HolzmobilisierungHolzmobilisierung bezeichnet in der Forstwirtschaft die Gesamtheit der organisatorischen, beratenden und logistischen Aktivitäten, die den Umfang des tatsächlichen Holzeinschlags (Holzernte) erhöhen sollen. Hintergrund sind die laut der zweiten Bundeswaldinventuren 2002 gegenüber der ersten Inventur von 1987 stark gewachsenen Holzvorräte in den Beständen, verursacht durch das Überwiegen der nachwachsenden über die eingeschlagenen Mengen (Zuwachs). Durch die Holzmobilisierung soll die nachhaltig mögliche Waldnutzung stärker ausgeschöpft werden. Großes Potential wird zum einen im Privatwald und vor allem im Klein- und Kleinstprivatwald gesehen, der häufig nur extensiv wirtschaftlich genutzt wird. Zum anderen wird generelles Optimierungspotential bei der Bewirtschaftung von Waldflächen in Bereichen wie Ernte, Logistik und Vermarktung gesehen. Nachhaltige PotenzialausschöpfungMit steigenden Rohstoffpreisen für Erdöl und Erdgas und mit der zunehmenden Klimaschutzdiskussion gilt der Nachwachsende Rohstoff Holz als vielversprechende Option sowohl für die stoffliche als auch die energetische Biomasse-Nutzung. Trotz dieser ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen wird ein Teil des vorhandenen Potentials bisher nicht genutzt.
Hindernisse einer NutzungDie Erfahrung zeigt, dass selbst unter den momentan günstigen Rahmenbedingungen steigender Holzpreise dieses nachhaltige Biomassepotenzial nicht komplett ausgeschöpft wird.[2] Die Gründe für den bestehenden Nutzungsverzicht sind vielfältig. Motivation der WaldbesitzerVor allem im klein strukturierten Privatwald, wo ein großer Teil der ungenutzten Vorräte liegt, verhindern verschiedene Gründe eine intensivere Nutzung. 47 % des Holzvorrats sind im Privatbesitz, darunter 28 % im Kleinprivatwald bis 20 ha:[1]
Ernte, Logistik und VermarktungNeben der fehlenden Motivation der Waldbesitzer können unausgereifte Nutzungskonzepte oder schwierige Bedingungen eine Nutzung verhindern:
Lösungsansatz HolzmobilisierungNeben der Möglichkeit einer Wald-Flurbereinigung, die größere Strukturen und auch eine wirtschaftlichere Erschließung der Waldflächen bewirkt, steht vor allem die Holzmobilisierung zur Verfügung. „Der Begriff Holzmobilisierung wird in der Forstwirtschaft seit einigen Jahren im Zusammenhang mit den Ergebnissen von großräumigen Forstinventuren in Österreich und Deutschland verwendet, wonach ein erhebliches zusätzliches Nutzungspotential in den Wäldern zur Verfügung steht. Holzmobilisierung zielt darauf ab, den Holzeinschlag zu erhöhen, um Holz-Übervorräte abzubauen und die Höhe der Nutzung am Zuwachs zu orientieren“[3]. Neben der Motivation der privaten Waldbesitzer, das nachwachsende Holz auch zu nutzen, steht bei der Holzmobilisierung die technische Unterstützung durch Verbesserung der Ernte, Logistik und Vermarktung im Vordergrund. Bewährte Vorläufer der Holzmobilisierung sind sogenannte "Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse", regionale Kooperationen von Waldbesitzern zur gemeinschaftlichen oder überbetrieblichen Bewirtschaftung der Waldbestände. AblaufIn der Regel erfolgt die Holzmobilisierung in einer gemeinsamen Initiative mehrerer Partner aus Wirtschaft und Industrie. Zur Erhebung der aktuellen Situation werden zunächst die Besitzverhältnisse und die Lage der Flurstücke erfasst: digitale Grenz-, Bestandes- und Wegekarten der Waldbesitzer, die Lagerbuchnummer und der entsprechende Grenzverlauf ihrer Grundstücke werden registriert. Zum Management der Daten werden datenbankbasierte Informationssysteme verwendet, teilweise mit Verlinkung zu Geographischen Informationssystemen (GIS). Diese Erfassung ist Voraussetzung sowohl für die räumliche Konzentration und Bündelung von Hiebsmaßnahmen als auch zur Organisation von Logistik, Abfuhr und Verteilung des Holzgeldes[2]. Zudem werden noch Angaben zum Waldzustand der jeweiligen Grundstücke erhoben, also Hauptbaumarten, Alter, geschätzter Vorrat und Pflegezustand.[2] Die Erhebung der Daten bei allen Waldbesitzern kann – besonders bei zahlreichen Kleinstwaldbesitzern – sehr aufwändig sein, die Nutzung öffentlicher Daten ist aus Datenschutzgründen nicht immer möglich. Nur wenn aktuelle Daten vorliegen und kontinuierlich gepflegt werden, kann die Mobilisierung der Holzvorräte und die Optimierung der Abläufe erfolgreich sein. Oft erweist sich bereits die Bereitstellung dieser Daten als recht schwierig. Durch eine Reihe von Service- und Koordinationsangebote vereinfachen Akteure der Holzmobilisierung den Waldbesitzern die Nutzung des Holzaufwuchses in ihren Beständen vereinfacht:
Insgesamt ist eine regionale Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure von Bedeutung. Hier hängt viel von der Motivation und dem Einsatzwillen der verschiedenen Partner ab. ProjekteVerschiedene Projekte zur Holzmobilisierung wurden z. B. vom Holzabsatzfonds (HAF, am 31. August 2009 aufgelöst), den Ländern und privaten Initiativen angeregt:
Einzelnachweise
Weblinks
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