Löschwasserförderung über lange WegstreckenEine Löschwasserförderung über lange Strecken wird bei Bränden notwendig, wenn größere Wassermengen benötigt werden, als im Einsatzgebiet vorhanden sind. Dies ist beispielsweise bei Waldbränden oder auch bei Großbränden der Fall. Grundsätzlich funktioniert die Löschwasserförderung über lange Strecken genauso wie bei einer kürzeren Löschwasserförderung der Feuerwehr. Allerdings werden hierbei mehr Pumpen benötigt, um das Wasser durch die längere Schlauchleitung zu transportieren. BegrifflichkeitenBei der Löschwasserförderung über lange Wegstrecken werden je nach Land spezielle Begrifflichkeiten verwendet: StrahlrohrstreckeDie Strahlrohrstrecke beschreibt in Deutschland den Weg von der letzten Feuerlöschpumpe vor der Einsatzstelle, der sogenannten Brandstellenkraftspritze (BKS), bis hin zur Wasserabgabestelle, also den Strahlrohren. In diesem Bereich liegt der Fokus nicht mehr auf einem Fortleiten des Wassers mit möglichst wenig Druckverlust, sondern auf der Erzeugung des notwendigen Drucks für die Versorgung der Strahlrohre.[1] FörderstreckeDie Förderstrecke beschreibt den Bereich von der Wasserentnahmestelle bis zur Brandstellenkraftspritze. Die Pumpe, mit der das Wasser entnommen wird, wird als 0KS bezeichnet. Alle weiteren Pumpen werden als Verstärkerkraftspritze (VKS) bezeichnet. Die Förderstrecke wird in Unterabschnitte gegliedert; jeder Unterabschnitt reicht von einer VKS bis zur nächsten.[1] DruckänderungenBei der Wasserförderung über lange Wegestrecken wirken sich 2 Faktoren besonders auf Druckverluste/ -gewinne aus. Man kann hierbei auch von Förderdruckvernichtung / -gewinne sprechen. Druckverluste durch LeitungslängeJe mehr Wasser am Ende einer Schlauchleitung abgenommen wird, desto höher ist der Förderstrom (in l/min) der Schlauchleitung. Da das Wasser im Schlauch umso stärker verwirbelt wird, je schneller es fließt, entstehen durch hohe Strömungsgeschwindigkeiten größere Druckverluste. Dieser Effekt kommt ebenfalls zum Tragen, je kleiner der Querschnitt der verwendeten Leitung ist. Solange das Wasser nicht abgegeben wird, sind diese Druckverluste nicht vorhanden. Eine plötzlich eingestellte Wasserabgabe kann daher zu extremen Druckanstiegen in der Förderstrecke führen. Druckveränderungen durch HöhenunterschiedeWenn eine Förderstrecke nicht ebenerdig verläuft, führen Höhenunterschiede zu Druckveränderungen. Wenn die Leitung bergauf verläuft, verliert das Wasser 1 bar Druck je 10 Meter Höhendifferenz. Verläuft die Leitung jedoch bergab, gewinnt man 1 bar Druck. Dieser Effekt ist auch bei eingestellter Wasserförderung sichtbar. Bei Förderströmen
Bei Querschnitt
Voraussetzung, Planung, Vorbereitung und InbetriebnahmeEs gibt verschiedene Voraussetzungen und Angaben die zum Aufbau einer „Wasserversorgung über lange Wegstrecke“ erforderlich sind – hier an zwei Beispielen bei Übungen der Hessischen Landesfeuerwehrschule: Übung 1: geschlossene Schaltreihe mit einfacher B-Leitung Strecke 1,5 km, Höhenunterschied etwa 30 m
Üblicherweise wird bei Einsatzstellen hierfür ein eigener Einsatzabschnitt gebildet und damit ein eigener Funkkanal benutzt. AufbauUm die Anzahl und die genaue Stationierung der Pumpen zu bestimmen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden:
Gegeben seien folgende Daten:
Bei einer B-Leitung kommt man etwa 250 m weit und bei zwei B-Leitungen kommt man etwa 650 m weit. ReservenBei Ausfall eines Elementes der Förderstrecke ist die Wasserversorgung nicht mehr sichergestellt und es sollten Gegenmaßnahmen für lange Ausfallzeiten schon beim Aufbau berücksichtigt werden.
Sicherheit
VariantenGeschlossene SchaltreiheDie geschlossene Schaltreihe ist ein Begriff deutscher Feuerwehren. Bei dieser Variante werden mehrere Kraftspritzen sowie eine ausreichende Anzahl an Druckschläuchen benötigt, um die Wegstrecke zu überwinden. Bei der geschlossenen Schaltreihe geht die Förderleitung von Kraftspritze zu Kraftspritze, d. h., es ist an jeder weiteren Kraftspritze ein bestimmter Eingangsdruck erforderlich (ca. 1,5 bis 2,0 bar).[2] Diese Variante ist die am häufigsten angewendete Schaltreihe, da sie einfacher zu realisieren ist als die offene Schaltreihe. Offene SchaltreiheBei der offenen Schaltreihe speisen die Pumpen sich nicht gegenseitig, sondern jeweils einen Vorratsbehälter (zum Beispiel Falttank). Von diesen Behältern saugt jede Kraftspritze für sich an, wenn dieser entsprechend aufgefüllt ist. Vorteil gegenüber der geschlossenen Schaltreihe ist, dass die Löschwasserversorgung auch für eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden kann, wenn eine Pumpe ausfällt oder getauscht werden muss.[2] Alternativen zur Wasserförderung mittels SchlauchleitungenPendelverkehrEine Alternative zu dieser Art von Löschwasserversorgung stellt der so genannte Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen dar. In diesem Fall steht ein größeres Tanklöschfahrzeug oder ein größerer Ausgleichsbehälter als Puffer bereit, um laufend von eintreffenden Tanklöschfahrzeugen mit Wasser versorgt zu werden. Laufend pendeln eine Anzahl von Tanklöschfahrzeugen zwischen der Wasserentnahmestelle und dem Puffer hin und her. Ergänzt werden können diese insbesondere in ländlichen Gegenden durch Traktoren mit Güllefässern. Speziell in entlegenen Gebieten, wo nur einspurige Straßen hinführen, stellt das für die Einsatzleitung eine Herausforderung an die Logistik dar, um zu verhindern, dass sich die Fahrzeuge an Engstellen begegnen und damit das Pendeln verhindern. Wenn auch unter Experten die Effektivität und Praxistauglichkeit des Pendelverkehrs oft umstritten ist, da der Aufwand und die Anzahl der benötigten Fahrzeuge mit ausreichendem Wassertank u. a. abhängig von der Entfernung sehr hoch ist, bleibt es oft die einzige taugliche Möglichkeit, Löschwasser an die entsprechende Stelle zu bringen, ohne das zu löschende Objekt aufgeben zu müssen. Hinzu kommt, dass manche Tanklöschfahrzeuge nicht über Allradantrieb verfügen und viele der für den Pendelverkehr gut geeigneten großen Fahrzeuge (in Deutschland beispielsweise TLF 4000 u. ä.) aufgrund ihres Gewichts selbst mit Allradantrieb in der Praxis teilweise nur eingeschränkt geländefähig sind. Traktoren dagegen sind zwar geländetauglich, haben aber (mit Ausnahme moderner, schnelllaufender Traktoren) auf befestigten Straßen meist einen Geschwindigkeitsnachteil, sodass sich verschieden schnelle Fahrzeuge gegenseitig behindern können. Leistungsfähiger Pendelverkehr (USA)In den USA gibt es zahlreiche Freiwillige Feuerwehren, die in ihrem Verantwortungsbereich über keine Hydranten verfügen. Dennoch sind einige davon in der Lage, eine Löschwasserversorgung mit dem Durchsatz eines mitteleuropäischen Hydrantennetzes zur Verfügung zu stellen.[6] Hierbei wird eine Taktik verfolgt, die europäische Feuerwehren allenfalls abseits gut befestigter Straßen und Wege anwenden: Der Pendelverkehr hat nicht die Einsatzstelle zum Ziel. Stattdessen werden am letzten Punkt, der für Wassertanker gut erreichbar ist (möglichst in Schleifenfahrt ohne Wendemanöver), faltbare Löschwasserbehälter mit 10.000 bis 15.000 l Kapazität aufgestellt. Während sich ein „Attack Pumper“ zur eigentlichen Einsatzstelle begibt, nimmt ein weiteres Löschfahrzeug an den Falttanks Aufstellung, und versorgt die Einsatzstelle über eine Schlauchleitung. Damit eine einzige Pumpe auch für längere Versorgungsdistanzen ausreicht, kommen Schlauchtypen mit niedrigem Reibungsverlust zum Einsatz, die deutschen A- oder F-Schläuchen entsprechen.[7] Mindestens zwei weitere Löschfahrzeuge fahren redundante Wasserentnahmestellen an und machen sich für Tankerbeladung im Stil eines Boxenstopps bereit. Der Pendelverkehr wird von Wassertankern mit 7.500 bis 14.000 l Inhalt bestritten, die für eine Schwerkraftentladung dieser Wassermenge binnen 50 – 90 s eingerichtet sind.[8] Besonders erfolgreich ist das System „Tanker Task Force“. Rückt eine Feuerwehr zu einem Brand außerhalb des Hydrantensystems aus, alarmiert sie nicht einzelne zusätzliche Fahrzeuge, sondern eine Gruppe Wassertanker, die sich aus Fahrzeugen umliegender Gemeinden zusammensetzt. Da die Wassertanker mit jeweils einer Person besetzt sind, bindet das Verfahren nur geringe Ressourcen. Hintergrund: Feuerversicherungsprämien hängen in den USA davon ab, in welche Klasse die lokale Feuerwehr eingestuft wird, auf einer Skala von 9 bis 1. „Class 8“ auch für die Bürger außerhalb des Hydrantenbereichs wird nur erreicht, wenn die Feuerwehr in einem zweistündigen Test 950 l/min unterbrechungsfrei fördern kann, ab der 6. Minute nach Eintreffen des ersten Fahrzeugs.[9] Für eine noch bessere Bewertung muss der Förderstrom nach weiteren 10 min erhöht und dann auf diesem Niveau bis zur Zweistundenmarke durchgehalten werden.[10] Weil die Bürger mit einem Teil der gesparten Versicherungsprämien eine bessere Ausstattung der Feuerwehr bequem finanzieren können, besteht für US-Feuerwehren im ländlichen Raum beträchtlicher Anreiz, eine Wassermenge von 2000 oder 3000 l/min auch im Pendelverkehr bereitstellen zu können. Rekorde bei der Wasserförderung über lange StreckenAm 12. Juni 1999 stellten die Jugendfeuerwehren der oberpfälzischen Landkreis Cham, Neumarkt, Regensburg, Schwandorf und Amberg-Sulzbach den Guinness-Weltrekord Die längste wasserführende Feuerwehrschlauchstrecke der Welt auf. Die Schlauchleitung war insgesamt knapp 46 km lang und führte von Hohenfels bis zum LGS-Gelände nach Amberg. Zur Wasserförderung der ca. 200.000 l aus dem Forellenbach wurden über die Strecke verteilt 115 Tragkraftspritzen verwendet.[11] Einen Rekord nehmen auch die Feuerwehren im Salzkammergut für sich in Anspruch, die im Jahr 2004 mit 78 Pumpen über 25 km einen Höhenunterschied von 794 m überwanden und damit Wasser vom Attersee zum Traunsee pumpten. Sie benötigten dazu mehr als 1.200 B-Schläuche.[12] Ähnlich verlegten die niederösterreichischen Feuerwehren im Jahr 2013 über eine Strecke von 25,4 km von Mautern nach St. Pölten eine Schlauchleitung, über die Donauwasser nach St. Pölten gepumpt wurde.[13] Am 7. Oktober 2023 schlossen sich 114 Jugendfeuerwehren der Landkreise Segeberg, Ostholstein, Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie der Stadt Lübeck mit drei THW-Jugendgruppen aus Schleswig-Holstein zusammen, um den bisherigen Rekord zu schlagen. Dazu verlegten sie 64,3 km Schlauchmaterial entlang des Elbe-Lübeck-Kanals, beginnend in Lauenburg bis zum Dräger Forum in Lübeck, Moislinger Allee. Insgesamt wurden so 3217 B-Schläuche sowie 141 Pumpen von 1986 Jugendlichen und Betreuern verlegt und aufgestellt. Hinzu kamen noch knapp 200 weitere Kameraden und Kameradinnen, welche in übergeordneter Funktion (TEL, DLRG, THW, Kreis etc.) zur Organisation beigetragen haben. Der Rekord wird beim Rekord-Institut für Deutschland GmbH gelistet.[14][15] Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Löschwasserförderung über lange Wegstrecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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