Gewerkschaften in AlbanienGewerkschaften in Albanien gelten heutzutage als wenig einflussreich auf die Politik und Wirtschaft des Landes, als nicht unabhängig und mit der Politik verbunden.[1]:2[2][3][4] GeschichteVor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Albanien keine Gewerkschaften.[5] In der Sozialistischen Volksrepublik Albanien hatten die Gewerkschaften zwar eine große Bedeutung, aber es handelte sich nicht um eine historisch gewachsene Gewerkschaftsbewegung, sondern um eine Massenorganisation des Regimes. Sie dienten nicht der Interessensvertretung der Arbeitnehmer gegenüber den Betrieben oder dem Staat, vielmehr der Organisation der Arbeitskärfte durch den Staat. 1982 waren 610.000 Personen Mitglied einer Gewerkschaft, praktisch alle Arbeiter und Angestellte. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1991 wandelte sich der staatliche Gewerkschaftsbund Bashkimi Sindikal i Shqipërisë (BSSH) in die Konfederata e sindikatave të Shqipërisë (KSSH). Schon drei Monate zuvor war der Gewerkschaftsbund Bashkimi i Sindikatave të Pavarura të Shqipërisë (BSPSH) entstanden, der in deutlich größerer Distanz zur regierenden Partei der Arbeit Albaniens stand.[1]:3[5] Bis heute sei die KSSH mit der Partia Socialiste, der Nachfolgerin der Partei der Arbeit, verbunden, während die BSPSH der Partia Demokratike nahestehe.[3] Die BSPSH trug mit dem von ihr getragenen Generalstreik im Mai 1991 zum Sturz der Regierung bei, die sich nach den ersten demokratischen Wahlen im März gebildet hatte, wodurch die Partei der Arbeit endgültig die Macht verlor.[5] 2015 erklärte Ministerpräsident Edi Rama vor italienischen Unternehmern, dass Albanien besser sei als Italien, weil es in seinem Land keine Gewerkschaften gäbe.[6] Mitarbeiter von Callcentern, im Bergbau in Bulqiza und Fluglotsen haben nebst Angestellten des öffentlichen Diensts in den späten 2010er und frühen 2020er Jahren gewerkschaftlich organisiert Forderungen vertreten. Es entstanden in diesen Branchen auch neue Gewerkschaften, die sich als unabhängig verstehen und sich aktiv für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne einsetzen. Bei landesweiten Studentenprotesten im Dezember 2019 wurden auch Forderungen der Minenarbeiter vertreten. Immer wieder wurden Angestellte wegen gewerkschaftlichen Aktivitäten entlassen.[1]:2 f[2][3][4] Der Abschluss eines Tarifvertrags beim großen Call Center „Teleperformance“ im Dezember 2021 mit Unterstützung der Gewerkschaft der Angestellten der albanischen Post- und Telekom (SPPTSH) ist als Meilenstein und großer Erfolg zu werten. Im Oktober 2021 konnten Arbeitnehmer eines Produktionsbetriebs nach einem zweiwöchigen Streik mit gewerkschaftlicher Unterstützung eine Lohnerhöhung durchsetzen.[7]:2 f OrganisationRund zwei Drittel der Angestellten im öffentlichen Dienst sind Gewerkschaftsmitglieder. Im privaten Sektor sind nur rund 20 % der Angestellten Mitglied einer Gewerkschaft. In der Landwirtschaft gehören lediglich 2 % einer Gewerkschaft an. Insgesamt ist rund ein Fünftel der Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft organisiert.[1]:3 Die 83, seit der politischen Wende gegründeten aktiven Gewerkschaften gehören zu rund 90 % einem der beiden folgenden Gewerkschaftsbünde an:[1]:3f
Mitgliedsgewerkschaften, internationale KontakteMitgliedsgewerkschaften der KSSH sind u. a.:[1]:4
Mitgliedsgewerkschaft des BSPSH ist u. a.:
Keinem der beiden Bünde gehören u. a. an:
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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