Die Ortschaft liegt in der historischen Region Kujawien, auf dem rechten Ufer der Netze, etwa 56 Kilometer südlich von Bromberg und sieben Kilometer südöstlich von Mogilno.
Geschichte
Der Ort, der in älterer Zeit Quecisow hieß, scheint bereits im 12. Jahrhundert einen größeren Bekanntheitsgrad gehabt haben, denn als die Herzoge Boleslaw, der Kraushaarige (1125–1173) und Mesko, der Alte (1126/27–1202) um etwa 1144 ihren Landbesitz teilen wollten, trafen sie sich hier.[2] Auf Wunsch ihrer Mutter, der Herzogin Salome (~1099–1144), sollte die Ortschaft mitsamt anrainender Ländereien dem bei der Ortschaft Tremessen neu gestifteten Kloster zum Geschenk gemacht werden. Die Herzoge entbanden deshalb die Bewohner Quecisows von allen bis dahin auferlegten Abgaben und Lasten.[2] König Kasimir I. von Polen gestattete um 1342 dem Erzbischof von Gnesen als dem Grundherren die Erhebung der Ortschaft zur Stadt nach Neumarkter Recht; sie war Mittelpunkt einer kleinen Kastellanei, an der Vereinigung der Handelsstraßen von Bromberg und Breslau nach Thorn gelegen.[3] Die Stadt war einst ansehnlicher und soll eine Vorstadt mit 70 Häusern gehabt haben.[4] Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war Kwyeczyszew ein unbedeutendes Ackerstädtchen; 1458 hatte es dem Heer nur zwei Krieger zu stellen.[2] Da die Stadt der Geistlichkeit unterstand, waren Ketzer und Juden zum Bürgerrecht nicht zugelassen; Protestanten und Juden konnten sich erst zu preußischer Zeit ansiedeln.[2]
1772 kam Kwieciszewo mit dem Netzedistrikt zu Preußen. Zum Zeitpunkt der Inbesitznahme war die Ortschaft hauptsächlich von Polen bewohnt.[4]
Am 1. Januar 1818 erfolgte die Eingliederung der Stadt Kwieciszewo aus dem Kreis Inowraclaw in den Kreis Mogilno.[1]
Am 14. Oktober 1874 wurde das Stadtrecht entzogen und die Stadtgemeinde Kwieciszewo in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[1]
Am 12. Oktober 1904 erfolgte die Umbenennung der Landgemeinde Kwiecischewo in Blütenau.[1]
Um 1910 hatte Blütenau eine evangelische Pfarrkirche, eine katholische Pfarrkirche, eine Spar- und Darlehnskasse und eine Molkerei.[5] Haupteinnahmequelle der Dorfbewohner war die Landwirtschaft.
Städtchen, mit einer katholischen Kirche, einer evangelischen Schule, die auch als Bethaus dient, 50 Feuerstellen (Haushaltungen), bewohnt überwiegend von Polen, die Ackerbau betreiben, außerdem von deutschen Berufstätigen[4]
1788
350
Stadt, mit 49 Häusern;[6] nach anderen Angaben 389 Einwohner[2]
Stadt, davon 101 Evangelische, 208 Katholiken und 21 Juden;[7] nach anderen Angaben 59 Wohnhäuser und 401 Einwohner, darunter 115 Lutheraner und zwei Juden[2]
Stadtgemeinde, davon 236 Evangelische, 573 Katholiken und 28 Juden[11]
1885
891
Kwiecischewo, Landgemeinde, am 1. Dezember, davon 204 Evangelische, 659 Katholiken und 28 Juden[12]
1905
1006
Blütenau, Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 159 mit deutscher Muttersprache (158 Evangelische und ein Katholik) und 830 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken); außerdem 17 Juden[13]
1910
1069
Blütenau, Landgemeinde, am 1. Dezember, davon 186 mit deutscher Muttersprache (164 Evangelische, sieben Katholiken und 15 Juden) und 879 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken)[14][15]
Religionen
Katholisches Kirchspiel
Kirche St. Maria Magdalena
Katholische Pfarrkirche St. Maria Magdala (2016), erbaut 1522[3]
Gebetshalle der Kirche St. Maria Magdalena
Glockenstuhl der Kirche St. Maria Magdalena
Die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena ist ein spätgotischer Ziegelbau, der nach der Überlieferung 1522 fertiggestellt wurde. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Kirche eine Glocke von 90 cm Durchmesser, die am Hals die Umschrift trug:[3]
Pfarrer der Kirche werden seit dem Jahr 1358 namentlich genannt.[3]
Das katholische Kirchspiel Kwieciszewo gehörte zu preußischer Zeit zur Diözese Gnesen. Das Patronat übte traditionell das Domkapitel zu Gnesen aus. Über das Patronatsrecht entbrannte nach der Reichsgründung 1871 ein Streit zwischen der Königlichen Regierung zu Bromberg und dem Domkapitel.[17] Das Patronat übernahm schließlich der Staat.[3]
Evangelisches Kirchspiel bis 1945
Die ehemalige evangelische Kirche ist ein einige Jahre vor Mitte des 19. Jahrhunderts[18] errichteter Ziegelbau; sie war mit einer Orgel ausgestattet.
Im Jahr 1856 wurde das selbständige evangelische Kirchspiel Kwieciszewo gegründet. Dazu wurden die evangelischen Einwohner umliegender Dörfer aus ihren bisherigen Parochien ausgepfarrt und zu Kwieciszewo eingepfarrt. Zu dem Kirchspiel sollten auch alle im Umkreis von nicht mehr als einer Meile später neu entstehenden Ortschaften sowie evangelische Neusiedler in bisher ausschließlich von Katholiken bewohnten Dörfern von selbst und ohne besondere Einpfarrung gehören.[19] Die evangelischen Kirchenglieder hatten zuvor zur Parochie Strzelno gehört.[18]
Literatur
Blütenau Kr. Mogilno (früher Kwiecziszewo), Dorf, an der Netze, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
Kwieciszewo, Dorf, heißt jetzt Blütenau Kreis Mogilno, Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, mit einer historischen Landkarte der Umgebung von Kwieciszewo (meyersgaz.org).
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 353 (Google Books).
Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Band 2: Topographie von Westpreußen. Marienwerder 1789, S. 94, Ziffer 8) (Google Books).
↑ abcdefghijHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 353 (Google Books).
↑ abcdeJulius Kohte: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen, Band 4: Der Regierungsbezirk Bromberg, Springer, Berlin 1897, S. 59 (Google Books)
↑Blütenau Kr. Mogilno (früher" Kwiecziszewo"), Dorf, an der Netze, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
↑August Karl von Holsche: Der Netzedistrikt, ein Beytrag zur Länder- und Völkerkunde mit statistischen Nachrichten. Königsberg 1793, S. 118, Ziffer 8 (Google Books).
↑ abcAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 312–319, Ziffer 352 (Google Books).
↑Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 3: Kr–O. Halle 1822, S. 51, Ziffer 6514 (Google Books).
↑Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 119, Ziffer 7) (Google Books).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 328 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen. Berlin 1874; VII. Kreis Mogilno, S. 202–203, Ziffer 2 (kpbc.umk.pl).
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band V: Provinz Posen, Berlin 1888. Regierungsbezirk Bromberg, 38. Kreis Mogilno, S. 240–241, Ziffer 53 (Google Books).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für die Provinz Posen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1908, 21. Kreis Mogilno, S. 94–95, Ziffer 8 (Google Books).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, 8. Kreis Mogilno, S. 32–33, Ziffer 8.8 (Google Books).
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Bromberg, No. 27, vom 7. Juli 1876, S. 277–278, Bekanntmachung No. 945 (Google Books)
↑ abcEvangelischer Verein der Gustav-Adolf-Stiftung (Hrsg.): Der Bote des Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung, Sechster Jahrgang, April u.Mai, Nr. 4 u. 5, Darmstadt 1848, S. 104 (Google Books).
↑Amtsblatt der Königl. Regierung zu Bromberg, No. 39, vom 26. September 1856, S. 446–449, Bekanntmachung No. 665 (Google Books)