KonkneipantEin Konkneipant (oder Conkneipant, veraltet Mitkneipant; auch in der weiblichen Form Konkneipantin) ist ein zeitweiliges oder dauerhaftes Mitglied einer Studentenverbindung mit eingeschränkten Rechten und Pflichten. Die Bezeichnung bringt zum Ausdruck, dass die Person regelmäßig an den Kneipen der Verbindung teilnimmt. Der Status wird üblicherweise an Personen verliehen, die aus Satzungsgründen kein Vollmitglied sein können. So sollen diese dennoch an der Verbindung interessierten und oft verdienten Personen in die Gemeinschaft integriert werden. Konkneipanten kommen in allen gängigen Verbindungsarten vor. In farbentragenden Verbindungen trägt der Konkneipant üblicherweise die Studentenmütze der Verbindung ohne das Burschenband – mitunter statt letzterem eine Schleife in Verbindungsfarben am Revers oder ein eigenes, etwas abweichendes Band. Prominente Beispiele für Konkneipanten waren etwa Theodor Storm, der spätere Kaiser Wilhelm II., Max Weber, Herbert von Karajan oder in neuerer Zeit der Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus. Literarische Erwähnung fand der Status unter anderem in Romanen der Brüder Heinrich und Thomas Mann. In begrenztem Umfang ging der Begriff auch in den Sprachgebrauch außerhalb von Studentenverbindungen ein – in erweitertem Sinne zur Benennung einer außerordentlichen Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft oder eines Zechkumpans. BeschreibungMotivation für eigenen StatusMögliche satzungsgemäße Ausschlussgründe für eine Person als Vollmitglied einer Verbindung, die den Bedarf für einen gesonderten Status eröffnen, sind unter anderem:
Äußere ZeichenBei farbentragenden Verbindungen sind Konkneipanten zumeist an der Couleur erkennbar. So trägt der Konkneipant meistens kein Band, sondern nur die Studentenmütze, bei manchen Verbindungen zusätzlich zu dieser eine Schleife mit den Verbindungsfarben am Revers oder über der Brusttasche. Es gibt auch Verbindungen, bei denen der Konkneipant ein abgewandeltes Band trägt. Beispielsweise tragen die Konkneipantinnen der Damenverbindung Kybelia zu St. Gallen ein schmaleres Sektband.[2] Alternativ können die Verbindungsfarben am Band leicht abgewandelt werden, beispielsweise durch umgekehrte Reihenfolge oder abweichende Perkussion, oder die Farbenzahl reduziert (gleich oder ähnlich wie das bei vielen Verbindungen verwendete Fuchsenband). Auch die Mütze kann abweichen und beispielsweise einen Rand mit nur zwei statt drei Farben aufweisen. Solche Varianten kommen unter anderem bei Verbindungen im Wingolfsbund vor.[3] Rechte und PflichtenDie genauen Rechte und Pflichten eines Konkneipanten werden von der jeweiligen Verbindung festgelegt und sind dementsprechend nicht einheitlich, aber im Großen und Ganzen ähnlich. Konkneipanten haben das Recht, und es wird von ihnen erwartet, dass sie an den Kneipen und den gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen. Sie dürfen die Verbindungsinfrastruktur nutzen (Bibliothek, Lesezimmer etc.). Auf den Conventen haben Konkneipanten kein Stimmrecht, manchmal aber Sitzrecht und beratende Stimme; sie können auch keine Chargen übernehmen. In schlagenden Verbindungen müssen sie keine Mensuren fechten und dementsprechend auch nicht pauken, dürfen es aber üblicherweise, wenn sie es wünschen. Sprachliche EinordnungDer Begriff ist ein typisches Beispiel für die deutsche Studentensprache des 19. Jahrhunderts und ihrer Sprachvermischung des „makkaronischen Latein“.[4] So weist er als typisches antikisierendes Element die lateinische Vorsilbe con- (dt.: mit-) auf.[5] Ursprünglich wurde als Conkneipant ein „Mitkneipender“ (oder auch „Kneipschwanz“) bezeichnet, das heißt ein regelmäßiger Gast auf Kneipen einer Verbindung, der nicht deren Mitglied ist. Dies entwickelte sich zu „Mitkneipant“ und schließlich „Konkneipant“. Die Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins tadelte 1890 im Artikel Deutsche Wörter, undeutsche Endungen auch den Einfluss der Studentensprache und erwähnte hier Konkneipant gleich zweifach:[6]
Eine neutralere Beschreibung liefert der Sprachwissenschaftler Friedrich Kluge in seinem 1895 erschienenen Buch Deutsche Studentensprache, Kapitel „Antike Elemente“:
– Friedrich Kluge: Deutsche Studentensprache[7] Kunst und LiteraturDarstellungen des Konkneipanten als VerbindungsmitgliedRomaneLiterarisch wird die Stellung des Konkneipanten im Unterschied zum Vollmitglied durch Heinrich Mann in seinem Roman Der Untertan aufgegriffen.[8] Dort dient der Status – nicht dem eigentlichen Sinn entsprechend – der fiktiven Korporation Neuteutonia dazu, den Protagonisten Diederich Heßling an die Verbindung zu binden, nachfolgend als Fuchs zu keilen und schließlich als Vollmitglied zur Verbindung zu bringen.
Beispiele für andere Autoren, die den Konkneipanten in ihren Romanen erwähnen, sind unter anderem:
MemoirenDer Philosoph und Schriftsteller Fritz Mauthner erwähnt in seinen Memoiren eine kurze Mitgliedschaft als Konkneipant in einer Burschenschaft:
– Fritz Mauthner: Erinnerungen, 1. Bd.: Prager Jugendjahre, Kapitel 16: Streiche und Feste[14] Der Indologe Paul Deussen erinnerte sich, dass sein Vater Konkneipant eines Corps war:
– Paul Deussen: Mein Leben, Kapitel: Meine Kindheit am Rhein[15] Der an einer Psychose erkrankte Schriftsteller Daniel Paul Schreber schildert in seinen 1903 erschienenen Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken unter anderem, „von der im Wege des Nervenanhangs mit mir redenden Stimme erfahren“ zu haben, dass der ihn behandelnde Psychiater Paul Flechsig einst Konkneipant des Corps Saxonia Leipzig gewesen sei.[16] Tatsächlich war Flechsig Vollmitglied der Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania. Der britische Schriftsteller Maurice Baring schildert in seinem 1922 erschienenen Buch The Puppet Show of Memory unter anderem eine Reise zusammen mit seinem Vater nach Deutschland. In Heidelberg wollten sie Studenten kennenlernen, wonach ihnen Kontakt zur Burschenschaft Burschenschaft Frankonia Heidelberg hergestellt wurde.
– Maurice Baring: The Puppet Show of Memory[17] FilmIm Jahr 1916 erschien der deutsche Kurz-Stummfilm Der Konkneipant, produziert von Wanda Treumann und Viggo Larsen. Drehbuch und Regie erstellten Franz Eckstein und Rosa Porten, die Hauptdarsteller waren Else Eckersberg und Arthur Schröder.[18][19] Erweiterte Bedeutungen des WortesIm erweiterten Sinne diente Konkneipant außerhalb der Studentenverbindungen als Bezeichnung für einen Zechkumpan oder eine außerordentliche Vereinsmitgliedschaft. Im ersteren Sinne benutzte etwa der Chemiker Emil Fischer den Begriff:
– Emil Fischer: Aus meinem Leben, Kapitel: Gymnasialzeit[20] In Thomas Manns Roman Der Zauberberg bildet eine Gruppe von Patienten, die an einem Pneumothorax leiden und denen zur Heilung vorübergehend ein Lungenflügel deaktiviert wurde, ironisch den „Verein Halbe Lunge“. Als der Protagonist Hans Castorp davon hört, interessiert er sich scherzhaft für eine außerordentliche Mitgliedschaft: „Sind sie auch eingetragen? [...] Haben sie Statuten? Schade, daß du nicht Mitglied bist, du, dann könnten sie mich als Ehrengast zulassen oder als... Konkneipant...“[21] Dieser Benennung außerordentlicher Mitglieder als Konkneipanten rief wegen der allzu offensichtlichen Konnotation mit Alkoholkonsum auch Kritik hervor. Beispielsweise schlug der Germanist und Dramaturg Karl Zeiss 1896 genauere Bestimmungen für die Aufnahme von Ausländern in die deutschen philologischen Vereine vor. Er führte aus: „Solche ausserordentliche Mitglieder bezeichneten wir bisher mit dem abscheulichen Titel ‚Konkneipant‘, auch wenn sie sich lebhaft an der wissenschaftlichen Arbeit beteiligten.“ Es sollten aber offiziell „ausserordentliche Mitglieder“ unter dieser Bezeichnung eingeführt werden. „Der Titel Konkneipant kann ja dann solchen Vereinsbrüdern verliehen werden, die ihre Teilnahme am Vereinsleben wesentlich durch Biervertilgung dokumentieren“.[22] Bekannte Konkneipanten (Auswahl)
Abgrenzung von ähnlichen StatusInhaber der Corpsschleife (IdC)Speziell bei Corps gibt es vor allem für ursprünglich normal aufgenommene Mitglieder, die nicht alle für Aktive vorgeschriebenen Verpflichtungen erfüllen konnten – etwa nicht die geforderte Anzahl an Mensuren fechten – den lebenslangen Status des Corpsschleifenträgers (IdC) mit eingeschränkten Rechten. Aber auch Conkneipanten wird der Status des Corpsschleifenträgers verliehen, wie etwa im Falle von Ferdinand Braun, August Wilhelm von Preußen und Friedrich zu Schleswig-Holstein. Weitere abzugrenzende BegriffeNicht als Konkneipanten bezeichnet werden aktive Mitglieder einer Studentenverbindung, die zeitweilig zu einem neuen Hochschulort wechseln und sich dort den Aktivitäten einer anderen Verbindung desselben Dachverbandes anschließen. Verkehrsgast (VG) / Mitkneipender Corpsstudent (MC)Bei schlagenden Verbindungen wird dieser Status üblicherweise als Verkehrsgast (VG) bezeichnet. Dieser wohnt unter Umständen, aber nicht notwendigerweise, auf dem Verbindungshaus und besucht deren öffentliche Veranstaltungen. Der Verkehrsgast ist nicht Mitglied der Verbindung, mit der das Verkehrsverhältnis besteht, trägt nicht deren Farben und hat kein Sitzrecht auf den Conventen.[27][28] Bei den Corps ist von dem Verkehrsgast der Mitkneipende Corpsstudent (MC) zu differenzieren, welcher Mitglied eines Corps ist, welches mit dem gastgebenden Corps in einem Freundschaftsverhältnis steht.[27] Zeitweiliges Mitglied (ZM) / Verkehrsaktiver (VA)Anders ist die Situation im CV und KV. Der Aktive wird bei der Verbindung am Ort Zeitweiliges Mitglied (ZM) mit allen Rechten und Pflichten eines aktiven Burschen, und er trägt die Bänder beider Verbindungen nebeneinander. Oft erhält er auch die Mütze der Verkehrsverbindung. Ihm kann in Folge das Band auf Lebenszeit verliehen werden (Bandinhaber), ansonsten verlässt er die Verbindung wieder mit dem Wegzug vom Hochschulort.[29] In Österreich lautet die Bezeichnung hierfür Verkehrsaktiver (VA), welche auch von den österreichischen Burschenschaften verwendet wird. Anmerkungen
Einzelnachweise
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