Wefelscheid war Mitherausgeber der Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg und gehörte der Schriftleitung an. In dem von ihm mitgegründeten Thales-Verlag erschienen unter seiner Mitarbeit die Gesammelten Werke von Wilhelm Blaschke und Edmund Landau sowie die Monographie Theorie der Fastkörper von Heinz Wähling. Er war Mitherausgeber ausgewählter Werke des Ehepaares W.H. Young und G.C. Young. Wefelscheid gründete im Jahr 1977 zusammen mit Hans-Joachim Arnold die im Birkhäuser Verlag erscheinende Zeitschrift Resultate der Mathematik / Results in Mathematics.[3]
Das Grab von Heinrich Wefelscheid auf dem Friedhof Bredeney in Essen
Mit der von ihm gegründeten Dierks von Zweck-Stiftung konnten zahlreiche Tagungen finanziell unterstützt und Mathematikern aus Ost- und Südosteuropa sowie China wissenschaftliche Forschungsaufenthalte ermöglicht werden, wofür ihm im Jahr 2002 die Universität Sofia die Ehrendoktorwürde verlieh.[4]
Wirken
Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Verbindung von Algebra, Geometrie und Topologie. Wefelscheid beschäftigte sich mit topologisch-algebraischen Strukturen, hier insbesondere mit topologischen Fastkörpern und topologischen Dicksonschen Fastkörpern sowie topologischen Fastbereichen, zudem mit Permutationsgruppen und Minkowsi-Geometrien. Zusammen mit William Kerby, einem weiteren Schüler von Karzel, untersuchte er die Beziehungen zwischen scharf zweifach transitiven Gruppen und Fastbereichen sowie scharf dreifach transitiven Gruppen und KT-Feldern.
Ein spezielles Forschungsgebiet von Wefelscheid war die Theorie der Hyperbelstrukturen und die von ihm und Kerby eingeführten und zu Ehren ihres Lehrers Helmut Karzel benannten K-Loops. Wefelscheid bemerkte nach einer Lektüre des Physikers A. A. Unger, dass K-Loops zur Darstellung der Geschwindigkeitsaddition in der speziellen Relativitätstheorie eingesetzt werden können. Denn die als Thomas-Rotation zweier Beobachter zu einem weiteren Objekt bezeichnete Drehmatrix beschreibt einen Automorphismus des dreidimensionalen Raumes der physikalisch zulässigen Geschwindigkeiten mit der relativistischen Geschwindigkeitsaddition und bildet eine K-Loop.[5] Mit dieser Entdeckung hat Wefelscheid den Anstoß zu weiteren Arbeiten auf diesem Feld gegeben.[6][7][8][9]
Untersuchungen über Fastkörper und Fastbereiche. Habilitationsschrift Universität Hamburg, 1972
mit W. Kerby: Über eine scharf 3-fach transitiven Gruppen zugeordnete algebraische Struktur. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 37 (1972), Universität Berlin, Hamburg, S. 225–235. doi:10.1007/BF02999699
mit W. Kerby: Conditions of finiteness on sharply 2-transitive groups. In: aequationes mathematicae, 8 (1972), S. 287–290. doi:10.1007/BF01844504
mit W. Kerby: Bemerkungen über Fastbereiche und scharf zweifach transitive Gruppen. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 37 (1972), Universität Berlin, Hamburg, S. 20–29. doi:10.1007/BF02993896
Zur Konstruktion bewerteter Fastkörper. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 38 (1972), Universität Berlin, Hamburg, S. 106–117. doi:10.1007/BF02996926
Bewertung und Topologie in Fastkörpern. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 39 (1973), Universität Berlin, Hamburg, S. 130–146. doi:10.1007/BF02992826
mit W. Kerby: The maximal sub near-field of a near-domain. In: Journal of Algebra, 28 (1974), S. 319–325. doi:10.1016/0021-8693(74)90043-X
Über die Automorphismengruppen von Hyperbelstrukturen. In: Beiträge zur Geometrischen Algebra (1977), S. 337–343. doi:10.1007/978-3-0348-5573-0_46
Zur Charakterisierung einer Klasse von Hyperbelstrukturen. In: Journal of Geometry, 9 (1997), S. 127–133. doi:10.1007/BF01918064
Eine Orthogonalitätsbeziehung in Hyperbelstrukturen. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 48 (1979), Universität Berlin, Hamburg, S. 225–230. doi:10.1007/BF02941302
Zur Planarität von KT-Fastkörpern. In: Archiv der Mathematik, 36 (1991), S. 302–304. doi:10.1007/BF01223705
mit W. Wahl: Anordnung und Bewertung in Fastkörpern. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg, 19 (1991), Universität Berlin, Hamburg, S. 368–374. doi:10.1007/BF03323294
mit H. Karzel: Groups With An Involutory Antiautomorphism And K-Loops; Application To Space-Time-World And Hyperbolic Geometry I. In: Results in Mathematics, 23 (1993), S. 338–354. doi:10.1007/BF03322306
mit A. Kreuzer: On K-Loops Of Finite Order. In: Results in Mathematics, 25 (1994), S. 79–102, doi:10.1007/BF03323144
mit H. Karzel: A geometric construction of the K-loop of a hyperbolic space. In: Geometriae Dedicata, 58 (1995), S. 227–236. doi:10.1007/BF01263454
mit H. Wähling: Die Gruppe der speziellen gebrochen-affinen Transformationen eines KT-Fastkörpers. In: Archiv der Mathematik, 55 (1999), S. 181–186. doi:10.1007/BF01189140
H.-J. Arnold, W. Benz, H. Wefelscheid (Hrsg.): Beiträge zur Geometrischen Algebra. Birkhäuser, Basel 1977, ISBN 978-3-0348-5573-0.
Literatur
Wefelscheid, Heinrich. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1313.
↑Friedrich Vohl (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle 1991. Nach dem Stand vom 1. Januar 1991, S. 114
↑G. Freiling: Vorwort – Geburtstagsheft Prof. Wefelscheid. In: Results in Mathematics. Band 59, 2011, S. 199. doi:10.1007/s00025-011-0118-9
↑J. Bauer: Heinrich Wefelscheid zum Siebzigsten Geburtstag. In: Results in Mathematics. Band 59, 2011, S. 201–207. doi:10.1007/s00025-011-0120-2
↑Kreuzer, A.: Construction of Finite Loops of Even Order. In: Fong,Y. et al.(Hrsg.): Near-Rings and Near-Fields, Mathematics and Its Applications, 336 (1995), S. 169–179. doi:10.1007/978-94-011-0359-6_18
↑Taherian, S.-G.: On Algebraic Structures Related to Beltrami–Klein Model of Hyperbolic Geometry. In: Results in Mathematics , 57 (2010), S. 205–219. doi:10.1007/s00025-010-0021-9
↑Im, B.: Kinematic structures of certain loops. In: Comm. Korean Math. Soc., 12 (1997), No. 3, S. 543–550
↑Konrad, A.: Non-euclidean geometry and K-loops. (Nichteuklidische Geometrie und K-Loops). Dissertation TU München, 1995
↑Kreuzer, A.: Central Bol Loops. In: Saad, G. et al.(Hrsg.): Nearrings, Nearfields and K-Loops, Mathematics and Its Applications, 426 (1997), S. 301–310. doi:10.1007/978-94-009-1481-0_23