Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 25 Kilometer ostnordöstlich der Kreisstadt Stolp, in einer weiten Ebene und von allen Seiten von Ackerflächen umgeben.
Geschichte
Grapitz, ostnordöstlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben) und östlich des Flusses Lupow, auf einer Landkarte von 1794Haus an der Dorfstraße (2014)
Das ehemalige Gutsdorf Grapitz ist seiner historischen Dorfform nach ein kleines Gassendorf. Es war in älterer Zeit ein Lehen der Familie Rexin. Im Jahre 1523 wird ein Pawell rexin to graptze genannt. Durch Heirat ging Grapitz auf die Familie von Zitzewitz über, und 1772 wurde es an Hauptmann Kaspar Friedrich von Massow verkauft.
Um 1784 hatte Grapitz in Vorwerk, vier Bauern, vier Kossäten, einen Schulmeister und das Vorwerk Neu Grapitz bei insgesamt 22 Feuerstellen (Haushalten).[2] Von 1818 bis 1847 war Grapitz im Besitz der Familie Puttkamer, dann übernahm es die Familie Wallenius. Christoph Wallenius war der vor 1945 letzte Besitzer des Guts Grapitz.
Am 1. April 1927 hatte das Gut Grapitz eine Flächengröße von 796 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 293 Einwohner.[3] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Grapitz in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[4]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Grapitz eine Flächengröße von 8 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 21 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[5]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Grapitz am 9. März 1945 kampflos von Truppen der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region anschließend zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Das Gut behielten die sowjetischen Truppen bis 1950 in Besitz. Polen nahmen das restliche Dorf in Besitz und drängten die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften. Grapitz wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Grapice‘ verwaltet. Der Bürgermeister wurde inhaftiert, und die Dorfbewohner wurden enteignet und in der Folgezeit von der polnischen Administration vertrieben.
In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule in Grapitz unterrichtete ein Lehrer 50 Schulkinder. Letzter Schulhalter vor 1945 war Lehrer Max Geske.
Verkehr
Durch den Ort führt eine Nebenstraße, die Żelkowo (Wendisch Silkow, 1938–45 Schwerinshöhe) an der Woiwodschaftsstraße 213 und Damno (Dammen) mit Potęgowo (Pottangow) an der polnischen Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) verbindet. Eine parallel zum Lebatal in Nord-Süd-Richtung verlaufende Nebenstraße führt einen Kilometer am Ort vorbei.
Grapitz, Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Grapitz (meyersgaz.org).
Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 158–159 (Google Books).
P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 88–89 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 970, Ziffer 58 (Google Books).
↑Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vergleiche Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Google Books).
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 970.
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 400 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1822, S. 74, Ziffer 2656 (Google Books).
↑Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 276, Ziffer 57 (Google Books).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1865, S. 199.
↑Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 10. Kreis Stolp. Berlin 1866, S. 18–25, Ziffer 111 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 158–159, Ziffer 229 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 172–173, Ziffer 203 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 10. Kreis Stolp, S. 69, Ziffer 201 (Google Books).
↑Landkreis Stolp, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).