Helmuth Fritz Paul Gericke (* 7. Mai1909 in Aachen; † 15. August2007 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Mathematiker und Mathematikhistoriker. Er war Lehrstuhlinhaber sowie Gründer und Vorstand des Instituts für Geschichte der Naturwissenschaften in München.
Von 1926 bis 1931 studierte Helmuth Gericke die Fächer Physik und Mathematik an den Universitäten von Greifswald, Marburg und Göttingen. Im Jahre 1931 erlangte er die Promotion mit dem Thema Über den Volta-Effekt. Im Jahre 1934 wurde er bei Wilhelm Süss in Freiburg im Breisgau Assistent. Bei ihm errang er auch im Jahre 1941 die Habilitation über eine Arbeit zur Reinen Mathematik.
Nach 1945 half er Süss, das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach weiter zu betreiben. Sein Interesse an der Geschichte der Mathematik wurde durch die Arbeiten von Joseph Ehrenfried Hofmann geweckt, dem er in Oberwolfach in den Jahren 1945 und 1946 begegnet war. In Freiburg begann er 1947, Vorlesungen über Themen zur Geschichte der Mathematik abzuhalten. Dort erhielt er auch eine Unterstützung durch Heinrich Behnke, die es ihm ermöglichte, seine Arbeiten zu veröffentlichen.
Im Jahre 1952 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Freiburg ernannt. Einen Ruf an die Universität München nahm er im Jahre 1963 an, wo er als erster Dozent Professor für die Geschichte der Naturwissenschaften angestellt wurde. Dort gründete er das Institut für Geschichte der Naturwissenschaften. Gegen seinen geäußerten Willen wurde er 1964 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik gewählt. Im Jahre 1977 wurde er emeritiert.
Seine fachliche Beschäftigung begann er mit den Themen zur Differentialgeometrie und zum Körper der Komplexen Zahlen. Danach widmete er sich ab 1947 den Themen der Geschichte der Mathematik, zu denen er auch einige Bücher veröffentlichte. Schwerpunkte waren die Entwicklung der Mathematik des antiken Griechenlands und der Mathematik im 19. Jahrhundert.
Schriften
Über den Volta-Effekt. Roßteutscher, Coburg 1932, (Greifswald, Universität, Dissertation, 1932).
Einige kennzeichnende Eigenschaften des Kreises. In: Mathematische Zeitschrift. Bd. 40, 1936, S. 417–420, doi:10.1007/BF01218867.
Über den Begriff der algebraischen Struktur. In: Archiv der Mathematik. Bd. 4, Nr. 3, 1953, S. 163–171, doi:10.1007/BF01899513.
Zur Geschichte der Mathematik an der Universität Freiburg i. Br. (= Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. 7, ISSN0408-8263). Albert, Freiburg im Breisgau 1955, doi:10.1002/zamm.19560360319.
Die Entwicklung physikalischer Grundbegriffe bei den Griechen. In: Mathematisch-physikalische Semesterberichte. Neue Folge Bd. 11, Nr. 2, 1965, ISSN0340-4897, S. 144–162.
als Herausgeber mit Kurt Vogel: Simon Stevin: De Thiende. Das erste Lehrbuch der Dezimalbruchrechnung nach der holländischen und der französischen Ausgabe von 1585 (= Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften. Neue Folge Bd. 1). Übersetzt und erläutert. Akademische Verlags-Gesellschaft, Frankfurt am Main 1965.
Aus der Chronik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Bd. 68, 1966, S. 46–74, (online; auch als ergänzter Nachdruck 1980).
Geschichte des Zahlbegriffs (= BI-Hochschultaschenbücher. 172/172a). Bibliographisches Institut, Mannheim u. a. 1970.
Mathematik in Antike und Orient. Springer, Berlin u. a. 1984, ISBN 3-540-11647-8.
Mathematik im Abendland. Von den römischen Feldmessern bis zu Descartes. Springer, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-540-51206-3.
Mathematik in Antike, Orient und Abendland. 7. Auflage, Sonderausgabe in 1 Band. Fourier, Wiesbaden 2003, ISBN 3-925037-64-0 (Die Bände von 1984 und 1990 in einem Band).