Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort um 1360.[4] Spätere Namensformen waren Kleinmodau (1386),[5] Obirn Modau (1451), Obern Modauwe (1454), Obern Muda (1516)[6] und Obern Modau (1674).[1] Dabei ist belegt, dass der Ort zu den Verwaltungsbezirken Amt Lichtenberg (ab 1783), Landratsbezirk Reinheim (ab 1821), Kreis Dieburg (ab 1832), Regierungsbezirk Dieburg (ab 1848), Kreis Dieburg (ab 1852) und Kreis Darmstadt (1938) gehörte.[1]
Lehnsträger in Ober-Modau waren im Spätmittelalter die Familien Jude vom Stein, (Steyne) (1360) eine aus Mainz stammende und später in Bensheim sesshafte Familie,[7] Kalb von Reinheim (1382), die Familie war später Mitglied im Ritterkanton Odenwald und Werberg von Lindenfels (1403), eine im 15. Jahrhundert zeitweise sehr einflussreiche Familie am Heidelberger Hof.
1382 haben in „Werner Kalbs Krieg“ Reisige (bewaffnete Dienstleute) der Städte Frankfurt, Mainz und Worms erhebliche Schäden in Nieder-Modau, Ober-Modau, Rohrbach, Wembach und auf dem Hofgut Illbach (Eulbach) angerichtet. Im Jahr 1449 übertrug Graf Philipp I. von Katzenelnbogen, genannt der Ältere (* 1402; † 1479), Ober-Modau seinem Sohn Philipp dem Jüngeren (* 1427; † 27. Februar 1453 – er wurde in Brügge erstochen), damit er seinen eigenen Hausstand gründen konnte.[8]
Um 1490 war Ober-Modau neben weiteren benachbarten Orten nach altem Herkommen verpflichtet, im Frondienst Brennholz auf das Schloss Lichtenberg zu bringen.[9] 1549 wird die Gerichtsstätte unter der Linde erwähnt.[10] Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Ort unbewohnt. Anfang des Jahres 1785 wurde in Ober-Modau eine eigene Schule eröffnet, sie bestand etwa 10 Jahre und wurde danach durch eine Winterschule abgelöst. 1834 erhielt Ober-Modau wieder eine ständige Schule, die die Winterschule ablöste.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Ober-Modau:
»Obermodau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt an dem Modaubach 2 St. von Reinheim, hat 31 Häuser und 234 Einw., die bis auf 1 Kath., lutherisch sind, und unter diesen 9 Bauern und 18 welche bürgerliche Gewerbetreiben. – Die von Wallbrunn und die Kalben von Reinheim, welche letztere auch hier begütert waren, hatten hier ein Landsiedelgericht in ungetheilter Gemeinschaft, das nachher an Erstere allein gekommen ist. Hier wüthete 1626 die Pest.«[11]
Um 1865 gehörte Neutsch zu Ober-Modau. Die Schneider’sche Zündholzfabrik wurde am 1. Nov. 1896 von Gustav Kunzmann aus Frankfurt zum Preis von 97000 Mark erworben. Er führt die Firma unter dem Namen Schneider und Sohn Nachfolger weiter.[12] 1899 ist geplant dort eine elektrotechnische Maschinenwerkstätte, verbunden mit Eisengießerei und Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten zu errichten.[13]
Ober-Modau gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Ober-Modau das Amt Lichtenberg zuständig. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1829:
233 lutheranische (= 99,57 %) und ein katholischer (= 0,43 %) Einwohner[11]
Horst Matthes: Die Jagdgenossenschaft von Ober-Modau II von sellemols bis heute. Ober-Ramstadt 2020.
Thomas Steinmetz: Der Südwestzipfel des Wildbanns Dreieich im Odenwald – Ein Beitrag zur Geschichte des oberen Modautals und der Burg Nieder-Modau, In: „Der Odenwald“, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 2014, Heft 2, S. 43–62
↑Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S.150.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.28, S.1117, Punkt 988; Abs. 18. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0MB]).
↑Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (Online bei google books).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑ Rudolf Kunz: Weistum des Landsiedel-Gerichts zu Ober-Modau (1549). In: Der Odenwald, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 1971, Nr. 4, S. 126.
↑Einwohnerzahl 1630. In: „Der Odenwald“, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 1965, Heft 3, S. 79.
↑Rudolf Kunz: Die Wiederherstellung des Dorfes Billings nach dem 30 jährigen Krieg. In: Der Odenwald, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 1960, Heft 1, S. 16.
↑Bürgermeister Johann Adam Boßler * 22. Jan. 1797 Beedenkirchen † 29. Mai 1856 Ober-Modau. (Boßler des Stammes Rüde). Die Bürgermeisterei Ober-Modau ist zuständig für die Gemeinden Ober-Modau und Neutsch. In: Anzeige-Blatt für die Kreise Dieburg u. Neustadt Nr. 9/1856 u. Nr. 19/1862.
↑Bürgermeister Johann Adam Boßler. In: Odenwälder Bote (Groß-Umstadt), 16. November 1898.
↑Die Bürgermeisterei Ober-Modau ist zuständig für die Gemeinden Ober-Modau und Neutsch. In: Anzeige-Blatt für die Kreise Dieburg u. Neustadt Nr. 27/1865.
↑Keller, Philipp V., seit 1862 Beigeordneter. In: Anzeige-Blatt für die Kreise Dieburg u. Neustadt Nr. 19/1862.
↑Bürgermeisterwahl am 15. Dezember 1874 und am 11. Oktober 1892. In: Odenwälder Bote (Groß-Umstadt), 19. Dezember 1874, 25. August 1883 und 19. Oktober 1892. 14. Juni 1896 Verleihung des Allgemeinen Ehrenzeichens mit der Inschrift Für langjährige Dienste.
↑Philipp Keller verstorben. In: Odenwälder Bote (Groß-Umstadt), 11. Mai 1898.
↑Altbürgermeister Johannes Keller gestorben im Jahr 1929.