Johann Spillenberger

Philipp Kilian: Bildnis Johann Spillenberger, 1671

Johann Spillenberger, ab 1669 von Spillenberger, auch Spielnberger, (* 1628 in Košice; † 1679 in Engelhartszell bei Passau) war ein aus dem Königreich Ungarn stammender Maler des Barock, der hauptsächlich in Bayern, Österreich und Böhmen wirkte und auch eine wichtige Rolle als Kunstagent des Wiener Hochadels spielte.

Leben

Spillenberger wuchs im damals ungarischen Košice auf und lernte zunächst bei seinem Vater, später bei seinem Onkel in Słupsk in Pommern und ab ca. 1645 bei Ulrich Loth in München. Ab ca. 1650 dürfte er mehrere Jahre als Wandergeselle an unterschiedlichen Orten im süddeutschen Raum gearbeitet haben. Für das Jahr 1658 lässt sich ein Aufenthalt in Levoča nachweisen, 1660 vervollkommnete er seine Malkunst in Venedig.

Nach einer Zwischenstation in Kitzbühel zog er nach München und war 1663 an der Ausgestaltung des kurfürstlich-bayerischen Prunkschiffes Bucentaur beteiligt. Allerdings folgten keine weiteren Aufträge des Münchner Hofes, der sich in der Ära Ferdinand Marias und Henriette Adelheids stark an italienischen Künstlern orientierte. 1664 ließ sich Spillenberger, der selbst Protestant war, im lutherisch dominierten Augsburg nieder. Vermutlich durch Vermittlung Benedikt Faistenbergers, den er aus seiner Kitzbüheler Zeit kannte, erhielt er Aufträge in Regensburg, wohin er auch seine Werkstatt verlegte. Dort heiratete er 1664 Anna Maria Lidl, die Tochter des Kunsthändlers Melchior Lidl aus Augsburg[1]. Das Ehepaar lebte ab 1666 in Wien[1] und hatte fünf Kinder, darunter den Radierer Johann Melchior Spillenberger.

Lucretia

Am 19. Juni 1669 wurde er in den erblichen Reichsadelsstand erhoben.[2] Er erhielt den Titel eines kaiserlichen Hofmalers. Damit war zwar keine feste Bezahlung verbunden, jedoch bekam er aufgrund des hohen Ansehens nun zahlreiche Aufträge von kirchlichen und privaten Auftraggebern und war als Hofmaler vom Zunftzwang befreit. In Wien hatte er seine produktivste Schaffensphase, in der er zahlreiche Gemälde für den gesamten süddeutsch-oberösterreichischen Raum schuf. Sein bedeutendster Auftrag war das Monumentalgemälde „Die Himmelfahrt Mariä“ für den Marienaltar im Frauenchor des Wiener Stephansdoms. Dieser Altar wurde 1883/84 durch den Wiener Neustädter Altar ersetzt, das Bild befindet sich seit 1941 in der Wolfgangskirche im niederösterreichischen Kirchberg am Wechsel.[3][4] Auf seinen ausgedehnten Reisen entstand u. a. die malerische Ausgestaltung von Schloss Stockau und 1674 in Augsburg das Gemälde „Pfingstpredigt“. 1678 legte er in München den Entwurf für einen neuen Hochaltar für St. Peter vor, zu dessen Ausführung es aber nicht mehr kommen sollte.[3][5]

Als 1679 in Wien die Pest wütete, verließ er im Spätsommer die Stadt mit seiner Familie. Im österreichischen Grenzort Engelhartszell bei Passau wurden sie unter Quarantäne gestellt und Spillenberger und seine Frau starben innerhalb weniger Tage, wohingegen alle fünf Kinder die Epidemie überlebten. Um sie kümmerte sich Spillenbergers Schwiegervater Melchior Lidl.[6]

Werk

Spillenbergers Vorbilder waren Tizian, Tintoretto und Veronese, aber auch der Einfluss von Agostino Carracci, Domenichino und Johann Heinrich Schönfeld ist zu erkennen. In seinen Altarbildern orientierte er sich zumeist an der überlieferten Dreieckskomposition. Wegen der freieren Bildkomposition, der Lichtführung und des lebendigen Ausdrucks seiner Figuren gilt er gegenüber den einflussreichen deutschen Malern des 17. Jahrhunderts wie Pock und Sandrart als der Modernere.

Auch als Zeichner war Spillenberger außerordentlich produktiv. Neben Ideen- und Entwurfsskizzen zu Gemälden finden sich unter seinen Arbeiten auch viele eigenständige Zeichnungen. Diese waren schon zu seinen Lebzeiten bei Sammlern gefragt, die ihre elegante und subtile Linienführung und ihren Stimmungsreichtum schätzten.[7]

Pfingstpredigt, Augsburg, 1674, Ev. Pfarrkirche Heilig Kreuz

Literatur

Commons: Johann Spillenberger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Baljöhr: Johann von Spillenberger. 2003, S. 16.
  2. Baljöhr: Johann von Spillenberger. 2003, S. 17.
  3. a b Baljöhr: Johann von Spillenberger. 2003, S. 18.
  4. Josef Weismayer: Ein Kreuz kehrt zurück. Das Kreuzigungsbild von Joachim von Sandrart (1653). In: Der Dom. Mitteilungsblatt des Wiener Domerhaltungsvereins. Folge 2/2019 ZDB-ID 1054178-0. S. 10.
  5. Gertrude Aurenhammer: Die Handzeichnung des 17. Jahrhunderts in Österreich (= Studien zur österreichischen Kunstgeschichte. Band 1). Schroll, Wien 1958, DNB 450172805, S. 142.
  6. Baljöhr: Johann von Spillenberger. 2003, S. 19.
  7. Ruth Baljöhr: Johann von Spillenberger (1628-1679). Hofmaler Kaiser Leopolds I. Die Jubiläumsausstellung des Salzburger Barockmuseums zeigt vom 18. Juli bis 31. August 2003 Zeichnungen des bedeutenden Barockmalers. In: Salzburger Museumsblätter. 64. Jahrgang, Nr. 6, Juli 2003, S. 4 (museumsverein.at [PDF; 540 kB; abgerufen am 21. Dezember 2013]).
  8. Pfarrkirche Sankt Andreas. In: archINFORM; abgerufen am 24. Dezember 2013.
  9. Der Tod des Heiligen Benedikt. In: Sandrart.net. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  10. Das Glück des Kaisers in Krieg und Frieden. In: Sandrart.net. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  11. Judith mit dem Haupt des Holofernes. In: Sandrart.net. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  12. Die Himmelfahrt Mariae. In: Sandrart.net. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  13. Pfingstpredigt der Apostel. In: Sandrart.net. Abgerufen am 24. Dezember 2013.