Besonders die Kulturkampfpolitik der Regierung seit 1871 bekämpfte er im Herrenhaus energisch und war in der Generalsynode 1879 einer der Führer der strengkonfessionellen Lutheraner. Nach der Reorganisation der konservativen Partei 1876 stellte er sich an die Spitze des äußersten rechten Flügels der Deutschkonservativen im Reichstag, dem er seit 1877 als Abgeordneter der Christlich-Konservativen Partei Minden-Ravensbergs für den Wahlkreis Herford-Halle angehörte.[4] Er unterschied sich von den Positionen des Zentrums, die er zum Teil unterstützte, stets durch seinen nie verleugneten preußischen Patriotismus.
Kleist-Retzow engagierte sich zeitlebens in der evangelischen Kirche Preußens. Von Beginn an gehörte er der Provinzialsynode der Kirchenprovinz Pommern und der Generalsynode an, zu deren Präses er 1891 gewählt wurde.[5] In Abstimmung mit Wilhelm Joachim von Hammerstein brachte er 1886 einen Antrag auf größere Selbständigkeit der evangelischen Kirche in das Herrenhaus ein, der aber scheiterte.[6]
Familie
Er war mit Gräfin Charlotte zu Stolberg-Wernigerode (1821–1885) verheiratet, sie war die Tochter des Ministers Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode. Das Paar hatte drei Söhne und eine Tochter:
Friedrich Wilhelm Hans Anton (* 26. November 1852)
Friedrich Wilhelm Martin (* 27. November 1856; † 27. Januar 1880)
Charlotte Elisabeth (* 15. September 1863; † 20. Januar 1925).
Werke
Der Adel und die Kirche. Berlin 1866.
Literatur
Martin Gensichen: Hans von Kleist-Retzow, Lebensbild, Vortrag bei der Kösliner Pastoral-Konferenz 1892. Vaterl. Verlags-Anstalt, Berlin 1892.
Simon Hyde: Hans Hugo von Kleist-Retzow and the administration of the Rhine province during the "Reaction" in Prussia. 1851–1858.Dissertation. Oxford University Press, 1994.
W. Nitschke: Hans Hugo v. Kleist-Retzow. In: Hans-Christof Kraus (Hrsg.): Konservative Politiker in Deutschland. Eine Auswahl biographischer Porträts aus zwei Jahrhunderten. Duncker & Humblot, Berlin 1995, ISBN 3-428-08193-5.
↑Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 136; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S. 86; vergleiche Kurzbiographie in Georg Hirth (Hrsg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 14. Ausgabe vom November 1881. Verlag Georg Hirth, Leipzig/München 1881, S. 167f.
↑Herman von Petersdorff: Kleist-Retzow, ein Lebensbild. Cotta, Stuttgart u. a. 1907, S. 243.
↑Gerhard Besier: Die Kleist-Hammersteinschen Anträge auf größere Selbständigkeit der evangelischen Kirche (1886/1887). In: Joachim Rogge, Gerhard Ruhbach (Hrsg.): Die Geschichte der Evangelischen Kirche der Union. Ein Handbuch, Bd. 2: Die Verselbständigung der Kirche unter dem königlichen Summepiskopat (1850–1918). Leipzig 1994, S. 284–296.