Käthe Smudits wuchs zweisprachig (deutsch/kroatisch) bei ihrer Großmutter Majka, einer Burgenland-Kroatin, in Nebersdorf im Burgenland und später in Wien auf. Ihre Eltern Agnes und Johann waren beide politisch engagiert, sowohl gegen den Ständestaat als auch gegen den Nationalsozialismus. Nachdem der Vater zur Wehrmacht eingezogen und die Mutter im Juli 1941 nach schwerer Krankheit verstorben war, beteiligte sich das junge Mädchen an der Widerstandsgruppe Gustav Adolf Neustadl. Die Gruppe unterstützte Witwen hingerichteter Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln, förderte das Hören ausländischer Radiosender und verteilte Flugblätter gegen den Nationalsozialismus. Wichtige Mitglieder der Gruppe waren Emilie Tolnay, Therese Dworak, Maria Sip, Rosalia Graf und deren Ehemann Johann Graf sowie das Ehepaar Gaida. Sie alle wurden schließlich wegen Hochverrats verurteilt und hingerichtet.[4]
Im August 1942 wurde Smudits 16-jährig von der Gestapo inhaftiert. Im Jänner 1943 kam sie als Häftling ins Wiener Landesgericht. Sie entkam knapp dem Todesurteil und wurde ins Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf überstellt. Schließlich wurde sie im September 1944 nach Berlin und zwei Wochen später ins KZ Ravensbrück deportiert. Am 28. April 1945 musste sie den Todesmarsch Richtung KZ Bergen-Belsen antreten. Eine Gedenkwebsite berichtet: „In der ersten Nacht des Todesmarsches, nahe Wustrow, gelingt [ihr] gemeinsam mit ihrer Freundin Mizzi Bosch die Flucht aus der Gruppe und anschließend die Rückkehr nach Wien.“[4]
Nach der Befreiung durch die Alliierten blieb sie in Wien und heiratete Josef Sasso, wie sie Widerstandskämpfer. Die beiden bekamen drei Kinder und übersiedelten nach Niederösterreich. Ab den 1990er Jahren stellte sich Sasso als Zeitzeugin zur Verfügung. Am 5. Mai 2008 und am 27. Jänner 2013 sprach sie im Rahmen von Gedenkkundgebungen am Wiener Heldenplatz, 2013 im Rahmen des Holocaust-Gedenkens der Netzwerkplattform Jetzt Zeichen setzen!.
Im Dezember 2023 erhielt sie von den sozialdemokratischen Bildungsorganisationen Österreichs SPÖ Bildung den 2. Marie-Jahoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse.[5]
Unter mir die Todeszelle. In: Karin Berger et al. (Hrsg.): Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand, Österreich 1938–1945, Promedia 1985, ISBN 978-3-900478-05-6.
Literatur
Evelyn Steinthaler: Der selbstbestimmte Widerstand in Frauen 1938. Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen, Milena-Verlag Wien, 2008, ISBN 978-3-85286-161-6.
Evelyn Steinthaler: Wir waren einfach nur froh, dass es vorbei war. in Wien 1945, Milena-Verlag Wien, 2015, ISBN 978-3-902950-25-3.
„Eine Augenauswischerei“. Die Widerstandskämpferin Käthe Sasso über Nazis in der Bundesregierung, über Haftentschädigung und den Faschismus der 1970er-Jahre, in: morgen, Heft 1 (2016), S. 11.
Joško Vlasich, Peter Wagner: Hanna und Käthe/Hanna i Käthe, Film-, Musik- und Leseperformance über zwei Burgenlandkroatinnen im Widerstand, Eigenproduktion, zweisprachig deutsch/kroatisch, KUGA, Großwarasdorf, 9. März 2019. Über bzw. auch mit Hanna Sturm und Käthe Sasso, geb. Smudits.[8][9] Eine erweiterte Neufassung dieser Performance unter dem Titel Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt/Posvećujem svoja sjećanja ljudem ovoga svita hatte am 12. April 2024 im OHO Oberwart Premiere, nur wenige Stunden vor dem Tod von Käthe Sasso.[10]
Filmdokumentation
Erschlagt mich, ich verrate nichts! Käthe Sasso, Widerstandskämpferin, Regie: Kurt Brazda. ORF III, 9. November 2013[11]
Käthe Sasso: „Widerstand wird nicht alt“, auf Einladung der AK Steiermark sprach Käthe Sasso über ihr Leben. In einer Diskussion mit Schülern und Schülerinnen erzählt sie von den Gräuel des NS-Regimes (veröffentlicht am 27. Juni 2014): https://www.youtube.com/watch?v=MzZ35Jtd2Do
↑ abAnna Gadzinski: Kalliope Austria. Frauen in Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, Wien 2015, ISBN 978-3-9503655-5-9, S.52.