Herchenrode liegt im vorderen Odenwald, ca. 14 km südöstlich von Darmstadt an einem kleinen Nebenbach der Modau. Die Siedlung besteht aus einzelnen Häusern bei getrennter doppelseitiger Tallage.[1] Für Herchenrode besteht eine eigene Gemarkung.[3] Nordwestlich des Ortes verläuft die Landesstraße 3099.
Geschichte
Ortsgeschichte
In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Hergeroden (1383); Hergeroden (1392); Hirchenrode (1403); Herchenrode (1405); Hirtzenrode (1424); Hirchinrode (1430); Herchenroden (1457); Herchenrade (1514); Hurchenröder Gemarkung (1711).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Herchenrode:
»Herchenrode (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt am Fuße der Neunkircher Höhe, 21⁄2 St. von Reinheim, und hat 9 Häuser und 67 luth. Einw., worunter sich 8 Bauern befinden. An diesem Dorfe waren die Grafen von Katzenellenbogen, die von Aulnbach, Werner Kalb von Reinheim und Hennebach betheligt. Namentlich mit dem erstern Theil waren die Herrn von Conberg von Katzenellenbogen belehnt. Nachdem aber Johann von Cronberg dem Grafen Eberhard V. von Katzenellenbogen in einer Fehde seine Lehenspflicht aufgekündigt hatte, wurde zu Anfang des 15. Jahrhunderts dieses Leben eingezogen, und 1422 verzichteten die von Cronberg auch darauf. Die übrigen Theile wurden auch nach und nach erworben.«[5]
Herchenrode gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. Im 16. Jahrhundert lag die Niedere Gerichtsbarkeit bei der Adelsfamilie Meysenbug. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg (ab 1815 Provinz Starkenburg) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren. Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung von Lichtenberg nach Reinheim), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011 in Herchenrode 63 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 30 zwischen 18 und 49, 12 zwischen 50 und 64 und 9 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 21 Haushalten. Davon waren 3 Singlehaushalte, 6 Paare ohne Kinder und 9 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 3 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 15 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[16]; 1800[17]; Gemeinde Modautal:[18]; Zensus 2011[14]
Für Herchenrode besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Herchenrode) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern.[9] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Herchenrode 82 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Bürger für Herchenrode“ an.[19] Der Ortsbeirat wählte Klaus Roth zum Ortsvorsteher.[20]
Baudenkmal
Im Jahre 2010 wurde das Fachwerk in den Obergeschossen des Hauses Herchenrode 15 wieder freigelegt. Im Giebeldreieck des Wohnhauses aus der Zeit um 1700 fanden sich Figurationen aus Mannfiguren und Kopfwinkelhölzern. Die Renovierung der Hofreite wurde mit dem Denkmalschutzpreis des Landkreises ausgezeichnet.[21]
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (online bei Google Books).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschluss und Gliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84ff., Punkt 93, Nr. 65 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.234.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).