Johann Ernst Nizze, eigentlich Ernst Nizze (* 16. November1788 in Ribnitz; † 10. Februar1872 in Stralsund) war ein deutscher Mathematiklehrer und Altphilologe. Über 33 Jahre wirkte er als Rektor des Stralsunder Gymnasiums.
Ernst Nizze war älterer Sohn des Ribnitzer Pastors und Präpositus Christian Nizze (1752–1813) und dessen Frau, der Pastorentochter Henriette Dorothea geb. Plitt (1769–1792).[1] Der Arzt und Bürgermeister von Ribnitz, Friedrich Ludwig Nizze (1791–1870), war sein Bruder.[2] Dessen Ururenkel ist der Rostocker Pathologe Horst Nizze.
Nizze erhielt zunächst Hausunterricht und besuchte ab 1804 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin. Nach dem Abitur studierte er ab 1807 an der Universität Rostock,[3] der Universität Jena und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Philologie. 1808 wurde er Mitglied des Corps Guestphalia Heidelberg.[4] In Heidelberg wurde er mit dem Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voß bekannt, der ihn stark beeindruckte. 1812 wurde Nizze an der Universität Erlangen promoviert und nahm eine Stelle als Konrektor am Gymnasium in Prenzlau an. In den Befreiungskriegen trat er 1813 dem Lützowschen Freikorps bei. 1814 kehrte er als Secondeleutnant mit dem siegreichen Heer zurück. 1821 wechselte er aus Prenzlau an das Sundische Gymnasium in Stralsund. Hier lehrte er Naturwissenschaften und Mathematik. Er war zunächst Konrektor und erhielt 1826 den Titel eines Professors. Von 1832 bis 1865 war er als Nachfolger von Karl Kirchner Rektor des Gymnasiums. Nizze trat 1865 mit 77 Jahren in den Ruhestand, blieb aber gesellschaftlich und politisch aktiv.[5]
„Wir preußischen Delegierten haben bis daher die große Mäßigkeit beobachtet, weil wir kein republikanisches Deutschland und Preußen wollen, vielmehr ein solches für ein Unglück halten.“
– Ernst Nizze
Nizzes Ruf als Lehrer überdauerte ihn über ein Jahrhundert. Als Altphilologe veröffentlichte er die griechischen Urtexte und seine deutschen Übersetzungen der Werke des Aristoteles (1824), Theodosios von Bithynien (1826) und eine kritische Textausgabe der Werke des Aristarchos von Samos (1856).[5] Sein Grab befindet sich auf dem Stralsunder St.-Jürgen-Friedhof.
Über Bildung der Jugend nach dem Zeitgeiste. 1812.
Algebra. 2 Bände. 1818.
Die Klassenvertheilung in den Gymnasien. 1824.
Zweck und Umfang des mathematischen Unterrichts auf Gymnasien. 1822.
Archimedes von Syrakus Vorhandene Werke. 1824.
Ueber Barometerbeobachtungen zu Bützow in den Jahren 1781 bis 1789. 1831. (Digitalisat)
Ueber einen neuen Entdeckungsversuch in der Paedagogik. 1836. (Digitalisat)
Geometrie. 1838.
Über die Verbindung von Realklassen mit dem Gymnasium. 1846.
Theodosii Tripolitae Sphaericorum libros tres. Ernestus Nizze recognovit, latine redditos emenmdavit, commentariis instruxit, appendicibus et indice auxit. Berolini 1852. (Digitalisat)
Aristarchu Samiu biblion peri megethōn kai apostēmatōn hēliu kai selēnēs. Ed. Johann Ernst Nizze. Stralsund 1856.
Serenus von Antissa. Ueber den Schnitt des Kegels. Stralsund 1861.
Literatur
Jürgen Borchert: Auf nach Frankfurt: Mecklenburgische und vorpommersche Parlamentarier als Abgeordnete in der Paulskirche 1948/49. Landeszentrale für Politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1998, ISBN 3-931185-44-3.
Martin Herzig: Nizze, Ernst (1788–1872), in: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern, Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V, Band 48,2). Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2015, ISBN 978-3-412-22541-4, S. 198–202.
Hedwig Nizze: Dr. Johann Ernst Nizze. Professor und Direktor am Gymnasium zu Stralsund – Ein Lebensbild eines Lützower Jägers nach alten Papieren von seiner ältesten Tochter Hedwig Nizze. Zemsch, Stralsund 1907.
Egbert Weiß: Corpsstudenten in der Paulskirche. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Sonderheft 1990. München 1990, S. 31.
↑Kösener Korpslisten 1910, 112/32; dort auch als Heidelberger Vandale angegeben.
↑ abJürgen Borchert: Auf nach Frankfurt! Mecklenburgische und vorpommersche Demokraten als Abgeordnete in der Paulskirche 1848/49. In: Mecklenburg-Magazin Regionalbeilage der SVZ und der NNN, Juni 1998 Nr. 12 S. 9.