Nach einer Ausbildung bei dem Maler Max Schulze-Sölde studierte Karl Prasse von 1926 bis 1929 Malerei und Grafik an der Industrieschule in Duisburg. In den Jahren von 1929 bis 1931 besuchte er die Werkkunstschule Hannover. Von 1934 bis 1940 war er als Maler und Werbegrafiker freiberuflich tätig. Seine gegen Hitler gerichteten politischen Karikaturen führten zur Beschlagnahme seiner Werke. Seine künstlerischen Arbeiten galten als „entartet“.[1]
Nach Krieg und Gefangenschaft beteiligte sich Prasse schon 1947 an der ersten Ausstellung des Bundes Duisburger Bildender Künstler. Von 1949 bis 1950 betätigte er sich als Pressezeichner. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre gestaltete Prasse zahlreiche Fassaden im Ruhrgebiet mit geometrisch-abstrahierenden Menschendarstellungen in Sgraffito- und Mosaik-Technik.[1] 1957 zählte Prasse zu den Gründern der Duisburger Sezession. Seine bildhauerische Arbeit nahm er 1958 auf. Über figürliche Werke fand er seit 1960 zur biomorphen und auch reinen Abstraktion. Standen seine Arbeiten zu Beginn unter Themen wie „Innere und äußere Form“, „Vegetative Form“, „Bewegung“, „Gegenbewegung“ und anderen, wandte sich Prasse nach 1962 zusehends den schwebenden Formdurchdringungen und den dynamischen Formen zu, die eine unmittelbare Einbeziehung des Luftraums um und in die Plastik brachten.[2] Nach der Phase bildhauerischen Gestaltens mit zahlreichen Großskulpturen im öffentlichen Raum wandte sich Prasse wieder der Zeichnung zu und entdeckte Ende der 1970er Jahre auch Collage und Objekt für sich. Wie in seinen skulpturalen Arbeiten leitete den Künstler auch hier die Spannung im Miteinander gegensätzlicher Elemente. Mitte der 1980er Jahre wurde der Kreis zum Symbol seiner letzten Schaffensperiode – gegen die Dominanz des rechten Winkels, der die Wohnungen, Häuser und Städte konstituiert, setzte er die Form, deren äußere Harmonie innere Gegensätze zu versöhnen vermag. In einer Vielzahl von Variationen lotete er den Innenraum des Kreises aus. Mit der Identität vom Kreis als Bildträger und Bild entfaltete Prasse schließlich seine Vision. Der Kreis wurde ihm in seinen letzten Lebensjahren zum Grundgedanken, seine Geschlossenheit und tendenzielle Unendlichkeit beflügelte den Reichtum im Inneren.
Prasse war Mitglied des Duisburger Künstlerbunds, der Duisburger Sezession, der Gesellschaft der Freunde Junger Kunst (Baden-Baden), des Künstlervereins Malkasten (Düsseldorf), und des Essener Forums Bildender Künstler.[2]
Die Stadt Mülheim an der Ruhr zeichnete Prasse 1980 mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft aus. 2008 benannte die Stadt Duisburg eine Straße in Duisburg-Huckingen nach ihm als Karl-Prasse-Weg.
Ausstellungen
Prasse beteiligte sich seit 1946 an zahlreichen Ausstellungen, darunter in der Kunsthalle Düsseldorf, im Kunstmuseum Duisburg, im Folkwang-Museum Essen sowie in Museen in Belgrad, Rijeka und Paris. Einzelausstellungen widmeten ihm unter anderem (zu den mit «K» gekennzeichneten Ausstellungen erschien ein Katalog):
1979 Bewegung und Gegenbewegung. Standort: Heinrich-Thöne-Volkshochschule, Bergstraße, Mülheim an der Ruhr
1980 Brunnenplastik. Standort: Grazer Straße 30, Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Duisburg-Süd
1982 Windspiel. Stahlblech. Standort: Hauptschule, Kleiststr. 50, Mülheim an der Ruhr
Galerie
Das himmlische Jerusalem, 1955
Torso, 1960
Umschlossene Räume, 1962
Schwebende Form, 1964
Dynamische Form, 1965
Blühende Form, 1966
Konvex - Konkav, 1970
Konstruktion, 1975
Liegender Torso, 1976
Januskopf, 1978
Brunnenplastik 1980
Windspiel, 1982
Literatur
Karl Prasse: Retrospektive des bildhauerischen Werkes anlässlich der Wanderausstellung im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl und im Städtischen Museum Mülheim an der Ruhr, von Karin Stempel und Uwe Rüth, hrsg. vom Skulpturenmuseum Glaskasten Marl sowie vom Städtischen Museum Mülheim an der Ruhr, 1983
Karl Prasse, Plastiken und Wandbildentwürfe 21.5.-27.6.76. Lehmbruck-Museum, Duisburg, 1976
Gerald Dankmeyer: Vielfalt der Formen. Zu einigen Aspekten im plastischen Werk Karl Prasses. malkastenblätter 10 '86
Kunst und Bauen in Duisburg 1950 bis 1986. Duisburg, Der Oberstadtdirektor, 1987, S. 103–106 u. 178
Skulpturenmuseum Glaskasten Marl. Bestandskatalog 1992/93, S. 164
↑Sabine Weidemann: Hattinger Skulptur von Karl Prasse wird verschrottet. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 22. Februar 2018 (waz.de [abgerufen am 29. Januar 2019]).
↑Martin Kleinwächter: Gestohlene Skulpturen in Duisburg waren nicht versichert. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 16. Oktober 2012 (waz.de [abgerufen am 29. Januar 2019]).