Katarina Taikon ist vor allem in Skandinavien bekannt durch ihre autobiographisch geprägten Kinderbücher mit dem Roma-Mädchen Katitzi als Hauptfigur, mit denen sie in die schwedischen Schulen ging, um eine Veränderung des Umgangs der schwedischen Gesellschaft mit den Roma zu erreichen. Ihre insgesamt 13 Katitzi-Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt: es gibt sie auf Norwegisch, Dänisch, Französisch, Deutsch, Ungarisch und Tschechisch. 2008 erschien erstmals die Übersetzung eines ihrer Katizi-Bücher auf Romanes, 2019 die erste englische Übersetzung des ersten Bandes. Ab 1979 wurde eine schwedische Fernsehserie nach den ersten sechs Bänden mit Katitzi als Hauptperson produziert.
Taikon war nach dem Erscheinen ihres ersten Buches „Zigenerska“ 1963 in den 1960er und 1970er Jahren aktiv in der Debatte über die Rechte der schwedischen Roma. Wie die meisten Roma ihrer Generation hatte sie nur kurz eine Schule besucht und erst mit 26 Jahren Lesen und Schreiben im ersten Kurs für erwachsene Roma-Analphabeten gelernt, als sie schon in zweiter Ehe verheiratet war und zwei Töchter hatte. Mit 15 Jahren spielte sie die Hauptrolle in dem zehnminütigen Kurzfilm "Uppbrott" von Arne Sucksdorff. Während dieser Zeit erreichte sie die Scheidung durch das oberste Gericht der schwedischen Roma (kris) von ihrem ersten, 19-jährigen Mann, der sie betrogen, geschlagen und vergewaltigt hatte.
Sie war eine Schwester der am 1. Juni 2017 gestorbenen Schauspielerin und Silberschmiedin Rosa Taikon, mit der sie eine intensive Beziehung verband. Beide Schwestern forderten in der Menschenrechtsdiskussion der 1960er und 1970er Jahre zusammen mit politischen Sympathisanten Wohnungen, Ausbildung und Arbeit für die Roma und ein Bleiberecht für Gruppen von Roma, die aus Europa nach Schweden flohen. Als Olof Palme Letzteres ablehnte, beschloss Katarina Taikon, durch das Schreiben über ihre Kindheit eine Mentalitätsänderung herbeizuführen.
1981 zerbrach ihre Ehe mit dem Fotografen Björn Langhammer. Katarina Taikon starb 1995 nach 14 Jahren im Koma an den Folgen eines Hirnschadens, den sie durch einen Unfall erlitten hatte.
Die erste Biografie über Katarina Taikon wurde von der freiberuflichen Journalistin Lawen Mohtadi geschrieben. Lawen Mohtadi und Tamasz Gellert produzierten gemeinsam den Dokumentarfilm Taikon, der im Oktober 2015 in Stockholm Premiere hatte und seit 2016 auch als DVD erhältlich ist.
Taikon wohnte abwechselnd in Henriksdalsberget und Nacka.
Katitzi, Rosa och Paul. Stockholm: Zigenaren. 1972
Katitzi i Stockholm. Stockholm: Zigenaren/Grafisk konsult. 1973
Katitzi och Lump-Nicke. Stockholm: Tai-Lang. 1974
Katitzi i skolan. Stockholm: Tai-Lang. 1975
Katitzi Z-1234. Nacka: Tai-Lang. 1976
Katitzi barnbruden. Nacka: Tai-Lang. 1977
Katitzi på flykt. Nacka: Tai-Lang. 1978
Katitzi i Gamla sta'n. Nacka: Tai-Lang. 1979
Uppbrott. Nacka: Tai-Lang. 1980
Ab 2015 erschien eine Neuausgabe im schwedischen Verlag Natur & Kultur mit Illustrationen von Joanna Hellgren. Die ersten drei Bände wurden auch als Hörbuch veröffentlicht.
Katitzi, det brinner. Stockholm: Bonniers juniorförl. 1981
Katitzi kommer hem. Stockholm: Bonniers juniorförl. 1981
Von 1975 bis 1976 erschienen insgesamt acht Ausgaben eines Comic-Magazins „Katitzi“ mit Comics von Björn Hedlund. 1979 erschienen die gesammelten Comics in drei Alben:
Barnhemsflickan
Zigenarflickan
Hjältinnan
1979 bis 1980 wurde die sechsteilige Serie „Katitzi“ im Schwedischen Fernsehen (SVT) erstmals ausgestrahlt. Sie basiert auf den ersten beiden Büchern.
1: Barnhemmet
2: Lägret
3: Uppbrott
4: På egen hand
5: Thomas
6: Bröllopet
1980 erschien zudem eine Hörspielfassung (Buch: Katarina Taikon und Björn Langhammer) als LP, später auch auf CD.
In deutscher Übersetzung
Es gibt zwei deutsche Übersetzungen.
Übersetzung von Gerda Neumann im Hermann Schaffstein Verlag Dortmund; Illustrationen von Hanns und Maria Mannhart:
Bd. 1: Katitzi. 1974
Bd. 2: Katitzi – Tochter des Windes. [Entspricht den schwedischen Büchern: Katitzi och Schwing / Katitzi rymmer / Katitzi ormgropen] 1974
Bestimmte Textpassagen sind gekürzt, die Einleitungen der Folgebände aus der schwedischen Vorlage fehlen.[1]
Ab 1996 unter dem Reihentitel „Das Leben eines Zigeunermädchens in Schweden“ in einer Übersetzung von Lisbeth Jokisch im Druck- und Verlagshaus Mainz, Aachen, ohne Illustrationen:
Bd. 1: Katitzi
Bd. 2: Katitzi und Swing
Bd. 3: Katitzi in der Schlangengrube
Bd. 4: Katitzi flieht
Bd. 5: Katitzi – Rosa und Paul
Bd. 6: Katitzi in Stockholm
Bd. 7: Katitzi und Lump-Nicke
Bd. 8: Katitzi in der Schule
Bd. 9: Z-1234
Bd. 10: Katitzi – Die Kinderehe
Bd. 11: Auf der Flucht
Bd. 12: In der Altstadt
Bd. 13: Aufbruch
Die Übersetzung enthält laut Angaben Ute Wolters Fehler und Auslassungen.[1]
Förlåt att vi stör! (zusammen mit Thomas Hammarbarg) Om zigenska flyktingar, PAN/Norstedts, Stockholm 1970
Raja, zigenerskan. Bonnier, Stockholm 1979
Über Katarina Taikon
Biographie von Lawen Mohtadi: "Den dag jag blir fri - En bok om Katarina Taikon", Natur&Kultur, Stockholm 2012, ISBN 978-91-27-13279-5
Englische Übersetzung: Lawen Mohtadi: The day I am free & Katarina Taikon: Katitzi. Introduction by Maria Lind. Sternberg Press 2019, ISBN 978-3-95679-363-9
Dokumentarfilm "Taikon" in der Regie von Lawen Mohtadi und Tamasz Gellert. TriArt AB 2016
Ute Wolters: Katarina Taikon: Katitzi : eine schwedische Kinderbuchserie und ihre Rezeption in Schweden und Deutschland. In: Petra Josting, Caroline Roeder, Frank Reuter und Ute Wolters (Hg.): "Denn sie rauben sehr geschwind jedes böse Gassenkind": 'Zigeuner"-Bilder in Kinder- und Jugendmedien. Wallsteinverlag 2017, S. 326–346.
↑ abU.Wolters: Nur eine kleine Geschichte, ein Brief und eine übersehene Autorin. In: kjl&m 14.3, S. 68ff.
2. U.Wolters: Katarina Taikon: Katitzi. Eine schwedische Kinderbuchserie und ihre Rezeption in Schweden und Deutschland, in: "Denn sie rauben sehr geschwind jedes böse Gassenkind" - "Zigeuner"-Bilder in Kinder- und Jugendmedien, hrsg. von Petra Josting u. a. Wallstein 2017, S. 326–346