Heinrich Lersch wurde in München-Gladbach (heute Mönchengladbach) geboren. Nachdem er von seinem Vater das Handwerk des Kesselschmieds erlernt hatte, ging Lersch auf Wanderschaft und arbeitete in verschiedenen deutschen Städten.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Lersch als Kriegsfreiwilliger. Der Refrain seines Gedichtes „Soldatenabschied“ machte ihn noch 1914 als Kriegslyriker bekannt: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“[1] Wegen der Folgen einer Verschüttung (Asthma, nervöse Magenbeschwerden) war Lersch ab Mitte 1915 dienstuntauglich. Die Kesselschmiede seines Vaters führte er noch bis 1924 und gab sie danach wegen eines Lungenleidens auf. Infolge seiner Krankheit kam es zu mehreren Erholungsaufenthalten im Ausland: 1926 in Davos, von 1926 bis 1928 sowie 1931 auf Capri und 1931 in Griechenland. Als Schriftsteller war Lersch Autodidakt und gilt neben seiner sozialistischen Ausrichtung als Vertreter eines katholisch geprägten Expressionismus.
1932 zog Lersch mit seiner Familie nach Bad Bodendorf an der Ahr, um in der Nähe des Heilpraktikers Matthias Leisen zu sein.
Heinrich Lersch starb 1936 in Remagen im Alter von 46 Jahren an einer Lungen- und Rippenfellentzündung.[2] Zu seinem Ehrenbegräbnis erschienen einige tausend Trauernde.
Nach Kriegsende wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Lerschs Werke Deutschland muß leben (1914), Herz! Aufglühe dein Blut! (1916), Klinge hinaus, schlagender Schall (1940), Wir Werkleute (1936) und Das dichterische Werk (1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5][6] Andererseits wurden in den Obelisken von Putbus anlässlich der Bodenreform 1945 die Worte Lerschs aus dem Morgenlied der neuen Arbeiter:[7]
„Was des Volkes Hände schaffen, soll des Volkes Eigen sein“
aktualisierend abgewandelt in:
„Was des Volkes Hände schaffen, ist des Volkes Eigen“
eingemeißelt.
Ehrungen
In Deutschland wurden mehrere Straßen (unter anderem in Mönchengladbach, Bergkamen, Bochum, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Herten, Hilden, Köln, Münster, Unna und Zwickau) und eine Schule (die Gemeinschaftshauptschule Heinrich-Lersch in Mönchengladbach-Lürrip) nach ihm benannt.
In der österreichischen Stadt Graz wurde 2011 der Heinrich-Lersch-Platz in Helene-Serfecz-Platz umbenannt. Helene Serfecz war als Widerstandskämpferin 1943 von den Nazis ermordet worden.[8]
Lersch beschrieb in seinen Gedichten die Härte des Arbeiterdaseins, wandte sich aber auch politischen Themen zu. In einigen Gedichten verherrlichte er den Nationalsozialismus. Er hielt Vorträge vor der Hitlerjugend und anderen Organisationen. Lerschs Spruch „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“ wurde nach 1918 zur Kampfparole. Sie findet sich auf zahlreichen Kriegerdenkmälern, etwa in Hamburg, aber auch als Leitspruch des Soldatenfriedhofes in Langemarck. In abgewandelter Form wurde der Satz als „Deutschland muß sterben, damit wir leben können“ in dem Song Deutschland muß sterben von der deutschen Punkband Slime in satirischer Weise aufgegriffen.
Herz! Aufglühe dein Blut! Gedichte im Kriege. (1916)
Kriegslieder. Band 2. Sekret. Volksverein – Verlag, Mönchengladbach 1917.
Vergiß du deines Bruders Not. Arbeitergedichte. Salm – Verlag, Cöln 1917, 14 S. (Flugblätter rheinischer Dichtung, R 3, Bl.1).
Deutschland! Lieder und Gesänge von Volk und Vaterland. 1. – 5. Tsd. Diederichs, Jena 1918, 141 S. (auch Online – Publikation)
Schulter an Schulter. Gedichte von Krieg und Arbeit. Sekret. Soz. Studentenarbeit, Mönchengladbach 1918, 15 S.
Der preußische Musketier. Drei Gestalten. Gedicht. Sekret. Soz. Studentenarbeit, Mönchengladbach 1918, 15 S.
Das Land. Gedichte aus der Heimat. Sekret. Soz. Studentenarbeit, Mönchengladbach 1918, 18 S.
Die ewige Frau. Liebesgedichte. Salm – Verlag, Cöln 1919. 15 S. (Rhein. Dichtung in Flugblättern. Sonderheft 7)
Das ist es. Gesellschaft der Bücherfreunde, Chemnitz 1922.
Der Augenblick. Immeln, Mönchengladbach 1925.
Mensch im Eisen. Gesänge von Volk und Werk. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1925, 4. – 5. Td., 1927[9]
Capri. Dichtungen. Mit Bildern von Else Seifert. Verlag Jess, Dresden 1926.
Manni!. Geschichten von meinem Jungen, aufgeschrieben vom Vater. Dt. Verlags – Anstalt, Stuttgart 1926. – ein Kinderbuch für Erwachsene, das Anekdoten und Begebenheiten in der Familie schildert, Lerschs erfolgreichstes Buch
Der grüßende Wald. Legenden und Geschichten. 1. – 5. Td. Bühnenvolksbundverlag, Berlin 1927.
Neue Erzählungen und Gedichte. Orplid – Verlag, Mönchengladbach 1927.
Stern und Amboß. Gedichte und Gesänge. 1. – 4. Tsd. Arbeiterjugend-Verlag, Berlin 1927.
Hammerschläge. Ein Roman von Menschen und Maschinen. (1930)
Mit brüderlicher Stimme. Gedichte. (1934)
Die Pioniere von Eilenburg. Roman aus der Frühzeit der deutschen Arbeiterbewegung. (1934)
Im Pulsschlag der Maschinen. Novellen. (1935)
Deutschland muß leben! (1935)
(posthum) Unter den Hämmern. Erzählungen aus der Welt der Kesselschmiede. Reihe: Berckers kleine Volksbibliothek, 36. Butzon & Bercker, Kevelaer 1950[10]
Literatur
Steffen Elbing: Heinrich Lersch (1889–1936). Eine literaturpolitische Biographie. Aisthesis, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8498-1047-4.
Ralf Georg Czapla: Katholizismus, Nationalismus, Sozialismus. Zur Interferenz weltanschaulicher Formationen im Werk des Arbeiterdichters Heinrich Lersch. In: Wilhelm Kühlmann, Roman Luckscheiter (Hrsg.): Moderne und Antimoderne. Der Renouveau catholique und die deutsche Literatur. Beiträge des Heidelberger Colloquiums vom 12. bis 16. September 2006 (= Catholica. Quellen und Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte des modernen Katholizismus, Bd. 1). Rombach, Freiburg im Breisgau, Berlin, Wien 2008, ISBN 978-3-7930-9546-0, S. 325–359.
Edgar Lersch: Es hat ein jeder Toter des Bruders Angesicht. Reflexionen eines Nachgeborenen über Heinrich Lersch. In: Muschelhaufen. Jahresschrift für Literatur und Grafik, Nr. 43, Viersen 2003. ISSN0085-3593
Wolfgang Delseit: Heinrich Lersch. In: Bernd Kortländer (Hrsg.): Literatur von nebenan (1900-1945). 60 Portraits von Autoren aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen. Aisthesis, Bielefeld 1995, ISBN 3-89528-113-1
Jutta Stratmann (Bearb.): Verzeichnis der Archivbestände zu den Arbeiterdichtern Paul Zech (1891- 1946), Gerrit Engelke (1890-1918) und Max Barthel (1893-1975) sowie Übersicht über den Nachlaß von Heinrich Lersch (1889-1936) und Katalog zur Ausstellung „Arbeiterdichter zu Krieg und Arbeitswelt“. Nachlässe von Arbeiterdichtern der 20er Jahre im Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur.Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund 1984.
Fritz Hüser (Hrsg.): Heinrich Lersch. Kesselschmied und Dichter. 1889-1936. Mit Beiträgen von Hanns Martin Elster, Anni Geiger-Hof, Max Barthel und einer Heinrich-Lersch Bibliographie von Hedwig Bieber. Dortmund Städtische Volksbüchereien. 1959. (= Dichter und Denker unserer Zeit; 27).
↑ abcErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 363.
↑hier schreibt Lersch mit großem Pathos über sein bisheriges Leben und Erleben
↑32 S. Der Verlag gehört zum fundamentalistisch-katholischen Spektrum und produziert vor allem Devotionalien für diesen Wallfahrtsort, neben Büchern auch Gegenstände. In der Nachkriegszeit verlegte er diese Reihe von zahllosen Nummern (die Nummerierung geht bis über 1000) als frühe Form des Taschenbuchs. Eine Serie war über Handwerker, in der v. a. Mathias Ludwig Schroeder publiziert wurde, ferner Philipp Faust und Otto Wohlgemuth. Die Absicht war hier eine katholisierende Literatur der Arbeitswelt. Daneben wurden Titel zur Hebung des Bildungsniveaus am Niederrhein produziert