Ernsthofen liegt im vorderen Odenwald an der Modau, ca. 12,5 km südöstlich von Darmstadt. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3099. Für Ernsthofen besteht eine eigene Gemarkung[3]. Innerhalb der Gemarkung befindet sich das Kreis-Jugendlager.[4]
Geschichte
Ortsgeschichte
Das Dorf wurde, soweit bekannt, im Jahre 1362 erstmals urkundlich genannt. Weitere Erwähnungen erfolgten unter den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Ernsthofen (1403),Ernsthofen (1415),Ernsthoffen (1449), Ernsthoven (1516), Ernsthoiffen (1529) und Ernshoven (1545).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Ernsthofen:
»Ernsthofen (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt an dem Modaubach, 2 St. von Reinheim. und hat 46 Häuser und 386 Einw., die bis auf 3 Kath. lutherisch sind. Man findet hier eine Kapelle, die noch mehrere Grabsteine der Herrn von Wallbrunn aus dem 16. und 17. Jahrhundert enthält, und in welcher das Erbbegräbniß der Wallbrunnischen Familie war, ein vormals Wallbrunnisches Schloß, in welchem der Forstinspektor und Revierförster ihren Sitz haben und eine Mahl-, Oehl- und Schneidemühle. – Im Jahr 1363 nannte sich eine adelige Familie nach diesem Orte, Johann Rabenold von Ernsthofen. Das Dorf gehörte den Herrn von Wallbrunn, und wurde in der bairischen Fehde, 1504, von Landgraf Wilhelm II. als ein pfälzisches Lehen weggenommen. Churrfalz gab 1521 zu, daß die Familie von Wallbrunn diesen Ort künftig von Hessen zu Lehen tragen sollte. Jedoch wurde erst 1545 den Herrn von Wallbrunn das Schloß wieder hergestellt, und sie trugen es von dieser Zeit an von Hessen zu Lehen, bis 1722 Schloß und Dorf Ernsthofen mit den Dörfern Aßbach, Kleinbieberau, Hoxhohl, Neutsch, nebst vielen zerstreuten Gefällen in andern Orten, um 71,750 fl. an Hessen kam. Im Jahr 1542 brannte Ernsthofen bis auf 4 Wohnungen ab.«[7]
Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinde Herchenrode auf freiwilliger Basis nach Ernsthofen eingemeindet. Am 1. Januar 1977 wurde dann Ernsthofen kraft Landesgesetz mit der am 1. April 1971 gebildeten Gemeinde Modautal und weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Modautal zusammengeschlossen.[8][9] Für Ernsthofen wurde ein Ortsbezirk gebildet.[10]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ernsthofen angehört(e):[1][11][12]
Ernsthofen gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen.
Damit war für Ernsthofen das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ernsthofen 957 Einwohner. Darunter waren 57 (6,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 156 Einwohner unter 18 Jahren, 396 zwischen 18 und 49, 216 zwischen 50 und 64 und 192 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 408 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 120 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 87 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 279 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[18]; 1800[19]; Gemeinde Modautal[20]; Zensus 2011[15]
Für Ernsthofen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Ernsthofen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[10] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Ernsthofen 66,5 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinsamen Liste für Ernsthofen“ an.[21] Der Ortsbeirat wählte Manuel Daniel zum Ortsvorsteher.[22]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: In schräglinksgeteiltem Wappenschild vorne ein stilisierter, blaubezungter roter Löwe in Gold, hinten drei silberne Rauten in Blau.[23]
Das Wappen wurde der Gemeinde Ernsthofen im Landkreis Darmstadt am 20. Mai 1963 durch den Hessischen Innenminister genehmigt.
Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Flagge
Gemeinsam mit dem Wappen wurde der Gemeinde auch eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird: „Auf rot- und weißgestreiften Flaggentuch aufgelegt das Gemeindewappen.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Sehenswert ist das WasserschlossSchloss Ernsthofen, welches ehemals im Besitz der Herren von Wallbrunn war, seit 1923 in Privathand ist, dadurch aber nicht direkt besichtigt werden kann. Erwähnenswert ist die Gedenktafel am Toreingang des Schlosses zu Ehren des Deutschamerikaners Edmund A. Stirn, auf der sein Wirken in und um das Schloss Ernsthofen und seine Verdienste für den Ort festgehalten sind.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (online bei Google Books).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.234.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Dezember 2024.
↑Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Ernsthofen im Landkreis Darmstadt vom 20. Mai 1963. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1963 Nr.23, S.640, Punkt 568 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,9MB]).
↑Ernsthofen, Evangelische Kirche. In: Deutsche Inschriften Online. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz; abgerufen am 18. Februar 2018