Käte Steinitz wurde als Tochter eines jüdischen Landgerichtsrates geboren. Sie heiratete 1913 den Arzt und Kunstsammler Ernst Steinitz,[7] mit dem sie drei Töchter hatte.[4]
Werdegang
Käte Steinitz studierte von 1911 bis 1913 Bildende Kunst (Malerei und Plastik) in Berlin und war dort Schülerin von Käthe Kollwitz und Lovis Corinth. Anschließend studierte sie Kunstgeschichte in Berlin und Paris. 1913 heiratete sie den Mediziner Ernst Steinitz und gebar 1915[4] – ihr Mann diente im Ersten Weltkrieg als Offizier[8] – ihre erste Tochter.[4] Als Ernst Steinitz 1918 als Stabsarzt zur Leitung der Militärlazarette nach Hannover versetzt wurde,[8] zog auch Käte Steinitz von Berlin dorthin.[4]
Im Hannover der noch jungen Weimarer Republik freundete sich die Malerin mit Kurt Schwitters an und nahm mit ihm an der DADA-Bewegung teil, pflegte aber auch Kontakte zu zahlreichen anderen Künstlern sowie zur GEDOK in Hannover.[4]
Unterdessen organisierte Käte Steinitz, wieder gemeinsam mit Schwitters, am 7. Januar 1928 das sogenannte „Zinnober-Fest“ im ehemaligen Konzerthaus an der Goethebrücke, am 20. Dezember des Jahres dann, unter Beteiligung der Städtischen Bühnen, das Fest der Technik in der Stadthalle.[4]
Ebenfalls mit Schwitters verfasste Steinitz das OpernlibrettoDer Zusammenstoß.[4]
Doch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten änderte sich alles: Steinitz' Ehemann, seit 1922 angestellt als leitender Arzt der Abteilung Inneres am jüdischen Krankenhaus Siloah, wurde als Jude am 31. März 1933 zunächst durch das sogenannte „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ beurlaubt und im Mai des Jahres schließlich entlassen.[8] Noch vor Käte und seinen drei Töchtern[4]emigrierte er über Holland und Israel in die USA.[8]
Schließlich wurde auch für Käte Steinitz, die mitunter auch unter dem Pseudonym Annette C. Nobody schrieb, der Druck immer größer: Durch die Reichsschrifttumskammer erhielt sie am 6. März 1935 ein Publikationsverbot, unter anderem wegen „Kulturbolschewismus“. 1936 emigrierte die Künstlerin gemeinsam mit ihren Töchtern ebenfalls in die USA, wo sie sich zunächst in New York niederließ.[4] 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ ihr Aquarell „Kinderbildnis“ aus dem Provinzialmuseum Hannover beschlagnahmt und vernichtet.[11] 1942,[4] im Todesjahr ihres Ehemannes,[8] ging Steinitz nach Los Angeles und begann dort für den Arzt Elmer Belt zu arbeiten: Als Bibliothekarin seiner Sammlung von Literatur zu Leonardo da Vinci baute sie die Sammlung weiter aus und veröffentlichte dann auch eigene Schriften über Leonardo.[4]
Daneben setzte Kate Trauman Steinitz, wie sie nun in Amerika hieß,[5] ihre eigene künstlerische Arbeit fort. Neben ihrer Malerei entwarf sie unter anderem Grafiken für Zeitschriften, entwarf Umschläge und arbeitete als Lehrerin für Kunstgeschichte an verschiedenen Instituten in Kalifornien.[4]
In ihrem 1963 erschienenen Buch Kurt Schwitters. Erinnerungen aus den Jahren 1918 – 1930 schrieb sie über ihre Zeit in Hannover in eindringlichen Darstellungen.[4]
Käthe-Steinitz-Straße
Postum ehrte die Stadt Hannover die berühmte Künstlerin 1995 mit der Namensgebung der Käthe-Steinitz-Straße im Stadtteil Groß-Buchholz.[4]
Werke (unvollständig)
Schriften
Kurt Schwitters, Käte Steinitz: Familie Hahnepeter, Nr 1.: Hahne Peter [1924], Merzverlag Kurt Schwitters, Hannover, Waldhausenstr. 5 11
Kurt Schwitters, Käte Steinitz: Die Märchen vom Paradies, Teil 1. 1. Der Hahnepeter [u. a.], Hannover [Georgstr. 34]: Apossverlag [1924]
dito, in der Reihe Merz ; [Bd. 2,] Nr 16/17, Hannover, Waldhausenstr. 5 II : Aposs-Verlag
in der Reihe Insel-Bilderbuch, Faksimile-Druck der Original-Ausgabe aus dem Jahr 1924, Band 1 [enthält: 1. Der Hahnepeter. - 2. Der Paradiesvogel. - 3. Das Paradies auf der Wiese] 1. Auflage, Frankfurt am Main: Insel-Verlag, 1979, ISBN 3-458-04906-1
Kurt Schwitters, Käte Steinitz, Theo van Doesburg (typograph. Gestaltung): Die Scheuche. Märchen, 12 Seiten in Blau- u. Rotdruck, 20,5 × 24,5 cm [Umschlagtitel], [in anderem Umschlag als „Merz“ 14/5 im Merzverlag erschienen] Hannover: Apossverlag ([Leipzig]: [Carl Fr. Fleischer]), 1925
dito: Die Scheuche. Märchen. Typografisch gestaltet, 1925
dito, Nachdruck, Frankfurt (am Main): Biermann und Boukes, 1971
Käte Steinitz, Kurt Schwitters: Zusammenstoß, Libretto für eine Komische Oper, 1928
Friedrich Kranich, Käte Steinitz, Kurt Schwitters (Text): „Mit Hilfe der Technik“, mit Werken von Walter Lehnhoff, Walter Gieseking, Otto Ebel von Sosen, Berlin: A. Fürstner, 1928
Kate Trauman Steinitz, Margot Archer (Bearb.): The Elmer Belt Library of Vinciana / finding list, [englisch, „Mimeographed“], Los Angeles, California: The Elmer Belt Library of Vinciana, 1946
Elmer Belt, Kate Trauman Steinitz, Margot Archer: Manuscripts of Leonardo da Vinci. Their history, with description of the manuscript editions in facsimile, Los Angeles, California: Elmer Belt Library of Vinciana, 1948
Leonardo da Vinci. Loan exhibition. 1452 – 1519, Ausstellung im Los Angeles County Museum, June 3 to July 17, 1949, Los Angeles, California / [prepared by W. R. Valentiner in collaboration with William E. Suida and with the assistance of Ebria Feinblatt, Kate T. Steinitz, and Henry Trubner], Los Angeles, California: Los Angeles County Museum, 1949
Kate Trauman Steinitz: A reconstruction of Leonardo da Vinci's revolving stage [Sonderdruck aus: The Art Quarterly, Detroit, Michigan: Detroit Institute of Arts, 1949, S. 325–338]
Kate Trauman Steinitz: Leonardo da Vinci's Trattato della Pintura: A bibliography of the printed editions, Copenhagen: Munksgaard, 1958
Kate T. Steinitz: Kurt Schwitters. Erinnerungen aus den Jahren 1918 - 1930, enthält u. a. Erinnerungen an musikalische Anlässe und Persönlichkeiten sowie Notenbeispiele in Faksimile sowie Fotos und Zeichnungen, Zürich: Verlag Die Arche, 1963
dito, einmalige Sonderausgabe zum 100. Geburtstag von Kurt Schwitters 1987, Zürich: Verlag Die Arche, 1987, ISBN 3-7160-3101-1
Martina Weiß (Hrsg.): Billy. Ein Künstlerbuch / Käte Steinitz. Mit einem Nachwort von Martina Weiß und Stefan Soltek, 1. Auflage, Frankfurt, Main, Leipzig: Insel-Verlag, 2007, ISBN 978-3-458-17371-7
Hiltrud Schroeder (Hrsg.): Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biographische Portraits, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1991, ISBN 3-7716-1521-6, S. 258
Ilse Steinitz-Berg: Das Schicksal der Steinitz-Familie im Spiel der politischen und kulturellen Zeitgeschichte. In: Kate Steinitz. Eine Dokumentation, Katalog zur Ausstellung vom 3. Oktober – 5. November 1989 im Sprengel-Museum Hannover, Hannover: Sprengel-Museum, 1989, ISBN 3-89169-051-7
Herbert Obenaus: Liberales Milieu in der sozialen Isolierung: Der Steinitzkreis in Hannover während der letzten Jahre in der Weimarer Republik. In: Hans-Dieter Schmid (Hrsg.): Hannover - am Rande der Stadt, in der Reihe Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte. HSRL, hrsg. von der Universität Hannover, Arbeitsgruppe Regional- und Lokalgeschichte, Band 5, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1992, ISBN 3-927085-44-8, S. 121–142
Sabine Guckel: „Feine alte Sache in neuer Aufmachung“ .... In: Angela Dinghaus (Hrsg.): Frauenwelten. Biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen, Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 1993, ISBN 3-487-09727-3, S. 329–337
Ines Katenhusen: Kunst und Politik. Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der Weimarer Republik, zugleich Dissertation an der Universität Hannover unter dem Titel Das Verständnis für eine Zeit gewinnt man vielleicht am besten aus ihrer Kunst, in der Reihe Hannoversche Studien, Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Band 5, Hannover: Hahn, 1998, ISBN 3-7752-4955-9, passim
Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 2: L–Z. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0, S. 661–664
Hugo Thielen: Steinitz, (2) Kate Trauman. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 602.
Gabi Stief: Ein Loblied auf die Baskenmütze / Käte Steinitz war in den Zwanzigerjahren der Mittelpunkt der jungen Kunstszene in Hannover, bevor sie 1936 nach Amerika fliehen musste. Die Enkel wollen den Nachlass dem Sprengel-Museum schenken. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14. November 2017, S. 19
Isabel Schulz: Käte Steinitz in Hannover: „Gastgeberin, Künstlerin, Dame und Bohèmienne“. In: RevonnaH. Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933. Köln, 2017. ISBN 978-3-86442-225-6. S. 163–169.
↑Edel Sheridan-Quantz: Lust und Scherz für's Kinderherz. Von Hannover in die Welt, Faltblatt zur Ausstellung der Kinderbücher der Druckerei im Historischen Museum Hannover vom 18. Januar bis 15. April 2012
↑Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin