In aller Stille ist ein Studioalbum der Band Die Toten Hosen und wurde am 14. November 2008 veröffentlicht. Es stellt die erste Zusammenarbeit der Band mit dem Musikproduzenten Vincent Sorg und den „Principal Studios“ in Senden dar. Co-Produzent ist Hans Steingen, der die Band zudem musikalisch unterstützt.
Neben dem schnellen, punkigen Intro Strom enthält das Album hauptsächlich ruhigere Titel mit nachdenklichen, philosophischen Texten, die wie in allen Alben der Band zuvor fast ausschließlich aus der Feder Campinos stammen. Musikalisch stellt die Band das Album unter das Thema „Energie“.[1]
Über die Entstehung des Albums in den Principal Studios drehte Hella Wenders ein Video mit dem Titel Innen alles neu – Wie alles anfing, welches der ersten Ausgabe des Albums als DVD beigelegt ist.
Das Musikvideo aus dem Jahr 2008 zum Lied Strom stammt vom Regisseur Philipp Stölzl. Es erzählt die Geschichte der Band, die beim Üben im Proberaum wortwörtlich unter Strom steht, weil die Kabel durchgeschmort sind. Zunächst schießen Blitze aus den Augen der Musiker, die Haare stehen ihnen zu Berge und ihre Haut verbrennt, sie spielen jedoch weiter, bis sich lediglich ihre Skelette über die Bühne bewegen. Nach einem letzten Sprung fallen ihre Knochen zu Boden. Der Roadie, gespielt vom ehemaligen Big-Brother-Teilnehmer Serafino,[4] der die bestellten Getränke hereinbringt, schüttet vor Schock den Kaffee aus.
2009 wurden drei weitere Musikvideos, jeweils zu den Singleauskoppelungen des Albums veröffentlicht: Alles was war, größtenteils in schwarz-weiß, entstanden unter der Regie von Paul Shyvers, zeigt Die Toten Hosen hauptsächlich im Tourbus, im Backstagebereich und beim Soundcheck auf der Bühne. Der Musikfilm zu Auflösen, in dem Birgit Minichmayr und Campino ein Liebespaar mimen, ist eine weitere Zusammenarbeit der Band mit Regisseur Wim Wenders. Das Video wurde außerdem im 35-mm-Kinoformat veröffentlicht und als Vorfilm zu Maren AdesAlle anderen im Kino gezeigt. Ertrinken wurde von Jungfilmer Martin Carolus Zillmann mit Campino in einer Berliner Gefängniszelle gedreht.
Resonanz
Nachdem die Band drei Jahre pausiert hatte und die Machmalauter Tour im Vorfeld ausverkauft war, erreichte In aller Stille bereits in der ersten Woche Platz eins der deutschen Charts und wurde in Deutschland mit 3× Gold für mehr als 300.000 verkaufte Tonträger ausgezeichnet.[5]
Der Musikexpress bezeichnet das Album als eine „missmutige Melange aus Melancholie und Nihilismus“ und schreibt von einem „Stimmungstief“ bei Leben ist tödlich und vom „Kitschhoch“ bei Auflösen.[6]
laut.de nennt die Musik der Band auf diesem Album „emotional und tiefgehend wie schon lange nicht mehr.“[7] und der Rezensent der Zeitschrift Rock Hard schreibt: „In aller Stille klingt erwachsen, nachdenklich, reif und hart, an den richtigen Stellen melancholisch und ruhig, pathetisch und originell.“[8] Frank Thiessies vom Metal Hammer hält das Album für „wärmer“ und „vergleichsweise wild“ im Vergleich zu den „letzten Studiowerken“; nach seiner Meinung „wagen und rocken die Hosen wieder mehr, ohne die vertrauten Altstadt-Kneipen völlig zu verlassen“.[9]
Veröffentlichung für Argentinien
Am 3. April 2009 veröffentlichte die Band eine Version des Albums unter dem Titel La hermandad – En el principio fue el ruido mit dem Untertitel: En el final fue el silencio (span. Brüderschaft – Am Anfang war der Lärm, am Ende war die Stille) hauptsächlich für den argentinischen Markt. Es handelt sich hierbei um eine Kompilation, zusammengestellt aus Liedern der Alben In aller Stille und Zurück zum Glück und der Single Friss oder stirb.[10]
Die älteren Aufnahmen erfuhren ein Remix. Das spanischsprachige Lied Uno, dos ultraviolento stammt ursprünglich von der argentinischen Punkband Los Violadores, die den Titel erstmals 1983 veröffentlichte. Der Text basiert, wie Hier kommt Alex, auf dem Film A Clockwork Orange. Neben zwei weiteren Coverversionen The Guns of Brixton, ursprünglich von The Clash und Viva la Muerte von Slime, enthält das Album eine Erstveröffentlichung. Vida desesperada ist ein deutschsprachiges Lied mit dem spanischen Refrain: „Una vida desesperada, no dejamos de luchar.“ (span. „Es ist ein verzweifeltes Leben, wir hören nicht auf zu kämpfen.“[11]).
Während der Vorführung des Songs Uno, dos ultraviolento im Teatro Colegiales in Buenos Aires im April 2009 filmten sich Die Toten Hosen mit Fingerkameras. Eine der Minikameras war an Campinos Mikrofon angebracht. Tato Pereda stellte aus den Aufnahmen ein Musikvideo zusammen.
↑Frank Thiessies: Die Toten Hosen In Aller Stille. In: Metal Hammer. Nr.12, 2008, S.102.
↑WDR 1Live Ikonen: Die Toten Hosen Podcast-Reportage über Die Toten Hosen mit Interviewausschnitten im Rahmen einer zehnteiligen Portrait-Reihe aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums der Punk-Rock-Band, Episode 6: „Hosen weltweit!“ (55 Min.), 11. Mai 2022. Publizist und Moderator: Jochen Schliemann. Eine Produktion von 1 Live