Die etwa 90 Meter lange Kleine Altefähre befindet sich im Nordwesten der Altstadtinsel, im Marien-Magdalenen Quartier. Sie zweigt von der Großen Altefähre ab und verläuft im Bogen nordwestwärts, wobei von Westen her die Burgtreppe auf die Straße trifft. Schließlich endet die Kleine Altefähre An der Untertrave.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kleine Altefähre 1307 mit der niederdeutsch-lateinischen Bezeichnung Parva platea apud Oldenvere (Kleine Straße bei der alten Fähre). Der Name ging zurück auf eine bereits zu jener Zeit nicht mehr verkehrende Fähre über die Trave, die vermutlich nach Zerstörung der Lübecker Burg 1227 eingestellt wurde und von der auch die benachbarte Große Altefähre ihre Benennung erhalten hatte. Der Name erfährt über die nachfolgenden Jahrhunderte Variationen, wurde aber im Wesentlichen beibehalten:
1310: Apud Oldenvere
1319: Apud Oldenvere in vico, quo itur ad arborem (Bei der alten Fähre in der Gasse, die zum Baum führt, womit die schwimmende Sperre aus Baumstämmen gemeint ist, welche die Trave sicherte)
1335: In Oldenvere
1357: Parva Oldenvere (Haln Latein, halb Niederdeutsch: Kleine Altefähre)
1385: Lutke Oldenvere (Niederdeutsch, Kleine Altefähre)
Kleine Altefähre 8: auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgehendes Haus mit klassizistischer Putzfassade von etwa 1800
Kleine Altefähre 10: 1339–1341 erbautes backsteingotisches Giebelhaus, mit Umbauten im Rokoko-Stil von 1782
Kleine Altefähre 12: zwei zusammengehörende Häuser mit unterschiedlichen Fassaden, beide auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgehend. Linkes Haus mit Renaissancefassade der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, rechtes Haus mit klassizistischer Putzfassade von etwa 1800
Kleine Altefähre 15: auf die Jahre zwischen 1250 und 1349 zurückgehendes Haus mit klassizistischer Putzfassade, zwischen 1800 und 1824
Kleine Altefähre 17: auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgehendes klassizistisches Haus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Kleine Altefähre 19: gotisches Traufenhaus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts klassizistisch überformt
W. Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889.
W. Brehmer: Lübeckische Häusernamen nebst Beiträgen zur Geschichte einzelner Häuser. H. G. Rathgens, Lübeck 1890.
Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck – Denkmalgeschützte Häuser. Über 1000 Porträts der Bauten unter Denkmalschutz in der Altstadt. Nach Straßen alphabetisch gegliedert. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1999, ISBN 3-7950-1231-7.
Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jg. 11, 1909, ISSN0083-5609, S. 215–292 (Auch Sonderabdruck: 1909).