Die Kirche Gröba ist eine romanische Kirche mit barocker Innenarchitektur im heutigen, gleichnamigen Stadtteil von Riesa. Sie gehört neben der Trinitatiskirche, der Klosterkirche und der Kirche Weida zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Riesa. Die Kirche steht heute unter Denkmalschutz.
Auf dem Gelände befand spätestens seit dem 10. Jahrhundert ein slawischer Ringwall, dessen Reste heute fast völlig eingeebnet und überbaut, aber dennoch noch erkennbar sind.[1]
Vorläufer der Kirche auf dem Gebiet war eine Burgwartkirche. Spätestens im 12. Jahrhundert ist ein massiver Steinbau am heutigen Standort nachweisbar und im Jahr 1168 wurde sie als Kirche zu Groben erstmals in den Schriftquellen erwähnt.[2] Vermutlich ist sie damit nach der Klosterkirche die zweitälteste Kirche von Riesa. Unter Einbeziehung der Nord- und Südmauer des romanischen Vorgängerbaus wurde zwischen 1720 und 1734 der heutige Barockbau errichtet.
Ausstattung
Im Jahr 1734 kam es zur Vollendung des Turms und der Inneneinrichtung mit Holzschnitzereien (u. a. geschnitztes Akanthusblattrankenwerk an den Betstuben) des Dresdner Bildhauers Ludwig Lücke (um 1705–1780).
Die Kirche bekam 1795 eine von Johann Georg Friedlieb Zöllner[3] in Hubertusburg gefertigte Orgel, die der Schlossbesitzer von Gröba, Johann Carl Benedict von Wacker, stiftete. Diese mechanische Orgel wurde 1905 durch eine neue pneumatische Orgel von Johann Jahn mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal ersetzt.[4] Die drei bronzenen Glocken, die während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen worden waren, wurden 1957 durch von der Glockengießerei Schilling in Apolda produzierte eiserne ersetzt. 1988 wurde der Turm und 1992 bis 1994 der gesamte Kirchenbau umfangreich restauriert. Zwischen 1996 und 1999 wurde die barocke Ausmalung des Kirchenraums, die 1857 übermalt worden war, durch die Dresdner Restauratoren Peter Taubert, Hans Riedel und Hilke Frach-Renner restauriert.
Im Zuge der Renovierung der Schäden, die durch das Hochwasser 2002 entstanden waren, wurden sieben Grabplatten der Adelsfamilien von Nitzschwitz und Vitzthum von Apolda gefunden, die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen. Im Juli und August des Jahres 2004 führte das Landesamt für Archäologie Sachsen Ausgrabungen im Innenraum der Kirche von Riesa-Gröba durch. Aufgrund von konservatorischen Gründen verblieben die Platten im Boden. Damit Besucher sich dennoch ein Bild von den Gräbern machen können, wurden großformatige Aufnahmen der Funde auf Tafeln in der Kirche aufgestellt.[6]
Friedhof
Der Friedhof um die Kirche beherbergt die Gräber einiger Besitzer des Ritterguts bzw. des Schlosses Gröba, u. a. Angehörige der Familien von Altrock und von Kommerstädt, sowie mehrerer ehemalige Pfarrer. Drei Gräber sind besonders auffällig: Das prachtvolle Grab von Maria Elisabeth Rüssing, geb. Pfeiffer (1748–1828), das sich ursprünglich im nahe gelegenen Park des Schlosses befand und dann auf den Kirchfriedhof umgesetzt wurde, das Grab der Eltern Martin Hammitzschs, des Erbauers der Dresdner Yenidze und Ehemanns von Adolf Hitlers Halbschwester Angela, sowie das Grab Carl Gottfried Schneiders (1807–1853), des Erbauers des Oberauer Tunnels. Zudem ist 1922 vor dem Kirchturm ein Denkmal für die 174 Riesaer, die während des Ersten Weltkrieges gefallen waren, erbaut worden.
Maria Elisabeth Rüssing
Heinrich und Anna Hammitzsch
Carl Gottfried Schneider
Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
An der nordwestlichen Ecke der Friedhofsmauer befinden sich noch geringe Reste der slawischen Wallanlage, die im 10. Jahrhundert erbaut und nach der deutschen Landnahme als Burgward umfunktioniert wurde. Schriftlich erwähnt wurde die nun deutsche Burg im Jahr 1046, als König Heinrich III. sie seiner Frau Agnes schenkte.
Liste der Pfarrer
Pfarrer
Amtszeit
Anmerkungen
Wolfgang Bandorf (Bartorf?)
1540 bis 1548
aus Gräfenthal; war zuvor Kirchner in Gröba, danach Pfarrer in Linz
Christiane Donath, Matthias Donath: Grabplatten des 16. und 17. Jahrhunderts in der Kirche von Gröba, Stadt Riesa, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, 47 (2007), S. 255–280.
Heinrich Christian Gehe: Eine Predigt bei Einweihung der Orgel zu Gröba, über den großen Werth gottesdienstlicher Gesänge, Leipzig 1795.
Friedrich Großmann: Die Kirche von Riesa-Gröba als barockes Kleinod nach Restaurierung wiedererstanden, in: Sächsische Heimatblätter 1999, Heft 4, S, 234–237.
Reinhold Grünberg: Sächsisches Pfarrerbuch, Band 1, 1940 Freiberg, S. 557 f.
Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Amtshauptmannschaft Großenhain (Land), Dresden 1914, S. 75–87.
Museumsverein Riesa e. V., Heike Berthold, Annelies Wendt: Gröba – Eine Chronik, Riesa 1996, S. 20–24.