Gisela ElsnerGisela Irmgard Elsner (* 2. Mai 1937 in Nürnberg; † 13. Mai 1992 in München) war eine deutsche Schriftstellerin. LebenGisela Elsner stammte aus einer großbürgerlichen Familie und wuchs, zusammen mit einer Schwester (Heidi Eckhardt geb. Elsner, † 5. Mai 1981) und einem Bruder (Richard), in Nürnberg-Erlenstegen auf; ihr Vater Richard Elsner (1905–1994) war Direktor bei Siemens. Sie besuchte das Realgymnasium in Nürnberg, wo sie 1957 ihr Abitur ablegte. Bis 1959 studierte sie Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien. Danach lebte sie als freie Schriftstellerin an verschiedenen Orten: am Starnberger See, in Frankfurt am Main, 1963 bis 1964 in Rom, 1964 bis 1970 in London, danach in Paris, Hamburg, New York und schließlich in München. Am 30. August 1958 heiratete sie in Planegg bei München den Schriftsteller und Lektor Klaus Roehler; die Ehe wurde geschieden, nachdem Gisela Elsner ihren Mann verlassen hatte und ihr daraufhin gerichtlich das Sorgerecht für ihren Sohn Oskar entzogen wurde.[1] In zweiter Ehe war Elsner bis 1976 mit dem Maler, Kunstkritiker und Schriftsteller Hans Platschek verheiratet.[2] Ihre beiden Ehemänner Roehler und Platschek starben acht Jahre nach ihr am selben Tag, dem 9. Februar 2000. Gisela Elsner nahm 1958, 1962 und 1963 an Tagungen der Gruppe 47 teil, ab 1962 arbeitete sie in der Dortmunder Gruppe 61 mit und ab 1971 war sie Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Eine Mischung aus wirtschaftlichen Problemen, ausbleibendem kommerziellem Erfolg ihrer Werke und politischer Perspektivlosigkeit führten zur völligen Isolation in ihrer Schwabinger Wohnung in der Elisabethstraße 8 und am 13. Mai 1992 schließlich zu ihrem Suizid durch Sprung aus einem Fenster im 4. Stock der Privatklinik Josephinum in München. Dort war sie am Vortag nach einem Zusammenbruch auf offener Straße eingeliefert worden. Literarisches WerkGisela Elsner wurde gleich mit ihrem ersten Roman Die Riesenzwerge (1964), für den sie den renommierten „Prix Formentor“ erhielt[3], schlagartig bekannt. Ihr satirischer Blick auf die scheinheilige Welt der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft sorgte seinerzeit für viel Aufsehen. In Österreich war das Buch zeitweilig als jugendgefährdend eingestuft. Insgesamt veröffentlichte Elsner zu Lebzeiten neun Romane, zwei Bände mit Erzählungen, einen Band mit Essays, drei Hörspiele und das Opernlibretto Friedenssaison. Die Rezeption ihres Werkes wurde vom Erfolg ihres Debüts überschattet, das gemeinhin als ihr wichtigstes Buch angesehen wird. 1991 warf Elsner dem Rowohlt Verlag öffentlich die „Verramschung“ ihres Werkes vor. Sie selbst sah sich innerhalb der bundesrepublikanischen Literatur „literarisch ghettoisiert“. Zugleich lehnte sie das Label „Frauenliteratur“ als diskriminierend ab.[4] Mittlerweile bemüht sich die Hamburger Germanistin Christine Künzel um eine Wiederentdeckung der Autorin und Satirikerin Gisela Elsner, indem sie im Berliner Verbrecher Verlag eine Gesamtausgabe herausgibt. Im Mai 2012 wurde im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg die Internationale Gisela-Elsner-Gesellschaft gegründet.[5] Politischer StandpunktGisela Elsner litt ihr Leben lang unter dem Zwiespalt zwischen ihrer bürgerlichen Herkunft und ihrer radikalen Opposition gegen alles Bürgerliche. Dies drückte sie in einem in der Parteizeitung der DKP im Februar 1978 abgedruckten Gespräch mit dem Dramatiker Franz Xaver Kroetz so drastisch wie möglich aus:
Sie sympathisierte vehement mit dem DDR-Sozialismus, wurde Mitglied der DKP und Anfang 1989 in den Vorstand der Partei gewählt. Elsner trat aufgrund von pro-Gorbatschow-Tendenzen im Juni 1989 aus der DKP aus.[6] Im Oktober 1989 wurde sie erneut kurzfristig DKP-Mitglied und hielt auch nach dem Untergang der SED-Diktatur in der DDR an ihren kommunistischen Überzeugungen fest. Für Elsner war der Kommunismus nicht eine vorübergehende Mode, sondern eine Lebenshaltung und tiefe Grundüberzeugung. Sie war stets eine kritische und unbequeme Genossin.[7] Gisela-Elsner-LiteraturpreisDer 1. Gisela-Elsner-Literaturpreis wurde am 10. Juli 2021 an die Autorin Natascha Wodin verliehen. Der Preis wurde gestiftet vom Literaturhaus Nürnberg e. V. und ist mit 10.000 Euro dotiert.[8] 2023 wurde der Preis der Autorin Nino Haratischwili verliehen.[9] NachlassDer schriftliche Nachlass von Gisela Elsner liegt im Literaturarchiv der Monacensia im Hildebrandhaus in München.[10] VerfilmungÜber die Endphase ihres Lebens drehte Elsners Sohn Oskar Roehler im Jahr 2000 den Film Die Unberührbare mit Hannelore Elsner – die keine verwandtschaftliche Beziehung zu Gisela Elsner hat – in der Hauptrolle. In Roehlers autobiografischem Film Quellen des Lebens wird Gisela Elsner von der Schauspielerin Lavinia Wilson dargestellt. TheaterdokumentationAm 6. Dezember 2017 erfolgte die Uraufführung des Theaterstückes Gisela Elsner - Blickwinkel 2017 der Theatergruppe Kunst und Drama von und mit Friederike Pöhlmann-Grießinger und Roland Eugen Beiküfner im Literaturzentrum Nord in Nürnberg. Richard Elsner, der Bruder von Gisela Elsner, unterstützte die Theaterdokumentation als Schirmherr. Musikalisch umrahmt wurde diese Vorstellung vom Jazzmusiker James Michel aus Oxford. Es ist nach „William Becher – Leben und Werk in Lindau“ der zweite Teil der Kunst und Drama – Literaturreihe Trilogie der vergessenen Literaten. Werke
Auszeichnungen (Auswahl)
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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