Kirchhorst
Kirchhorst ist eine Ortschaft der Gemeinde Isernhagen in der niedersächsischen Region Hannover. GeschichteKirchhorst wurde als welfisches Kirchspiel Horst im Jahr 1329 gegründet. 1353 wurde es, zusammen mit den Dörfern Großhorst und Stelle, vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg an die Adelsfamilie von Cramm verkauft und vom Kirchspiel Burgdorf losgelöst. Diese übernahm auch das Kirchenpatronat und baute die aus dem 12. Jahrhundert stammende romanische Kapelle um und vergrößerte sie im gotischen Stil. Das Kirchhorster Wappen ist dem der Familie von Cramm entlehnt. In der St.-Nikolaus-Kirche zeigt ein farbiges Glasfenster das Familienwappen mit den drei Lilien. 1929 wurde Kirchhorst durch die zuvor eigenständigen Dörfer Großhorst und Stelle erweitert. Kirchhorst behielt zwei Freiwillige Feuerwehren. Dies sind die 1932 gegründete Freiwillige Feuerwehr in Kirchhorst und die schon 1912 gegründete Freiwillige Feuerwehr in Stelle. Diese wurden am 15. Januar 2024 zu der Feuerwehr Kirchhorst-Stelle vereint.[2] Literarische Erwähnung erlangte Kirchhorst durch die Kirchhorster Blätter als Tagebuch-Aufzeichnungen des Schriftstellers Ernst Jünger (1895–1998) aus den Jahren 1944/1945. Darin beschreibt er zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Bombenangriffe auf die kriegswichtige Erdölraffinerie Deurag-Nerag im nahe gelegenen Misburg und auf Hannover, die Auflösungserscheinungen in den letzten Kriegsmonaten und den Einmarsch alliierter Truppen. Hierzu gehört insbesondere der Flugzeugabschuss eines US-Bombers durch eine deutsche Flak nahe dem Ortsteil Stelle mit nachfolgendem Absturz im benachbarten Altwarmbüchen am 26. November 1944. Jünger wohnte in seiner Kirchhorster Zeit (1939–1950) in dem neben der Kirchhorster St.-Nikolai-Kirche gelegenen Pfarrhaus. Von Kirchhorst aus veröffentlichte Jünger im Jahre 1939 auch seinen Roman Auf den Marmorklippen, in dem er eine fiktive Gesellschaft im Umbruch – mit NS-kritischen Analogien – beschreibt. Gegen Kriegsende im Jahre 1945 befahl Jünger als Volkssturmkommandant in Kirchhorst, keinen Widerstand gegen die anrückenden alliierten Truppen zu leisten. Damit bewahrte er den Ort vor Kriegsschäden. Der Ort besteht aus vielen älteren Häusern und Bauernhöfen sowie kontinuierlich neu angelegten Baugebieten, die sich in den gewachsenen Ortsbestand eingliedern. Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, wurden die zuvor selbstständigen Gemeinden Altwarmbüchen, Kirchhorst und Neuwarmbüchen sowie die vier Isernhagen-Altdörfer (Farster Bauerschaft, Hohenhorster Bauerschaft, Kircher Bauerschaft und Niedernhägener Bauerschaft) in die neue Gemeinde Warmbüchen eingegliedert.[3] Diese wurde am 1. Juni 1975 amtlich in Isernhagen umbenannt.[4] PolitikOrtsratDer Ortsrat von Kirchhorst setzt sich aus sieben Ratsmitgliedern zusammen. Im Ortsrat befindet sich zusätzlich ein beratendes Mitglied der FDP.[5]
(Stand: Kommunalwahl 12. September 2021) OrtsbürgermeisterDer Ortsbürgermeister von Kirchhorst ist Herbert Löffler (SPD). Seine Stellvertreter sind Robin Triebsch (CDU) und Ulrich von Rautenkranz (FDP).[5] WappenDer Entwurf des Kommunalwappens von Kirchhorst stammt von dem Heraldiker und Wappenmaler Gustav Völker, der zahlreiche Wappen in der Region Hannover erschaffen hat. Die Genehmigung des Wappens wurde durch den Regierungspräsidenten in Lüneburg am 4. Mai 1965 erteilt.[6]
Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerkeDie St.-Nikolai-Kirche ist ein reizvolles Baudenkmal. Sie wurde im 14. Jahrhundert mit einem hölzernen Turm erbaut, steht aber auf Grundmauern einer deutlich älteren romanischen Kapelle. Erwähnenswert sind Freskenmalereien im Chor und an den Innenwänden sowie der heilige Nikolaus als Schutzheiliger der Kirche. Grünflächen und NaherholungGroße Waldgebiete und Wiesenflächen, darunter das Altwarmbüchener Moor, grenzen direkt an die Ortschaft an. Der Kirchhorster See entstand beim Ausbau der Bundesautobahn 7 Ende der 1950er Jahre durch Sandentnahmen. Er wurde 1969 offiziell eingeweiht. Der See hat 4,8 Hektar Fläche und ist bis zu 7,5 m tief. Es gibt eine öffentlich zugängliche Badestelle. Den See umgeben Liege- und Ruheflächen für den Badebetrieb von etwa 2 Hektar. Fotogalerie
Wirtschaft und InfrastrukturUnternehmenBis 1986 gab es den Freizeitpark Kirchhorst, der wahrscheinlich wegen zu hoher behördlicher Auflagen geschlossen wurde. Der Park bot eine Reihe von Freizeitmöglichkeiten, wie Achterbahn, Minigolfanlage sowie eine Marienkäferbahn. Die Reste der Bauten, wie der Haupteingang, das Restaurant, Brücken und die Sektbar, sind noch heute vorhanden. Die Loopingbahn des Parks befindet sich heute unter dem Namen „Vertigo“ im Freizeitpark „Zoomarine“ bei „Pomezia“, 20 km südlich von Rom.[7] Bis 1992 gab es in Kirchhorst ein Autokino, welches 2001 wieder neu eröffnet wurde. Nach erneutem Scheitern des Projekts wurde es endgültig geschlossen und dessen Überreste wurden mittlerweile beseitigt. Öffentliche EinrichtungenIn unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche befinden sich die Grundschule, die Kindertagesstätte, das Jugendfreizeitheim sowie die Begegnungsstätte. VerkehrDurch den Ort führt als Hauptverkehrsstraße die ehemalige Bundesstraße 3. Seit dem Bau der Bundesautobahn 37 in den 1980er Jahren wurde die Bundesstraße 3 auf diese ver- und somit aus Kirchhorst ausgelagert. Es besteht vom Ort ein günstiger verkehrsmäßiger Anschluss an die Bundesautobahnen 2 und 7. Mehrere Regionalbuslinien führen nach Altwarmbüchen (dort Endhaltestelle der Stadtbahn Hannover). Eine Buslinie führt über einige Ortschaften nach Burgdorf (Bahnhof Burgdorf an der Bahnstrecke Lehrte–Hamburg-Harburg), von wo die S-Bahn Hannover verkehrt. Einige Buslinien verbinden Kirchhorst mit vielen Ortschaften im Norden, so auch mit Burgwedel und dem dortigen Bahnhof an der Bahnstrecke Hannover–Celle, der im Regionalverkehr bedient wird. Literatur
WeblinksCommons: Kirchhorst – Sammlung von Bildern
Belege
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