Das Haus Wettin ist mit über 1000 Jahren Familiengeschichte eines der ältesten urkundlich nachgewiesenen Geschlechter des deutschen Hochadels, dem eine historische Bedeutung für die Landesgeschichte der Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern zukommt. Ihren Namen leitet die Dynastie von der Burg Wettin ab, gelegen in der Nähe von Halle (Saale).
Das Haus Wettin kann in seiner Herkunft bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Es ist damit, nach den älteren Welfen und Reginaren (dem Haus Hessen), die einzige noch bestehende Familie Deutschlands, die urkundlich vor der ersten Jahrtausendwende nachgewiesen ist. Die übrigen später großen Dynastien wie die Hohenzollern, Habsburger, Wittelsbacher, Askanier, Oldenburger, Obotriten und Zähringer erscheinen sämtlich erst nach dem Jahr 1000 in der schriftlichen Überlieferung.
Über die frühesten bekannten Stammesältesten der Wettiner ist bei dem Chronisten Thietmar von Merseburg zu lesen, dass der Graf Dedo I. (im Original Daedi comes) (* um 960; † 13. November 1009) der Sohn eines Dietrich (im Original Thiedrico) war. Beide sollen dem Stamm der sogenannten „Buzici“ angehört haben, dessen genealogische Verbindung zu Adelsgeschlechtern der Sorben im Bereich des Limes Sorabicus ungeklärt ist und die – besiegt, tributpflichtig und untertänig geworden – auch nicht als erwähnenswert angesehen worden wären. Dedo soll in jungen Jahren einem agnatischen Verwandten im Limes Sorabicus, dem Gaugrafen Rikdag († 985), als Vasall gedient haben.[1]
Über die Herkunft des Dietrich und Dedo de Buzici wurden in der Geschichtsliteratur mannigfaltige Überlegungen angestellt. Eine Ansicht aus der Dissertation Friedrich Kurzes von 1886, die Otto Posse in seiner Genealogie des Hauses Wettin 1897 übernahm, bezieht den Stammesnamen Buzici auf einen „Buco“ oder „Buzo“, der eine Kurzform des Namens „Burchard“ sein soll, und identifiziert die Buzici daher mit den Burcharden, Gefolgsleuten der Karolinger seit Karl dem Großen. Zwei in der Schlacht am Kap Colonna gegen die Sarazenen (13. Juli 982) gefallene Adelige, Burchard IV. im Hassegau und Dedi, werden dabei als Brüder Dietrichs I. und der 957 gestorbene HassegaugrafDedi (Téti) als ihr gemeinsamer Vater angesehen.[2] Eine Erweiterung dieser Interpretation des lateinischsprachigen Textes führt Dietrichs Abstammung bis auf einen 908 gegen die Ungarn gefallenen Burchard von Thüringen, Markgrafen im Limes Sorabicus in Nachbarschaft zum bayerischen Nordgau, zurück.
Eine zweite Ansicht zur Herkunft des Hauses Wettin, die Reinhard Wenskus und Stefan Pätzold vertreten, führt die Buzici ebenfalls auf den Leitnamen Burchard zurück und hält Dietrich für einen Sohn des schwäbischen Herzogs Burchard III. († 973) aus dem Geschlecht der Burchardinger, der nach 926 einige Zeit in Sachsen verbrachte und aus einer urkundlich nicht belegten ersten Ehe mit einer Immedingerin namens Wieltrud stammen soll. Zur Stützung dieser Herkunftstheorie der Buzici wird angeführt, dass in der Vorrede des, allerdings erst im 13. Jahrhundert entstandenen, Sachsenspiegels das Haus Wettin zu den fränkischen Geschlechtern gezählt wird.
Eine dritte Herkunftstheorie, vertreten im Lexikon des Mittelalters, sieht Dietrich als Sohn des HarzgaugrafenVolkmar (Folcmar, um 945). Dafür spricht, dass der agnatische Verwandte Rikdag als Angehöriger der Harzgaugrafen gilt, einer Sippe, die sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
Frühe Geschichte
Die Grundherrschaft Wettin im Gau Nudzici wird erstmals in einer am 29. Juli 961 ausgestellten Urkunde von König Otto I. dem Großen schriftlich erwähnt.[3] Der spätere Kaiser bestimmte darin, dass unter anderem auch der von Wettin eingezogene Kirchenzehnt an das Kloster St. Moritz zu Magdeburg zu entrichten sei. Die Grundherrschaft Wettin gehörte kurze Zeit später der meißnischen Mark des Grafen Rikdag an, in dessen Dienst unter anderen der ihm agnatisch verwandte Dedo I. stand. Offenbar hatte dieser die Grundherrschaft von dem Markgrafen als Allod erhalten, das fortan in der Familie erblich blieb. Der Stammsitz der frühen Wettiner war allerdings zunächst die Burg Eilenburg, die Dedo II. als ältester Sohn Dietrichs II. erbte. Der Eilenburger Zweig der Sippe erlangte später die Markgrafschaft Meißen, starb aber 1123 im Mannesstamm aus.
Ein jüngerer Sohn Dietrichs II. war Thimo, der neben anderen Gütern der Familie auch die Burg Wettin von seinem Vater geerbt hatte. Von ihm stammten letztlich alle nachfolgenden Generationen der Wettiner ab, und offenbar diente für ihn die namensgebende Burg bereits als bevorzugter Stammsitz. Denn Thimo war der erste seiner Familie, der schon in zeitgenössischen Chroniken als „Graf von Wettin“ bekannt war.[4] Abgeleitet vom Namen dieser Stammburg wurden die Nachkommen und auch rückwirkend die Vorfahren Thimos „Wettiner“ genannt, ein Familienname, der sich spätestens im 13. Jahrhundert als allgemein gebräuchlich für diese Familie durchgesetzt hat, wie die in dieser Zeit entstandene Genealogie der frühen Wettiner, die Genealogica Wettinensis, bezeugt.[5]
Die Mark Meißen gaben die Wettiner fortan nicht mehr aus der Hand, sie wurde zum Ausgangspunkt ihrer Expansion in den thüringischen Raum. Die Burg Wettin hingegen kam nach Aussterben der Wettiner Grafenlinie 1217 im Erbgang an die wettinischen Grafen von Brehna. Otto IV. von Brehna verkaufte am 14. November 1288 die Grafschaft Wettin an den Erzbischof von Magdeburg. Sie wurde in ein erzbischöfliches Amt umgewandelt.
Als besonders folgenschwer sollte sich die sogenannte „Leipziger Teilung“ 1485 erweisen, in der Kurfürst Ernst mit seinem jüngeren Bruder Albrecht dem Beherzten eine Teilung der wettinischen Lande vereinbarte. Ernst übernahm dabei vor allem die Landgrafschaft Thüringen und das Herzogtum Sachsen-Wittenberg einschließlich der mit ihm verbundenen unteilbaren Kurwürde, Albrecht die Mark Meißen einschließlich des Titels „Herzog von Sachsen“. Im Gegensatz zu den vorherigen Teilungen hat sich diese dauerhaft dynastisch verfestigt. Die Leipziger Teilung führte zum Entstehen der ernestinischen Linie und der albertinischen Linie, die bis zum heutigen Tage existieren.
Die „Leipziger Teilung“ begründete die bis heute fortbestehende Trennung der Wettiner in die ältere ernestinische Linie und die jüngere albertinische Linie.
Die von Kurfürst Ernst abstammende ältere „ernestinische Linie“ erlangte insbesondere durch ihren Schutz für die Reformation im 16. Jahrhundert eine besondere historische Bedeutung. Kurfürst Friedrich der Weise bot dem Reformator Martin Luther auf der Wartburg sicheres Asyl vor der Verfolgung Kaiser Karls V. Dadurch gerieten die Ernestiner allerdings auch in einen Gegensatz zu ihren albertinischen Vettern, die in den nun ausbrechenden Konfessionskämpfen zunächst der kaiserlich-katholischen Seite die Treue hielten. Dies hatte zur Folge, dass den Ernestinern 1547 die sächsische Kurwürde entzogen wurde, die auf den Albertiner Moritz übertragen wurde. Gleichwohl ging auch dieser später zur protestantischen Seite über.
Die Ernestiner behielten allerdings, wie auch die Albertiner, den Titel Herzog zu Sachsen bei, der auf alle männlichen Mitglieder der Familie übertragen wurde. Als ursprünglicher Haupttitel wurde er zusätzlich zum vorangestellten Linien-Titel (Prinz von...), der das betreffende Teilterritorium bezeichnete, geführt.
Durch fortgesetzte Praxis der Erbteilung entstanden in den folgenden Jahrhunderten mehrere sächsische Herzogtümer auf thüringischem Boden (siehe Hauptartikel: Ernestinische Herzogtümer) sowie mehrere ernestinische Linien, die diese Herzogtümer regierten. Zu nennen sind neben der ältesten Linie, dem Haus Sachsen-Weimar, noch das Haus Sachsen-Gotha-Altenburg (1825 erloschen), das Haus Sachsen-Meiningen, das (jüngere) Haus Sachsen-Altenburg (1991 erloschen) und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Aufgrund dieser Teilungen verloren die Ernestiner allerdings zumindest in Deutschland weitgehend ihre politische Bedeutung. International bedeutend wurde das Haus Sachsen-Coburg und Gotha bzw. dessen Nebenlinie Sachsen-Coburg-Koháry, denn Angehörige dieser Linien gelangten im 19. Jahrhundert auf den britischen, portugiesischen, bulgarischen und belgischen Thron (siehe unten). Wie in ganz Deutschland auch wurden die Monarchien in Thüringen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Zuge der Novemberrevolution 1918 abgeschafft.
Kurfürst von Sachsen und Landgraf von Thüringen. Verlor 1547 die sächsische Kurwürde an die albertinische Linie und trug seither den Titel eines „Herzogs von Sachsen“.
Ernestiner in Europa (Coburger)
Die ernestinische Linie der Wettiner gelangte erst im 19. Jahrhundert durch eine weitgreifende Heiratspolitik wieder zu einer europäischen Bedeutung, indem nicht nur ihre weiblichen Mitglieder in regierende Fürstenhäuser hinein, sondern auch ihre männlichen Vertreter die Erbinnen von Königsthronen heiraten konnten oder direkt auf die Throne unabhängig gewordener Monarchien gesetzt wurden. Hervor taten sich dabei ausschließlich die Angehörigen des Zweigs der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha.
Belgien
Die belgische Linie begründete Prinz Leopold Georg von Sachsen-Coburg und Gotha, der 1831 vom Nationalkongress der gerade unabhängig gewordenen Belgier als Leopold I. zu deren König gewählt wurde. Seine Nachkommen stellen bis heute die Könige der Belgier.
Portugal
Zwei Neffen Leopolds gewannen durch ihre Ehen, die er maßgeblich vermittelt hatte, je einen europäischen Thron. Prinz Ferdinand August von Sachsen-Coburg-Gotha heiratete 1836 Königin Maria II. von Portugal und wurde als Ferdinand II. deren Mitkönig. Seine Nachkommen stellten bis zur Abschaffung der Monarchie und der Proklamation der Republik 1910 die letzten Könige von Portugal. Mit König Manuel II. starb zudem die portugiesische Linie im Mannesstamm aus, die Prätendentschaft auf den Thron ging wieder auf die Vertreter des alten Königshauses Braganza über.
Leopolds zweiter erfolgreich vermittelter Neffe war Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der 1840 Königin Victoria von Großbritannien heiratete. Wenngleich er selbst die Position des Prinzgemahls einnahm, wurde durch die Thronbesteigung ihres Sohnes Eduard VII. das „Haus Sachsen-Coburg und Gotha“ auf dem britischen Thron begründet.
Um seine bedingungslose Loyalität zu Deutschland zu demonstrieren, unterzeichnete Carl Eduard, Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha am 12. März 1917 ein Gesetz, das außerdeutsche Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von der Thron- und Erbfolge ausschloss, wenn ihr Heimatstaat Krieg gegen das Deutsche Reich führt.[7] Dieses Gesetz richtete sich direkt gegen das britische Königshaus. Kurz danach wurde auch von seiten des britischen Königshauses der Bruch vollzogen. König Georg V. änderte wegen des innenpolitischen Drucks aufgrund der Verwandtschaft der königlichen Familie mit einem regierenden deutschen landesfürstlichen Haus am 17. Juli 1917 den anglisierten deutschen Namen Saxe-Coburg and Gotha in Windsor.[8][9] Zudem verzichtete er für sich und alle Nachfolger auf alle deutschen Titel und Würden und forderte den britischen Adel auf, das Gleiche zu tun. Seitdem gilt das Jahr 1917 als Gründungsdatum der eigenen Königsdynastie der Windsors.[10] Damit sind die Wettiner im Vereinigten Königreich nicht mehr offiziell vertreten.
Ein Großneffe des Prinzen Albert war Prinz Ferdinand Maximilian von Sachsen-Coburg und Gotha-Koháry. Er wurde 1887 als Ferdinand I. mit österreichischer Unterstützung zum Fürsten von Bulgarien, zu dessen Zaren er sich nach der Unabhängigkeit des Landes vom osmanischen Reich 1908 erhob. Die Monarchie wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1946 abgeschafft, der letzte Zar und aktuelle Prätendent Simeon Sakskoburggotski (Simeon II.) amtierte zwischen 2001 und 2005 als Ministerpräsident von Bulgarien.
Im Gegensatz zu den Ernestinern hatten es die albertinischen Wettiner verstanden, die Schwächung ihrer Hausmacht durch größere Erbteilungen zu vermeiden. Sie erhielten sich dadurch eine Position unter den führenden Territorialfürsten Deutschlands bei. Durch geschicktes politisches und militärisches Taktieren erreichte Moritz 1547 gar vom Kaiser die Übertragung der sächsischen Kurwürde, die fortan mit dem albertinisch-meißnischen Land verbunden blieb. Barockfürst Friedrich August der Starke gelangte 1697 als erster Wettiner überhaupt zur Königswürde, indem er sich seine Wahl zum König von Polen erkaufte. Unter ihm erreichte Kursachsen eine kulturelle und politische Blüte. Infolge der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in den napoleonischen Kriegen 1806 nahm Friedrich August der Gerechte den Königstitel an und begründete das Königreich Sachsen. Die mit dem Ende Napoleon Bonapartes verbundene Niederlage Sachsens in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 kostete das Land in der Teilung des Königreiches Sachsen auf dem Wiener Kongress einen großen Teil seines Gebiets, und nach dem Sieg Preußens in der Schlacht bei Königgrätz 1866 geriet es unter dessen Einfluss.
Im Jahr 1871 trat das Königreich Sachsen als Bundesstaat dem Deutschen Reich bei. Wie in ganz Deutschland auch wurde die Monarchie in Sachsen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Zuge der Novemberrevolution 1918 abgeschafft und der Freistaat Sachsen proklamiert. Mit der Abdankung im Jahr 1918 wurden die Wettiner im Rahmen der Fürstenenteignung in Sachsen enteignet. Die Familie gründete daraufhin 1922 den Familienverein Haus Wettin Albertinischer Linie e. V., der als Ansprechpartner für den Staat in vermögensrechtlichen Fragen diente. Im Juni 1924 wurde durch einen Staatsvertrag die Aufteilung zwischen Staats- und Privatvermögen endgültig geregelt. Der Familienverein bekam lediglich Schloss Moritzburg; die anderen königlichen Schlösser wurden in Staatseigentum überführt. Zusätzlich erhielten die Wettiner diverse Zahlungen. Der letzte König, Friedrich August III., verstarb 1932 in seinem privaten Schloss Sibyllenort in Schlesien; sein Sohn Friedrich Christian bewohnte in Dresden das ebenfalls private Schloss Wachwitz, während die Königliche Villa in Strehlen vermietet wurde.
Gegenwärtig ist die Frage des Familienoberhauptes der albertinischen Linie des Hauses Wettin nicht geklärt, da ein Nachfolgestreit bei den Albertinern entstanden ist. Ansprüche werden von Alexander Prinz von Sachsen-Gessaphe (* 1954) und anderen Familienmitgliedern erhoben. Der Deutsche Adelsrechtsausschuß und einflussreiche Wettiner haben sich zur Nachfolgefrage geäußert. Ein Konsens wurde bislang in der Familie nicht bewirkt.
Kurfürst und König von Sachsen. Nach Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 zum König von Sachsen erhoben. Als Kurfürst Friedrich August III., als König Friedrich August I.
Maria Amalia von Sachsen (sp: María Amalia de Sajonia; * 24. November 1724, † 27. September 1760) Königin von Neapel-Sizilien sowie Königin von Spanien, Tochter von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen.
Maria Josepha von Sachsen (franz.: Marie Josèphe de Saxe; * 4. November 1731, † 13. März 1767) Dauphine de France, Tochter von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen
Albert von Sachsen (* 11. Juli 1738, † 10. Februar 1822) Herzog von Teschen, Sohn von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (* 26. August 1819, † 14. Dezember 1861) britischer Prinzgemahl, Sohn von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha
Wettiner Linien und Fürstentümer 1485–1918 (Grafik)
Überblick über die einzelnen durch Erbteilungen entstandenen Linien und Fürstentümer der Wettiner, seit der Bildung der Ernestiner und Albertiner Linien in der Leipziger Teilung 1485, sowie deren Vererbungen bei ihrem jeweiligen Aussterben (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken).
Im Jahr 1889 fand in Dresden eine groß angelegte Jubelfeier statt. Freiherr Richard von Mansberg organisierte dazu einen Umzug von Teilnehmern aus thüringisch-sächsischen Adelsfamilien, dem Ministerialadel des Hauses Wettin. Der „Turnierzug“ fand am Mittwoch, dem 19. Juni 1889 in Dresden statt. Die Teilnehmer posierten auch auf Bildern, verkleidet als Ritter sowie als Knappen vor ihren eigenen Schlössern und Burgen. Ihre Kleidung und Bewaffnung sollte das 14. Jahrhundert widerspiegeln. Diese farbigen Lichtdrucktafeln wurden im Jahre 1890 vom Dresdner Verlag Wilhelm Hoffmann als Erinnerung an die Feier herausgegeben. Die Abbildungen/Bilder (28 Farbtafeln und 9 Lichtdrucktafeln) sollen von G. Hohneck geschaffen worden sein. Die 1990 vom Schlossmuseum Hinterglauchau neu herausgegebene Kartenserie „Ritter in Sachsen“ (Teile 1 und 2) zeigt nicht alle Teilnehmer des Turnierzuges 1889 in Dresden. Sie traten in farbenprächtigen Kostümen auf, teilweise in Rüstung, und selbst die Pferde, die die „Ritter“ trugen, waren wie im Falle von Turnieren mit einem Umhang „bekleidet“. Einige „Ritter“ hielten eine Turnierlanze.[11][12]
An diese Feier erinnerten auch später noch einige Denkmale:
Die 1890 veröffentlichten farbigen Abbildungen zeigen folgende Teilnehmer („Darstellung der Theilnehmer in farbigem Lichtdruck nebst erläuternden historischen Nachweisen von R. Freiherr von Mansberg“) des „Mittelalterlichen Turnierzuges zur 800jährigen Jubelfeier des erlauchten Hauses Wettin“ am 19. Juni 1889 in Dresden:
Arwed (Knappe) und Georg (Ritter), Edle von der Planitz, vor Schloss Piskowitz bei Kamenz (Rücktitel Serie 1)
Colin Freiherr von Halkett (Knappe) und Leo Sahrer von Sahr (Ritter) vor Schloss Dahlen bei Oschatz (Innentitel von Serie 1)
Horst von Wolfersdorf (Knappe) und Egon von Posern (Ritter) vor Schloss Waltersdorf nahe der Elster
die Freiherren Georg (Knappe) und Heinrich (Ritter) von Friesen vor Forsthof Cunnersdorf bei Königstein
Heinrich Freiherr von Welck (Knappe) und Arthur Freiherr von Koenneritz (Ritter), im Hintergrund als Fotomontage die Rittergüter Mulda (vorn) und Lossa (hintere Bildmitte) sowie das Schloss Erdmannsdorf (rechts) bei Augustusburg (Erzgeb.)
Arnold von der Decken (Knappe) und Georg von Carlowitz (Ritter) vor Schloss Röhrsdorf bei Dresden
Hans von Carlowitz (Knappe) und Alfred von Carlowitz-Hartitzsch (Ritter) vor Schloss Heyda bei Wurzen
Albert (Knappe) und Wilhelm (Ritter) von Pflug vor Schloss Strehla an der Elbe
Max von der Pforte (Knappe) und Georg von Schlieben (Ritter) vor Schloss Pulsnitz in der Oberlausitz (Altes Schloss Pulsnitz)
Friedrich (Knappe) und Otto (Ritter) von Schönberg vor Schloss Mockritz bei Döbeln
Kurt (Knappe) und Horst (Ritter) von Schönberg vor Schloss Purschenstein im Erzgebirge (Rücktitel Serie 2)
Georg Bock von Wülfingen (Knappe) und Georg Sahrer von Sahr (Ritter) vor Schloss Ehrenberg in Ehrenberg bei Kriebstein an der Zschopau (Innentitel Serie 2); abgegangenes Schloss
Conrad (Knappe) und Carl (Ritter) von Wuthenau vor Schloss Hohenthurm bei Halle (Barockschloss)
Freiherr Ferdinand von Koenneritz (Knappe) und Heinrich von Leipziger (Ritter) vor Herrenhaus/Schloss(?) Zwethau bei Torgau
Erich (Knappe) und Walther (Ritter) von Witzleben vor Schloss Roßleben an der Unstrut
Albert von Abeken (Knappe) und Dietrich von Kommerstädt (Ritter) vor Schloss Gröba an der Elbe
Herbert (Knappe) und Carl (Ritter) von Metzsch auf Reichenbach vor Schloss Friesen bei Reichenbach im sächsischen Vogtland (abgegangenes Schloss)
Doppelabbildung (Fotomontage): Erich (Knappe) und Arno (Ritter) von Arnim vor Schloss Otterwisch im Kreis Leipzig; Werner (Knappe) und Arndt (Ritter) von Arnim vor Schloss Kitzscher bei Borna
Günther (Knappe) und Karl (Ritter) von Carlowitz vor Schloss Kuckuckstein in Liebstadt im Osterzgebirge
Fritz von Kirchbach (Knappe) und Graf Hans von Wallwitz (Ritter) vor Schloss Grossborthen (Borthen) bei Dresden
Adrien van Wyck (Knappe) und Graf Bogislaw Kleist von Loß vor Schloss Hirschstein an der Elbe
Carl (Knappe) und Alexander (Ritter) von Arnim vor Schloss Planitz bei Zwickau
Walter (Knappe) und Holm (Ritter) von Metzsch vor Burg Mylau im sächsischen Vogtland
die Freiherren Fritz o Byrn (Knappe) und Hans von Palm (Ritter) vor Schloss Lauterbach bei Großenhain
Eberhard (Knappe) und Hans (Ritter) von Erdmannsdorff vor Schloss Schönfeld bei Großenhain
Horst von Beust (Knappe) und Oswald von Carlowitz (Ritter) vor Rittergut Falkenhain bei Wurzen
Rudolf (Knappe) und Curt (Ritter) von Kyaw vor Schloss Hainewalde in der Oberlausitz
Hans von Einsiedel (Knappe) und Graf Egon von Rex (Ritter) vor Schloss Zehista bei Pirna
Herr von Wolf (Knappe; anonym) und Max von Oppel (Ritter) vor Schloss Wachau bei Radeberg
Doppelabbildung (Fotomontage): Kurt Haebler (Knappe) und Hans von Sandersleben (Ritter) vor Schloss Althörnitz bei Zittau; Constantin Platzmann (Knappe) und Georg von Sandersleben (Ritter) vor Rittergut Neubau bei Frankenberg
Ernst (Knappe) und Max (Ritter) von Löben vor Schloss Milkel
Carl (Knappe) und Heinrich (Ritter) von Zeschau vor Schloss Obernitzschka bei Wurzen
Arthur (Knappe) und Philipp (Ritter) von „der Stammer“ vor Schloss Ballenstedt im Hartz
Feodor von Schönberg (Knappe) und Maximilian von Trützschler auf Falkenstein (Ritter) vor Schloss und Burgruine Falkenstein im sächsischen Vogtland
Bernhard (Knappe) und Georg (Ritter) von Pflug vor Schloss Tiefenau östlich von Strehla (abgegangenes Schloss)
Heinrich (Knappe) und Adolf (Ritter) von Schönberg vor Schloss Thammenhayn bei Wurzen
Karl von Süßmilch-Hörnig (Knappe) und Wilhelm von Polenz (Ritter) vor Schloss Cunewalde in der Oberlausitz
Siegfried von Oppel (Knappe) und Freiherr Max von Beschwitz (Ritter) vor Schloss Arnsdorf
Oswald (Knappe) und Wolf (Ritter) von Tümpling vor Schloss Tümpling bei Camburg am Saaletal
Freiherr Albert von Welck (Knappe) und Rudolph von Bünau (Ritter) vor Schloss Bischheim bei Kamenz
Joseph (Knappe) und Egon (Ritter) von Schönberg vor Schloss Rothschönberg bei Deutschenbora
Heinrich von Zeschau (Knappe) und Henning aus dem Winckel (Ritter) vor Burg Wettin an der Saale
Freiherr Ferdinand von Uslar-Gleichen (Knappe) und Hans von Kommerstädt (Ritter) vor Schloss Schönfeld bei Greiz (abgerissen ?)
Graf Ernst zur Lippe (Knappe) und Erich von Mangoldt (Ritter) vor Schloss Reinhardsgrimma bei Dippoldiswalde
Grundlage der 800-Jahr-Feier war die Entdeckung des Staatsarchivars Otto Posse, dass der Ritter Heinrich von Eilenburg, der sein Geschlecht nach dem Stammschlosse Burg Wettin benannte, das Amt des Markgrafen von Meißen übertragen bekommen hatte durch Kaiser Heinrich IV. Urkundlich belegt im Jahre 1089. Heinrich nannte sich fortan Heinrich von Wettin. Er und sein Sohn Heinrich II. waren nur Markgrafen als bestallte Beamte (Ministeriale), also nicht erblich. Erst Konrad von Wettin wird 1123 per kaiserlichem Erlass erblicher Markgraf werden. Da man aber mit einer Feier nicht bis 1923 warten wollte, wurde die 800-Jahr-Feier auf 1889 festgelegt. Vom 15. bis zum 19. Juni 1889 versinkt die Dresdner Innenstadt nahezu in einem Fahnenmeer, die Besucher und adeligen Ehrengäste huldigen dem Haus Wettin und dem aktuellen König Albert von Sachsen (geboren am 27. April 1828) und seiner Familie. Vor der Hofkirche waren zwei „Wettin-Säulen“ (Obelisken) errichtet worden.[14]
Jürgen Helfricht: Die Wettiner. Sachsens Könige, Herzöge, Kurfürsten und Markgrafen. 5. Auflage. Sachsenbuch, Leipzig 2012, ISBN 3-89664-044-5.
Hans Hoffmeister, Volker Wahl (Hrsg.): Die Wettiner in Thüringen. Geschichte und Kultur in Deutschlands Mitte (= Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar. Nr. 2). Rhino, Arnstadt/Weimar 1999, ISBN 3-932081-33-1.
Anne-Simone Knöfel: Dynastie und Prestige. Die Heiratspolitik der Wettiner (= Dresdner historische Studien. Bd. 9). Böhlau. Köln u. a. 2009, ISBN 3-412-20326-2.
Heinz Werner Lewerken (Hrsg.): Die Ahnengalerie der Wettiner. Ausstellungskatalog der Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Sandstein, Dresden 2006, ISBN 3-937602-70-4.
Stefan Pätzold: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221 (= Geschichte und Politik in Sachsen. Bd. 6). Böhlau. Köln/Weimar/Wien 1997, ISBN 3-412-08697-5.
Jörg Rogge: Die Wettiner. Aufstieg einer Dynastie im Mittelalter. Thorbecke, Ostfildern 2005, ISBN 3-7995-0151-7.
Harald Winkel: Herrschaft und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde. Bd. 32). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2010, ISBN 3-86583-439-6 (Rezension).
↑«Daedi comes … unde is fuerit, de tribu, quae Buzici dicitur, et de patre Thiedrico originem duxisse accipies. Hic Rigdago marchioni, agnato suimet, ab infancia serviebat» (siehe dazu Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Thietmari Chronicon, Liber VI. In: Monumenta Germaniae Historica (MGH) SS 3, 1839, S. 820, Ab. 33 und 34 ).
↑Zu den bei Kap Colonna gefallenen Burchardo et Dedi siehe Georg Heinrich Pertz (Hrsg.): Thietmari Chronicon, Liber III. In: MGH SS 3, 1839, S. 765, Ab. 12. Der Hassegaugraf Dedi (pago Hassagoi et in confinio Mersapurac in comitatu cuiusdam comitis qui Téti) wird genannt in einer Urkunde Kaiser Ottos I. vom 26. September 949 in: MGH DD O I, Nr. 114, S. 197.
↑«Nudzici ubi inest Vitin civitas» (siehe dazu MGH DD O I, Nr. 231, S. 316–317 ).
↑„Thiemoni comiti Witin“ (siehe dazu Georg Heinrich Pertz: Annales Magdeburgenses. In: MGH SS 16, 1859, S. 181).
↑Ernst Ehrenfeuchter (Herausg.): Genealogica Wettinensis. In: MGH SS 23, 1874, S. 226–230.
↑Kartenserie: Ritter in Sachsen, Teile 1 und 2, 1990, Glauchau, Herausgeber: Schlossmuseum Hinterglauchau
↑Rudolf Förster: Damals in Dresden, Porträt einer Stadt um 1900. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, DDR, Berlin 1988, ISBN 3-326-00153-3 (Kapitel Aus grauer Vorzeit… mit Bildern von der Feier 1889 und dem Wettinobelisk, S. 145 und 146).
↑Rudolf Förster: Damals in Dresden. Porträt einer Stadt um 1900, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, DDR, Berlin 1988, ISBN 3-326-00153-3 (Kapitel Aus grauer Vorzeit…, S. 144, 146, 148).