Jacob van Hulsdonck (* 1582 in Antwerpen; † 1647 ebenda) war ein flämischer Stilllebenmaler.[1] Er spielte eine Rolle bei der frühen Entwicklung des Genres der Blumenstücke, Fruchtstücke und Banketjes (Imbissbilder).[2]
Jacob van Hulsdonck wurde 1582 in Antwerpen geboren. Nachdem seine Eltern nach Middelburg gezogen waren, verbrachte er dort seine Jugend und Lehrzeit. Sein Lehrmeister ist unbekannt, wobei Willigen und Meijer eine Lehrzeit im Bosschaert-Atelier ausschließen.[3] 1608 wurde er als Meister in der Lukasgilde in Antwerpen aufgenommen. Im Jahr darauf, 1609, heiratete er in Middelburg Maria la Hoes. Zusammen mit ihr hatte er 7 Kinder, darunter Gillis, der wie sein Vater Maler wurde.[1]
Jacob van Hulsdonck hatte verschiedene Lehrlinge u. a. in den Jahren 1613, 1617/18 und 1622/23, darunter sein Sohn Gillis, Jacques de Moor, Hans van Pelt und Thomas Vermeulen.[1] Maria la Hoes verstarb im Jahr 1629, woraufhin Jacob van Hulsdonck die Schifferswitwe Josina Peeters ehelichte. Diese schenkte ihm einen weiteren Sohn.
Jacob van Hulsdonck verstarb im Jahr 1647 bei oder in Antwerpen.[4]
Œuvre
Allgemein
Jacob van Hulsdonck gehört wie u. a. Jan Brueghel d. Ä., Osias Beert und Clara Peeters zu der Gruppe früher flämischer Stilllebenmaler. Wie auch bei anderen Stilllebenmalern des frühen 17. Jahrhunderts war auch Jacob van Hulsdonck noch nicht auf ein Sujet im Sinne einer bestimmten Art Stillleben spezialisiert. So sind von ihm sowohl Blumenstücke und Fruchtstücke als auch Banketjes (Imbissbilder) vorhanden.[4]
Fast 100 Werke von van Hulsdonk sind erhalten geblieben.[5] Mehr als die Hälfte der bekannten Gemälde sind mit seiner charakteristischen vollen Signatur in Großbuchstaben IVHULSDONCK·FE[6] signiert, wobei das I mit dem schräg gestellten linken Schenkel des H verbunden ist, um das V zu bilden, und sich gewöhnlich links oder rechts am Rand der Tafel befindet. Einige Beispiele sind nur mit einem Monogramm J.v.H. signiert, das man jedoch nicht mit denen des Jan van den Hoecke verwechseln darf.[4] Bisher ist nur ein datiertes Gemälde bekannt, das Imbissbild (gemalt 1614, Bowes Museum, Barnard Castle), ein Beispiel für seinen frühesten Stillleben-Typus.[7] Das macht es schwierig, eine Chronologie für diese Werke zu erstellen. Paneelmachermarken sind bei der Datierung seiner Arbeiten wenig hilfreich, da er Paneele bevorzugte, die auf der Rückseite mit Gesso präpariert waren, was das Holz stabiler und weniger anfällig für Verwerfungen macht.[8]
Typisch für Hulsdonck als ein Vertreter der frühen Stilllebenmalerei ist die Verwendung von Holzpaneelen und Kupferplatten als Träger für seine Gemälde.[3]
Mahlzeitstillleben
Seine Mahlzeitstillleben zeigen die für die Zeit typische, Überschneidungen vermeidende, von einem hohen Blickpunkt aus betrachtete Zusammenstellung zahlreicher Objekte auf einem Tisch. Bei seinen Fruchtstücken malte Hulsdonck nahezu ausschließlich Pflaumen, Weintrauben, Pfirsiche, Orangen und Zitronen serviert in chinesischen Tellern und Schalen oder in einem Korb. Da die Grenzen zwischen den verschiedenen Arten von Stillleben zu dieser frühen Zeit noch nicht gänzlich abgesteckt waren, kombinierte er seine Früchtekörbe und -teller gelegentlich mit einem kleinen Blumenstrauß.[9]
Es wird angenommen, dass seine frühesten Stillleben diejenigen sind, bei denen die Tischkante nahe am unteren Bildrand liegt und der Tisch von einem eher erhöhten Standpunkt aus dargestellt ist. In diesen frühen Werken ist der Tisch teilweise mit einem weißen Tuch bedeckt. In seinen späteren Werken gab er etwas von der Starrheit dieser frühen Werke auf, indem er den Blickwinkel senkte, etwas Platz unter dem Tisch ließ und eine Seite des Tisches in die Komposition einbezog.[5]
Blumenstücke
Van Hulsdonck malte auch reine Blumenstillleben, obwohl sie einen viel kleineren Teil seines Œuvres ausmachen. Nur wenige von ihnen sind signiert und wurden daher manchmal anderen Künstlern zugeschrieben. Zum Beispiel wurde das Werk Stillleben mit Tulpen, Nelken, einer Rose und anderen Blumen in einem Glasbecher, der auf einem Holzsims ruht (verkauft bei Sotheby’s am 3. Juli 2013 in London, Los 23), früher Jan van Kessel dem Älteren zugeschrieben. Seine Blumenstücke können als Vorläufer des Werks von van Kessel und auch von Daniel Seghers angesehen werden.[8] Neben den drei bekannten reinen Stillleben malte van Hulsdonck auch neun bekannte Obst- und Blumenkompositionen, bei denen er neben seinen traditionelleren Körben oder Schalen mit Obst auch kleine Vasen mit Blumen auf einem Sims aufstellte.[10]
Einige wenige seiner Blumenstücke zeigen nur eine einzige Blumensorte, wie z. B. Nelken, aber meistens malte er eine Mischung aus einer begrenzten Anzahl von Blüten, in denen Tulpen dominieren. Die Blumen stehen typischerweise vor einem dunklen Hintergrund und sind in einfachen Klarglasbechern gehalten, die nur im unteren Bereich mit Stacheln versehen sind, damit man die Stiele der einzelnen Blumen bis zum Boden verfolgen kann. Seine Blumenstücke zeigen eine größere formale Eleganz und raffinierte Einfachheit als Brueghels meist aufwändigere Blumenstücke. Dies mag möglicherweise auf den prägenden Einfluss Bosschaerts zurückzuführen sein.[8]
Einflüsse
Jacob van Hulsdoncks Gemälde lassen den Einfluss bzw. die Kenntnis weiterer gleichzeitig tätiger Stilllebenmaler erkennen. Vroom sah deutliche Parallelen zu den Werken von Jan Soreau, wohingegen Bergström besonders die Nähe zu Balthasar van der Ast betont.[9][11] Sybille Ebert-Schiffer verweist noch überzeugend auf Gemeinsamkeiten mit zeitgleichen Stillleben von dem in Antwerpen tätigen Frans Snyders.[12]
Werke
Eine Auswahl der Werke von Jacob van Hulsdonck.[13]
Erika Gemar-Költzsch: Holländische Stillebenmaler im 17. Jahrhundert. Luca-Verlag, Lingen 1995, ISBN 3-923641-41-9.
Fred G. Meijer & Adriaan van der Willigen: A dictionary of Dutch and Flemish still-life painters working in oils. 1525–1725. Primavera Press, Leiden 2003, ISBN 90-74310-85-0.
Ingvar Bergström: Dutch still-life painting in the seventeenth century. Aus dem Schwedischen von Christina Hedström und Gerald Taylor. Faber & Faber, London 1956.
Pamela Hibbs Decoteau: Clara Peeters: 1594 – ca. 1640, and the development of still-life painting in northern Europe. Luca-Verlag, Lingen 1992, ISBN 3-923641-38-9.
Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. Hirmer, München 1998, ISBN 3-7774-7890-3.
Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. Belser, Stuttgart (u. a.) 1988, ISBN 3-7630-1945-6.
Gerhard Langemeyer, Hans-Albert Peeters (Hrsg.): Stilleben in Europa. (Aust.kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster & Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 1980). Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 1979.
Walter A. Liedtke: Jacob van Hulsdonck. In: Flemish Paintings in the Metropolitan Museum of Art. Band1. Metropolitan Museum of Art, New York 1984, ISBN 0-87099-356-9, S.107–108 (englisch, books.google.de).
Norbert Schneider: Stilleben. Realität und Symbolik der Dinge; die Stillebenmalerei der frühen Neuzeit. Taschen, Köln 1989, ISBN 3-8228-0398-7.
A.P.A. Vorenkamp: Bijdrage tot de geschiedenis van het Hollandsch stilleven in de 17 eeuw: proefschrift ter verkrijging van den graad van doctor in de letteren en wijsbegeerte aan de Rijks-Universiteit te Leiden. N.V. Leidsche Uitgeversmaatschappij, Leiden 1933.
N.R.A. Vroom: De Schilders Van Het Monochrome Banketje. Kosmos, Amsterdam 1945.
↑N.R.A. Vroom: De Schilders Van Het Monochrome Banketje. (1945), S. 108.
↑Das Bild zeigt, daß Hulsdonck im Gegensatz zu Beert durchaus zur Kenntnis nahm, was Frans Snyders zur selben Zeit in der Stadt malte: nicht nur dessen schon früh zu findende einzelne Wan-Li-Kummen mit Erdbeeren […], sondern auch Motive wie volle Körbe mit bewegten Umrissen oder frei über den Tisch sich kringelnde Zweige und Weinranken sowie edle Gemüsesorten wie Artischocken und Spargel. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. 1998, S. 118.