Die Familie tritt zuerst im Jahr 1554 auf und beginnt seine Stammreihe mit dem herzoglich braunschweigisch-lüneburgischen MajorJoachim Haniel, der am 7. Oktober 1638 in Lüneburg heiratet.[2]
Der Firmengründer und Kaufmannssohn Jacob Wilhelm Haniel stammte aus Elberfeld und zog in jungen Mannesjahren nach Ruhrort (heute Duisburg). Die Haniels waren zunächst Weinhändler und Spediteure. Jacob W. (oder sein Bruder Peter Friedrich) Haniel betrieben ab 1771 den ersten Kohlenhandel unter dem Namen Haniel. Auch ein erstes Handelshaus wurde 1772 vom Vater seiner Frau Aletta, dem damaligen Ruhrorter Bürgermeister Jan Willem Noot übernommen (das Ruhrorter Packhaus, das heutige Haniel Museum). Die Familie erwarb dann ab 1805 Anteile an der Eisenindustrie. Sohn Franz Haniel war 1834 der erste Unternehmer, der im Ruhrbergbau wagte, die Mergelschicht zu durchbrechen und so den Tiefbergbau vorantrieb. Er war es auch, der den Steinkohlebergbau auf die linksrheinische Seite brachte. Die Haniels blieben lange Zeit mit der Schwerindustrie, darunter Gutehoffnungshütte und MAN AG, verbunden. Heute liegen die Schwerpunkte in Beteiligungen oder Besitz von Firmen der Textilindustrie und Handel.
Das Oberhaupt der Familie, die etwa 680 Gesellschafter zählt, ist Franz Markus Haniel.[3] Seit 2003 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats der Franz Haniel & Cie. GmbH, von 2007 bis 2016 war er mit Unterbrechungen auch Aufsichtsratsvorsitzender der Metro AG.[4][5]
Insgesamt besitzt die Erbengemeinschaft Anteile an 800 bis 900 Unternehmen. Der Gesamtumsatz wurde 2014 mit 3944 Millionen Euro angegeben, das Ergebnis (nach Steuern) mit 686 Mio. und die Mitarbeiterzahl mit 11.544.[6]
Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt 2015 (Kopfzahl) 12.930
Das Vermögen der Dynastie beläuft sich geschätzt auf 6,5 Milliarden Euro (Stand 2015).[1]
Geschäftsprinzipien
Bei der Führung ihres Mischkonzerns hält sich die Familie Haniel an gewisse ungeschriebene Regeln als Prinzipien:
Nur Familienmitglieder können Gesellschafter des Familienkonzerns werden (die Familienzugehörigkeit kann dabei sowohl von Geburt an, als auch durch Adoption oder Heirat begründet sein). Verkauf oder Vererbung von Unternehmensanteilen geschieht nur innerhalb des Kreises der zurzeit knapp 680 Eigner.
Bei Anteilsverkäufen ist der Erbstamm vorzugsberechtigt, entfernteren Verwandten wird erst danach ein Angebot gemacht. Bei der Preisfindung sollen sich die Familienmitglieder an den Gewinnerwartungen orientieren.
Familienmitglieder sollen in den Unternehmen der Gruppe keine andere Rolle als die des Gesellschafters einnehmen. Das Management des Konzerns besteht seit 1917 ausschließlich aus Nicht-Familienangehörigen.
Aus den Unternehmen des Haniel-Konzerns dürfen sich die Gesellschafter maximal 25 % des Gewinns ausschütten lassen. Der restliche Profit hat im Unternehmen zu verbleiben.[7]
Gesellschafterversammlung
Die Treffen der Familien finden alljährlich im Frühling statt. Dazu gehört die Gesellschafterversammlung. Die Gesellschafterversammlung, an der meist nicht mehr als 250 Eigner teilnehmen, wählt die Gremien und legt die Höhe der Ausschüttungen fest. Es gibt einen Beirat aus 30 Gesellschaftern, der regelmäßigen Informationsaustausch zu den Eignern unterhält. Dieser Kreis bildet das eigentliche Machtzentrum des Konzerns. Darin vertreten sind neun Repräsentanten größerer Anteilspakete. Acht von ihnen sind gleichzeitig die Kapitalvertreter im mitbestimmten Aufsichtsrat, einer ist Ersatzmitglied.
Alle zwei Jahre veranstaltet die Holding ein Jugendtreffen, bei dem die Junggesellschafter einen der Geschäftsbereiche des Unternehmens kennenlernen (die Altersgrenze liegt bei 40 Jahren).[7][8]
1988 wurde die Haniel-Stiftung ins Leben gerufen. Das Stiftungsvermögen betrug zu Anfang rd. 10 Millionen DM, heute beläuft es sich auf 250 Millionen Euro. Die Aufgabe der Stiftung ist es talentierten Nachwuchskräften Stipendien zu gewähren, aber auch Hochschulkooperationen, Bildungschancen und Veranstaltungen anzubieten.
Nobilitierungen
Eduard Haniel auf Haimhausen wurde am 7. April 1893 als „Haniel von Haimhausen“ in den erblichen bayerischen Adelsstand erhoben.
John Haniel auf Landonvillers (Kreis Metz), preußischer Landrat a. D., wurde am 7. Juli 1899 in den preußischen Adelsstand erhoben.
Eugen Haniel wurde am 6. Januar 1904 als preußischer Major in den preußischen Adelsstand erhoben. Am 20. Januar 1912 erhielt er in Bayern eine Namen- und Wappenvereinigung mit den Freiherren von Niethammer als „von Haniel-Niethammer“.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Blau auf grünem Boden einen rot-bewehrten silbernen Hahn. Auf dem Helm mit blau-silbernen Helmdecken der Hahn zwischen einem blauen Flug.[9]
Das Wappen von 1893 zeigt innerhalb eines silbernen Bordes in Rot auf grünem Hügel einen schreitenden schwarzen Hahn mit goldenen Kamm, Lappen und Sporen. Auf dem Helm mit rechts rot-silbernen, links schwarz-goldenen Decken ein offener schwarzer Flug.
Das Wappen von 1899 zeigt innerhalb eines roten Bordes in Silber auf grünem Dreiberg einen schreitenden rot bewehrten schwarzen Hahn. Auf dem Helm mit rechts schwarz-silbernen, links rot-silbernen Decken ein offener schwarzer Flug.
Sophie Haniel (1798–1884), verheiratet mit dem Hütteninspektor und späteren JHH-Generaldirektor Wilhelm Lueg
Johanna Sophia Haniel (1773–1843), verheiratet mit dem Hüttendirektor Gottlob Jacobi
Gerhard Haniel (1774–1834), verheiratet mit Henriette Magdalen, geborene Huyssen (1783–1858), Schwester des Montanunternehmers Heinrich Arnold Huyssen und Schwägerin von Franz Haniel
Johannes Franciscus (Franz) Haniel (1779–1868), verheiratet mit Friederike Christine, geborene Huyssen (1785–1867), einer Schwester von Heinrich Arnold Huyssen und Schwägerin von Gerhard Haniel
Eduard Haniel (1807–1826)
Hugo Haniel (1810–1893), verheiratet mit Bertha, geborene Haniel (1813–1889) (siehe 1.3.2.)
Adeline Haniel (1838–1915), verheiratet mit dem Bankier Theodor Böninger (1832–1908)
Theodor Böninger (1863–1931)
Hans Böninger (1897–1958)
Franz Haniel junior (1842–1916), verheiratet mit Johanna, geborene Jacobi (1860–1953)
Leonie Haniel (1848–1911), verheiratet mit dem Aachener Tuchfabrikanten Emil Lochner (1832–1900)
John Eugen Louis von Haniel (1849–1912), Dr. phil., Landrat von Moers, Ehrenbürger der Stadt Moers, Geheimer Regierungsrat; preußischer Adelsstand 1899, verheiratet I. mit Fanny, geborene Stinnes (1857–1883), Tochter des Reeders Johann Gustav Stinnes und II. mit Helene, geborene zur Helle (1857–1927), Tochter des Laurensberger Rittergutbesitzers Adolf zur Helle und seiner Frau Clothilde, Tochter des Aachener Tuchfabrikanten Johann Friedrich Lochner
Julius Haniel (1815–1880), verheiratet mit (Henriette Luise) Caroline Böcking (1840–1894), Tochter des Stahlindustriellen Heinrich Rudolf Böcking, Enkelin von Heinrich Böcking
Richard Haniel (1865–1937), verheiratet mit Irmgard Ulrike (Ulla) Hertha, geborene von Levetzow, adoptierte von Rauch (1886–1955)
Franziska Friederike Ida Eugenie Haniel (1865–1954), verheiratet I. mit Ferdinand Albert Eckbrecht Graf von Dürckheim-Montmartin (1854–1935), II. mit Karl Otto Graf von Holnstein (1854–1934)
Elsa Haniel (1871–1955),[11][12] verheiratet I. 15. Februar 1892 mit Friedrich (Heinrich Christian Ludwig) von Michael (1857–1929), Dr. jur., Gutsbesitzer auf Ihlenfeld und Groß Plasten, Rechtsritter des Johanniterordens; verheiratet II. 24. Juni 1921 mit Franz (Georg Kurt Eduard) Graf von Waldersee (1862–1927)
Ludwig (Louis) Haniel (1817–1889), verheiratet mit Bertha, geborene de Greiff (1834–1909)
Hugo Haniel (1854–1896), von 1882 bis 1896 Mitinhaber der Firma Haniel & Lueg in Düsseldorf-Grafenberg[13], verheiratet mit Bertha Carolina Franziska, geborene Böninger (1862–1936)
Friederike Haniel (1855–1870)
Thusnelde Haniel (1860–1931), verheiratet mit dem Maler Georg Oeder
Friedrich Wilhelm Haniel (1820–1890), verheiratet mit Julie, geborene Liebrecht (1831–1902)
Theobald Haniel (1852–1889), verheiratet mit Julie, geborene Liebrecht (1865–1928)
Friedhelm Haniel (1888–1938), verheiratet mit Alice Bloem (1897–1937)
Elvire Haniel (1853–1904), verheiratet mit Heinrich Eichwede (1845–1909), Ingenieur
Kurt Eichwede (1877–1938), Dr., verheiratet mit Traute von Wegnern (* 1887)
Bruno Eichwede (1881–1936), Dr. jur., Rechtshistoriker, Besitzer des Ritterguts Milmersdorf (Kreis Templin), verheiratet mit Frieda v. Haniel (1889–1974) der Tochter von John (Eugen Louis) von Haniel
Alma Eichwede (1883-), verheiratet mit Karl Wach (1878–1952), Prof. Dipl.-Ing., Architekt und Hochschullehrer
Ella Eichwede (* 1886)
Alma Haniel (1856–1936), verheiratet mit Eduard Carp (1847–1924), Geheimer Justizrat
Lucy Cockerill (1860–1913), verheiratet mit I. Alfred Adelmann von Adelmannsfelden (1848–1887) aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht Adelmann von Adelmannsfelden, Schriftsteller; II. Richard Fleischer (1849–1937), Schriftsteller. Lucy Fleischer galt als eine der reichsten Deutschen ihrer Zeit.[15]
Lucy Irma Reichsgräfin Adelmann v. Adelsmannsfelden (1884–1946), verheiratet mit Adolf Friedrich Hermann Pagenstecher (1877–1959), Direktor der Augenheilanstalt Wiesbaden
Lucy Irma Lutterotti, geborene Pagenstecher (1928–2003), verheiratet mit I. Rainer Horstmann (1920–1970), II. Ludwig Lutterotti (1916–1980)
Heutzutage heißen viele der Familienstämme nicht mehr nur Haniel, sondern auch Böninger, Horstmann oder Libbert.[16]
Literatur
August Haniel: Zur Geschichte der Familie Haniel. Düsseldorf, 1913, 20 Seiten, mehrere Stammbäume und Beilagen.
Erich Haniel: Verwandtschaftstafeln der erweiterten Familie Haniel. Nürnberg, 1951, 22 Blätter und 18 teils mehrfach gefaltete Stammbaumtafeln im Anhang.
Max Karl Feiden, Franz Haniel & Cie. GmbH (Hrsg.): Haniel. Duisburg, 1956.
Hans Spethmann: Franz Haniel. Sein Leben und seine Werke. Duisburg, 1956.
↑Familie Haniel: XXL-Händler von der Ruhr. In: Manager Magazin, 10. Juli 2005 (online)
↑Gustav Adelbert Seyler, J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 9. Abteilung; Fünfzehnhundert Neun und Fünfzig bürgerliche Wappen, 1912, S. 21, Tafel: 26
↑Harold James: Family Capitalism - Wendels, Haniels, Falcks, and the Continental European Model