Kalderasch

Kalderasch-Kesselschmied in Ungarn 1892.
Junge Frau in der Tracht der Kalderasch 1925 in Moskau.

Kalderasch (auch Kalderaš, Kalderash, Kalderasha, Kalderara, Kelderara und Kaldera, früher auch Kaldera-Zigeuner genannt) ist die Bezeichnung einer Gruppe der Roma, die sich vor Zeiten auf das Handwerk der Kupferschmiede spezialisiert hatte.[1][2] Der Name Kalderaš ist vom rumänischen Wort căldărar „Kesselschmied“ (zu căldare „Kessel“), abgeleitet.[3][4]

Ursprünglich besonders in Rumänien,[5][6] darüber hinaus aber auch in ganz Südosteuropa beheimatet, wandten sich die Kalderascha-Gruppen nach Westen und sind mittlerweile die wohl weltweit am weitesten verbreitete Untergruppe der Roma. Auch in Deutschland leben etliche Kalderascha, von denen viele nach dem Zweiten Weltkrieg aus Polen kamen, einige wanderten auch in die Vereinigten Staaten aus.[7] Die österreichischen Kalderaš kamen hauptsächlich als Gastarbeiter ab den 1960er Jahren aus dem Raum Serbien, sie gelten als recht gut integriert.[8]

Die Sprache der Kalderascha gehört zu den Vlax-Dialekten des Romanes,[1] gliedert sich aber in zahlreiche Unterdialekte.

Unter den französischen Kalderascha gelangte der Schriftsteller Matéo Maximoff zu einiger Bekanntheit.[9] Unter den schwedischen Kalderascha war Dimitri Taikon nicht nur Oberhaupt eines großen Familienverbandes, sondern trat auch durch seine Erzählkunst hervor. Es bestehen umfangreiche Aufzeichnungen seiner Interpretationen von Roma-Märchen sowie eigener Ausformungen von Märchen und Sagenstoffen seiner Gastländer.[10][11] Als Kinderbuchautorin wurde Katarina Taikon bekannt. Sie setzte sich für die Roma-Bewegung in Schweden ein.[12]

Einzelnachweise

  1. a b Walter Otto Weyrauch: Das Recht der Roma und Sinti. Klostermann, 2002, ISBN 3-465-03203-9, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  2. Rolf Bauerdick: Abschiebungen: Roma kehren zurück zu Leben in Elend und Apathie. In: welt.de. 22. September 2010, abgerufen am 10. Februar 2017.
  3. Romani Linguistics and Romani Language Projects: Names
  4. Romana Schickl: Der identifizierbare Andere: Die Bedeutung von Vorurteilen am Beispiel der Sinti und Roma in Deutschland. S. 39 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  5. Sabine Adler: Vom Rand in die Mitte der Gesellschaft. In: dradio.de. 8. November 2008, abgerufen am 10. Februar 2017.
  6. Nicol Ljubic: Die Angst des Königs. In: Spiegel Special. Nr. 10, 1. Oktober 1999.
  7. "Gypsies" in the United States. In: smithsonianeducation.org. Abgerufen am 10. Februar 2017.
  8. Kalderaš. In: Dieter Halwachs: [romani] PROJEKT – Rombase, Karl-Franzens-Universität Graz (rombase.uni-graz.at, abgerufen am 29. Januar 2019); vergl. Übersichtsartikel Die Österreichischen Roma., ebd.
  9. Walter Otto Weyrauch: Das Recht der Roma und Sinti. Ein Beispiel autonomer Rechtsschöpfung. Klostermann, 2002, ISBN 3-465-03203-9, S. 81. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  10. Harald-Martin Wahl: Die Jakobserzählungen: Studien Zu Ihrer Mundlichen Uberlieferung, Verschriftung und Historizitat (Beihefte Zur Zeitschrift Für Die Alttestamentliche Wissenschaft). De Gruyter, 1997, ISBN 3-11-015758-6, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  11. Reimer Gronemeyer, Georgia A. Rakelmann: Die Zigeuner. Reisende in Europa. Dumont, 1992, ISBN 3-7701-1854-5, S. 163, S. 189. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  12. Erhard Meueler, Marion Papenbrok: Kulturzentren in der Kultur- und Sozialarbeit von Sinti und Roma: ein interkultureller Vergleich. Deutsche Studien / Beltz, Weinheim / Basel 1987, ISBN 3-89271-010-4, S. 24, S. 67 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)