Isparta ist eine Provinz der Türkei und liegt im nordwestlichen Teil der Mittelmeerregion.
Die angrenzenden Provinzen sind (im Norden beginnend und im Uhrzeigersinn) Afyonkarahisar, Konya, Burdur und Antalya. Die Provinz Isparta belegt Platz 45 auf der Rangliste der bevölkerungsstärksten Provinzen. Die Provinzhauptstadt ist Isparta.
Isparta ist bekannt für seine Rosen, Rosenprodukte und handgeknüpften Teppiche. Außerdem ist die Provinz bekannt für ihre Äpfel, Sauerkirschen und Weintrauben.
Isparta gehört neben sieben weiteren Provinzen zur türkischen Mittelmeerregion (Akdeniz Bölgesi), sie befindet sich im äußersten Nordwesten der Region. Sie belegt 10 % der Regionsfläche, aber nur 4,1 % der Bevölkerung. Im Ranking entspricht dies Platz 5 (Fläche) bzw. Platz 7 (Bevölkerung). Die Bevölkerungsdichte von 49,2 ist die zweitniedrigste (vor der Provinz Burdur mit 37 Einw. je km²).
Geschichte
Das Gebiet der heutigen Provinz Isparta war im 14. Jahrhundert das Kerngebiet des Fürstentums (türkisch: Beylik) der Hamidoğulları, auch Hamididen genannt.
Der Letzte aus der Dynastie der Hamidoğulları, Hamitoğlu Kemaleddin Hüseyin Bey, verkaufte 1374 (andere Quellen: 1381) sein Fürstentum für 80.000 Goldstücke an den osmanischen Sultan Murad I. und mit Hüseyins Tod 1390 fiel die Stadt an das Osmanische Reich und wurde als Sandschak Hamid Teil des Beylerbey Anatolien,[3] das von Kütahya aus verwaltet wurde.
1846 entstand nach einer Verwaltungsreform im Osmanischen Reich die Provinz Konya (türkisch: Konya Vilayet), der der Sandschak Hamid zugeordnet wurde. Der Sandschak bestand damals aus den sechs Bezirken Hamid, Burdur, Uluborlu, Havza-ı Karaağaç, Gölhisar-Kemire-Tefenni und Barla-Pavlu-Ağros-Eğirdir. Nach der Provinzverordnung von 1877 wurde das Gebiet um Burdur mit Gölhisar-Kemire-Tefenni als eigener Sandschak von Hamid abgetrennt. Als Ausgleich kamen die Bezirke Karaağaç, Hoyran und Yalvaç von Konya zur Provinz Hamid,[4] wobei der Bezirk Hoyran aufgelöst wurde und zu Yalvaç kam. Yalvaç ist bis heute der größte Landkreis der Provinz. Die Bezirke Havza-ı Karaağaç wurden in Karaağaç und Barla-Pavlu-Ağros-Eğirdir in Eğirdir umbenannt. 1914 gab es nur noch fünf Bezirke: Hamid, Eğirdir, Şarkikaraağaç, Uluborlu und Yalvaç.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 wurden alle Armenier des Sandschaks zwangsrekrutiert, um angeblich im Straßenbau für die Armee zu arbeiten, die Frauen und Kinder wurden nach Osten verschleppt. Über ihr Schicksal ist nichts bekannt, wahrscheinlich wurden sie Opfer des Völkermords an den Armeniern 1915.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Sandschak Hamid im Rahmen des Vertrags von Sèvres der italienischen Zone zugeschlagen. Italienische Truppen marschierten Richtung Burdur und erreichten Hamidabad (Isparta) am 28. Juni 1919. Ein türkischer Aufstand in der Stadt, der sich bis August 1919 hinzog, führte zum Rückzug der italienischen Truppen nach Antalya.
1923 wurde die griechische Bevölkerung der Provinz auf Grund des Vertrags von Lausannevertrieben. Gleichzeitig siedelten sich erneut Türken an, die aus Bulgarien vertrieben wurden.
Mit Gründung der Türkischen Republik 1923 wurde das Land neu strukturiert und aus dem Sandschak Hamid der Provinz Konya wurde die Provinz (türkisch: İl) Isparta mit den Landkreisen (türkisch: İlçe) Isparta, Eğirdir, Şarkikaraağaç, Uluborlu und Yalvaç.
1926 wurde aus dem Norden des Landkreises Isparta der Kreis Atabay gebildet. 1938 wurde knapp ein Drittel des Landkreises Eğirdir, fast der gesamte Süden mit der Stadt Cebel, abgetrennt und zu einem eigenen Landkreis. Stadt und Kreis wurden in Sütçüler umbenannt.[4] Der südwestliche Teil von Uluborlu wurde 1948 als Keçiborlu ein eigener Landkreis. Uluborlu wurde 1952 nochmals verkleinert, als der Ostteil abgetrennt wurde und mit Senirkent ein eigener Kreis entstand.
1954 entstand aus dem Westteil von Şarkikaraağaç der Kreis Gelendost.[5]
1987 wurde der BucakAksu von Eğirdir getrennt und ein eigener Kreis. Der Kreis Gönen entstand 1990 aus dem ländlich geprägten nördlichen Teil von Isparta. 1991 geschah die letzte Gebietsänderung in der Provinz, als der Süden des Landkreises Şarkikaraağaç, der ein eigener Bucak war, als Yenişarbademli zum eigenen Kreis erhoben wurde.[6] Yenişarbademli ist der jüngste und kleinste Landkreis der Provinz.
Verwaltungsgliederung
Die Provinz gliedert sich in 13 Landkreise (İlçe):
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.
Bevölkerung
Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung am Jahresende nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 412.039 Einwohner, das sind über 100.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.
Jahr
Bevölkerung am Jahresende
Wachstums- rate der Be- völkerung (in %)
Geschlechter verhältnis (Frauen auf 1000 Männer)
Rang (unter den 81 Provinzen)
gesamt
männlich
weiblich
2020
440.304
218.526
221.778
−1,04
1015
45
2019
444.914
221.316
223.598
0,79
1010
45
2018
441.412
219.681
221.731
1,75
1009
45
2017
433.830
218.617
215.213
1,52
984
45
2016
427.324
212.720
214.604
1,32
1009
45
2015
421.766
210.152
211.614
0,71
1007
45
2014
418.780
208.837
209.943
0,24
1005
46
2013
417.774
208.146
209.628
0,27
1007
46
2012
416.663
207.658
209.005
1,32
1006
46
2011
411.245
205.423
205.822
−8,27
1002
47
2010
448.298
242.472
205.826
6,54
849
44
2009
420.796
214.788
206.008
3,27
959
46
2008
407.463
204.080
203.383
−2,95
997
46
2007
419.845
218.146
201.699
−
925
44
2000
513.681
270.782
242.899
897
42
Volkszählungsergebnisse
Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Isparta wieder. Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[10]
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1927
144.437
13.648.270
44
1935
166.441
16.158.018
47
1940
171.751
17.820.950
49
1945
172.543
18.790.174
48
1950
186.316
20.947.188
49
1955
212.080
24.064.763
51
1960
242.352
27.754.820
50
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1965
266.240
31.391.421
49
1970
300.029
35.605.176
50
1975
322.685
40.347.719
50
1980
350.116
44.736.957
50
1985
382.844
50.664.458
49
1990
434.771
56.473.035
44
2000
513.681
67.803.927
42
Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:
1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
1935: 57 Provinzen
1955: 67 Provinzen
1960 bis 1985: 73 Provinzen
1990: 73 Provinzen
2000: 81 Provinzen
Sehenswürdigkeiten
Landschaftlich ist die Provinz durch die anatolische Seenplatte geprägt. Bei den kulturellen Epochen ist vor allem die Zeit der Hamidoğulları prägend.
Natur
Die Nationalparks (türkisch: milli park)
Kovada Gölü (türkisch: Kovada Gölü Milli Parkı, deutsch: Kovada-See) in den Landkreisen Sütçüler und Eğirdir.
Kızıldağ (türkisch: Kızıldağ Milli Parkı) im Landkreis Yenişarbademli, der sich auf 25 km Länge am Westufer des Beyşehir-Sees entlangzieht.
Daneben sind noch besonders sehenswert
Der Eğirdir-See, dessen Nordteil Hoyran-See (türkisch: Hoyran Gölü) genannt wird.
Der Gölcük Gölü (deutsch: Gölcük-See), ein Kratersee am Akdag-Gebirge in 1300 m Höhe, im Südwesten der Stadt Isparta.
Der Yazılı-Kanyon-Naturpark (türkisch: Yazılı Kanyon Tabiat Parkı), eine Schluchtenlandschaft mit bis zu 400 m Tiefe im Südosten von Sütçüler.
Der Yaka Kanyonu, eine Schlucht südlich von Yakaköy im Kreis Yenişarbademli.
Die Lavendelfelder von Kuyucak.
Der Berg Dedegöl (auch: Dipoyraz) bei Yenişarbademli ist mit 2980 m Höhe (nach türkischen Messungen 2998 m)[11] der höchste Berg der Provinz; in seinem Inneren befindet sich ein 16 km langes Höhlensystem.
Die Pınargözü Mağarası, ein Tropfsteinhöhlensystem im Dipoyraz bei Yaka, Kreis Aksu.
Die Zindan Mağarası (deutsch: Kerker-Höhle), eine Tropfsteinhöhle nördlich von Aksu mit einem griechischen Quellheiligtum.
Kultur
Die bedeutendste antike Ruinenstätte ist Antiochia in Pisidien (altgriechischΑντιόχεια τὴς ΠισιδίαςAntiocheia tes Pisidias) in der Nähe von Yalvaç. Bei Gönen finden sich die Ruinen der griechisch-römischen Stadt Konana (Κωνάνα) in Pisidien (auch: Comana, Conana, Conan). Die Reste der griechisch-römischen Stadt Adada (Ἄδαδα) liegen bei dem Dorf Sağrak im Landkreis Sütçüler.
Aus byzantinischer Zeit stammen die Burgruinen in Eğirdir und Ulurborlu.
Die Ertokus Madrasa in Atabey, eine Koranschule, Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet
in Eğirdir die ältesten Teile der Taş Medrese, eine Koranschule aus dem Jahr 1238.
Der Hamam in Gönen, zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut.
Die Kutlu Bey Cami, auch: Ulu Cami (deutsch: große Moschee) in Isparta; eine Moschee von 1299; Umbau unter Kutlu Bey 1417.
Die Sefer-Ağa-Moschee aus dem 13. Jahrhundert in Sütçüler.
Die Alaadin-Moschee in Uluborlu aus dem Jahre 1231.
Der Balta Bey Hamam (auch: Muhtesip Hamami), ein Badehaus, erbaut 1180 in Uluborlu.
Zur Zeit der Hamidoğulları entstanden unter anderem
die Taş Medrese (auch: Dündar Bey Madrasa) in Eğirdir. Feleküddin Dündar ließ sie 1301 aus den Steinen des ehemaligen Eğirdir-Hans ausbauen. Sie ist das historisch wertvollste Bauwerk der Hamidoğulları-Ära.
Die Ulu Cami (deutsch: große Moschee) in Eğirdir von 1327.
Die Hızır-Bey-Moschee in Isparta. Sie wurde zusammen mit dem Hızır Bey Hamam 1327/28 unter Hızır Bey erbaut, der Hamam ist heute eine Ruine. Die Moschee wurde 1888 beim großen Erdbeben in Isparta zerstört und nach dem Beben wieder aufgebaut.
Die Fatih-Sultan-Moschee aus dem Ende des 13. Jahrhunderts in Şarkikaraağaç.
Die Devlethan-Moschee in Yalvaç aus dem 13. Jahrhundert.
Der Muhittin-Brunnen und der Arapçık-Brunnen in Uluborlu. Sie wurden zwischen 1300 und 1324 erbaut, ebenso wie die Efendi-Sultan-Moschee.
Aus der osmanischen Zeit sind u. a. folgende Bauten sehenswert:
die frühosmanische Yokuşbaşı Moschee in Barla, 15. Jahrhundert.
Die Afşar-Moschee in Gelendost aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
Die Firdevs-Bey-Cami (auch: Firdevs Paşa Camii, Mimar Sinan Camii); eine Moschee aus dem Jahr 1561. Sie und der benachbarte Bedesten (deutsch: Markthalle) werden dem Architekten Sinan zugeschrieben. 1914 durch Erdbeben schwer beschädigt, danach renoviert.
Die Merkez Cami von 1692 und die Sinan Bey Camii aus dem 17. Jahrhundert, zwei Moscheen in Keçiborlu.
Persönlichkeiten
Ramazan Avcı (1959–1985), von Neonazis in Hamburg ermordet, in Gönen geboren und nach seinem Tod beigesetzt