La-Tène-Kultur, verwendet die ur- und frühgeschichtliche Archäologie Mitteleuropas für die archäologischen Hinterlassenschaften der Kelten aus der Latènezeit.[1] Namengebender Fundplatz war La Tène am Neuenburgersee in der Schweiz. Datierung und VerbreitungDie Latènekultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus der nordwestalpinen Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kunst- und Kulturform. Diese war zwischen 450 v. Chr. und 40 v. Chr. in Frankreich, der nordalpinen Schweiz, Süddeutschland bis zu den Mittelgebirgen, Österreich, der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet. Die Genese der Latènezivilisation vollzog sich im sogenannten „Westhallstattkreis“. Träger der Latènekultur sind die seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. in griechischen, später auch in römischen Quellen genannten Kelten. Zu den Besonderheiten der Kultur gehört Schmuck aus Glas, wie Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen. Typische Gegenstände der Latènekultur, besonders aus Metall, und Nachahmungen wurden vielfach auch in Norddeutschland, Polen, Skandinavien, Großbritannien und bis auf den Balkan gefunden. Sie sind für die Chronologie der Eisenzeit in diesen Regionen wichtig. Deshalb wird dort ebenfalls von der Latènezeit gesprochen, obwohl die Latènekultur nicht bis in diese Regionen reichte. QuellenlageDas heutige Wissen um die Latènekultur stammt aus zwei Quellengruppen:
Ethnographische Beobachtungen und historische Berichte zu Irland, Schottland, Wales und der Bretagne sind mehrere Jahrhunderte jünger und für die Charakterisierung der Latènekultur irrelevant, da sich Iren, Schotten, Waliser und Bretonen erst im 19. Jahrhundert als autochthone Kelten beschrieben, im Gegensatz zu den als spätere Eroberer aufgefassten Engländern und Franzosen. Damit wurde eine zunächst rein linguistische Klassifikation als Volksbezeichnung übernommen. In den antiken Quellen werden die Bewohner der britischen Inseln dagegen stets als Britannier, Kaledonier oder im Norden als Pikten bezeichnet, nie als Kelten. Latènekultur, Kelten und antike ÜberlieferungDie Späthallstattkultur und die Latènekultur gelten vor allem aufgrund antiker Textquellen als „keltisch“. Der Grieche Herodot schrieb im 5. Jahrhundert vor Christus über „Kelten“ an den Quellen der Donau. Ob es sich hierbei um die eisenzeitliche Heuneburg handelt, ist nicht abschließend geklärt. Zugleich erwähnte er auch Kelten jenseits der Meerenge von Gibraltar. Ob sich die Träger der Späthallstattkultur bzw. der Latènekultur selbst als ein Volk verstanden, ist sehr fraglich. Auch die Bezeichnung „Kelten“, griech. keltoi, stammt höchstwahrscheinlich nicht von den Kelten selbst. Ob die damaligen Sprachgrenzen mit den Kulturgrenzen deckungsgleich waren, können wir mangels datierbarer Sprachzeugnisse der Späthallstatt- und Frühlatènezeit nicht wissen. Von römischen Autoren wurden die Kelten als „Galli“, Gallier, bezeichnet. Dieser Name wird heute in Frankreich für die dortigen Träger der Latènekultur verwandt. Die Römer trafen in Gallien seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. auf Kelten. Die anschließenden Kämpfe im Gallischen Krieg zogen sich bis zur Schlacht bei Alesia im Jahr 52 v. Chr. hin. Sie wurden von Gaius Iulius Caesar in seinem Werk De bello Gallico ausführlich beschrieben, das die wichtigste schriftliche Quelle zur (Spät)latènekultur darstellt. Im Südosten Britanniens ist gegen Ende der Eisenzeit der Einfluss der Latènekultur vom Festland her nachweisbar (Aylesford-Swarlington). Nach schriftlichen Quellen waren hier Belger aus Nordfrankreich eingewandert. Der Rest der britannischen Inseln ist archäologisch nicht zur Latènekultur zu zählen. Besser lassen sich Kelten dagegen weiter südlich nachweisen. Die Bevölkerung der Alpen war mit Ausnahme einiger Täler im Wallis und in den Ostalpen (östlich und südlich der Adula-Gruppe d. h. des Gotthardmassivs) weitgehend keltisch. Den größten Teil davon machten die Helvetier aus, deren Teilstamm der Tiguriner im Zuge des Einfalls der Kimbern und Teutonen einer römischen Armee um 107 v. Chr. bei Agen eine schmähliche Niederlage beigebracht hatte. Infolge der von Norden eindringenden Germanen versuchten die Helvetier unter Führung von Divico, im Jahr 58 v. Chr. nach Caesar (De bello Gallico) durch das Rhônetal nach Süden auszuwandern, wurden in der Schlacht bei Bibracte jedoch von ihm besiegt und als Puffer zu den von Norden nachrückenden Germanen in die verlassene Heimat zurückgeschickt. Dabei wurde nur ein Teil der nach Caesar zwölf großen vor dem Auszug eingeäscherten Oppida wieder aufgebaut. Die Helvetier wurden dann relativ rasch romanisiert, doch ist deren Präsenz zumindest noch im 1. Jahrhundert in verschiedenen Eigen- und Ortsnamen sowie Heiligtümern gesichert. Gliederung und Entwicklung
Eine erste Chronologie der Latènezeit erarbeitete Otto Tischler im Jahr 1885 anhand typologischer Reihen von Fibeln und Schwertern.[3] Seitdem wird die Latènezeit in drei oder vier Hauptabschnitte unterteilt:
FrühlatèneInnerhalb der späten Hallstattkultur sind nördlich der Alpen immer häufiger griechische und etruskische Importe festzustellen. Während der Späthallstattzeit sind diese auf die sehr reich ausgestatteten sogenannten Fürstengräber beschränkt. In der Frühlatènezeit werden die mediterranen Vorbilder zusätzlich nachgeahmt und daraus ein eigenständiger Kunststil entwickelt. Importe aus dem Mittelmeerraum und Gegenstände des neuen künstlerischen Stils finden sich nun zunehmend auch in weniger reich ausgestatteten Gräbern. Als Leitobjekt der Stufe La Tène A gilt besonders die Marzabotto-Fibel. Kernbereiche dieser Kulturentwicklung sind besonders die Regionen am Nordwestrand der Hallstattkultur, wobei die Hunsrück-Eifel- und Marne-Mosel-Region sowie im Osten der Fundort Dürrnberg (Österreich) durch herausragende Bestattungen auffallen. In diesen drei Regionen ist die Frühlatènekultur anhand von reich ausgestatteten Gräbern und anderen Fundstellen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. besonders deutlich fassbar. In der zweiten Hälfte der Frühlatènezeit setzen große Wanderungsbewegungen ein. Diese Keltenzüge sind von römischen und griechischen Autoren mehrfach erwähnt und beschrieben worden, am ausführlichsten von Polybios. So zogen Kelten nach Norditalien, siedelten sich in der Po-Ebene an und plünderten 387 v. Chr. Rom. MittellatèneWährend des 3. Jahrhunderts v. Chr. erreichen die keltischen Wanderungen das Donaubecken, Makedonien, Griechenland und Kleinasien (Galatien). Für 281 v. Chr. sind militärische Erfolge der Kelten in Makedonien belegt. Gegen Ende der Frühlatènezeit werden die Bestattungen unter Hügeln durch Flachgräber abgelöst. Reich ausgestattete Gräber fehlen in der Mittellatènezeit weitgehend. Während der mittleren Latènezeit kommt es zu ersten Ansätzen einer Geldwirtschaft. Die Mehrheit der keltischen Münzen sind Nachahmungen griechischer und römischer Prägungen. Zugleich entstehen erste stadtähnliche, befestigte Siedlungen (Oppida). Als Leitobjekt der Stufe La Tène C gelten besonders die Fibeln vom Mittellatèneschema. Fibeln vom Mittellatèneschema zeichnen sich durch eine Manschette aus, die das Schlusstück des Fibelfußes an ihrem Bügel fixiert.[4] SpätlatèneIn der Spätlatènezeit wird weiterhin in Flachgräbern bestattet. Gegen Ende dieser Epoche begegnen wir nun wiederum sehr reich ausgestatteten Gräbern mit umfangreichen römischen Beigaben. Kennzeichnend für den letzten Abschnitt der Latènezeit sind die Oppida. Aufgrund ihrer mit großem Aufwand errichteten Befestigungen, ihrer Größe und der teilweisen Erkennbarkeit von Handwerkervierteln werden diese Siedlungen als zumindest protourban eingestuft. In weiten Teilen des nordalpinen Verbreitungsgebietes der Latènekultur gab es während der Spätlatènezeit sogenannte Viereckschanzen, rechtwinklige, mit Gräben und Palisaden umhegte Anlagen. Diese galten lange Zeit als Heiligtümer. Seit den 1990er Jahren werden auch wieder andere Funktionen wie die als landwirtschaftliche Gehöfte diskutiert. Spätestens in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. scheinen die Fundplätze der Spätlatènekultur in Mittel- und Süddeutschland auszulaufen. Dies wird häufig mit den nach Süden vordringenden Germanen erklärt, wobei diese Frage archäologisch noch nicht geklärt ist („Helvetier-Einöde“). In Frankreich, aber auch im pannonischen Raum, insbesondere südlich des zu Budapest gehörenden Gellértberges, der das Oppidum der spätkeltischen Eravisker trug, bestanden die Fundplätze dagegen weiter. Noch im fortgeschrittenen 1. Jahrhundert kam es zu eraviskischen Neuansiedlungen an neugegründeten Kastellplätzen wie in Budapest-Albertfalva und dem etwas südlicher gelegenen Vetus Salina.[5] Dort konnten sich keltische Töpfertraditionen noch bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. halten.[6] Der von den Römern wahrscheinlich Mons Teutanus[7] genannte Gellértberg blieb bis nach der Mitte des 3. Jh. von diesem Volk bewohnt. Es kann festgehalten werden, dass einige wichtige Zentren und Gebiete der Latènekultur nach der Eroberung stark römisch geprägte Mischkulturen ausbildeten bzw. den Grundstock einer individuellen provinzialrömischen Kultur legten. Die durch Paul Reinecke vorgenommene Einordnung der Spätlatène basiert ausschließlich auf den Funden der vorgeschichtlichen Siedlungsplätze von Karlstein im heutigen Bad Reichenhall, die durch den dortigen Archäologen Josef Maurer zwischen 1902 und 1907 ausgegraben und untersucht wurden.[8] SiedlungenInnerhalb der Latènekultur lassen sich im Wesentlichen drei Siedlungsformen unterscheiden: befestigte Höhensiedlungen, die vor allem in der Frühlatènezeit bestanden, deutlich größere, stadtähnliche, befestigte Oppida, die vor allem aus der Spätlatènezeit bekannt sind, und vor allem die große Zahl kleinerer, unbefestigter Siedlungen. Als seltene Siedlungsformen kommen größere bäuerliche Siedlungen und einzelne Handwerkersiedlungen (Bad Nauheim/Salzgewinnung, Lovosice, Tschechische Republik/Keramik- und Mühlsteinherstellung) hinzu. Die latènezeitlichen Bauten bestanden wie beinahe alle der Vorgeschichte aus Holz. Es handelte sich ganz überwiegend um Pfostenbauten, d. h. die tragenden Holzpfosten wurden in regelmäßiger, rechteckiger Anordnung in den Boden eingegraben. Der Innenraum war durch die Pfosten oft in zwei oder drei Schiffe gegliedert. Aus Spanien sind auch runde Bauten bekannt. Die Wände wurden in der Regel aus zwischen den Pfosten verflochtenen Zweigen hergestellt und mit Lehm verstrichen. Aus einer Reihe von Siedlungen ist weißer Kalkverputz belegt, vereinzelt gibt es auch Hinweise auf farbige Bemalung. Neben Wohnhäusern, in denen gelegentlich auch noch Herde zum Kochen, Backen und Heizen nachgewiesen wurden, sind Grubenhäuser bekannt. Diese nur wenige Quadratmeter großen, zum guten Teil in den Boden eingegrabenen Bauten wurden vermutlich vor allem als Werkstätten genutzt, darauf weisen Webgewichte und Spinnwirtel für die Textilherstellung hin, die in vielen Grubenhäusern entdeckt wurden. Kleine Gebäude mit nur vier oder sechs Pfosten werden als Getreidespeicher gedeutet. In den ländlichen Siedlungen sind häufig mehrere kleinere um ein größeres, mehrschiffiges Gebäude angeordnet. Offenbar handelt es sich dabei um Gehöfte mit je einem Wohnhaus und mehreren Scheunen, Werkstätten, Speichern und anderen Nebengebäuden. Solche Gehöfte konnten von Zäunen umgeben sein. Teilweise aufwendiger befestigt sind die sogenannten fermes indigènes, einzeln liegende Gehöfte, bei denen deutlich mehr Fläche von einem Zaun, einem Graben oder beidem umgeben war, als für die Gebäude erforderlich gewesen wäre. Solche Anlagen sind aus weiten Teilen Frankreichs bekannt. In Deutschland werden vergleichbare Anlagen als „Herrenhöfe“ bezeichnet, traten aber ganz überwiegend in der vorangegangenen Hallstattzeit auf und bestanden nur teilweise bis in die Frühlatènezeit weiter. Beide Siedlungsformen gelten als Wohnsitze regionaler Führungsschichten. Die vor allem frühlatènezeitlichen Höhensiedlungen waren mit durch eine Holz-Erde- oder Holz-Stein-Erde-Mauer befestigt. Sie bestanden aus übereinander liegenden, längs und quer verlaufenden Stämmen, die rechteckige Kästen bildeten. In diese Kästen waren, offenbar abhängig davon, was in der Umgebung zur Verfügung stand, Steine oder Erde gefüllt worden. Die oppida waren dagegen in der Regel durch den von Caesar beschriebenen murus gallicus oder Pfostenschlitzmauern geschützt. Der murus gallicus ist durch horizontale Stämme gekennzeichnet, die durch lange Eisennägel verbunden waren, und besaß eine Steinfassade, in der die Balkenköpfe sichtbar waren. Er wurde vor allem in Westeuropa gebaut. Pfostenschlitzmauern hatten demgegenüber eine eher östliche Verbreitung und wiesen senkrechte Pfosten mit langen, waagerechten Ankerbalken sowie ebenfalls eine Steinfassade auf. In beiden Fällen waren die Zwischenräume zwischen den Hölzern mit Steinen und Erde verfüllt. GräberfelderBestattungen sind eine der wichtigsten Quellen zur Latènekultur. Zahlreiche Bestandteile einer Bestattung hinterlassen aber keine materiellen Spuren im Boden. Archäologisch sind deshalb nur die Grabstätten selbst zu erforschen. Diese werden sehr häufig auch für umfassende Fragen wie zur sozialen Ordnung, religiösen Vorstellungen oder Geschlechterverhältnissen herangezogen. Während der Frühlatènezeit (Stufe A) wird ein Teil der Verstorbenen unter Grabhügeln beigesetzt. Dies geschieht zum Teil in Holzkammern und in aller Regel mit unterschiedlichen Beigaben. Am häufigsten sind hier Keramikgefäße; aber auch Bronzegeschirr und Wagen werden gelegentlich mitgegeben. Hinzu kommen oft Teile der persönlichen, am Körper getragenen Ausstattung wie Fibeln, Gürtel, Schmuck oder Waffen. Teilweise werden auch Werkzeuge und Nahrungsmittel mitgegeben. Die Bestattung in Hügeln erfolgt überwiegend als Körpergrab. Weitere Gräber in Form von Brand- oder Körperbestattungen werden als Nachbestattungen in bestehenden Hügeln angelegt, noch andere als Urnen- oder Brandschüttungsgräber am Rand oder im direkten Umfeld der Hügel. Ein herausragendes Gräberensemble der Frühlatènezeit wurde ab 1994 am Glauberg in Hessen, ca. 30 km nordöstlich von Frankfurt am Main, ausgegraben. Neben drei Prunkbestattungen mit Goldbeigaben und mutmaßlichen Importen unter zwei Grabhügeln fanden sich vier lebensgroße Steinstelen – eine davon fast vollständig – die wahrscheinlich zu einem heiligen Bezirk gehörten. Schon in der Stufe Latène B laufen die sehr reich ausgestatteten Gräber aus. Nun werden überwiegend Flachgräber mit Körperbestattungen und bescheideneren Beigaben angelegt. Während der Mittellatènekultur sind Flachgräber mit Brandbestattungen die Regel. Sehr reiche Gräber wie in der Frühlatènezeit fehlen. In der Spätlatènezeit ist die Zahl der Gräberfelder in einigen Regionen auffallend gering. Möglicherweise werden hier die Toten auf eine Art und Weise bestattet, die keine Spuren im Boden hinterlässt. In anderen Regionen wie Gallien werden dagegen weiterhin Flachgräberfelder angelegt. Gegen Ende der Spätlatènezeit kommt es in einigen Regionen auch wieder zu ausgesprochen reich ausgestatteten Gräbern, z. B. in Göblingen-Nospelt (Luxemburg). GesellschaftFür die Spätlatènezeit liegt mit Caesars „Gallischem Krieg“ eine wichtige schriftliche Quelle zur sozialen Ordnung innerhalb der Latènekultur vor. Für die vorhergehenden Epochen und die Spätlatènekultur außerhalb Galliens können nur aus archäologischen Untersuchungen Schlüsse gezogen werden. Diese beruhen ganz überwiegend auf Grabbefunden, aber auch die Entwicklung der Siedlungsformen im Laufe der Latènezeit bietet einige Hinweise. Aus einer Reihe sehr reich ausgestatteter, sogenannter „Fürstengräber“ und zahlreichen aufwendig befestigten Höhensiedlungen wird von vielen Archäologen für die Frühlatènezeit der Schluss gezogen, es habe eine starke soziale Gliederung bestanden mit einer kleinen Zahl von „Fürsten“ an der Spitze. Diese hätten Bauern und Handwerker ihres Territoriums ebenso kontrolliert wie den Fernhandel. Sie seien in der Lage gewesen, ihre Macht an ihre Nachkommen zu vererben und hätten mithilfe importierter Luxusgegenstände den Lebensstil der etruskischen und griechischen Oberschicht kopiert. Andere Forscher sehen hinter den Prunkgräbern eher Adelige oder Häuptlinge mit nur temporärer Macht und begrenzter Kontrolle über Personen und Territorium. Das fast vollständige Verschwinden von sehr reichen Gräbern in der Mittellatènezeit kann als Beleg für eine größere soziale Gleichheit gedeutet werden. Aber auch veränderte religiöse Vorstellungen und dadurch geänderte Bestattungsbräuche können diese Entwicklung verursacht haben. Caesar nennt innerhalb der gallischen Gesellschaft drei soziale Gruppen: Druiden, „Ritter“ und die breite Mehrheit der Bevölkerung, die fast wie Sklaven behandelt werde. Er benennt auch verschiedene Adelige und Anführer, die über eine Gefolgschaft verfügten, Heiratsallianzen schlossen und im Krieg als Anführer fungierten. In Noricum entstand bereits um 170 v. Chr. aus einer Adelsherrschaft eine Monarchie. Die Druiden hatten nach Caesar Aufgaben als Priester, Richter und Lehrer. Funde von Fußketten deuten darauf hin, dass es Sklaverei gab, was auch von Caesar erwähnt wurde. KunststileEin wichtiges Definitionskriterium und Merkmal der Latènekultur ist die reiche ornamentale, teilweise auch figürliche Verzierung von Schmuck, Waffen und Gefäßen aus Metall. Hinzu kommen einzelne Steinstelen. Die Definition und Untergliederung von vier aufeinanderfolgenden Kunststilen der Latènekultur geht auf Paul Jacobsthal zurück, der 1944 die grundlegende Arbeit dazu publizierte. Er beschrieb die Übernahme und Umwandlung griechischer/etruskischer Motive, pflanzliche Ornamentik, Tier- und Maskendarstellungen sowie Zirkelornamentik als wichtigste Merkmale „keltischer“ Kunst.
Fundorte (Auswahl)Besondere Beachtung verdient der namengebende Fundplatz La Tène im Kanton Neuenburg in der Schweiz. 1857 entdeckte Hans Kopp in La Tène bei Marin-Epagnier bei Ausgrabungen am Neuenburgersee große Mengen Artefakte, vermutlich Opferbeigaben. Die Gegend um La Tène war jedoch nicht Ausgangspunkt der Latènekultur. Deutschland
Österreich
Schweiz
Frankreich
Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Latène-Kultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Latène-Kultur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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