Die Straße wurde um 1945 nach dem sozialdemokratischen Politiker, Innenminister (1919–1924) und Ministerpräsidenten (1921–1924) des Freistaates Mecklenburg-SchwerinJohannes Stelling (1877–1933) benannt. Aufgrund seiner Prominenz und entschiedenen Haltung gegen die nationalsozialistische Diktatur wurde er durch die SA in der Köpenicker Blutwoche misshandelt, gefoltert und ermordet.
Zuvor hieß sie von um 1934 Dietrich-Eckart-Straße nach dem antisemitischen, rechtsextremen Publizisten (1868–1923).
Entwicklung
Schwerin war Garnisonsstadt für verschiedene Truppenteile des Mecklenburger Militärs. Das Großherzoglich Mecklenburgische Feldartillerie-Regiment Nr. 60 und seine Vorläuferabteilungen hatten ihren Standort in Schwerin. Die Alte Artilleriekaserne von 1861/62 wurde auf dem später so genannten Artillerieberg gebaut. Es folgten 1899 die Neue Artilleriekaserne und Wohnbauten sowie 1900 das Offizierskasino. Diese Gebäude wurden nach 1991 saniert für neue Nutzungen u. a. als Finanzamt Schwerin, Landesbibliothek und Stadtarchiv.
Verkehrlich wird die Straße durch die Buslinien 8 und 14 der Nahverkehr Schwerin GmbH (NVS) tangiert und von Linie 19 erschlossen.
Dahinter das 1-gesch. Jagdzeughaus, heute Wirtschaftsgebäude; abgerissen wurden zwei Stallgebäude mit der Hundewärterwohnung
Nr. 4: 2-gesch. verklinkerte ehem. Villa, die später ein Dachgeschoss erhielt; heute Wohnungen und Büros
Nr. 9/11: 2-gesch. 26-achsige verklinkerte ehem. Alte Artilleriekaserne von 1861/62 nach Plänen des Militärbaumeisters Wachenhusen mit 3-gesch. Mittelteil in U-Form wie ein Kastell mit zwei 2- und 3-gesch. 20-achsigen Seitenflügel als Eckrisalite (D) nach Plänen von Militärbaurat Ludwig Wachenhusen (1818–1889) sowie Überreste der ehemaligen 1-gesch. Reithalle, Fassade mit Formsteinen und Terrakottaelementen verziert; Umbau und Sanierung von 2000 bis 2019 nach Plänen von Rimpel Leifels Architekten, wobei bei der Reithalle als heutiges Depot die Backstein-Außenmauern erhalten blieben, die einen modern gestalteten höheren Kern umschließen;[2] heute Finanzamt Schwerin, 2012 erhielt das Projekt eine Anerkennung beim Landesbaupreis MV
Ostseite Nr. 10: Freilichtbühne Schwerin mit Blick auf Schloss; Zuschauer bis zu 2600, stehend max. 5000
Ostseite: erhaltener Heckengarten der BUGA 2009 in Schwerin
Nr. 14: 5- und 6-gesch. 48-achsiges verputztes Bürogebäude von 1952/54 (D), gebaut nach Plänen von Franz Schiemer und Heinrich Handorf als Institut des Zentralkomitees der SED und Landesparteischule mit Mensa, hinterem Saalgebäude und seitlichem 1-gesch. Flügelanbau, heute (2020):
Nr. 19: 2-gesch. ehem. Offizierskasino des Feldartillerie-Regiments Nr. 60 von 1900 (D) im Stil der historisierendenNeorenaissance nach Plänen des preußischen Baurats Oscar Wutsdorff mit 4-gesch. Giebelrisalit als schmuckvolle Schaufassade, 3-gesch. Seitengiebel und 6-gesch. Türmchen mit Glockenhaube. Das im nachempfundenen Johann-Albrecht-Stil des 16. Jahrhunderts gestaltete Gebäude ähnelt u. a. dem Fürstenhof (Wismar), Schloss Wiligrad, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern und Schloss Gadebusch; seit Juli 1945 Nutzung durch den Stab Sowjetische Armee der sowjetischen 94. Garde-Schützendivision, die Sowjetischen Streitkräfte nutzten das Gebäude bis 1993, danach privatisiert und verfallen, 2012 neuer Eigentümer und ab 2015 Umbau bis um 2019/20 zu einem Verwaltungsgebäude der Unternehmensgruppe Hydraulik Nord.
Nr. 21: 4-gesch. 19-achsige verputzte „neue“ Kaserne von um 1900 (D) mit drei kurzen vorderen Flügeln; heute saniert und Sitz des Landesamtes für Verfassungsschutz und des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit
Nr. 29: 3-gesch. verputztes 10-achsiges ehemaliges Wohngebäude für Offiziere von 1899 auf dem Artillerieberg im Stil der Neorenaissance (D) nach Plänen von Oscar Wutsdorff, mit 6-gesch. Giebelrisalit als Schaufassade und markanten Risaliten an beiden Seitenfassaden sowie betonte Ecken und Fensterrahmungen; bis 2002/04 Umbau (815 m² Magazin) und
Nr. 31: 3-gesch. ehem. Kaserne von um 1900 (D) mit markantem Dachhaus; heute saniert und Außenstelle des Finanzamtes Schwerin
hinter Nr. 21: 2-gesch. Neubau von 2017 bis 2020 eines Zentraldepots mit Werkstätten für die archäologischen und musealen Bestände des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) und Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen (SMS)) nach Plänen der ARGE Scheidt Kasprusch – Becker Architekten (Berlin) auf der Basis eines Wettbewerbes von 2011.[3]
Adam-Scharren-Weg Nr. 12: 3-gesch. Senioren Centrum Am Schlossgarten
Denkmale, Gedenken
Großherzoglich-Mecklenburgisches Wappen über den Eingang zur Artillerie-Kaserne von 1859
Wilhelm Jesse: Geschichte der Stadt Schwerin. Von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Bärensprung’sche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1913/1920; Reprints der beiden Ausgaben als Band 1 und Band 2, Verlag Stock und Stein, Schwerin 1995, ISBN 3-910179-38-X.
Dieter Greve: Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung. Hg.: Landeshauptstadt Schwerin, Kataster- und Vermessungsamt, Schwerin 2014, ISBN 3-9805165-5-5.
↑Rimpel Leifels Architekten: Alte Artilleriekaserne / Finanzamt Schwerin
↑Staatliche Bau- und Liegenschaftsverwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (SBL-MV): Neubau eines Depot- und Werkstattgebäudes für das kulturelle Erbe des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 3. Juli 2018.