GebetbuchDer Ausdruck Gebetbuch oder Gebetsbuch[1] bezeichnet eine im 19. Jahrhundert auch unter den Andachtsbüchern gefasste Gruppe von Publikationen. Sie wurden einerseits zur privaten Erbauung verfasst und enthielten vorformulierte Texte zur intimen Hinwendung an Gott. In Hinblick insbesondere auf die weibliche Leserschaft vor dem 19. Jahrhundert wurde auf ihre Gestaltung besonderer Wert gelegt. Sie entwickelten eine besondere Außenwirkung: Gebetbücher wurden aufwändiger als andere Bücher gebunden, in die Kirchen mitgenommen, in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Schmuck-Schlösser signalisierten gleichzeitig die Intimität der hier gepflegten Zwiesprache mit Gott. Bis heute sind katholische Gesangbücher zugleich Gebetbücher. So trägt auch das Gotteslob von 2013 den Untertitel Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Auch das Evangelische Gesangbuch enthält einen Gebetsteil. Zeitgenössische Beschreibung![]() Amaranthes’ Frauenzimmer-Lexicon von 1715 gibt einen Blick auf das Buch in seiner Gestaltung und Außenwirkung wie auf die Texte selbst – die Titel, hier aus dem protestantischen Bereich, sind zum Teil von Frauen für Frauen verfasst, Texte besonderer Spiritualität und besonderen Anspruchs darauf, in schweren individuellen Lebenssituationen beizustehen.
19. JahrhundertDie große Zeit der Gebetbücher, in der sie in hohen Auflagen gedruckt wurden, war das 19. Jahrhundert. Nach wie vor hatten sie oft erhabene und auf andere Weise besonders gestaltete Gebetbucheinbände und waren mit einem Goldschnitt versehen. Da sie meist mit den nun zur Verfügung stehenden industriellen Fertigungsmethoden hergestellt wurden, waren sie auch bei einer aufwändigen Aufmachung für große Beterkreise erschwinglich. Neben den kostbar gebundenen Gebetbüchern gab es immer auch Exemplare für die weniger wohlhabende Bevölkerung. Werke populärer Autoren wie etwa im katholischen Bereich Martin von Cochem erlebten zahlreiche Auflagen und wurden mit einfacheren Einbänden versehen. Oftmals stellten sie das einzige Buch im Haushalt dar und an vielen erhaltenen Exemplaren ist durch starke Abnutzungsspuren erkennbar, dass sie sehr viel gelesen wurden. Bekannte evangelische Gebetbuchverlage in Deutschland waren (und sind zum Teil noch) unter anderem das Rauhe Haus in Hamburg, der Evangelische Bücher-Verein in Berlin, Carl Bertelsmann in Gütersloh, J. F. Steinkopf und der Calwer Verlag, beide in Stuttgart.[3] Bekannte katholische Gebetbuchverlage waren unter anderem Butzon & Bercker in Kevelaer, Verlag Herder in Freiburg, Laumann in Dülmen, Pustet in Regensburg und Regensberg in Münster. Gebetbücher waren stets ein beliebtes Geschenk zur Erstkommunion oder zur Konfirmation. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Zuge eines allgemeinen Bedeutungsverlustes der religiösen Praxis ging auch die Bedeutung der Gebetbücher stark zurück. Gebetbuch im JudentumDas jüdische Gebetbuch heißt Seder Tefilah (hebräisch: „Ordnung [des] Gebets“) oder Siddur (hebräisch: „Ordnung“).[4] Siehe dazu auch Gottesdienst im Judentum. Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Gebetbücher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gebetbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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