Mit seiner Ernennung zum Brigadegeneral am 1. April 1986 wurde er Stabsabteilungsleiter für Planung im Führungsstab der Streitkräfte (FüS VI) im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn. Nach der Ernennung zum Generalmajor diente er von 1988 bis 1991 ebenfalls im FüS als Stabsabteilungsleiter für Militärpolitik und Operative Führung (Fü S III). Im April 1991 übernahm Naumann bis September 1991 als Kommandierender General das I. Korps in Münster. Die Stehzeit von nur 6 Monaten in dieser Verwendung und in dem Dienstgrad Generalleutnant ist in Friedenszeiten extrem ungewöhnlich. Sie wurde allgemein darauf zurückgeführt, dass Naumann zuvor im politischen Raum bereits als Generalinspekteur vorgesehen war, den zu einer Nominierung erforderlichen „dritten Generalsstern“ aber noch nicht besaß, was nun in kürzestmöglicher Zeit nachgeholt wurde.
Generalinspekteur der Bundeswehr
Am 1. Oktober 1991 wurde Naumann zum bisher jüngsten Generalinspekteur der Bundeswehr berufen und zum General ernannt. Am 19. November 1992 besuchte Naumann Israel und sprach als erster ausländischer Gast an der Nationalen Verteidigungsakademie des Landes. Im Oktober 1993 besuchte er in Somalia den Deutschen Unterstützungsverband im Rahmen der Friedensmission UNOSOM II der Vereinten Nationen. Im Februar und März 1994 würdigte Naumann mit der Verleihung des Fahnenbandes der Bundesrepublik Deutschland an die aus Berlin abziehenden alliierten Truppen der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs deren Verdienste um die Freiheit Berlins.
Im Juli 1994 leitete Naumann in seiner Funktion als Generalinspekteur den Umbau der Bundeswehr ein und formte die Komponenten Hauptverteidigungskräfte (HVK), Krisenreaktionskräfte (KRK) und Militärische Grundorganisation (MGO). Im Dezember 1994 wurde er auf der Konferenz der NATO-Generalstabschefs für den Posten des Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses nominiert und am 14. Februar 1996 eingesetzt. Er löste in Brüssel den englischen Field MarshalSir Richard Vincent ab, während Naumanns Nachfolger als Generalinspekteur der Bundeswehr der damalige Inspekteur des HeeresHartmut Bagger wurde.
Während dieser Zeit war er insbesondere für militärpolitische Grundsatzentscheidungen der NATO in Bezug auf den Kosovo-Krieg verantwortlich und erwarb sich bei den westlichen Regierungen großen Respekt für seine Behandlung des Problems. Er diente in dieser Verwendung bis zum Jahre 1999. Im Rahmen des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien trat er als einer der Belastungszeugen gegen den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević auf.
Pensionierung
Bei seiner Verabschiedung 1999 konnte Naumann auf die in der Bundeswehr längste Dienstdauer als General zurückblicken. Dies gilt bis heute. Nach seiner Pensionierung wirkt er in mehreren internationalen Kommissionen, darunter vor allem die Kommission, die das Konzept der Responsibility to Protect vorlegte. Von 1999 bis 2002 war er Präsident der Clausewitz-Gesellschaft. Nach 2003 wirkte er in verschiedenen Aufsichtsräten mit.
Am 12. Oktober 2010 hielt er ein Referat vor 400 Offizieren und Offizieranwärtern der Bundeswehr, organisiert von der katholischen Militärseelsorge in der Katholischen Akademie in Bayern in München, unter dem Titel Sicherheit für Deutschland in der entfesselten Welt der Globalisierung.[1]
Naumann ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.
Auszeichnungen
Naumann gilt als der höchstdekorierte deutsche Soldat seit dem Zweiten Weltkrieg. Seine Orden, Ehrenzeichen und Preise umfassen u. a.
Frieden – der noch nicht erfüllte Auftrag. E.S. Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 2002, ISBN 3-8132-0714-5.
Literatur
Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 1955–1999. Die militärischen Werdegänge (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 6b). Band 3: Laegeler – Quiel. Biblio-Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-7648-2382-8, S. 360–362.
Viktor Toyka, Rüdiger Kracht: Clausewitz-Gesellschaft. Chronik 1961–2011. Hrsg. durch die Clausewitz-Gesellschaft, Hamburg 2011, ISBN 978-3-9810794-6-3, S. 100–101.
deutscher Militär, General des Heeres der Bundeswehr; Generalinspekteur der Bundeswehr (1991–1996); Vorsitzender des NATO-Militärausschusses (1996–1999)