Das Dorf Gorgast wurde im Landbuch Karls IV. von 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Es war damals im Besitz des Johanniterordens und gehörte zur Kommende Lietzen. Der Ort hatte eine alt- bis jungslawische Vorgängersiedlung. 1375 hatten die Johanniter hier ein Castrum oder Domus. Gorgast ist im Landbuch neben Gartow, Werbyn, Tempelhofe und Lysen unter der Überschrift Castra et domus ordinis s. Johannis Jerosolimitani aufgeführt. Wahrscheinlich hatten sie hier einen Wirtschaftshof von vier Hufen, denn 1460 gab es hier 13 Hufen, von denen neun Bauernhufen Zins bezahlten. Später wuchs der Besitz der Johanniter im Ort auf neun Hufen an. 1764 hatte dieser Wirtschaftshof oder Vorwerk 1364 Morgen 125 Quadratruten Acker, 197 Morgen 47 Quadratruten Wiesen.
Die Kommende Gorgast
Berthold Schulze und ihm folgend das Historische Ortslexikon bezeichnen Gorgast ab 1767 (bis 1810 oder 1811) als eigenständige Kommende.[1] Berthold Schulze führt Gorgast denn auch als Kommende Gorgast unter den Ämtern des Johanniterordens auf.[2] Er beruft sich dabei auf Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld und dessen Werk Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem … Nach dieser Quelle wurde Gorgast ums Jahr 1767[3] von der Kommende Lietzen abgetrennt und bildete eine eigene Kommende. Einige Seiten später (auf S. 783) präzisiert er das Datum auf 1768[4] auch Heinrich Karl Wilhelm Berghaus gibt 1768 als Zeitpunkt der Verselbständigung der Kommende Gorgast an[5] Allerdings sollte diese Regelung erst dann in Kraft treten, nachdem der damalige Kommendator von Lietzen Friedrich Heinrich von Schwedt verstorben war. Der erste Expectant sollte die größere Kommende, also die Kommende Lietzen erhalten, der zweite Expectant die kleinere Kommende, eben die Kommende Gorgast. Friedrich Heinrich von Schwedt starb 1788, sodass Gorgast de facto erst 1788 eigenständige Kommende wurde. Erster Kommendator wurde Wilhelm Adrian von Kleist. Die Kommende Lietzen war verpachtet, ebenso die Kommende Gorgast. 1768 erbrachte die Kommende Lietzen 7.000 Taler Pacht jährlich ein, die Kommende Gorgast 5.000 Taler.[6] Nach Winterfeld war der Ertrag aber deutlich geringer. Er beziffert den jährlichen Ertrag (für den Kommendator) auf 1.137 Taler.[7]
4. März 1793–1796 Georg Friedrich von Beerfelde auf Sommerfeld (damaliger Crossenscher Kreis),[9] er erhielt 1796 die Kommende Lietzen
1796 Friedrich Leopold Ludwig von Bornstedt Guttentag aus Oberschlesien, † 4. September 1796.
Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin, eingeführt am 13. Juni 1797, hat die Kommende resigniert[10]
29. September 1797–1801 Adolph Friedrich von Waldow (* 19. November 1728, † 7. September 1801), auf Dannenwalde[11]
1801–03 Friedrich Wilhelm August von Lattorf (* 29. November 1735,[12] † 1808) auf Klieken, Hofmarschall des Fürsten Anhalt-Köthen, erhielt 1803 die Kommende Lietzen.
1810/11 wurde der Johanniterorden in Brandenburg aufgelöst und die Güter verstaatlicht. Gorgast wurde nun ein königlich-preußisches Domänenamt, zu dem neben dem Gut und Ort Gorgast auch das Vorwerk Eichwalde gehörte. Der letzte Kommendator Friedrich Wilhelm Graf von Sparr wurde mit 4.200 Talern abgefunden.[15]
Eichwalde (oder) altes Vorwerk existiert nicht mehr (etwa 52.57944444444414.565555555556)
1822 wurde das Amt Bleyen aufgelöst. Das Amt Gorgast erhielt nun auch zwei Orte des Amtes Bleyen zur Verwaltung übertragen. Das Vorwerk Alt Bleyen hatte nach der Topographisch-statistische(n) Übersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. aber eine eigene Polizeiverwaltung. Alt- und Neu-Drewitz wurde auf das Domänenamt Quartschen übertragen.[16][17] Die „Lange Vorstadt von Küstrin“ war nach Küstrin eingemeindet worden.[18] Zugehörige Orte ab 1822:
Neu-Bleyen, Dorf (erscheint erstmals in diesem Ortsverzeichnis)[19]
Eichwalde oder altes Vorwerk,[20] existiert nicht mehr
1854 wurden die Kassengeschäfte des Amtes Gorgast an das Untersteueramt Letschin übertragen. 1872/4 wurde das Amt Gorgast aufgelöst. Das Gut wurde jedoch als Staatsdomäne weiter bewirtschaftet. 1879 hatte das Gut eine Größe von 707,5 ha. Gustav von Rosenstiel betrieb zu dieser Zeit auch eine Brennerei auf dem Gut.
Pächter und Amtleute
Der Wirtschaftshof der Kommende Lietzen bzw. später der Kommende Gorgast war nachweislich seit Mitte des 18. Jahrhunderts verpachtet und erbrachte hohe Pachterträge.
1762–1771 Martin Schulz. Er war Pächter von Lietzen und Gorgast. Die Pachtsumme betrug 11.000 Taler. Seine Witwe bewirtschaftete Lietzen und Gorgast für 11.300 Taler weiter bis 1777.
1832–1863 Gustav Wahnschaffe, Oberamtmann[24][25][26]
1863 Wahnschaffe Erben
seit 1863 Gustav von Rosenstiel, königlicher Amtsrichter, Kreisdeputierter und Deichhauptmann des Oderbruches (1876–1888), Pächter, der mit der Tochter Gustav Wahnschaffes, Clara,[27] verheiratet war.[28][29][30][31][32]
bis 1945 Helmuth von Rosenstiel (1900–1945)[36] (ebenso seit 1944[37] Kommendator im Johanniterorden)[38][39] Das noch erhaltene Gutshaus in Gorgast wurde 1840 von Gustav Wahnschaffe auf den Fundamenten eines älteren Gebäudes errichtet.[40]
Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (Mitarbeit Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. In: Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 4, Böhlau, Weimar 1964 ISSN0435-5946, S. 213.
Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, auf Veranlassung des Staatsministers und Ober-Präsidenten Flottwell. Dritter Band. Druck und Verlag von Adolph Müller, Brandenburg 1856. Online Vorschau (ff. abgekürzt Berghaus, Landbuch 3 mit entsprechender Seitenzahl)
Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Dritter und letzter Band: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Verlag Maurer, Berlin 1809 (ff. abgekürzt Bratring, Neumark Brandenburg mit entsprechender Seitenzahl) Online Vorschau.
Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. In: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935, (ff. abgekürzt Schulze, Brandenburgische Ämter und Städte, mit entsprechender Seitenzahl).
Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. Martin Berendt, Berlin 1859. Online Vorschau (ff. abgekürzt, Winterfeld, Geschichte des Ritterlichen Ordens mit entsprechender Seitenzahl)
Einzelnachweise
↑Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VII, Lebus. Böhlau, Weimar 1983, S. 148–151.
↑B. Schulze: Brandenburgische Ämter und Städte, Berlin 1935, S. 110.
↑Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens, S. 758.
↑Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens, S. 783.
↑Die Balley Brandenburg im Jahre 1798. In: C. Herrlich: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, Nr. 46, F. Heinicke/Behr Buchhandlung (E. Bock), Berlin, den 17. November 1869. S. 281 f.
↑Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1801. George Decker, Berlin 1801, S. 76.
↑Christian Friedrich Jacobi: Des Genealogisches Handbuchs Zweyter Theil. 1800, (Ab Kap. VI), In: Europäisches Genealogisches Handbuch auf das Jahr 1800, (2. Auflage), Johann Friedrich Gleditsch Leipzig, Dresden 24. August 1799, S. 469.; Vgl. Theil 1 (Bis Kap. V).
↑Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1804. George Decker, Berlin 1804, S. 26. Online
↑P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. I. Königreich Preußen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 64–65. PDF
↑Peter Fritz Mengel (Hrsg.): Das Oderbruch. Zweiter Band. Verlagsgesellschaft R. Müller, Eberswalde 1934, S. 382.
↑Königlich Preussischer Staats-Kalender für 1862 und 1863. Verlag der Königlichen Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker), Berlin 1863, S. 407.
↑Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1868. George Decker, Berlin 1868, S. 415.
↑Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. 1. Das Königreich Preussen. 1. Lieferung Provinz Brandenburg. 2. (verb.) Auflage, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1885, S. 74–75.
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1917, 11. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha Anfang November 1916, S. 716.
↑Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. Band 1, Teil 1. 5. Auflage, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1910, S. 96–97.
↑Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz … mit einem alphabetischen Orts- und Personenregister. Handbuch der Königlichen Behörden. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 288–289. (Online zugänglich)
↑Walther Threde, Thora von Bonin: Johanniter im Spannungsfeld an Weichsel und Warthe. Die wechselvolle Geschichte der Posen-Westpreußischen Genossenschaft des Johanniterordens. Hrsg.: Posen-Westpreußische Genossenschaft des Johanniterordens. VI. Die Kommendatoren der Genossenschaft, Kommendator Helmut von Rosenstiel. urs una, Neuried, Taufkirchen, Starnberg 1998, ISBN 978-3-89391-610-8, S.139–140 (Online Vorschau).
↑Ingrid Reisinger, Walter Reisinger: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser im Land Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme. Band 1, Stapp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-87776-082-6, S. 192–193.
↑U. Griegern: Claras Ring zeugt von Dorfhistorie, In: MOZ, 16. Juli 2009.
↑Ingrid Reisinger, Walter Reisinger: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser im Land Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme. Band 1, Stapp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-87776-082-6, S. 192–193.
Kommenden/Komtureien und (Ordens-)Ämter des Johanniterordens der Ballei Brandenburg
bzw. der Protoballei Sachsen-Brandenburg