Er studierte in Wien, Jena und Leipzig. Seine Dissertation reichte er 1876 in Jena ein und wurde dort 1879 Professor. Von 1883 bis 1889 war er in Basel und ab 1889 in Würzburg tätig. Von 1894 bis 1921 lehrte er in Leipzig. Seit 1910 war er ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.[1]
Als der Begründer der Erkenntnistheorie im modernen Sinne des Wortes wird gewöhnlich Kant genannt. Gegen diese Auffassung lässt sich einwenden, dass die Geschichte der Philosophie vor Kant zahlreiche Untersuchungen aufweist, die als mehr denn bloße Keime zu einer solchen Wissenschaft anzusehen sind. So bemerkte Volkelt in seinem grundlegenden Werk über Erkenntnistheorie, dass schon mit John Locke die kritische Behandlung dieser Wissenschaft ihren Anfang genommen habe. Aber auch bei noch früheren Philosophen, ja schon in der Philosophie der Griechen, finden sich Erörterungen, die gegenwärtig in der Erkenntnistheorie angestellt zu werden pflegen. Indessen sind durch Kant alle hier in Betracht kommenden Probleme in ihren Tiefen aufgewühlt worden, und an ihn anknüpfend haben zahlreiche Denker dieselben so allseitig durchgearbeitet, dass man die bereits früher vorkommenden Lösungsversuche entweder bei Kant selbst oder bei seinen Epigonen wiederfindet.
Volkelt unterschied ein erkenntnistheoretisches von einem psychologischen Apriori. Zum erkenntnistheoretischen Apriori schreibt er:
„Unter jenem ist die unbezweifelbare Tatsache zu verstehen, daß die eigentümlichen Functionen des Denkens nicht durch die Erfahrung gegeben sind; also daß das Denken Leistungen vollzieht, zu denen es die Erfahrung als solche nicht berechtigt, deren es unter bloßer Zugrundelegung der Erfahrung niemals fähig wäre. [Erfahrung und Denken. 1886, 494]“
Zum psychologischen Apriori heißt es:
Entscheidend ist, dass die eine „Erscheinung für eine andere bestimmend, maßgebend ist“. [Volkelt, Johannes: Erfahrung und Denken. 1886, 89] Kausalität ist die „unabänderliche Regelmäßigkeit in der Verbindung zweier Factoren oder Factorencomplexe“.
Volkelt hat sich in mehreren Werken mit der Ästhetik befasst.
Werke
Pantheismus und Individualismus. 1871
Das Unbewußte und der Pessimismus. 1872
Die Traumphantasie. 1875
Der Symbolbegriff in der neuesten Ästhetik. 1876.
Immanuel Kants Erkenntnistheorie nach ihren Grundprinzipien analysiert. Leipzig 1879
Über die Möglichkeit einer Metaphysik. 1884
Erfahrung und Denken. Kritische Grundlegung der Erkenntnistheorie. Hamburg und Leipzig 1886
Franz Grillparzer als Dichter des Tragischen. 1888
Vorträge zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart. 1892
Psychologische Streitfragen. 1893.
Ästhetische Zeitfragen. 1894
Ästhetik des Tragischen. 1897, 1906
Zur Psychologie der ästhetischen Beseelung, 1899
Arthur Schopenhauer. Seine Persönlichkeit, seine Lehre, sein Glaube. 1900
Die Kunst des Individualisierens in d. Dichtung Jean Pauls, Haym-Festschrift, 1902
Die entwicklungsgeschichtl. Betrachtungsweise in d. Ästhetik, 1902
System der Ästhetik, 3 Bände: I 1905, II 1910, III 1912
Die Quellen der menschlichen Gewißheit. 1906
Zwischen Dichtung und Philosophie, gesammelte Aufsätze. 1908
Gewißheit und Wahrheit, München 1918
Phänomenologie und Metaphysik der Zeit, München 1925
Literatur
Gottfried Gabriel: Volkelt, in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Band 8: Th – Z. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02107-6, S. 344 (Lexikonartikel mit Literatur- und ausführlichem Werkverzeichnis).
Felix Krueger: Nekrolog auf Johannes Volkelt. Leipzig 1930.
Ernst Bermann (Hrsg.): Festschrift Johannes Volkelt zum 70. Geburtstag. München, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck 1918
Thomas Neumann: Gewissheit und Skepsis. Untersuchungen zur Philosophie Johannes Volkelts. Amsterdam 1978