Hilde FürstenbergHilde Fürstenberg (* 1. Februar 1902 in Bonn; † 30. Januar 2005 in Mölln) war eine deutsche Schriftstellerin, Verlegerin und Präsidentin der Knut-Hamsun-Gesellschaft. BiografieFrühe JahreHilde Fürstenberg verlebte ihre Kindheit und Jugend auf dem Venusberg bei Bonn. Mit 16 Jahren veröffentlichte sie erste Gedichte, Märchen und Erzählungen. Durch die Krankheit und den frühen Tod der Mutter musste sie schon früh auch Familienaufgaben übernehmen. Sie hatte eine Schwester und 2 Brüder. Mit 19 Jahren verließ sie ihr Elternhaus, war zeitweilig Gasthörerin an den Universitäten Bonn und München. Sie interessierte sich für Literatur- und Kunstgeschichte, arbeitete als Gärtnerin, Telefonistin, Zeichnerin, Gemeindehelferin und Landarbeiterin. Fürstenberg war mit Essays, Buch- und Theaterkritiken und Erzählungen ständige Mitarbeiterin bei Tageszeitungen und Zeitschriften. Ihre erste Ehe wurde geschieden. 1927 kam sie durch die Heirat mit Asmus Fürstenberg nach Schleswig-Holstein. Sie studierte und schrieb über Geschichte und Literatur des Landes und des skandinavischen Nordens. Ihre erste Buchveröffentlichung erfolgte 1932. Zeit des Nationalsozialismus1928 wurde ihre Tochter Gisela Elisabeth geboren. Die Familie lebte etliche Jahre in Prisdorf in der Nähe von Hamburg. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flohen sie in die Haseldorfer Marsch, da Asmus Fürstenberg, als ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus ständig vor den Ortsgruppenleitern der NSDAP auf der Hut sein musste. Der Hintergrund war, dass Asmus Fürstenberg im März 1920 an der Niederschlagung des Kapp-Putsches beteiligt gewesen war und zum Freikorps Schleswig-Holstein gehört hatte, das nach eigenen Unruhebekämpfungen in Berlin und Hamburg in die hamburgische Polizei übernommen wurde. Außerdem war Asmus Fürstenberg von den Nationalsozialisten aus seinem Amt in einem Hamburger Institut entlassen worden. Die Familie führte einige Jahre ein armseliges Leben. Hilde Fürstenberg sagte selbst über diese Zeit: „Wir waren arm wie Hirten, und lebten in beständiger Angst, aber wir überlebten.“ Nach dem Krieg wurde Asmus Fürstenberg zunächst Polizeichef in Altona und dann Inspekteur der Polizei des Landes Schleswig-Holstein. Er war der Schöpfer des ersten Polizeigesetzes unter der Militärregierung. Das Hauptwerk Hilde Fürstenbergs, die Roman-Trilogie „Alle Tage vergehen“, „Sie ziehen über Straßen“ und „Herr behalte ihnen diese Sünde nicht“ beschreibt, wenn auch ästhetisch verfremdet, die abenteuerlichen Wege ihres Lebens. Doch zunächst übersiedelt die Familie Ende der dreißiger Jahre nach Bremerhaven, wo sie bis 1941 bleibt. Getrieben durch die Bombardierung Bremerhavens sucht Hilde Fürstenberg, deren Mann jetzt im Feld ist, jedoch für sich und die Familie ein Refugium, das sie in dem südlich von Cuxhaven zwischen Wald und Heide nahe der Nordsee gelegenen Dorf Berensch auch findet. Mit der ihr eigenen Energie und Willenskraft ersteht Hilde Fürstenberg in diesem Dorf einen heruntergekommenen Bauernhof und baut ihn mitten im allgemeinen Chaos von Zerstörung und Verzweiflung zu einem Ort der Ruhe für ihre Familie und viele Freunde aus. Die Bewohner des Dorfes helfen ihr dabei, auch wenn sie es ein wenig skeptisch sehen, dass sich ein Stadtmensch ein Stück weit in bäuerliches Leben versuchen will. Hilde Fürstenberg hat diese Zeit in ihrem Buch „Das Glück von Deichsende“ sehr anschaulich beschrieben und es ist erkennbar, dass diese Zeit auch beeinflusst ist durch das geistige Erbe Knut Hamsuns, der in den zwanziger Jahren besonders die Deutschen mit seinem Roman „Segen der Erde“ begeistert hatte. Jedoch die Wertschätzung für Knut Hamsun und sein Werk reichte weiter und länger zurück. Darüber findet sich viel in den Unterlagen von Hilde Fürstenberg und in der Zeitschrift „Die Waldhütte“ dem Mitteilungsblatt der Knut-Hamsun-Gesellschaft. Während des Krieges entstehen in dem Dorf Berensch viele Geschichten, Gedichte und Erzählungen. Der zweite Roman erscheint: „Das fremde Mädchen“. Nach dem KriegBedingt durch die berufliche Situation des Ehemannes, musste das Haus in Berensch nach dem Krieg wieder verlassen werden. Es erfolgte der Umzug nach Eckernförde in Schleswig-Holstein. Von 1948 bis 1958 war das Schloss Carlshöhe nahe Eckernförde der Dienstwohnsitz von Asmus Fürstenberg und die Wirkungsstätte von Hilde Fürstenberg. Am 27. November 1955 fand auf Schloss Carlshöhe eine Festveranstaltung statt mit Marie Hamsun und ihren Söhnen Tore und Arild als Gäste zur Gründung der Knut-Hamsun-Gesellschaft. Erster Präsident war Ernst Rowohlt, der Verleger, der der Gesellschaft bis zu seinem Tode vorstand. Danach übernahm Hilde Fürstenberg das Amt als Präsidentin und führte die Gesellschaft bis zum Ende der 1970er Jahre, als sie aus Altersgründen aufgeben musste. Diese Gesellschaft hatte das Ziel, das materielle und geistige Erbe des Dichters Knut Hamsun zu bewahren und zu verbreiten. Knut Hamsun war während des Krieges wegen seiner Deutschfreundlichkeit bei den Norwegern in Ungnade gefallen und die Unterstützung seines Werkes muss man in den fünfziger Jahren und noch lange danach als einen mutigen und couragierten Einsatz bezeichnen, der initiiert worden war von Hilde Fürstenberg. Aber auch viele Freunde des großen Norwegers unterstützten ihn. Einen Einblick in die Komplexität der Angelegenheit gibt das Buch „Der Hamsun-Prozeß“, das 1979 von dem Dänen Thorkild Hansen herausgegeben worden ist. Nach dem Ende der Dienstzeit von Asmus Fürstenberg musste der Wohnsitz in Eckernförde aufgegeben werden und es erfolgte der Umzug zunächst nach Lübeck und ein Jahr später nach Mölln in Lauenburg. Intensivere Beschäftigung mit Knut HamsunIm Rahmen des Engagements für Knut Hamsun und die Hamsun-Gesellschaft unternahm Hilde Fürstenberg etliche Norwegenreisen. Sie pflegte den Kontakt zur Familie Hamsun und versuchte die Orte aufzuspüren, an denen Hamsun seine Bücher geschrieben oder vor allem mit seiner zweiten Frau, Marie Hamsun, gelebt hatte. Sie schrieb darüber viele Berichte und Essays. So gibt es einen Band „Die Frauengestalten im Werk und Leben Hamsuns“ von Hilde Fürstenberg oder „Norwegenfahrt auf Knut Hamsuns Spuren“ von 1956 oder die Schrift „Geliebtes Norwegen“ von 1968. Aber auch die politische Dimension in Hamsuns Leben sprach sie an, etwa in dem Vortrag „Die große Veränderung und die ungeheure Verlassenheit“ oder „Knut Hamsun im Zerrungsfeld politischer Leidenschaften“. Dabei verhehlte sie aber nie, dass es ihr in erster Linie immer um die Menschen ging. Das meiste erschien in dem Verlag „Die Waldhütte“, der eigens gegründet worden war, um auch das Mitteilungsblatt der Knut-Hamsun-Gesellschaft „Die Waldhütte“ herauszugeben, das vierteljährlich erschien und in dem sich viele Autoren mit dem Werk und Leben Knut Hamsuns über die Jahre auseinandersetzten. Auch die Hamsun-Forschung wurde mit einbezogen, und natürlich zeigte „Die Waldhütte“ auch die Veränderungen in der Stimmung und der Einschätzung des Werkes von Hamsun. Hilde Fürstenberg war unermüdlich für den von ihr so sehr geschätzten Dichter und sein Werk tätig und für eine Wiederversöhnung der Norweger und der Deutschen. So unternahm sie viele Reisen, auch ins Ausland, um aus Hamsuns Werken vorzutragen und in Norwegen sprach sie in deutscher Sprache in norwegischen Schulen von Oslo bis Kirkenes. Im Jahre 1977 wurde das von ihr und vielen Freunden, auch mit Unterstützung der Familie Hamsun, zusammengetragene Hamsun-Archiv, von Hilde Fürstenberg und ihrem Mann Asmus Fürstenberg in Hamaröy übergeben. Einem Ort, an dem Hamsun wesentliche Jahre seiner Kindheit und Jugend verbracht hatte. Letzte JahreIm Alter wurde Hilde Fürstenberg von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Im Jahre 1978 starb unerwartet ihre Tochter Gisela Elisabeth und ein halbes Jahr später ihr Mann. Es war die Arbeit, die ihr über die schwerste Zeit hinweg half und die große Vitalität, die zu ihrem Wesen gehörte. Hilde Fürstenberg verstarb am 30. Januar 2005, zwei Tage vor ihrem 103. Geburtstag, in Mölln im Haus „Waldhütte“, in dem sie bis zuletzt gelebt hatte. Auszeichnungen
WerkeHilde Fürstenberg schrieb Gedichte, Märchen, Erzählungen, Kurzgeschichten, Essays und Aphorismen. BücherHauptwerk Romantrilogie
Weitere Bücher
Quellen
Weblinks
|
Portal di Ensiklopedia Dunia